Viktor Eduard Prieb - Literatur -
Poesie
poetische Übersetzungen

Onegin Buchdeckel

Aktualisiert am 06.03.2021.

"Eugen Onegin"
meine wissenschaftlich-poetische Übersetzung des Romans in Versen von A.S. Puschkin nebst dem Original
.

Die Übersetzung erschien im Januar 2018 als Buch (255 Seiten) veröffentlicht worden (ISBN: 978-620-2-44389-0)
und kann bei Amazon sowie bei diversen anderen Buchhändlern erworben werden

"Eugen Onegin"
meine Übersetzung nebst dem Original und der Übersetzung von Th. Commichau aus dem Jahre 1916


Über die Qualität und Authentizität beider Übersetzungen können Sie selbst urteilen nach der Lektüre meiner Lehre des wissenschaftlich-poetischen Übersetzens:
"Das poetische Übersetzen als handwerkliche Kunst" (auch als Buch erhältlich)

Alle meinen Manuskripte
(pdf-Digitalskripte)





Vorwort des Übersetzers
(aus meiner Lehre „Das poetische Übersetzen als handwerkliche Kunst“)

Ich begann das Übersetzen von „Faust“ ins Russische 2012. Dann, im Jahre 2013, folgte das Übersetzen von „Eugen Onegin“ ins Deutsche. Durch das sehr lehrreiche Wechselwirken der beiden Prozesse und meine darauffolgende Vertiefung in die literaturwissenschaftlichen, theoretischen Geheimnisse der Poesie ausgebildet, bearbeitete ich schließlich zuerst „Eugen Onegin“ und schließlich „Faust“ zu ihrer heutigen, endgültigen Verfassung.

Abgesehen von dieser Reihenfolge beginne ich meine Analyse mit „Eugen Onegin“, weil der Versroman im Sinne vom Reimschema und von Strophenform und -formel viel einfacher gestrickt und deswegen viel leichter und kürzer als die Tragödie „Faust“ zu analysieren ist.

Vers- und Strophenanalyse
Der Versroman besteht aus mehr als 400 nach Reimschema gleich strukturierten Strophen, die als Teile eines von insgesamt acht Kapiteln durch römische Zahlen nummeriert sind. Die genaue Zahl der Strophen ist schwer zu beziffern, weil es in jedem Kapitel einige durchnummerierte, aber nicht geschriebene oder zensuriert durchgestrichene, oder auch nur zum Teil geschriebene Strophen gibt. Jede Strophe besteht aus vierzehn in vierhebigem Jambus (jambischer Viertakter) geschriebenen Verszeilen, wie es eigentlich für Sonett üblich ist, hat aber ein ganz anderes eigenes Reimschema:

14ja4[AbAb CCdd EffE gg]

Also, jede Strophe beherbergt drei unterschiedliche Reimschemata: Die ersten vier Verse sind im Kreuzreim geschrieben, begonnen in weiblicher Kadenz (im Reimschema durch die großen Buchstaben gezeichnet); die nächsten vier Verse – im Paarreim, begonnen in weiblicher Kadenz; die nächsten vier – im umarmenden Reim mit Marginalzeilen in weiblicher Kadenz und die zwei letzten Verszeilen – im Paarreim in männlicher Kadenz.

„Onegin-Strophe“
Diese spezifische Strophenform erhielt sogar ihren eigenen Namen „Onegin-Strophe“. Die Strophen sind untereinander reimmäßig nicht verbunden, wenn auch der letzte Satz einer Strophe manchmal über die Nummerierung der Strophen hinaus in der nächsten Strophe enden kann

Ich weiß nicht, wie diese starre „Onegin-Strophe“ bei Puschkin zustande kam. Vielleicht imponierte ihn die vierzehnzeilige Sonettform für seinen „Liebesroman“, welche seit Petrarcas Zeit als Liebeslyrik gilt. Ein Sonett besteht ebenfalls aus 14 Verszeilen, die allerdings in vier kurze Strophen (zwei Quartette und zwei abschließende Terzette) eingeteilt sind und mehr als vier (fünf bis sechs) Hebungen aufweisen. Puschkins Strophenform ähnelt, abgesehen von fünfhebigen jambischen Verszeilen meist mit männlicher Kadenz, vielmehr dem englischen Sonett aus drei Quartetten und einem Couplet (Distichon).

All diese uniformierten Strophen standen vor dem Dichter wie über 400 (es waren von Puschkin ursprünglich zehn Kapitel geplant) Behälter da, die er quantitativ und qualitativ präzise füllen musste. Ein für mich erschreckendes Bild! Nicht einmal Puschkins spielerisches Genie gewährt die erforderliche Präzision. Es ist noch das kleinste Übel, dass manche der Behälter hier und da überfüllt werden und überlaufen oder nur zum Teil gefüllt blieben.

Das meiste Problem bei Puschkin bestand darin, dass es ihm die Substanz fehlte und die Behälter oft nur mit viel Mühe – mit den überdrehten komplexen, aber wenig sagenden und schwer verständlichen Sätzen oder einfach mit seinem Quatsch über dies und jenes, und schließlich über nichts gefüllt wurden, wie ich es im Laufe der weiteren Analyse immer wieder zeigen werde.

Andere Strophenformen im Roman
Nur in drei Fällen ändert Puschkin die Form seiner Strophen- „Gefäße“:
Die im jambischen Viertakter mit Strophenformel 17 ja4 [AbAb CdCdC eFFe GhGh] geschriebene Widmung;
Das in vierhebigem Trochäus ohne Reim (wie ein Volksreigengesang) geschriebene Lied der Mädchen in drittem Kapitel.
Die wie auch die Grundstrophen in vierhebigem Jambus geschriebenen und aus mehreren Strophen bestehenden Tatjanas und Onegins Briefe, die folgende Strophenformel und Reimschemata aufweisen:

Tatjanas Brief:
1. Strophe 17 ja4[AbAbA cc DeeD ff GhhG iJiJ]
2. Strophe 9 ja4[aBaBB cDDc]
3. Strophe 17 ja4[AbAb CdCd EffE gHHgH]
4. Strophe 28 ja4[aBBa CC dEEd FF gHgH iJiJ kLLk MnnM]
5. Strophe 4 ja4[aBaB]

Onegins Brief
1. Strophe 8 ja4[aBBa CdCd]
2. Strophe 14 ja4[aa bCCb DeDe FggF]
3. Strophe 8 ja4[aBaB cDcD]
4. Strophe 10 ja4[aBaB cc DeDe]
5. Strophe 16 ja4[AbAb CdCd EfEf GhhG]
6. Strophe 4 ja4[aBBa]

Das wäre schon die vollständige Strukturanalyse des Romans. Bei dieser einfachen und namhaften Strophenform scheint es offensichtlich zu sein, dass es keinem deutschen oder auch anderssprachigen Übersetzer in den Sinn käme, über irgendwelche Strategien, Taktiken, Brechungskoeffizienten, Komplexitäten und ähnlichen pseudo-literaturwissenschaftlichen Quatsch zu spekulieren, zu diskutieren und ihre Form zu ändern.

Diese simple und gleichzeitig strenge Strukturvorgabe von Puschkin sollte eigentlich die Richtlinie sein, welcher jeder Übersetzer zu folgen hat, denn es gibt – in welcher Sprache auch immer – keinen „Eugen Onegin“ ohne „Onegin-Strophe“.

Puschkins Dichtungsspezifik
Merkwürdigerweise halten sich daran und tun dies nur wenige von Dutzend bekannter deutscher poetischer Übersetzer. Diejenigen, die das tun (Theodor Commichau, Rolf-Dietrich Keil, Ulrich Busch, Sepp Österreicher), geben tüchtig die „Onegin-Strophe“ mit ihrem Metrum, Reim und Kadenz in der deutschen Sprache wieder. Dadurch sind diese poetischen Übersetzungen, technisch (handwerklich) gesehen, einander ähnlich, sodass sie – im Unterschied zu russischen Übersetzungen von „Faust“ – schwer bzw. nur durch die Nähe ihres Wortlauts zum Original und die Wiedergabe von anderen für Puschkin charakteristischen und für „Onegin“ spezifischen Details zu vergleichen bzw. zu kritisieren sind.

Dichterische Freiheiten und Unsauberkeiten
Puschkins fast perfekter Jambus und seine fast saubere, spielerische Reime lesen sich so leicht, dass der Leser auf dieser Oberfläche mühelos, leicht eben, hinunterrutscht. Den Ausdruck „fast perfekter Jambus“ verwende ich dadurch begründet, dass sowohl Puschkin als auch Goethe und wahrscheinlich auch die meisten Dichter den puren Jambus häufig erst ab der zweiten Hebung (vierte Silbe) beginnen, indem sie eine jambische Verszeile mit Worten wie oder (или), also mit der ersten betonten Silbe anfangen und es dem Leser überlassen die Betonung „jambisch“ zu setzen.

Ab und zu trifft man bei Puschkin mit Verwunderung einen oder anderen unreinen Reim (Assonanz genannt) wie im obigen Beispiel (KAPITEL 3, Strophe XIV) любви/дни (Liebe/ Tage).

Puschkin führt – sehr oft sogar – etwas komische, angeblich russische Worte ein, die falsch verwendet werden und nur mit Mühe, irgendwie assoziativ zu verstehen sind wie „осклабя взор“ (Blick fletschend – KAPITEL 3, VIII). Es gibt zwar in der russischen gemeinen Sprache das Verb „осклабиться“ (grinsen), das sich aber wie auch „grinsen“ in der deutschen Sprache auf einen Zähnenausdruck (fletschen) und nicht auf einen Augenausdruck (Blick – взор) bezieht.

Der adelige Puschkin glänzt gerne und mit Stolz mit Wörtchen aus der angeblich russischen Sprache des gemeinen Volkes, liegt aber häufig daneben und übertreibt es manchmal, indem er Worte so verdreht, dass sie als solcher Sprache angehörig gelten mögen, es aber nicht tun, wie es zum Beispiel in der ganzen Strophe XLI (KAPITEL 6) zu sehen ist: „провождая“ (проводя – verbringend), „остановляет“ (останавливает – anhält, zum Stehen bringt), „отвернув“ (отворотив, откинув – den Schleier weggedreht, weggeschoben). Man findet auch andere sprachliche Unsauberkeiten und Unstimmigkeiten wie in derselben Strophe „Глазами беглыми“ („flüchtige Augen“ statt „flüchtiger Blick“) oder „пестрый лапоть“ (bunter Bastschuh, wo ein Bastschuh aus der eintönigen Rinde – Bast – eines Baums geflochten wird).

Jeder Mensch – und ein Dichter sowieso – darf im Rahmen der Grammatik einer Sprache neue Worte erfinden und einführen. Es ist völlig legitim, soweit die eingeführten Worte sprachlich verständlich sind. Nun habe ich, wie alle anderen Übersetzer und Leser auch, – weiß Gott! – keine Ahnung, was das Wort „замет“ am Ende der Widmung bedeutet. Bezieht es sich auf das Wort „заметка“ (Notiz) oder „заметать“ (verwehen, verwischen – Spuren z.B.). Deswegen kommt bei mir sinngemäß „Geleit“ und bei Th. Commichau reimgemäß „Leid“ als Übersetzung zustande.

Dabei kann ich die Kritik der zeitgenössischen Zeitschriften an Puschkins Neueinführungen nicht nachvollziehen, über die Puschkin in seinen Anmerkungen zum KAPITEL 5 schreibt:
31 In Zeitschriften wurden die Worte: Klatsch (хлоп), Stampf (топ) als eine misslungene Neueinführung verurteilt. Diese Worte sind ureigen russisch. "Bowa kam aus dem Zelt hinaus, sich abzukühlen, und hörte in offenem Feld den Menschenklatsch und Pferdestampf „.

In dem Sinne fühlt sich Puschkin gekränkt und rechtfertigt sich mit Referenzen auf „Bowa“ absolut unnötig, da die kritisierten Neueinführungen voll verständlich sind, obwohl es im Russischen so etwas wie Gerundium im Englischen oder substantiviertes Verb im Deutschen, was diese Worte nämlich darstellen, gar nicht gibt. Weniger legitim ist es, die existierenden und geläufigen Worte zu verdrehen und mit einem neuen Inhalt zu versehen, was irritiert und Verständnis des Textes erschwert.

Puschkin selbst belächelt mit seinem Humor seine nicht besonders ernsthaften und verantwortungsvollen Verhältnisse mit den Reimen:
„шалунью рифму“ (schalkhaften Reim – KAPITEL 6, Strophe XLIII), und mit den Strophen: „в строфAх небрежных“ (in legeren Strophen – KAPITEL 8, Strophe XLIX).

Es ist offensichtlich, dass er seine Strophen nach ihrer Fertigstellung nicht bearbeitete, wenn auch während des Schreibens in seinen Manuskripten viel durchstrich. An der Stelle empfiehlt sich die nächste Regel des poetischen Übersetzens:

– persönliche Gefühle und Aussagen des Original-Autors besonders sorgfältig und sinngemäß präzise weitergeben

So bewahrt der Übersetzer einerseits die nötige Authentizität und vermeidet andererseits, dass alle vom Original-Autor zugelassenen Unsauberkeiten auf seine eigene Kappe gehen.

Dichterische Leichtigkeit und komplexer Satzbau
Doch nicht einmal solche Unsauberkeiten und Wortverdrehungen bei Puschkin (sieh auch Anhang 1) bringen den Leser dazu, einen Bedarf zu empfinden, kurz stehen zu bleiben und die Handlung mit allen humoristischen, satirisch-sarkastischen, anspielenden Untertönen und Hintergründen etwas tiefer zu begreifen.

