Viktor Eduard Prieb - Literatur
Poesie

Die Sanduhr
(im jambischen Tetrameter)
Herbst 2011, Berlin

Kaminbrett ist hier.
Drauf steht die alte Sanduhr -
Sandmelancholie.
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Камина доска.
Там песочные часы -
Песок и тоска.
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The fire board is here.
Thereon is one old hourglass -
Sand melancholy.
____ (meine dreisprachigesn Haiku-Verse)

Die Sanduhr fließt und rennt, und flitzt -
In jedem Sandkorn'st Augenblick
Des Lebens seltner goldner Blitz,
Sonst herben Alltags grauer Blick ...

Als ein verfluchter dünner Strahl
Verrinnt in Sand mein Leben jetzt,
Darin sind Träume von dem Gral,
Vom Glück, gesuchten bis zuletzt!

Ich suchte's sehnlich, trieb nach vorn
Mein Leben, ahnend schon sein End,
Und glaubte an gefüllten Horn
Von Gottes Boten permanent!

Ich glaubte an den Amors Pfeil,
An Gott Dionysos mit Wein,
An Pegasus mit seinem Heil
Für meine allen Dichterein!

Dass ich verführ' auf Liebesjagt
Mit meiner Leier wie OrphEUs
Die dunkle Welt, die liebe Magd,
Die Morpheus mir vorgetäuscht!

Ich stieg in Himmel hoch hinein,
Durchbohrt durch Pfeile von AmOr,
Hing über Schlucht an seidnem Seil,
Mal abgeschossn im Flug empor ...

Ich soff den Wein in vollem Maß
Und war betrunken unterwegs.
Faul während ich mit Musen saß,
War Pegasus schon lange weg ...

Ich quälte Leiersaiten stets,
Rieß häufig mir Stimmbänder an,
Gehorsam und sanftmütig letzt,
Fiel ich erneut in dumpfe Trance ...

Nun sitze ich vor gelber Schnur
Und sehe ziemlich selten Glanz
Darin, in dieser zittrig' Spur,
Die mich zum letzten bittet Tanz ...

Im Leben jeden Spritzmoment,
Moment der Liebe, meines Glücks,
Gab ich in Sanduhr permanent
Als goldner Blitz im Sand zurück!
* * *



Aus meinem poetischen Sammelband
"Was gereimt werden muss".


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