"Eugen Onegin" ist ein schwieriges Werk. Die dichterische Leichtigkeit, die Vertrautheit des dem Leser seit seiner Kindheit bekannten und betont einfachen Inhalts schaffen paradoxerweise zusätzliche Schwierigkeiten im Verständnis von Puschkins Roman in Versen. Die illusorische Vorstellung über die "Klarheit" des Werkes versteckt vor dem Bewusstsein des modernen Lesers eine riesige Menge an für ihn unverständlichen Worten, Ausdrücken, Idiomen, Anspielungen, Zitaten. Zu erwägen über das Gedicht, das du noch aus der Kindheit kennst, nachzudenken, erscheint als eine mit nichts gerechtfertigte Pedanterie.
Ja. M. Lottmann

Die Verständnisprobleme liegen nicht nur an der glatten jambischen Versform und deren Vertrautheit, sondern auch am sehr komplexen, vielfach verschachtelten Satzbau mit mehreren Partizipial- und Nebensätzen in einem einzelnen Satz, der manchmal die ganze Strophe bildet, was an der Notwendigkeit liegt, diese vorgegebenen starren Strophen – koste es, was es wolle! – zu füllen, wie ich oben vermutet habe und was nicht immer mit Puschkins sonstiger Leichtigkeit gelingt. Der Roman von Puschkin ist auch aufgrund seiner künstlerischen Spezifik nicht so einfach zu verstehen:

Allerdings ist es notwendig, den naiven Optimismus eines unerfahrenen Lesers zu überwinden, um deutlich zu machen, wie weit wir von einem sogar einfachen Text-Verständnis des Romans sind. Die spezifische Struktur des Romans in Versen von Puschkin, in welcher jede positive Aussage des Autors sofort und unmerklich zu einer ironischen gedreht werden kann und der verbale Stoff von einem Redner zu dem nächsten gleitet, macht das Verfahren der gewaltsamen Extraktion von Zitaten besonders gefährlich.

Um diese Gefahr zu vermeiden, sollte der Roman nicht als eine mechanische Summe der Aussagen des Autors zu verschiedenen Themen, eine Art Anthologie von Zitaten angesehen werden, sondern als eine organische Kunstwelt, deren Teile leben und ihren Sinn nur in der Korrelation mit dem Ganzen erhalten. Ein einfaches Auflisten von Problemen, die Puschkin in seinem Werk "aufstellt", führt uns nicht in die "Onegin"-Welt ein. Das Kunst-Konzept beinhaltet eine besondere Art der Umwandlung des Lebens in der Kunst. Es ist bekannt, dass Puschkin einen "teuflischen Unterschied" zwischen der poetischen und prosaischen Modellierung einer und derselben Wirklichkeit sah, sogar beim Aufbewahren der gleichen Themen und Problemstellungen.

ebenda

Man muss sich erst durch jede Strophe richtig durchwursteln, um den Hauptsatz auszusondern, bevor man dahinterkommt, wovon hier überhaupt die Rede ist.

Das typische Verständnisproblem beim Lesen Puschkins „Onegin-Strophen“ besteht meistens darin, das Subjekt (von mir fett markiert), das Hauptverb (unterstrichen) und das Objekt (kursiv) überhaupt zu finden.

Wie man es sieht (KAPITEL 1, Strophe XLVII), misslang es Th. Commichau gründlich, den in Puschkins Satzbau so gut verschleierten Sinn der Strophe durchzuschauen. Mir gelang es, die Teile des Hauptsatzes erst nach dem mehrmaligen Durchlesen und mühsamen Studieren dieser Strophe in der zehnten Zeile der vierzehnzeiligen Strophe – also, nach neun aus Partizipial- und Nebensätzen bestehenden Verszeilen – zu finden. Erst dann, bei rückwärts lesen, konnte ich den Sinn der Strophe entziffern. In einem normaleren Satzbau (dementsprechend mit einem nicht übereinstimmenden Reim) sollte dies sinngemäß wie folgt verstanden werden:
Wie oft zu Zeit des heißen Sommers/ Genossen wir in stillen Zügen/ Den Atem wohlwollender Nacht (der Hauptsatz)/ Gedacht an frühere Romane,/ Gedacht an Liebe frühres Los, (zwei Partizipialsätze mit Partizip II)/ Erneut sensibel und sorglos, (Adjektivsatz)/ Als nächtlich’ Himmel weißes Licht/ Strahlt über Newas Wellen frommen,/ Gewässer widerspiegeln nicht/ Das Antlitz göttlicher Diana. (die weiße Nacht beschreibende Nebensatz).

Nur tut kein normaler Leser so etwas! Ein normaler Leser genießt Puschkins glatten Reim und rutscht durch den Text weiter am Sinn des Gelesenen vorbei.

Noch schlimmer ist es damit bei Puschkin in den Fällen bestellt, in denen man nach derartigen Such- und Analysebemühungen schließlich gar kein Subjekt, nur Verbe, Partizipien und ein Haufen von Abrareimabra (gereimtes Abrakadabra) findet (KAPITEL 2, Strophe V) und somit keine sinnvollen grammatischen Zusammenhänge feststellen kann.

Dabei liegt es nicht an einem Maß- oder Reimzwang, und es wäre auch ganz leicht, wie ich es in Klammern zeige, das gleiche in einfachen und verständlichen Sätzen auszudrücken. Nur kümmert es Puschkin wenig – diese Unverständlichkeit scheint von ihm geradezu gewollt zu sein. Er gibt auch selbst gerne zu (KAPITEL 1, Strophe LX), dass er nichts in seinem Text korrigieren und bearbeiten will. Und es führt manchmal ad absurdum (KAPITEL 2, Strophe XXIV). Das ist ein völliger sprachlicher Unsinn, den ich absolut nicht verstehe und mich dadurch der Würde meiner Übersetzungsarbeit beraubt fühle.

Ich hätte aus dem Kontext hier etwas erahnen können, muss und will es aber nicht tun, denn mein Konzept der Authentizität ist es, nichts hineinzuinterpretieren, nicht aktiv einzugreifen, das Original-Werk nicht nachzubessern, den Original-Autor nicht dümmer, aber auch nicht klüger darzustellen, als er sich selbst darstellt. All dies zusammen ergibt noch eine Grundregel:

- dem Leser die Möglichkeit geben, über den Autor und sein Werk selbst zu urteilen

Ob Puschkin an der Stelle besoffen war, oder die Arroganz eines Genies zu eigener Sprache und zu seinem Leser hier bei ihm durchgeht, soll der Leser selbst es auch in der Übersetzung sehen und beurteilen. Andernfalls bricht der lebendige, bei jeder Lektüre notwendige Kontakt zwischen dem Leser und dem Original-Autor ab. Was Th. Commichau an der Stelle erahnt hatte, weiß ich nicht. Nur das, was er übersetzte, hat sowohl mit dem Original als auch mit weißen Nächten in St. Petersburg wenig zu tun. Und so hat er sich zwischen Puschkin und seinen deutschsprachigen Lesern gestellt.

Dichterische Beschaffenheit und das Gemüt des Original-Autors
Das Übersetzen eines poetischen Werks führt den Übersetzer zwangsläufig dazu, die Tiefen dieses Werks trotz aller textuellen Schwierigkeiten nicht nur sinngemäß zu ergründen, sondern auch emotional in so einem poetischen Resonanz-Modus mitzuempfinden, wie es für einen gewöhnlichen Leser kaum vorstellbar ist.

Das hängt damit zusammen, dass die Poesie nicht durch all die trockenen, von Literaturwissenschaftlern nachträglich eingeführten Begriffe und Definitionen wie Metrum, Reim, Jambus-Trochäus u. Ä. sondern im Innersten der Dichterseele als Musik geboren und durch seine momentane Stimmung, seinen Gemütszustand bestimmt wird. In dem Sinne kann die Poesie im Unterschied zur Prosa nie lügen. Sie spiegelt wider und verrät die geheimsten Ecken der Dichterseele wie auch sein fundamentales Gemüht. In diesem Modus kommt der Übersetzer dem Autor des Originals so hautnah, dass das Gefühl aufkommt, seine Laune bzw. sein geistiges Befinden zur Zeit des Schreibens genau zu spüren.

Puschkin, bei seiner ihm wohl bewussten Genie-Beschaffenheit, hatte das gemeine Reimen wie, zum Beispiel, das Reimen von Verben untereinander in seinen Dichtungen nicht nötig. Andererseits reimt er in sehr komplexen Partizipialsätzen seines Romans die beiden Partizipien sehr gern, obwohl deren Reimen wegen ihren uniformen Endungen wie auch bei Verben in ihrer Infinitivform nicht weniger gemein ist. Puschkin war aber selbstbewusst genug, um auch zwei bis vier Verbreime in jeder Strophe doch zuzulassen.

Wenn aber in manchen Strophen diese Grenze überschritten wurde, spürte ich, dass es ihm an diesem Tag – wer weiß, vielleicht wegen der Katerstimmung, – nicht besonders gut ging, und die Arbeit schwerfiel. Ging es ihm aber gut, wurde er selbst von seiner Dichtung und dem Thema mitgerissen, kommen dann gar keine Verbreime vor. Seine Verse klingen dann ungezwungen fließend, sogar sein sonst sehr komplexer Satzbau ist einfach, und der Sinn wird dadurch auf einmal klar und deutlich.

Puschkins „nicht-poetischer“ Zustand beim Dichten der Strophe XVI in Kapitel 3 spürt man nicht nur in Überlastung durch Verbreime, sondern auch in den bereits oben diskutierten linguistischen Ungereimtheiten: очи „клонит“ (Augen „neigt“), в „слухе“ шум (Geräusch im „Gehör“). In der modernen russischen Sprache, welche Puschkin gründete, „neigt“ man den Kopf und die Augen „senkt“ (zum Tale – долу, altslawisch, poetisch), auch Geräusch gibt es im „Ohr“ (oder im verkaterten Kopf), doch nicht im „Gehör“ als Fähigkeit akustische Signale wahrzunehmen. Dabei wäre es für Puschkin nicht so kompliziert, diese Verbreime und linguistische Ungereimtheiten redaktionell zu ändern (nur als ein schnelles Beispiel): „Тоской любви Татьяна пОлна,/ И в сад несет тоску она,/ Вдруг, опускает очи дОлу/ И скованности, вдруг, полна“ oder „И шум в ушах, и блеск в очах (sogar mit einem eleganten Innenreim).

In meiner Übersetzung dieser Strophe (KAPITEL 3, Strophe XVI) wollte ich Puschkins Dichtung keineswegs nachbessern und veredeln, als ich nur ein Reimverb (unterstrichen) und keine Verbreime (fett markiert und unterstrichen) statt (8+1) wie bei Puschkin einzubauen schaffte. Nicht mal Th. Commichau mit seinen (4+2) erreichte die Originalmenge (8+1), wer sonst ständig das Doppelte davon zusammenreimte. Ich wollte einfach dem Autor und mir selbst (ich hatte auch keine Katerstimmung dabei) treu bleiben und

– der dichterischen Beschaffenheit des Original-Autors und seiner Ästhetik entsprechen.

Diese Regel steht zwar im scheinbaren Widerspruch zu meiner vorigen Grundregel (nicht nachzubessern, dem Leser die Möglichkeit geben, über den Autor und sein Werk selbst zu urteilen), doch in der Tat ergänzen sich die beiden nur, denn es geht nicht darum, dass der Leser zufällige Katerstimmungen des Dichters auch in der Übersetzung merkt (tut er sowieso nicht, wie ich und Lottman es oben begründeten), sondern grundsätzliche poetische Charakteristiken des Originals und seines Autors urteilt, diese kennenlernt und versteht.

Andererseits zeigen die Strophen aus Kapiteln 4 und 6, welche berühmte und für viele Übersetzer wie Nabokov furchteinflößende ästhetisch-harmonische Höhe seine Poesie erreicht, wenn Puschkin seine Verbitterung, unnötigen Sarkasmus und epigrammatischen Drang ablegt und über ewige Themen der Poesie – über die Liebe, über die Träume, über den Sinn des Lebens und des Todes poetisch-philosophisch in perfekten Versen nachdenkt. Keine Spur von Frustration, keine Spur von Müdigkeit! Kein falscher Ton, kein Verbreim! Sogar der tüchtige Verbreimer Th. Commichau, verspürte hier etwas Göttliches und unterließ das Verbreimen fast komplett.

Tatjanas Aussprache mit Onegin am Ende (KAPITEL 8, Strophen XLIII-XLVII) bietet ebenso einen poetischen und menschlichen Höhepunkt des Romans dar. Die schönsten und die ergreifendsten Strophen des Romans! Auch für Puschkin: In diesen fünf Strophen finden wir kaum Verbreime, keine Spur von seinem verbitterten, den ganzen Roman begleitenden und vergiftenden Sarkasmus-Zynismus und sogar von seinem hintergründigen, anspielenden Humor. Nur noch pure durchdringende Liebesgefühle ohne Schadensfreude, ohne Vorwürfe und ohne jegliche melodramatischen Abweichungen und Banalitäten – reine über alles erhabene Sprache nach einzig richtiger Definition der Poesie!

Der Poesie, welche den nach meiner Lehre dicht am Original bleibenden Übersetzer mitnimmt und seine „handwerkliche“ Arbeit ebenfalls zu ähnlicher poetischer Höhe erhebt. Entkoppelt sich der Übersetzer doch vom Original, wie Th. Commichau es tut, um seine angebliche „poetische“ Freiheit zu erlangen, verliert er sofort an solchen Stellen, wo er sich mit seiner Freiheit und bescheidenen dichterischen Fähigkeiten in Konkurrenz zu Puschkin tritt. Diese armselige und wie üblich verbreimreiche Übersetzung von Th. Commichau ist das beste Beispiel die beste Bestätigung für die Effizienz meiner Regeln.

Ästhetik der Verbreime und Reimverbe
Die in vorigem Abschnitt erwähnte Abneigung gegenüber den Verbreimen in Puschkins Poesie allgemein, welche jeder fähiger Dichter übrigens verspürt, gilt es beim Übersetzen seiner Werke natürlich zu beachten. Der Übersetzer soll lieber weniger, als mehr Verbreime im Vergleich zum Original zulassen. Dies widerspricht auf den ersten Blick, wie ich schon sagte, meiner These über maximale Nähe zum Original, entspricht aber der auf den Autor des Originals bezogene poetische Authentizität.

Jedenfalls, wenn ein Übersetzer von Puschkin zu viele Verbreime zulässt, verfälscht und beleidigt er Puschkins Genie – eine Art der „Majestätsbeleidigung“. Und dies tun alle deutschen Übersetzer ausnahmslos. Sie erleichtern sich dadurch offensichtlich die Reimarbeit, obwohl sie die manchmal demselben Zweck dienende Nutzung der Originalreime (§3.4) meistens vernachlässigen, negieren allerdings mächtig die Ästhetik des Originals wie auch jedes Gedichts überhaupt.

Diese Übersetzer bewahren sonst streng die „Onegin-Strophe“, entstellen aber Puschkins Reimkunst durch ihre Verbreime massiv. Ich unterscheide dabei Begriffe „Verbreime“ – aus zwei oder mehreren Verben bestehende Reimgruppen (спит/ говорит, verlassen/ hassen/ passen entsagen/ klagen/ wagen), die ich kritisiere, und „Reimverbe“ – am Ende einer Verszeile stehende Verbe, welche mit Nicht-Verben gereimt werden, was sogar elegant klingen mag: ланиты/ покрыты, Wangen/ befangen, flammen/ zusammen.

Es kann an der Stelle über die Übersetzungsstrategie diskutiert werden. Soll der fremdsprachige auf die Übersetzung angewiesene Leser dasselbe lesen und spüren, was das Original hergibt? Meine eigene These lautet: Man muss! Und vor allem dann, wenn der Autor dies als spezielles Ausdrucksmittel verwendet, um die Situation zu unterstreichen, wie es Goethe macht und dafür bekannt ist. Ob Puschkin durch die erneute Verdichtung (19+6) von gemeinen Verbreimen und Reimverben (Tatjanas Brief) Tatjanas aufgewühlten Verliebtheitszustand unterstreichen wollte, weiß ich nicht, denn es kommt bei Puschkin sonst so deutlich nicht vor.

Das Reimen von Verben erleichtert vielleicht die Reimarbeit des Übersetzers, besonders dann, wenn mehrere Worte (in Tatjanas Brief drei bis fünf – eine Art des Haufenreims) zu reimen sind. Verben reimen sich so leicht, dass es in Tatjanas Brief bei Puschkin vielmehr zufällig zum fünffachen Haufenreim kommt: узнала/ запылала/ слыхала/ помогала/ услаждала. Ich fand es angebracht, dieses Quintett originaltreu zu übersetzen, ohne über seine Zufälligkeit zu spekulieren: gedanklich/ schwankend/dankend/Kranken/tanken.

Th. Commichau, der Fachmann fürs Reimen von Verben, wollte oder schaffte den fünffachen Reim doch nicht, nur noch den dreifachen und ersetzte dabei auf einmal Puschkins Verbreime durch drei normale Reime: erkannte/brannte, umwehte/Nöte/Gebete. R.-D. Keil, wer im Verbreimen sogar Th. Commichau schlägt, schaffte das Reim-Quintett auch nicht, obwohl er gern bei Verbreimen blieb: erkannte/entbrannte, hörte/ bescherte/begehrte. Hier ist ein Vergleich der Dichte von Verbreimen und reimenden Werben im Original und in drei Übersetzungen am Beispiel von "Tatjanas Brief zu Onegin": Puschkin (21+6), Prieb (5+4), Commichau (27+14), Keil (34+10) bei insgesamt 79 Verszeilen, welches viel über die Qualität der verschiedenen Übersetzungen in hier diskutiertem Sinne aussagt.

So ein ästhetisches Manko mit Verbreimen bei deutschen Übersetzern ist keineswegs auf die grammatische Spezifik der deutschen Sprache mit strengen Regeln für die Verbstellung im Haupt- und Nebensatz zurückzuführen, wie es auch Goethes Gedicht „Willkommen und Abschied“ mit nur zwei Reimverben in zweiunddreißig Verszeilen beweist.

Th. Commichau, R.-D. Keil und U. Busch unternahmen jedenfalls Versuch, nach den offensichtlichen Regeln zu übersetzen, die ich in dieser Arbeit zu ergründen und aufzulisten suche. Was soll ich da von denen deutschen Übersetzern halten, welche nicht einmal versuchten, irgendwelche nachvollziehbare Regeln für sich aufzustellen, und liefern den deutschen Lesern ihre mit der russischen Kultur, mit Puschkins Poesie und mit dem Roman „Eugen Onegin“ wenig Gemeinsames aufweisenden „poetischen“ Fälschungen.

Sinngehalt der Poesie
Die Prosaübersetzungen wie die von dem „professionellen“ poetischen Übersetzer Kay Borowsky (1972) und alle weiteren einschließlich der letzten hilflosen selbstaufgebenden Prosaübersetzung von Sabine Baumann (2009), genauso wie die oben erwähnte regellose moderne „Poesie“ ziehe ich gar nicht in Betracht, weil diese weit unter dem Thema meiner Ausführungen über das poetische Übersetzen durchfallen.

Die Behauptung von Nabokov und ihm gehorsam folgender Sabine Baumann, dass die Poesie von Puschkin in eine fremde Sprache wegen ihrer Komplexität und Schönheit nicht übersetzbar und der Inhalt von „Eugen Onegin“ nur in einer Prosaübersetzung mit tausendseitigen Kommentaren übertragbar sei, zeigt nur, dass Nabokov in seiner Ehrfurcht vor Puschkins dichterischer Genialität und seinem spielerisch „fast“ perfekten Jambus den Roman gerade inhaltlich nicht begriffen hat. „Eugen Onegin“ wie auch die Poesie an sich stellt keinen wissenschaftlichen Text mit irgendwelchen komplexen Inhalten dar.

Am besten zeigt seine spielerisch legere Art des Reimens Puschkin selbst in Strophe XLII (KAPITEL 4). Und gerade hier konzentriert Th. Commichau unerklärlicherweise seine Reimbemühungen mit einem „Halm“ und vielen „Moosen“ auf diese inhaltslosen „Rosen“ als auf einen sinntragenden Originalreim «морозы» (Fröste) und produziert hiermit noch mehr Sinnlosigkeit.

Die Poesie lebt nicht von trockenen sinnvollen oder wissensreichen Inhalten und will diese gar nicht vermitteln. Die Poesie lebt in ihren impressionistisch-abstrakten poetischen in wunderschöne Lyrik umrahmten Bildern, durch welche sie auf die Leser wirkt, jedem von denen zu eigenen Empfindlichkeiten und Inhalten verhilft und inspiriert. Diese Bilder entstehen beim Dichtern gerade aufgrund des angeblichen metrischen und reimischen Zwangs, dem sich moderne „Dichter“ vehement wiedersetzen.

Für die echten Dichter mit poetischem Gehör und ausreichendem Wortschatz sind Metrum und Reim wie eine Musikwelle, auf der sie mühelos zu ihren Höhepunkten reiten. Wenn die Gedichtsidee und vielleicht die erste (wie immer die schwierigste) Verszeile gefunden sind, eilen und drängen sich aus dem Inneren bereits die Nächsten, die den ersten Verszeilen nach Metrum und Reim schon fertig angepasst sind.

Nach dem Sinn oder Inhalt sind diese induzierten Verse nicht unbedingt so sehr angepasst. Deswegen ist der Dichter am Anfang nicht so sicher, zu welchem Ende und wann dieser kreative Prozess hinführt. Er kann es bei den ersten Verszeilen der nächsten Strophe allerdings immer wieder korrigieren und die Entwicklung auf die ursprüngliche Idee zurückbringen.

Gerade diese durch das metrische und reimische Musikgerüst induzierten Verszeilen liefern die berühmten poetischen Bilder, die man nie extra ausdenken kann, und wenn jemand von „freien Dichtern“ es doch zu machen versucht, sehen sie gekünstelt und geheuchelt aus bzw. von Lesern so empfunden werden.

Allegorisch kann man die Schönheit der Poesie mit der Schönheit eines männlichen Pfaus vergleichen. Dieser Vogel inspirierte alle ihn kennenden Kulturen zum Bild eines Feuervogels in ihren Volksmärchen und Liedern. Nun stellen sie sich vor: Ein poetisch unbegabter Prosaübersetzer zupft auf der Suche nach die Inhalte den schönen Vogel tüchtig ab, nimmt ihn auf der Suche nach die noch tiefer versteckten Inhalte aus und liefert ihnen das schreckliche Produkt seiner Bemühungen als den von ihm in ihre Kultur übertragenen Inhalt des fremden Feuervogel-Originals!

Nähe der Übersetzung zum Original
Die Nähe der poetischen Übersetzung in jeder Beziehung zum Original sollte eigentlich zum strategischen Ziel jedes Übersetzers bei seiner Arbeit sein. Es ist auch ratsam, um die Verantwortung für den Inhalt und für den Wortlaut im Zweifelsfall beim Autor des Originals zu belassen. Die Grundlagen dazu sind die Verslehre und Gedichtanalyse. Mit welchen weiteren, strategisch-taktisch-technischen Mitteln und Tricks dieses Ziel zu erreichen ist, wird in diesem Abschnitt betrachtet.

Zulässige sprachlich-jambische Ungereimtheiten beim Übersetzen
Poesie ist vorhin als die über das Alltägliche erhabene Sprache definiert worden. Nichtsdestoweniger ist sie eine lebendige, die Gefühle und Gedanken des Dichters vermittelnde Kommunikationssprache, welche sich aller Freiheiten der gesprochenen Sprache wie das Auslassen (Herunterschlucken) von unbetonten Vokalen, Wortendungen, Hilfsworten und sonstige Abkürzungen bedient und den streng grammatischen Satzbau nicht so genau nimmt. Mit diesen Mitteln regeln Dichter die Silbenzahl, die Übereinstimmung von Metren und Kadenzen innerhalb einer Verszeile und zwischen den reimenden Zeilen. Selbstverständlich stehen all diese Mittel auch den poetischen Übersetzern zur Verfügung.

Manche Freiheiten darf sich der Übersetzer an vielen anderen Stellen auch nehmen, wo sich der Autor des Originals diese auch nahm, und welche der Übersetzer in seiner Analyse selber erkennen muss, ob und wo es nötig ist. Denn derartige wie oben analysierte Unsauberkeiten in der Originaldichtung berechtigen (ganz nach dem Motto „Quod licet Jovi, etiam licet bovi“), gar verpflichten den Übersetzer zu solchen Betonungsverschiebungen und ähnlichem mehr, um die Authentizität seiner Übersetzung zu bewahren.

Im Russischen kann man Adjektive, dank flexibler Wortstellung beim Satzbau und der größeren Selbstständigkeit von Attributen, die nicht unbedingt als Beiwort vor einem Subjekt oder einem Objekt wie im Deutschen stehen müssen, leicht und elegant reimen wie z. B. in dem bekannten Lied „Die schwarzen Augen“:

Очи черные,/ Очи страстные,/ Очи жгучие/ И прекрасные (4tr3[abab])

Direkt übersetzt:
Augen schwarze,/ Augen leidenschaftliche,/ Augen glühende/ Und wunderschöne

Statt dieser wortwörtlichen Übersetzung ins Deutsche, allerdings mit russischer Grammatik, wäre folgende Übersetzung grammatisch und vor allem poetisch viel korrekter:
Schwarze Augen/ Sind inbrünstig so,/ Glühend heiß sind sie,/ Einfach wunderschön! (4tr3[abab])

Puschkin, wie auch alle russischen Dichter, reimt Adjektive in seinem Roman gern und viel, was das Übersetzen in die deutsche Sprache mit anderen grammatischen Satzbauregeln etwas erschwert. Da die Poesie die Grammatik im Allgemeinen deren dichterischen Regeln und Zwängen unterordnet und auch mit purem Verstand und Sinn nicht viel am Hut hat, wie es gerade Puschkin bravourös zeigte, habe ich an manchen Stellen auch versucht, die hinter ihren Subjekten gesetzte Attribute (Adjektive) auch noch mit der versetzten Betonung zu reimen.

Auch Th. Commichau erlaubt sich solche „Grammatikfehler“ und reimt: Enkeln teuer/ Leier. Ich würde nicht behaupten, dass solche „antigrammatikalische“ Umstellungen das Verstehen der Übersetzung erschweren, denn dieses Verstehen ist im Original noch schwerer.

Andererseits bietet die Vielseitigkeit und Variabilität der deutschen Sprache viele Möglichkeiten an, die russischen Adjektivreimmöglichkeiten auszugleichen. In deutschen mehrfachen Wortverbindungen kann man die Betonung variieren, indem die Betonung auf die anderen Stammworte als Bestandteile von komplexen Wortbildungen gesetzt und das Ganze so dem Metrum und der Kadenz in einem Vers angepasst wird: EinbIldung/Bilder, Flügel/SteigbÜgel, Seelenzüge/VorzÜge. Ebenso bei Wörtern mit betonten und unbetonten Vorsilben: EingEbung/Belebung, unschUldig/geduldig und in anderen Reimkombinationen: sofort/VorwOrt, Fraß/NachlAss, freudlOs/Los/sorglOs. Derartige Anpassung der Betonung dem Metrum ist in Poesie allgemein und bei Puschkin insbesondere sehr häufig.

Die im Deutsch oft vorhandenen Worte mit betonten und langen wie betont klingenden Silben wie KAffee lassen sich ohne Weiteres mit Worten wie Tee/sehe/See/Klee/Weh usw. reimen. Worte und Präpositionen mit -au- (auf, aus, Maus, Haus usw.), die man einsilbig ausspricht, doch bei Bedarf auch zweisilbig aussprechen kann. Man kann diesen Bedarf mit einem trennenden Bindestrich als Lesehilfe markieren: MUsenhA-us/Trochäus (KAPITEL 1, Strophe VII).

Einer der grundsätzlichen sprachlich-grammatischen Unterschiede zwischen Russisch und Deutsch ist in der Deklinationsmethode zu finden. Im Russischen werden Substantive durch Veränderung ihrer Endungen dekliniert, während diese im Deutschen durch Artikel bei meistens unveränderten Substantiven stattfindet. Dies bedeutet eine Veränderung der Silbenzahl und manchmal auch eine Verschiebung der Betonung in russischen Substantiven, was das Reimen von in beiden Sprachen gleichklingenden Worten erschwert.

Das Problem lässt sich aber durch etwas Trickserei mit einsilbigen Zusatzworten wie hier SamowAr er/GitArre lösen. Solche Schwierigkeiten treten eigentlich nur beim Versuch die Originalreime zu nutzen ein. Derartige Tricksereien können allgemein beim Reimen in jeder Sprache zum Ausgleich der Silbenzahl und Kadenz hilfreich sein, z. B.: sEid ihr/sEither.

In Anbetracht Puschkins sehr lockeren Umgangs mit der Sprache, bei dem er alles – der Sinngehalt, die Grammatik und Aussprache (Betonung), selbst Stil (schwer lesbares und schwer verständliches Aufreihen von Partizipien und Nebensätzen) – dem Reim und dem Füllen seiner starren „Onegin-Strophe“ unterordnet, kann man getrost sagen: Je mehr sprachlichen Unsauberkeiten der Übersetzer zulässt, umso authentischer wirkt seine Übersetzung.

Bewahren der poetischen Quintessenz und zulässiger Grad der Abweichung
Trotz des komplexen Satzbaus bei Puschkin erkennt man am vorigen Beispiel (KAPITEL 1, Strophe XLVII) die besondere Schönheit des poetischen Bildes. Eigentlich ist es hier eine der vielen poetischen Darstellungen der weißen Nächte in St. Petersburg von Puschkin, ohne sie an der Stelle beim Namen zu nennen. Diese Beschreibung ist gerade dank dieser Zeile über Diane, die Göttin des Mondes, so poetisch schön. Die Übersetzung muss nicht unbedingt die gleiche Komplexität der Sätze aufweisen, doch die poetische Quintessenz – ich vermeide absichtlich den Begriff „Inhalt“ – dieser Szene, in dem Fall die weiße Nacht, in den vom Autor vorgegebenen poetischen Bildern authentisch weitergeben.

In der Übersetzung von Th. Commichau sind die letzten Nebensätze des Originals zum Hauptsatz, geworden und sonst sind sowie der Wortlaut als auch die Poesie von Puschkin, also, die ganze Quintessenz dieser Strophe, verloren gegangen. Dass seine Wortkombination: „Durchsicht‘ge Nacht, des Mondes bar“ die weißen Nächte überhaupt beschreibt, geschweige denn davon, dass diese die poetische Ausdruckskraft von Puschkin erreicht, wage ich zu bezweifeln.

Für mich ergab sich aus meiner in vielen Beispielen veranschaulichten Erfahrung und aus dem obigen Beispiel noch eine der begründeten Grundregeln, welche durch manche einzelnen und einfachen Regeln des poetischen Übersetzens ergänzt und verfeinert wird:

– die poetische Quintessenz maximal bewahren

Natürlich ist es manchmal unvermeidlich, durch Maß-, Reim- und Kadenzzwang von Puschkins Wortlaut abzuweichen. Man merkt diesen Zwang bei Puschkin auch: Der Autor wird in seinen Strophen nicht vom strengen rationalen Sinn direkt zum gesetzten Ziel geführt, sondern schwebt, vom Reim verführt, zwischen irgendwelchen nicht vorhersehbaren Zielen. Puschkin unterordnet dabei alle sprachlich-grammatischen und logischen Sinnzwänge seiner „leichtfüßig- legeren“ jambischen Dichtungsart und seiner starren und schwerfälligen Strophenform wie z. B. in Strophe XLII (KAPITEL 4).

Solche arroganten Frivolitäten von Puschkin tragen vor allem maßgeblich zu Verständnisschwierigkeiten bei und laden den Übersetzer zum Willkür ein. Doch das Wesentliche muss bewahrt werden. Das Wesentliche in dieser Strophe ist mit einem Satz zu erzählen: Der Frost – also, der von Tatjana befürchtete Winter – ist da! Puschkins Reimspielereien mit inhaltslosen „Rosen“ dienen nur dem Füllen seiner „Onegin-Strophe“.

Dieser sinnfreie Schwebezustand gibt auch dem Übersetzer im Rahmen der oben formulierten Grundregeln ziemliche Abweichungsfreiheit, die allerdings nur dann zulässig ist, wenn kein eigener Ton, Sinn oder gar die Richtung vom Übersetzer dadurch hineininterpretiert wird. Des Weiteren betrachten wir einige Stellen aus dem Roman und seinen Übersetzungen, um dies zu verdeutlichen.

In Strophen XVII, XVIII, XIX, XLIII des ersten Kapitels schildert Puschkin das Leben von Onegin als eines Playboys der High Society der Hauptstadt St. Petersburg und identifiziert sich sogar mit ihm fast sehnsüchtig (sich in der südlichen Peripherie zu dieser Zeit langweilend, aus dieser High Society verbannt). Aus dieser Schilderung wird Eugens Charakter, sein Spleen, sein Zynismus nachvollziehbar, welche in dem nächsten Kapitel zum Vorschein kommen. Dass Puschkin in diesen Strophen eben aus diesem Blickwinkel Frauen betrachtet und grundsätzlich so zu betrachten geneigt war, bestätigen seine selten veröffentlichen vulgären Pornogedichte, welche voll von Wollust und ausgelesenen russischen Schimpfworten sind, nach der Art von berühmtem, von Puschkin bewundertem Évariste de Parny.

Die damaligen Aristokraten-Playboys gingen ins Theater, um sich zu zeigen, doch hauptsächlich, um dort für die Nacht eine der Aktricen zu holen, die damals in Russland wie auch überall in Europa nicht zu Prominenz wie heute, sondern vielmehr zu Edeldirnen gehörten, welche die Adeligen gerne als Liebhaberinnen präsentieren und sogar lieben, aber nie heiraten durften. Das Theater galt in dem Sinne für sie als Freudenhaus, heutiges Bordell, und nicht als Räume für sentimentale Liebesträume, wie es Th. Commichau nicht zielführend und sehr abweichend von Puschkin reimt.

Folgende Stellen in Strophen IV, V (KAPITEL 3) verdeutlichen beispielhaft die These über poetische Quintessenz:

Puschkin: Какие глупые места!/ Как эта глупая луна/ На этом глупом небосклоне.
Ich: Von blöden Orten hier zum Licht!/ Wie dieser runde blöde Mond/ In blödem Himmel ohne Sonne.
Commichau: Dies öde Feld ... Na, tut mir leid:/ Gleicht dort dem Mond, der dumm und rund/ Sich anschickt, uns Geleit zu geben.

In dieser Szene – Onegin und Lenskij reiten nach ihrem Besuch bei Familie Larin nach Hause – kommt das Wort „blöd“ (глупый) bei Onegin ziemlich eintönig dreimal! Doch wenn der Übersetzer diese Eintönigkeit ignoriert wie Th. Commichau bzw. „nachbessert“, wischt er den von Puschkin hier so gut angewendeten poetischen Trick weg, welcher die durch den ganzen eintönigen Abend gelangweilte und verärgerte Gemütslage von Onegin unterstreicht. Es wäre ratsam hier das Wort „blöd“ lieber einmal mehr als zweimal weniger als Abweichung vom Original zu verwenden.

Auch das nächste Beispiel (Strophen XXVII, XXVIII, KAPITEL 6) zeigt wie eine auf den ersten Blick unwesentliche Abweichung in der Übersetzung zu einem gravierenden Einschnitt in die im Original sehr betonte Stimmungslage führen kann:

Puschkin: Враги стоят, потупя взор./ Враги! Давно ли друг от друга/ Их жажда крови отвела?
Ich: Die Feinde stehn, versenkt den Blick./ Die Feinde! Wann kam, statt der Buße,/ Vendetta, trennend sie parat?
Commichau: Die Gegner senken stumm den Blick./ Die Gegner! Nach so wenig Stunden/ Durch grimmen Blutdurst schon entzweit?

Die Feinde, welche Puschkin betont als plötzliche Blutfeinde bezeichnet, sind keine Gegner! Die Gegner sind Freunde, die Schach oder Karten spielen, und nicht diejenige, die aufeinander mit Tötungsabsicht schießen! Die beiden Worte sind aus der jambisch-technischen Betrachtung – zweisilbig, die erste Silbe betont – absolut gleichwertig und gehören nicht einmal zu Reimworten. Trotzdem wählt Th. Commichau ohne jeden jambisch-reimischen Zwang, mutwillig „die Gegner“ und verzerrt dadurch die ganze emotionale Quintessenz, welcher Puschkin die ganze tragische Strophe widmet.

Ganz unzulässig und weit vom Original hinweg ist die Übersetzung von Th. Commichau des Original-Begriffs „Aufklärung“ (просвещенье) mit dem Begriff „Zivilisation“ (Strophe XXXIII, KAPITEL 7):

Puschkin: Когда благому просвещенью/ Отдвинем более границ
Ich: Wenn wir der gnädigen Aufklärung/ Die Grenzen noch erweitern hier
Commichau: Geht Rußland einst aus Finsternissen/ Zur Zivilisation voran

Puschkin spricht eindeutig von der in Europa bereits stattgefundenen Aufklärung (просвещениe – Aufklärung sowie Bildung), von der Russland bis heute noch weit entfernt ist und, laut Puschkins zweihundert Jahre alter Vorhersage, noch dreihundert Jahre bleibt. Zivilisiert war und ist Russland schon mindestens nach den Reformen von Peter den Großen.

Die Hauptidee der Aufklärung, welche die Dekabristen – die Offiziere, die mit ihren Bauern-Soldaten in napoleonischen Kriegen in Europa gewesen und von dessen Ideen infiziert worden waren, – zum Aufstand brachte, sieht Menschen an der ersten Stelle, nicht den Staat und sogar nicht den Gott und Religionen, welche nur dann ein Existenzrecht haben, wenn sie Menschen dienen.

Interessant im Sinne der Quintessenzbewahrung beim Übersetzen ist der Fall in Strophe XXVI (KAPITEL 5) mit russischen Namen.

Puschkin führt hier Personen ein, die Landbesitzer aus Larins Umgebung, wessen von Puschkin offensichtlich ausgedachte witzige Namen diese provinziellen nicht ernst zu nehmenden Helden gleich porträtieren sollen. Nun ist es doch klar, dass dieses von Puschkin benutzte literarische Nuance für deutschsprachige Leser der Übersetzung verloren geht in der Übersetzung von Th. Commichau, falls ihnen der in diesen Namen verborgener Sinn von dem Übersetzer nicht nähergebracht wird, wie ich es zu machen versucht habe:
Пустяков –Kleinigkow; Гвоздин – Nagelatin; Скотинины – Viehrindows; Петушков – Hähnchenkow; Буянов – Grobjanow; Флянов – Fljanow.

Nutzung von Originalreimen und -namen
Ich habe im oberen Beispiel den Wortstamm jeden Namens ins Deutsche übersetzt und die typisch russischen Namensendungen –ow und –in wie im Original dran gelassen. Der Name Fjanow trägt diese Aufgabe nicht und ist von Puschkin nur für die Reimzwecke konstruiert. Puschkin benutzt anderswo viele historische oder antike mythologische Namen, die auch in anderen Kulturen weitbekannt sind und, natürlich, keiner Übersetzung bedürfen. Kommen diese Namen in Puschkins Reimen vor, ist es sinnvoll sie zu benutzen, wenn auch mit Hilfe von manchen Tricks, noch einer Zusatzregel des poetischen Übersetzens folgend:

– die Originalreime maximal nutzen

Die deutschen Übersetzer verzichten meistens sogar auf eine direkt übertragbare Reimvorlage des Originals wie „DiAne/ RomAne“, „BolivAr/ BoulevArd“, die glücklicherweise in verschiedenen Sprachen gleich oder ähnlich klingen. In anderen Fällen irritieren sie sich selbst durch eigene typisch deutsche Fehler mit der Betonungssetzung auf die erste Silbe in russischen Namen wie z. B. RUslan statt RuslAn, NEwa statt NewA (die Betonung ist hier wie auch überall durch große Buchstaben markiert) usw., obschon die richtige Betonung man dem Original entnehmen könnte. Wenn der Übersetzer die Originalreime nicht nutzt und neue Reimworte einführt, gehen wichtige Details wie Theokritos, Breguet usä. unnötig verloren. Es ist noch schlimmer, wenn sie schon wieder durch die Reimverbe und Verbreime ersetzt werden.

Nutzung von Originalreimen ist nicht wegen der Entlastung des Übersetzers sinnvoll, sondern wegen des möglichst maximalen Erhaltens des Originalstoffs mit allen Mitteln. Um zu zeigen, welches Potential sich darin verbirgt, führte ich alle derartigen Originalreime des Romans in einer Tabelle zusammen. Die mangelnde Nutzung von Originalreimen in deutschen Übersetzungen liegt grundsätzlich an der Herangehensweise, bei welcher der Übersetzer eine Originalstrophe inhaltlich aneignet und sich dann in eigener Dichtung übt, viele Details und Nuancen aus dem Original dabei liegenlassend.

Das „Vers-für-Vers“-Übersetzen als bevorzugte Methode
Der Übersetzer soll sich zu Regel machen, das poetische Werk am besten

– „Vers-für-Vers“ und nicht „Strophe-für-Strophe“ zu übersetzen,

wie dies die meisten Übersetzer offensichtlich tun, um sich ihre Fata Morgana – die dichterische Freiheit zu erlangen, und viel Eigenes dadurch hineinzuschmuggeln.

In meinen dreispaltigen Vergleichstabellen zeige ich eine für ein Beispiel relevante Anzahl der an den gleichen Stellen der Strophe aus dem Original, aus meiner Übersetzung und aus der Übersetzung von Th. Commichau kopierten Verszeilen. Es ist sehr oft schwierig nachzuvollziehen, dass die Verse in der dritten Spalte doch derselben Stelle im Original und in meiner Übersetzung entsprechen. Ich musste deswegen bei Th. Commichau oft eine Verszeile davor oder danach mitnehmen, um diesen Bezug einigermaßen herzustellen.

Heutzutage sind technische Mittel zum effektiven Vers-für-Vers-Übersetzen wie die Computer- und Internettechnologien ausreichend vorhanden. Man kopiert den Originaltext aus dem Internet in eine Spalte der Word-Tabelle und stellt ihn dem Übersetzungstext in der zweiten Spalte gegenüber. Erst nach einem wortwörtlichen Übersetzen kommt die dichterische Arbeit mit jambischer und reimischer Anordnung (die handwerkliche Kunst eben). Die Freiheit bei der jambischen Anordnung des übersetzten Textes ist dabei nicht oder nur im Rahmen des Originals und der von mir in dieser Arbeit formulierten Regeln zulässig.

Man kann den Unterschied an einem zufällig ausgewählten Beispiel sehen und daraus urteilen, welche Vorgehensweise zum besseren und authentischen Ergebnis führt: „Vers-für-Vers“- Übersetzen, wo ich maximal beim Original bleibe, oder die bei den Übersetzern meist verbreitete „Strophe-für- Strophe“- Übersetzen, wo man eigene an die Originalstrophe mehr oder meistens weniger gut angelehnte Dichtung kreiert, ohne dabei die kreative Dichtungskunst des Original-Autors zu beherrschen.

Ein Vers der reimenden Verspaare wird bei mir direkt, also wortwörtlich, nur mit dem Bewahren der jambischen Ordnung und der entsprechenden Kadenz übersetzt. Es muss dabei nicht unbedingt der erste Vers eines Verspaars sein, wenn man das sinntragende Reimwort, die Originalreime oder einfach den Schwierigkeitsgrad des Reimens von einigen Worten berücksichtigt. Der zweite zu reimende Vers des Paars wird dann nur in Anbetracht des eingefallenen, den Vers dominierenden Reims möglichst nah zum Original übersetzt.

Diese Art des Übersetzens erfüllt am einfachsten und am effektivsten die Authentizitätsaufgabe des poetischen Übersetzens und bagatellisiert durch ihre Schlichtheit jeden von Laien so gerne verbreiteten Mythos von „Unübersetzbarkeit der Poesie“ und der Poesie von Puschkin insbesondere. Das strophenweise Übersetzen entwickelte sich in vorigen Jahrhunderten eher aufgrund der technischen Schwierigkeiten, jeden Vers des im Buch gedruckten Originaltextes ständig vor Augen zu halten, und muss heutzutage in grundlegenden literaturwissenschaftlichen Debatten weder durch irgendwelche kreative Taktiken und Strategien eines unfähigen Übersetzers begründet noch gerechtfertigt werden.

Bewahrung der semantischen Reimwörter des Originals beim Reimen
Die meisten gravierenden Abweichungen vom Original kommen in den poetischen Übersetzungen bei der reimischen Anordnung des übersetzten Textes vor, wie man es auch aus dem vorigen Abschnitt sieht. Hilfreich ist dabei die dichterische auch für den Autor des Originals geltende Regel: In jedem Reimpaar bzw. jeder Reimgruppe gibt es ein sinntragendes Grundwort und ein bzw. mehrere dieses Wort reimisch begleitende Reimworte. Es ist die erste Aufgabe des poetischen Übersetzers, diese Prioritäten durch die Analyse zu ermitteln und zu bewahren. Dies kann man auch als eine der Übersetzensregeln formulieren:

– die semantischen (sinntragenden) Reimwörter in Reimgruppen des Originals ermitteln und beim Reimen bewahren

Man kann es am folgenden Beispiel (Strophe XIV, KAPITEL 4) analysieren und zeigen:

Puschkin: Судите ж вы, какие розы/ Нам заготовит Гименей / И, может быть, на много дней
Ich: Bedenken Sie nur, welche Rosen/ Bereitet Hymenaios uns/ Auch lebenslang in seiner Gunst.
Commichau: Dies sind die Rosen dann, die schönen,/ Die uns, vielleicht für Lebenszeit,/ Gott Hymen auf die Pfade streut!

Das Sinngehalt dieser Strophe besteht in Onegins an Tatjana vermittelter Botschaft darüber, dass er für die gewöhnliche Ehe nicht geschaffen und nicht zu haben sei. Onegin begründet ihr es damit, dass jede sogar auf der großen gegenseitigen Liebe gegründete Ehe durch die hineinschleichende Gewohnheit zum Unglück für beide verurteilt sei.

So kann man jetzt die Strophe schließen, und diesen knappen Inhalt im Rahmen der „Onegin-Strophe“ selbst frei dichten, was viele poetische Übersetzer wie B. Pasternak auch noch mit Stolz tüchtig taten und auch noch darauf bestanden:

„...die Übersetzung muss vom Autor ausgehen, welcher die Wirkung des Originals noch lange vorm Beginn seiner Arbeit erfahren hat... im Idealfall sollen die Übersetzungen zu eigenständigen literarischen Werken werden und sich durch ihre eigene Einzigartigkeit auf das Niveau des Originals stellen.“
B. Pasternak (übersetzt aus dem Russischen)

Nur, wenn man bei Puschkin bleiben will, wer gerne und oft antike mythologische Gestalten heraufbringt, darf man den Gott der Hochzeiten Hymenaios nicht auslassen und ihn schon gar nicht in Hymen (Jungfernhäutchen) verwandeln.

Bei Puschkin werden „слезы“ (Tränen) und „розы“ (Rosen) gereimt. Was soll der Übersetzer reimen, wo Tränen als Unglückssymbol und die Rosen als Hymenaios Liebessymbol gelten? Die Antwort ist eindeutig: Hymenaios muss in der Übersetzung bleiben – alles Anderes wäre ein Verbrechen gegen Puschkins Poesie! Die „Rosen“ dürfen auch unter dem Gesichtspunkt der oben betrachteten Nutzung von Originalreimen ebenso bleiben und mit etwas von „слёзы“ (Tränen) abweichendem gereimt werden.

Nur dürfen diese dabei, unter dem Reimdruck, natürlich nicht das von Onegin so ausdrucksvoll geschilderte Ehepech in pures Eheglück verwandeln, wie es Th. Commichau tut, indem er auf einmal das Gegenteil behauptet und über die schönen (es ist, übrigens einer der oben betrachteten Adjektivreime), vom Hymen (?) auf ihre Pfade gestreuten Rosen redet.

Den Originalreim zu nutzen und das Wort „Hymenaios“ wie im Original zu reimen, ist schwierig, weil dieses Wort im Russischen (ГименЕй – HimenEj) und im Deutschen (HymenAios) verschiedene Kadenzen aufweist. In meiner deutschen Übersetzung wird deswegen die weibliche Kadenz durch ein einsilbiges Wort „uns“ zu männlicher Kadenz geändert. So entstand bei mir am Ende der Strophe der ziemlich passable Reim „Uns/ GUnst“. Dieses letzte Reimwort trägt keinen besonderen Sinn, ist eben fast das erste, was mir gleich eingefallen hat.

Diese Vorgehensweise praktiziert Puschkin in seiner legeren Dichtungsart auch gerne und durchgehend. Vor dem vorherigen Hintergrund klingt diese „Gunst“ doch passend satirisch-sarkastisch: Was wäre das für eine Ehe, wenn die Hochzeit in Hymenaios Ungunst stände? Und dieser satirisch-sarkastische Ton dringt den ganzen Roman durch. Also bleibt diese Übersetzung trotz der Zufälligkeit dieses Reims dem Original stilistisch sogar in doppeltem Sinne treu und authentisch.

Th. Commichau wählt doch „Träne“ als sinntragendes Wort und reimt es mittelbar mit „Rosen, den schönen“. Abgesehen sogar von seinem übertriebenen und in dieser Strophe gar nicht authentischen Verbreimen und davon, dass Hymen eigentlich „Jungfernhäutchen“ bedeutet, ist diese Übersetzung ziemlich unglücklich, da diese mit ihren „schönen Rosen“ Tatjana etwas Anderes zum Bedenken gibt, als Onegins grausame Vorstellung vom Eheleben, welche er im Original auf Tatjana brutal niederprasselt. Das ist schon wieder ziemlich krasser Einschnitt ins Original!

Zeitlich-historischer Hintergrund und Puschkins Vorgehensweise
Der Zeitgeist, die Moral der Gesellschaft und die von Puschkin
Der Literaturkritiker W. G. Belinski bezeichnete den Roman „Eugen Onegin“ als Enzyklopädie des russischen Lebens jener Zeit. Nun möchte ich gerne analysieren, inwieweit diese Bezeichnung zutrifft. In seinem Roman verhöhnt sehr bitter und verspottet Puschkin die russische High-Society, zu der er selbst gehörte, als eine moralisch verfallene Gesellschaft ohne Ideale und Ziele, trotz der von ihm gefürchteten Zensur. Doch er erwähnt mit keinem Wort und in keiner Szene die Ereignisse vor und am 25. Dezember 1825 auf dem Senats Platz in St. Petersburg, nämlich die Bewegung und den Aufstand der Dekabristen.

Diese in Russland nach den napoleonischen Kriegen unter höheren Offizieren, darunter viele aus den angesehensten adeligen Familien, Crème de la Crème der russischen Gesellschaft, entstandene Bewegung, zu der angeblich Puschkin selbst gehörte, verlangte vom Zaren Alexander I. gesellschaftliche Freiheiten und vor allem Abschaffung der Leibeigenschaft. Der Zar lehnte diese Forderungen vehement ab. Als nach seinem Tod die Krönung des neuen Zaren Nikolaus I. für 25. Dezember verkündet wurde, marschierten sie mit ihren Regimentern auf dem Senats Platz auf, um ihren Forderungen bei neuem Zaren mehr Druck zu verleihen.

Viele von Aufständischen wurden auf dem Platz von regierungstreuen Truppen niedergeschossen. Die fünf Anführer wurden hingerichtet und hunderte von diesen Adeligen nach Sibirien verbannt. Die in der Hauptstadt verwöhnten adeligen Ehefrauen folgten ihren Männern trotz aller Entbehrungen nach Sibirien – so viel zu „Hymenaios Rosen“ in diesen adeligen und edlen Ehen. Dank dieser Dekabristen-Familien erlebte sibirische Gesellschaft einen nachhaltigen Kultur- und Bildungsaufschwung.

Dies alles passierte zu der Zeit, als Puschkin in seinem Roman-„Enzyklopädie“ Aktricen-Beinchen und Onegins Spleen beschrieb. Nun kann man fragen: Was hätte meine Kritik mit dem poetischen Übersetzen zu tun? Die Antwort ist klar und lehrhaft: Eine Übersetzung – wie auch jede Arbeit – ist nur dann gut, wenn diese mit Liebe und ohne latentes Missfallen gemacht wird. Ich sagte schon, wie nah ein Übersetzer, im Unterschied zu einem Leser, dem Original-Autor kommen soll und kommt. Aus dieser Nähe ärgerte mich Puschkin mit seinen Heucheleien und Arroganz dermaßen, dass ich mehrere lange Pausen einlegen musste und am Ende gar keinen Spaß und keine Befriedigung an meiner Arbeit mehr fand.

Puschkins Roman spiegelt nur das gekränkte Empfinden und die dadurch beeinflusste Ansicht des Autors auf die Zeit- und den Lebensgeist sowohl ländlicher (Dorfleben) als auch hauptstädtischer (St.-Petersburg und Moskau) High Society Russlands anfangs XIX. Jahrhunderts wider. Puschkin, der lebendige und involvierte Zeitgenosse, vermittelt uns allein durch seine launisch-spielerische Poesie seine eigenen Emotionen: Ironie, Sarkasmus, Verbitterung. Er vermittelt, also, die geistigen Inhalte, welche die geerdete, schwerfällige Prosa nie begreiflich machen könnte. Durch prosaische Übersetzung geht der authentische geistige Inhalt vielmehr verloren, sonst hätte Puschkin ihn selbst in Prosa geschrieben wie manche seiner Werke auch.

Chronologie des Romans und die Gemütslage von Puschkin
Zwischen 1820 und 1824 war Puschkin in der vom Zaren verordneten Verbannung in Südrussland. Nach seinem Aufenthalt auf der Krim lebte er abwechselnd in Odessa und Kischinew, Bessarabien, wo er 1823 die Arbeit an “Eugen Onegin“ begann. Der Grund für seine Verbannung lag an seinen Epigrammen, in denen er einige Politiker boshaft verhöhnt hatte und die in ganzer St. Petersburg im Umlauf waren. Die boshaften, satirisch-epigrammatischen Züge finden sich überall in „Eugen Onegin“ wieder.

Puschkin langweilte sich sehr in der Provinz und vermisste sein vorheriges Leben in der High Society bei Zarenhof in der Hauptstadt, was die Sehnsucht nach diesem Leben weckte und ihn offensichtlich verbitterte. Diese Sehnsucht und Verbitterung spürt man im ersten Kapitel des Romans, wenn er die Gesellschaft und ihr Leben mal sehnsüchtig, mal auf seine epigrammatische Art beschreibt.

An seinem Versroman arbeitete Puschkin sieben Jahre zwischen 1823 und 1831. Er veröffentlichte diesen in St. Petersburg ab 1825 kapitelweise, nach der Fertigstellung von einzelnen Kapiteln:

Kapitel 1 – 1825 (bis 1824 in der Verbannung im Süden, Odessa-Bessarabien),
Kapitel 2 – 1826, (bis 1826 in der Verbannung im Norden, Michailowskoe),
Kapitel 3 – 1826 (seit 1826 das Leben in Moskau-St. Petersburg),
Kapitel 4,5 – 1828 (die Zeit der strengen Zensur und Denunziation),
Kapitel 6 – 1829 (abgelehnter Antrag bei Natalja Gontscharowa, illegale Reise nach Kaukasus),
Kapitel 7 – 1830 (1830, Verlobung mit Natalja Gontscharowa, der Herbst in Boldino),
Kapitel 8 – 1832 (1831, Vermählung und das mondäne Leben beim Zarenhof).

Im Jahre 1833 erschien in Moskau die vollständige Fassung, 1837 schließlich die letzte von Puschkin selbst durchgesehene Ausgabe.

Der neue Zar Nikolaus I., der Nachfolge von Alexander I., erlaubte Puschkin seinen Aufenthalt in Moskau und St. Petersburg, nahm aber sein Leben und seine Werke unter persönlicher Aufsicht. Dies beeinträchtigte auch Puschkins Arbeit an seinem Versroman. Puschkins Leben war in der zweiten Hälfte der 1820-en Jahre durch schwierige Verhältnisse mit der Presse, durch Zarenzensur, durch Verrat geprägt. Doch diese Umstände hat Puschkin sich selbst zuzuschreiben. Er gehörte zu High Society der Hauptstadt beim Zarenhof, lechzte danach, litt ohne diese und sehnte danach in der Verbannung und nahm die vom Zaren genehmigte Möglichkeit in den beiden Hauptstädten zu leben trotz aller Widrigkeiten an.

Das hinterlässt düstere Spuren in seinem Roman, mit fast hasserfüllten Tiraden über Freunde, Menschen und die Menschheit, was den Roman sehr belastet und einem Dichter als einem Philosophen und einem Prediger der Liebe, einschließlich der Liebe zu Menschen überhaupt, meinetwegen, gar nicht zusteht.

Seltsam ist dabei die Behauptung von Puschkins Biographen darüber, dass er sich in Michailovskoe beruhigt und die Liebe zu Menschen in seinem Herzen entdeckt hatte.

Puschkins Erwachsenwerden und Verhältnisse mit Frauen
Derartiger Sarkasmus wird allerdings im Roman auch mit echtem Humor reichlich vermischt. Naiv und süß, wenn auch manchmal zweifellhaft, sind Puschkins Weisheiten und Überlegungen über das Leben, das Alter, die Vergänglichkeit und den Tod, bei denen echte Poesie und Genialität des sechsundzwanzigjährigen Dichters aufblitzt.

Mit dem Eintreten Natalja Gontscharowa in Puschkins Leben (KAPITEL 7, 8) verblasste auch die Verbitterung in seinem Roman. Die altbiblische Weisheit in KAPITEL 8 (Strophe XXVII):
„Verbotnes Obst ist uns nur süß/ Und ohne dies – kein Paradies“
bezieht sich womöglich auf seine eigene Erfahrung mit der 16-jährigen Schönheit, Natalja Gontscharowa, um wessen Hand er, der 30-jährige Schürzenjäger mit zweifelhaftem Ruf und zweifelhafter finanzieller Lage, im Jahre 1829 vergebens anhielt. Puschkins Antrag wurde von Nataljas Mutter zunächst abgewiesen. Der Grund war Puschkins mangelndes notwendiges Vermögen und Kartenspielsucht. Ich bin mir sicher, dass diese Erfahrung ins Leiden des von Tatjana abgewiesenen Eugens im KAPITEL 8 eingeflossen ist.

Das war auch nicht die erste Abweisung für Puschkin. Im Mai 1827 verliebte sich Puschkin in Anna Olenina. Im Sommer 1828 hielt er bei ihr um die Hand an, wurde aber vehement abgewiesen. Als Grund nannte sie nach vielen Jahren:
„Er war ein Liederjan (вертопрах), hatte keinen Status in der Gesellschaft, und war schließlich nicht reich“.
Puschkins wunderschöne poetische Liebeserklärung an Anna Olenina folgte im Jahre 1829, als er bereits Natalia Goncharowa sein Heiratsantrag machte.

Wenn ich Puschkins Liebschaften, sein „Beinchen“-Begehren in „Eugen Onegin“ und auch seine jugendlichen sehr dreckigen „Porno“-Gedichte, die ich noch als Student gelesen hatte und nach welchen mir Evarist Parny mit seinem damals skandalösen Poem „Krieg der alten und modernen Götter“ („La Guerre des dieux anciens et modernes“) als harmloser Bengel vorkam, sowie meine eigenen Erfahrungen unter Männern analysiere, komme ich zu einer unausweichlichen Folgerung, dass Puschkin sexsüchtig war, was seine gestörte Beziehung zu Frauen bestimmte, und gar nicht im Stande war, sie zu lieben. Die Frauen, mit ihrer berühmten weiblichen Intuition, fühlen und wissen gleich den Unterschied zwischen „begehren“ und „in Liebe ehren“. Deswegen scheiterten seine Heiratsersuche ständig.

Mit 20 Jahren lernte er in Odessa, in Woronzows Haus, wo er bereits hinter der Herrin dieses Hauses – der Gräfin Woronzowa – hinterherhinkte, die vier Jahre ältere eitle und windige Gräfin Karoline Sobanskaja kennen, welche er bis zu seiner Heirat im Jahre 1831 krankhaft begehrte. Bereits als Bräutigam von Natalja Gontscharowa schrieb er im Jahre 1830 seine nicht weniger wunderschöne und traurig-nachdenkliche Widmung an Gräfin Sobanskaja.

In seiner Südverbannung, in Odessa, wo er liebevoll vom Generalgouverneur, Graf M. S. Woronzow, aufgenommen wurde und in seinem Haus logierte, wusste er nichts Besseres als nach beiden, die Ehefrau seines Gastgebers Gräfin Elisaweta Woronzowa und Gräfin K. Sobanskaja zu trachten. Als Folge kamen die sehr wohl nachvollziehbare Entrüstung des Grafen, der Rausschmiss aus seinem Haus und aus Odessa in die Nordverbannung (Michailowskoe). Auch dieser blamable Umstand wird durch Behauptung von Biographen vertuscht, dass der Grund für diesen Rausschmiss Puschkins Untüchtigkeit und Schlamperei in der Arbeit gewesen war, die Woronzow nicht duldete und was meines Erachtens nicht weniger blamabel ist.

Puschkin erstellte sogar eine Liste von allen von ihm begehrten Frauen. Die meisten Frauen von dieser Liste meinten sich in Tatjana Larina zu erkennen. Also, besonders verliebt in Natalja Gontscharowa war Puschkin nie. Trotzdem fanden am 6. Mai 1830 die Verlobung und ein Jahr später die Heirat statt. Puschkin war von Natalja und vor allem von seinem neuen Ehestatus sehr begeistert. Seine Begeisterung ist für jeden Mann mit Puschkins ähnlicher Veranlagung und Erfahrung nachvollziehbar: Nach vielen leichtfüßigen Liebschaften und manchem schweren Begehren beginnt die hohl werdende Seele irgendwann mit fortschreitender Reifung nach etwas Ständiges und Anständiges zu sehnen – nach einer Familie. Die Ehefrau darf oder soll dabei sogar schön wie die früheren Begehrten, doch jungfräulich, rein, bescheidend, zurückhaltend und treu sein – also, nicht der Prototyp, sondern völliger Antityp der Vorigen.

Tatjanas Prototyp
Aus diesen Überlegungen und meinen Erfahrungen würde ich behaupten, dass Puschkins Ideal – Tatjana Larina – eher auf diesem Wege erschien ihm erst in seinem Traum. Puschkins Zeitgenossen behaupteten, dass Natalja Apuchtina, die ihrem Ehemann nach Sibirien gefolgte Ehefrau von dem für den Dekabristen-Aufstand verurteilten General Fonwiesin, der Prototyp von Tatjana Larina war. Allein deswegen ist dieser Name hier erwähnenswert, obwohl mehrere edle Ehefrauen von verbannten Dekabristen diese heldenhafte Treue und Loyalität ihren Ehemännern gegenüber erwiesen und ihnen in die sibirische Hölle freiwillig folgten, was in Puschkins Roman absolut nicht widerspiegelt wird.

Ich meine dabei nicht eine namentliche Erwähnung dieser Frauen, was damals von der Zensur streng verboten war, sondern eine Anerkennung dieses Edelmuts von Frauen aus der von ihm so boshaft diffamierten High Society. Die reife, intelligente, Onegins Triebe präzis entlarvende Tatjana in der letzten Szene mit Onegin ist für mich, erstens, der ästhetische Höhepunkt des Romans und, zweitens, ein ganz neues Frauenbild, welches einem ganz neuen Prototyp entspringt, wenn es diese Prototype für Puschkin gab. Diesem Frauenbild entspricht am meisten Natalja Gontscharowa, welche Puschkin zur Zeit der Entstehung dieser Szene heiratete, wessen Ideal sie als der oben beschriebene Antityp seiner vorherigen Frauen war: schön, jung rein, bescheiden, zurückhaltend, treu und auch noch intelligent.

Geboren und aufgewachsen in der Provinz, fern von der Hauptstadt und vom Zarenhof war sie bescheiden und fast schüchtern. Sie war streng erzogen, absolut unerfahren in der Liebe, zurückhaltend und wirkte fast kühl, also, zur Treue („...und werde ihm für ewig treu.“) von ihrem Naturell her verdammt. Darüber hinaus war sie klug, ernsthaft und introvertiert: „Eigene Gefühle zu offenbaren, scheint‘s mir, eine Entweihung zu sein. Nur Gott und ein paar Auserwählte haben den Schlüssel zu meinem Herzen“ – schrieb sie selbst in späteren Jahren.

In ihrer neuen Familie widmete sie sich der Haushalt, den Kindern (vier nach fünf Jahren Ehe), den schwierigen Finanzangelegenheiten und Angelegenheiten ihres Ehemanns wie Kopieren seiner Manuskripte, Erledigen seine Verlagsarbeiten während seiner Abwesenheit. Ich rede hier von Natalja Gontscharowa-Puschkina und nicht von Tatjana Larina. Dies alles erkennt man aber in junger Tatjana noch als Puschkins Ideal sowie in reifer Tatjana als Prototyp von Natalja Puschkina.

Natalja Gontscharowa-Puschkina wurde in all den Jahren von Literaturwissenschaftlern-Puschkinisten, seinen Biographen diffamiert und missbraucht. Ihr wurde die Schuld an seinem frühen Tod gegeben, obwohl das Duell offensichtlich nur durch Puschkins Dummheit, Eitelkeit, unbegründete und wie immer bei windigen, untreuen Männern aus eigenen früheren Erfahrungen mit diversen Frauen entstammende Eifersucht zustande kam. Der national-politische Grund dafür war sowohl zu Zarenzeit, als auch zu Sowjetzeit die Erhebung Puschkin zum nationalen Götze, der keinen Kratzer aufweisen darf, und zum nationalen Stolz, der über jeden Zweifel erhaben sein sollte.

Puschkin gilt auch als Gründer der modernen russischen Sprache (so, wie Goethe für die moderne deutsche Sprache). Seine heimische Sprache war – wie bei allen Adeligen Europas – Französisch. Doch dank dem durch die napoleonischen Kriege erweckten Patriotismus versuchten Dieselbigen, in Deutschland und in Russland auch, zu ihrer Heimatsprache – Sprache des Volkes – zurückzufinden. Die obigen Beispiele zeigen, dass Puschkin sich auf diesem ungewohnten Terrain noch nicht ganz sicher war und viel improvisieren musste. Und wie ein Bastschuh aussieht, scheint Puschkin auch nicht viel gewusst zu haben, obwohl seinem Roman die Qualität der Enzyklopädie des russischen Lebens auch von Nabokow, demselben begeisterten Puschkins Fan, nachgesagt wird.

Abschließend über die Gemütslage des Übersetzers und über den Puschkin-Götze
Nun, da ich keine Götzen seit langem schon anbete, und mein nationaler Stolz sich eher Goethe richtet, entwickelte sich bei mir während der Übersetzungsarbeit und während meiner Recherchen zu dieser Lehre immer mehr Abneigung zu Puschkin als Menschen und als Persönlichkeit. Derartige Abneigung ist natürlich wenig hilfreich beim Übersetzen seiner Werke, deswegen gehört es auch zum hier behandelten Thema.

Der beste Rat für Übersetzer wäre es an der Stelle, sich nur die Werke und die Dichter vorzunehmen, welche sie beim Lesen schon angetan haben, von denen sie begeistert sind. Erst dann können sie sicher sein, dass die Übersetzungsarbeit ihnen Spaß macht, sie inspiriert und schon deswegen gut gelingt. Doch es ist leichter gesagt, als getan, denn beim Übersetzen, wie ich es schon mehrmals erwähnte, lernt man den Dichter und sein Werk auf einem anderen, viel tieferen und persönlichen Niveau kennen, als beim gewöhnlichen Lesen. Dann kann es schon passieren, dass die Arbeit mitten auf dem Weg nicht mehr Befriedigung, sondern immer mehr Missgunst, Ärger und Stress bringt. So passierte es mir mit „Eugen Onegin“, was zu mehreren Pausen und, nach der Beendigung der Übersetzung. zur Neubearbeitung führte.

Ich bin mit Puschkins Poesie aufgewachsen. Puschkin war überall, in Kinderbüchern, in der Schule, wo ich seine Gedichte auswendig zu lernen und Aufsätze über Tatjana zu schreiben hatte. Und ich mochte seine Poesie, was denn sonst! Ihn selbst als historische Person mochte ich eher weniger. Sowjetische Puschkinisten mussten ihn fast zum Revolutionär erklären, der mit allen Dekabristen befreundet war und danach brannte, auf dem Senatsplatz mit ihnen für die Freiheit zu kämpfen. Doch seine Freunde-Dekabristen wollten nicht, dass Russland seinen ersten Dichter verliert und hielten ihn von ihren Plänen fern.

Es ist unumstritten, dass er noch seit seiner Lyzeumszeit die Saufkumpane unter den Kommilitonen-Offizieren hatte, die später zu Dekabristen wurden, wie Küchelbecker z. B., wer zur Zeit des Aufstandes ebenfalls weit weg von St. Petersburg, in Smolensker Provinz, lebte, nahm daran trotzdem aktiv teil, wurde danach zum Tode verurteilt und später zur Deportation nach Sibirien begnadigt. Puschkin wurde eigentlich vom Zaren durch seine Südverbannung vom Senatsplatz ferngehalten und somit gerettet.

Ich konnte mit meinen Vorstellungen von Loyalität und Ehre unter den Freunden die Absichten seiner Freunde zwar gut nachvollziehen, doch das Verhalten von Puschkin, wer dieses Angebot von ihnen – seiner Größe und Genialität bewusst (was für Eitelkeit, sich für etwas Wertvolleres als seine Freunde zu halten!) – annahm, nie verstehen.

Ebenso wenig Verständnis hatte ich für Onegins plötzlich entflammte Leidenschaft zu Tatjana – die Ehefrau seines alten Freundes und sogar seines Verwandten. Zu meinen Grundsätzen gehört nämlich ein Folgender:

Die Freundin bzw. die Ehefrau meines Freundes, geschweige denn meines Verwandten, betrachte ich als geschlechtlos, höchstens auch als mein Kumpel („Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib“ wie es eben in der Bibel steht).

Puschkin beteuert in seinem Roman zwar immer wieder, dass er in Onegin nicht sein eigenes Porträt skizziert. Doch wenn man an sein Benehmen im Hause des Generals Woronzow in Odessa erinnert, ist Onegin an der Stelle wie auch an vielen anderen Puschkins Eins-zu-eins-Selbstbildnis.

Fast wie ein Minderwertigkeitskomplex betrachte ich Puschkins Lechzen nach der Nähe zum Zarenhof und St. Petersburger High Society, obwohl diese Nähe ihm und seiner Poesie sowohl finanziell als auch geistig schlecht bekommen war und mit dem zu seinem Tod führenden Duell endete. Das ist von Historikern wiederum Natalja Gontscharowa-Puschkina zu Unrecht angelastet worden. Sie genoss angeblich dieses aufwendige Leben, während Puschkin dem Gesellschaftsleben zu entfliehen wünschte und von einem einfachen, ruhigen und preiswerten Leben auf dem Land träumte. Tja ... Wäre es bloß nicht dieser Spleen da, welcher sein Prototyp im Roman plagte!

Jedenfalls hielt ihn keiner am Hofe fest, auch provinzielle Natalja nicht. Puschkin stand ständig auf Gehaltslisten von diversen Ministerien, ohne eine Gegenleistung bringen zu müssen. Welche auch? Er hatte ja nichts, keinen Beruf, erlernt und war durch und durch ein professioneller Dichter, welcher frei war, seine Gedichte überall, wo es ihm gefällt zu schreiben. Er wusste auch, wo es am besten klappt – in der Natur. Als er vor seiner Heirat wegen Quarantäne gezwungen war, drei Monate im Herbst 1830 in seinem Dorf Boldino festzusitzen, war es seine kreativste und effektivste Zeit, wie er es selbst seinem Freund schrieb:

Ich sag‘s dir (als Geheimnis), dass ich in Boldino schrieb, wie ich schon lange nicht mehr geschrieben hatte. Hier ist’s, was ich mitgebracht habe: 2 letzte Kapitel von „Onegin“, die 8. und die 9. ganz fertig zum Druck. Eine in Oktaven geschriebene Erzählung (etwa 400 Gedichte), welche wir anonym herausgeben. Einige dramatische Szenen oder kleine Tragödien, nämlich: „Der geizige Ritter“, „Mozart und Salieri“, „Das Fest während der Pest“ und „Don Giovanni“. Überdies habe ich noch etwa 30 kleine Gedichte und fünf Geschichten in Prosa (großes Geheimnis) geschrieben. Gut?
A.S. Puschkin. Brief an P.A. Pletnew, 9. Dezember 1830, Moskau

Er konnte jede Zeit dorthin zurückkehren und die Welt von dort bis zu seinem hohen Alter spaßen. Das Gespür für die Natur hatte er auch, wie es die Naturszenen in seinem Roman aufweisen. So viel Ironie und Sarkasmus bei Schilderung von Menschen und deren Gesellschaft, so viel Schöngeist und Liebe bei Puschkins Naturbeobachtungen. Hier passen gut sogar mehrere Verbreime als Ausdruck der natürlichen, bäuerlichen Einfachheit.

Schade, dass Puschkin diesen Schritt nicht geschafft hat. Mir tut es am meisten leid – wir hätten noch viel besseren, beruhigt-philosophischen und weisen Puschkin in seinem hohen Alter kennenlernen können, wie es der alte Goethe war.



A.S. Puschkin

EUGEN ONEGIN


Roman in Versen
1823-1831

Übersetzung von
Viktor Eduard Prieb,
Berlin, 2012-13

Meinen
der russischen Sprache nicht mächtigen
Schwiegersöhnen




Epigraph des Übersetzers:

LUSTIGE PERSON:
Der Jugend, guter Freund, bedarfst du allenfalls,
Wenn dich in Schlachten Feinde drängen,
Wenn mit Gewalt an deinen Hals
Sich allerliebste Mädchen hängen,
Wenn fern des schnellen Laufes Kranz
Vom schwer erreichten Ziele winket,
Wenn nach dem heft'gen Wirbeltanz
Die Nächte schmausend man vertrinket.
Doch ins bekannte Saitenspiel
Mit Mut und Anmut einzugreifen,
Nach einem selbstgesteckten Ziel
Mit holdem Irren hinzuschweifen,
Das, alte Herrn, ist eure Pflicht,
Und wir verehren euch darum nicht minder.
Das Alter macht nicht kindisch, wie man spricht,
Es findet uns nur noch als wahre Kinder.

"FAUST" (VORSPIEL AUF DEM THEATER),
Johann Wolfgang von Goethe
(Meine Übersetzung vom Jahre 2012)




Pétri de vanité il avait encore plus de cette espèce
d'orgueil qui fait avouer avec la même indifférence les
bonnes comme les mauvaises actions,suite d'un sentiment de supériorité,
peut-être imaginaire.

Tiré d'une lettre particulière



Bedenkend nicht vor Welt zu spaßen,
Beachtung Freundschaft lieb empfand,
Möcht’ ich die Vorstellung anmaßen
Des Ihres würdigeren Pfands
Und schönen Geistes inklusive,
Gefüllt mit hochheiligem Traum,
Mit lebend klaren Poesieen,
Hohen Gedanken, simplem Saum.
Wie dem auch sei nun, nehmen sie es,
Den vieler Strophen bunten Hauf.
Die sind halblustig, -traurig, -mystisch,
Auch volkstümlich, idealistisch,
Die Frucht des frohen Spaßes drauf,
Verrückter Inspirationen,
Der grünen und verwelkten Zeit,
Gehirnes kalter Visionen
Mit Herzens bitterem Geleit



ERSTES KAPITEL

I

"Mein Onkel, Freund von Ehrenregeln,
Als es ihm ernsthaft ging nicht wohl,
Ließ sich beachten sowie pflegen
Und tat das Beste, was man soll.
Sein Beispiel sei den Andren Lehre.
Jedoch, Herrgott, was für Misere,
Mit ihm zu sitzen Tag und Nacht,
Wo man kein' Schritt zur Seite macht!
Das ist die Niedertracht und Tücke,
Vorm Sterbenden zu drehn Roulette,
Zu korrigieren ihm sein Bett,
Arznei zu reichen in Zeitlücken ,
Da denkt man, seufzend, wiederholt:
Wann kommt der Teufel und dich holt!"

II

So dachte nun ein Junggeselle,
Geeilt im Staub mit Dreigespann,
In Zeuses Willen höchst beseligt
Als Erbe vom Verwandten-Klan.
Ludmilas Freunde und Ruslanes,
Ich möcht’ den Helden des Romanes
An dieser Stelle und sofort,
Bekannt Euch machen ohn’ Vorwort:
Onegin heißt mein guter Kumpel,
Geborn an Ufern von Newa,
Wo Ihr vielleicht geboren wart,
Mein Leser, oder unter Kuppeln
Spaziertet dort mal wie auch ich:
Doch Norden macht verdrießlich mich.

III

Gedient fein edel und gar ehrlich,
Verschuldete sein Vater sich,
Er feierte drei Bälle jährlich
Und ließ durch Pleite ihn im Stich.
Das Schicksal aber, Eugen schützend,
Gab ihm Madame zunächst als Stütze,
Die ihn Monsieur dann überließ:.
Das Kind war lebhaft, aber süß.
Monsieur l’Abbe, Franzos’ gewöhnlich,
Damit das Kind nicht überschwitzt,
Belehrte es mit Spaß und Witz,
Und ärgert' mit Moral es wenig,
Er rügte seine Unart leicht,
Führt' es zum Sommergarten gleich.

IV

Als Eugen Zeit rebell’scher Jugend
Die Zeit der Hoffnung, zarten Leids,
Erreichte dann in seiner Tugend,
Vertrieben ward Monsieur bereits.
Onegin ist somit nun freier.
Den Haarschnitt macht nach Modeschrei er.
Wie Londner Dandy sieht er aus,
Zieht endlich in die Welt hinaus.
Er konnte prima auf Französisch
Sich äußern sowie schreiben gut,
Mazurka tanzen, ziehen Hut,
Verbeugend sich so ganz marquisisch.
Was soll man mehr? Die Welt entschloß:
Er sei sehr klug und bravourös.

V

Wir lernten alle auch ein wenig
Vom Irgendetwas irgendwie,
So können, Gott sei Dank, wie König
Leicht glänzen überall doch wir.
Onegin war, nach Meinung vieler
(Gericht mit strengen Utensilien),
Gelehrter, aber auch Pedant
Und hatte glücklich dazu Hand,
Bei den Gesprächen, ganz zwangsohne,
In alles einzusteigen leicht,
Zu schweigen fachmännisch sogleich
Bei wichtigen Diskussionen,
Zu kriegen Lächeln jeder Frau
Durch seiner Epigramme Kraus

VI

Latein ist heute aus der Mode:
Nun, um die Wahrheit zu gestehn,
War er darin auf gutem Boden,
Um Epigraphe zu verstehn,
Zu quatschen über Juvenal je,
Am Ende Briefs zu setzen vale,
Behielt, wenn auch nicht mühelos
Ein Vers aus Eneid' der Spross.
Er war zwar niemals in der Lage
Zu wühlen im Archiven Staub
Nach dem der Erde alten Laub,
Die Witze aber alter Tage
Von Romulus bis unsrer Zeit
Hielt im Gedächtnis er bereit.

VII

Auf Töne aus dem Musenha-us
Legt’ er im Leben keinen Wert,
Für ihn war Jambus der Trochäus,
Nach mein Erklären – umgekehrt.
Beschimpfend Homer, Theokritos,
Las gern' dagegen Adam Smith er.
Aus seinem weisen Wissenswerk
Darüber machte er Vermerk,
Warum im Staat wächst Wohlstand stetig,
Wodurch der lebt und auch warum
Der ohne Gold kommt auch nicht um
Falls der den Boden hat vorrätig.
Der Vater, der es nicht verstand,
Vergab den Boden stets als Pfand.

VIII

Was alles Eugen wusste weiter,
Hier aufzulisten, fehlt mir Zeit.
Wo er im Geiste doch war heiter,
Was er so wusste tief und breit,
Seit Kindheit trieb ihn wie Verrückten,
Zu tun und Schmerz gab, machte glücklich
Und seine träge Fa-ulheit
Beschäftigte die ganze Zeit,
War Lehre holder Leidenschaften,
Besungen von Ovid Naso,
Wofür er endete nur so,
Als Märtyrer, in Liebeshaften
In Steppen von Moldawien,
Weithin von sein’m Italien.

IX

......................................
......................................
......................................

X

Er lernte früh sich zu verstellen,
Zu pflegen Hoffnung, Eifersucht,
Zu töten Glauben, herzustellen,
Zu scheinen trüb in Todessucht.
Sehr stolz zu sein und doch willfährig,
Auch gleichgültig sowie begehrlich!
Verliebt, wie schwieg er konsequent,
Wie war inbrünstig eloquent,
Wie schlampig smart in Liebesbriefen!
Verfolgend Eins, in Eins verliebt,
Wie sich vergaß der Herzensdieb!
Wie war er zart in Blickes Tiefen,
So schüchtern, mutig abnormal,
Auch ließ die Tränen glänzen mal!

XI

Wie konnte scheinen er als Neuer,
Verblüffen Unschuld durch den Witz,
Erschrecken durch Verzweiflungsgräuel,
Benutzen Schmeicheleien spitz,
In der Entzückung gleich verharren,
Die Vorurteile Unschuldjahren
Belangen so mit Klugheit, Leid,
Entflammen Liebe oder Neid,
Erflehen, fordern Anerkennung,
Belagern Herzen Stuf’ um Stuf’,
Verfolgen Liebe, bis ihr Ruf
Den Treff erzwingt, dann bis zur Trennung
In Zweisamkeit nach seinem Stil,
Ihr unterrichten leis’ und still!

XII

Wie früh konnt' er mit Leid erfüllen
Der weltlichen Koketten Herz!
Wenn er Rivalen wollt’ enthüllen,
Vernichten manchmal ohne Scherz,
Wie konnte hämisch er verschmähen!
Mit welchen Fallen sie umgehen!
Doch sie, die Männer alten Sinns,
Ihm blieben Freunde weiterhin,
Ihn kuschelten: ein schlauer Gatte,
Ein Lehrling von Faublases Kreis
Sowie ein misstrauischer Greis,
Und einer von der Cuckold-Gattung,
Zufrieden stets mit sich, mit Leib,
Mit Mittagessen, seinem Weib.

XIII, XIV

...........................
...........................
...........................

XV

Es war schon mal, er liegt im Bette:
Da tragen Boten ihm die Post.
Was, Einladungen? Echt? Die netten
Drei Häuser ruf'n zum Abendkost:
Das sind ein Ball, zwei Kinderfeste.
Wo soll denn hin mein Schalk zu Gästen?
Mit wem fängt an? Es ist egal:
Er schafft es locker überall.
Und bis dahin - in Morgenkleidung,
Hut aufgesetzt la Bolivar [3], -
Fährt Eugen auf den Boulevard,
Spaziert dort lange ohn’ Begleitung,
Bis ihm der Wecker von Breguet
Zum Mittag läutet, zum Buffet.

XVI

Im Dunklen setzt er sich in Schlitten.
„Los!“ – Kutscher treibt Gespann in Trab,
Der Schnee, durch Kufen weich zerschnitten,
Setzt sich auf Biberkragen ab.
Sein Ziel – Talon [4]: er ist sich sicher,
Dass dort Kaverin freilich sieht er.
Er – rein und Korke schießt zur Deck’,
Champagne spritzt in jedes Eck,
Vor ihm stehn Roastbeef, heiß und blutig,
Und Trüffeln, Prunk der Jugendjahr’,
Der Küche Frankreichs Accessoire,
Ein Straßburg-Kuchen, sehr anmutig,
Liegt zwischen Limburg-Käsespaß
Und einer goldnen Ananas.

XVII

Der Durst lechzt noch nach Wein im Kelche,
Um aufzulösen heißes Fett,
Da tönt Breguet, verhindernd welchen,
Dass neues jetzt beginnt Ballett.
Der böse Kenner Kunstgehabens,
Der unbeständige Liebhaber
Vom Scharm Aktricen seit jeher,
Des Bühnenvorhangs Ehrenherr,
Onegin flitzt nun zum Theat're,
Wo jeder hält das Spiel in Schach
Und gleich beklatscht den Entrechat,
Verhöhnt Phaedrus, Kleopatra,
Ruft andere ins Rampenlicht,
(So jeder präsentiert nur sich).

XVIII

Die Zauberwelt! In alten Jahren
Glänzt’ hier Fonwiesin öfter drin,
Satire, Freiheit der Bewahrer,
Und überragender Knjaschnin.
Semjenowa teilt' auf der Szene
Applaus des Volkes, seine Tränen
Mit Oserow zu ihrer Zeit.
Kathenin brachte hier gescheit
Genie Corneilles in die Rollen.
Schachowski führte vor nicht arm
Komödien lautstarken Schwarm.
Hier war Didelot gekrönt mit Gloria,
In deren Schatten, Nacht um Nacht,
Hab' meine Jugend ich verbracht.

XIX

Ihr, meine Göttinnen! Was seid ihr?
Empfangt mein’n tristen Ruf ihr jetzt:
Seid ihr dieselben oder seither
Verdrängt von Andren, nicht ersetzt?
Ob ich noch höre Eure Chöre?
Ersehe Russlands Terpsichores
Mit Geist geladnen Wunderflug?
Ob findet noch mein trüber Blick
Bekanntes Antlitz auf der Bühne?
Wenn nicht, dann, auf den fremden Spaß
Enttäuscht gelenkt Theaterglas,
Der müde Zuschauer der Sühne,
Ich gähne nur, verbleibend wach,
Und weine dem Vergangnen nach.

XX

Theat'r ist voll, die Logen glänzen,
Parterre, Sessel, alles brüht.
In Rängen klatscht man ohne Grenzen,
Der Vorhang rasch nach oben zieht.
Brillant wie eine Schwerkraftlose,
Gehorsam Geigenvirtuosen,
Umfasst von Nymphen schönem Kreis,
Steht selbst Istomina und kreist
Mit einem Fuß in Luft die Runden,
Dem Andren Boden unterliegt,
Der jähe Sprung kommt, und sie fliegt
Wie leichter Flaum vor Äolus Munde,
Wobei Figur sie biegsam trägt
Und Fuß am Fuß bisweilen schlägt.

XXI

Und alles klatscht. Eugen, wie Geier,
Geht zwischen Sesseln, trifft manch’ Fuß,
Er führt sein Fernglas durch die Reihen,
Durch fremder Damen Überfluss.
Er schaut die Ränge, Blick erhoben,
Sieht Schmuck, Gesichter, Garderoben
Und ist von all dem sehr enttäuscht.
Vor Männern, allerseits verstreut,
Verbeugt er sich, guckt auf die Bühne,
Zerstreutheit zeigend eloquent,
Dann dreht sich weg und offen gähnt,
Sagt: „Alles muss weg, trübt schon Sinne.
Ballett ertrug ich lang genung,
Doch auch Didelot langweilt mich nun“.[5]

XXII

Die Teufel, Schlangen, Amoretten
Noch springen auf der Bühne laut;
Lakaien schnarchen noch auf Bretten,
Verhüllt in dicker Mäntel Haut;
Man hört nicht auf noch Husten, Trampeln;
Noch klatschen alle an der Rampe,
Das extra feierliche Licht
Erlischt noch drin wie draußen nicht;
Noch schlagen sich mit Frost die Pferde,
Längst enerviert durchs Zaumzeug,
Die Kutscher schimpfen überzeugt,
Auf ihre Herren und gebärden:
Marschiert Onegin schon hinaus,
Sich umzuziehn, fährt er nach Haus'.

XXIII

Ob’s mir gelingt in echtem Bilde,
Zu zeigen euch sein Kabinett,
Der Schuler wo der Modegilde
Sich an- und auszieht, macht adrett?
All das, womit nur London handelt,
Was über Ostsee bei uns landet,
Für unsre Holz und Pelz, und Speck
Der Reichen Laune, Lust bedeckt,
Was hungrige Pariser Neigung,
Gewerbe nützliches gewählt,
Erfindet heute für die Welt,
Für Luxus, Mode, deren Steigrung, –
Dies alles schmückte das Boudoir
Des Philosoph’n mit achtzehn Jahr'.

XXIV

Aus Istanbul die Bernsteinpfeifen,
Porz’llan und Bronze drum herum
Und, pure Freude Geistes reifen,
In Fläschchen aus Kristall - Parfüm;
Aus Stahl die Nagelfeilen, Kämme,
Diverse Scheren, Salben, Cremes und
Die Bürsten – dreißig jeder Art
Von Zähnen bis zum Backenbart.
Rousseau (zum zwischendurch Erwähnen)
Verstand es nicht, wie konnte Grimm
Die Nägel putzen dreist vor ihm,
Dem Spinner, Feind von Souveränen [6].
Der Freiheit Anwalt und des Rechts
Hatt' wohl in diesem Fall nicht recht.

XXV

Von Zeit zu Zeit kann auch Geschäftsmann,
Mal denken an den Nägelputz:
Brauch ist Despot bei uns, das kennt man.
Wozu dann Streit und Gegenschutz?
Noch ein Tschadajew war Onegin,
Aus Sorge um Gesellschaftssegen
War in Bekleidung er Pedant
Und das, was ich hier Dandy nannt’.
Am Tag verbrachte er so mindest
Drei Stunden vor den Spiegeln gar
Und ging hinaus aus dem Boudoir
Wie Venus, Göttin süßen Schwindels,
Wenn sie in einem Männerkleid,
Zu einer Maskerade eilt.

XXVI

Wenn ich bereits hier eure Neugier
Beschäftige mit Kleiderkramm,
So könnte ich von Kleider Eugen
In Stücken geben Diagramm.
Das wäre mutig, wenn auch misslich,
Dazu bin ich verpflichtet schließlich,
Doch Wörter Frack und Pantalons
Gibt’s nicht in russischem Jargon.
Und ich seh’s ein, vor Lesern schuldig,
Dass meine Schrift schon ohnehin
Enthält viel Fremdes in sich drin,
Damit ist keiner recht geduldig.
Obwohl ich früher guckte schon
Ins akadem’sche Lexikon.
(Und heutzutage findet stets
Man alles googelnd gleich im Netz! - Übersetzer).

XXVII

Bei uns kommt Anderes ins Rutschen:
Wir eilen lieber auf den Ball,
Wohin kopfüber in der Kutsche
Onegin flitzt zum nächsten Mal,
Der Straße schlafenden enteilend.
Vor den erlöschnen Häuserreihen
Der Kutschen helles Doppellicht
Beleuchtet lustig sein Gesicht
Und wirft auf Schnee ein Regenbogen.
Geschmückt mit Lampen drum herum,
Steht schönes Haus, das glänzt und brummt.
In dessen Fenstern Schattenwogen,
Man sieht Profile, Köpfe, Tracht
Der Damen und die andre Pracht.

XXVIII

Nun kommt der Held auf schnellen Kufen
Vor dem Foyer an. Am Portier
Vorbei fliegt er auf Marmorstufen,
Hinauf, motzt auf schnell sein Porträt.
Saal ist bereits gefüllt vom Volke.
Musik ist müde schon von Polken.
Mazurka wird getanzt nach Rang.
Hier herrschen große Lärm und Drang.
Der Leibgardisten klimpern Sporen,
Die Damenbeine fliegen quick,
Und locken manchen Flammenblick
An sich auf Sporenträger Spuren.
Geheul von Geigen übertönt
Das Lästern Weiber, wie gewohnt.

XXIX

An Tagen Freude und Begehrens
War ich von Bällen wie verrückt:
Es ist der beste Ort für Lehren,
Für Briefe, Küsse, Händedruck.
Ihr, ehrenwerte Eheleute!
Ich biete meinen Dienst euch heute
Und, bitte, merket euch mein Wort:
Ich möchte warnen euch vorm Ort.
Auch ihr, die Mütterchen! Im Stillen
Guckt euren Töchtern strenger nach,
Behaltet die Lorgnetten wach!
Ansonsten... Tja, um Gottes Willen!
Deswegen schreib’ es für euch ich,
Denn selbst längst sündige schon nichtnicht.

XXX

O weh, mit solchen Spaßes Ritten
Vertrieb ich Zeit auch wie in Sucht!
Wenn bloß nicht litten unsre Sitten,
Hätt’ Bälle ich bis jetzt besucht.
Ich mag die Jugendzeit, Gedränge,
Die Freude, Glanz in jeder Menge
Und Damen überlegte Tracht,
Und ihre Beinchen... Aber, ach!,
Man findet schlanke Frauenbeine
In Russland drei Paar nicht so bald
Mir blieben im Gedächtnis, halt,
Zwei Beinchen... Ach! Betrübt, alleine,
Denk’ ich an sie bis jetzt mit Gier,
Im Schlaf erregen Herz sie mir.

XXXI

Verrückter, wo, in welcher Wüste,
Wann heilt dich endlich Amnesie?
Ach, Beinchen! Wo, auf welcher Piste
Zerknittern Frühlingsblumen sie?
Gehegt in Morgenlandes Wonne,
Lasst ihr bei unsrer trüben Sonne
Im Schnee des Nordens keine Spur:
An Teppichen geleistet Schwur,
Liebt ihr der'n Luxus, die Berührung.
Wie lang’ ist’s her, als ich salopp
Für euch vergaß den Rum, das Lob,
Mein Vaterland und meine Führung?
Nun, jetzt verschwand das Jugendglück
Wie eure Spuren aus dem Blick.

XXXII
Dass Brust Dianas, Wangen Floras
Bezaubernd sind, das wissen wir!
Und doch, das Beinchen Terpsichores
Ich liebe noch mehr irgendwie.
Dem Blick verheißt es zweifelsohne
Die unbezahlbare Belohnung,
Es lockt den unsrer Wünsche Schwarm
Mit dem bedingten Schönheitscharme
Ich liebe es, mein Freund Elvina,
Auch unter Decke jeden Tischs,
Auf Frühlingswiesen, schön und frisch,
In kaltem Winter am Kamine,
Im Spiegel des Parketts im Schritt,
Am Meer, auf Felsen aus Granit.

XXXIII

Ich sehe Meer kurz vorm Gewitter:
Wie spürte ich auf Wellen Neid,
Sie liefen diese an wie Ritter,
Vor ihren Füßen angereiht!
Wie wollt’ bedecken ich mit Küssen
Wie diese Wellen ihre Füße!
Noch nie in meiner Jugendzeit
War ich bewältigt so vom Leid,
Vom Wunsch zu geben voller Achtung,
Armidas jungen Lippen Kuss,
Den roten Wangen, ihrer Brust,
Die voll so ist mit Liebesschmachten.
Nie machte Sturm der Leidenschaft
Solch’ Qual in mir zur Eigenschaft.

XXXIV

Ein andres Bild verleiht mir Flügel!
Ich halte oft, in Traum verbannt,
Die ihren glücklichen Steigbügel...
Und spür’ ihr Beinchen in der Hand.
Und wieder kocht bei mir Einbildung,
Und wieder kommen wilde Bilder,
In dem verwelkten Herzensblut
Schon wieder Sehnsucht, Liebesglut!..
Nun reicht’s zu preisen Arroganten,
Durch meiner Lyra feinen Ton,
Sie sind das weder Wert noch Lohn
Für Schmerz und Leid durch die Briganten:
Nur Lügen sind ihr Blick und Wort...
Wie ihre Beinchen allerorts.

XXXV

Was macht Onegin? Noch halb schläfrig
Kutschiert er nun zu Bett direkt
Sankt-Petersburg, rasant und heftig,
Durch Trommel schon zum Tag erweckt.
Stehn auf die Händler, Hausierer,
Die Kutschen fahren Börsentiere,
Die Milchmagd ist mit Krug zu sehn,
Unter den Füßen knirscht ihr Schnee.
Des Morgens Krach schlägt wach wie Peitsche.
Die Fensterläden gehen auf,
Aus den Kaminen steigt auf Rauch,
Der Bäcker, akkurater Deutscher -
Papierhut drauf, selbst mehlig blass -
Macht’ längst schon auf sein „Was-ist-das“.

XXXVI

Durch Lärm des Balls doch sehr ermüdet,
Verwandelnd Morgen in die Nacht,
Schläft Spaßes und des Luxus Bruder,
Vom Schatten selig überwacht,
Erwacht er nachmittags, schlägt wieder
Sein Leben ihn bis Morgen nieder,
Eintönig und auch kunterbunt.
Was gestern war, tut heute kund.
Doch, ob er glücklich ist, mein Eugen,
Ob frei, in seinem besten Jahr,
Sind seine Siege echt und wahr
In täglichen Genusses Wogen?
War er vergebens auf dem Fest
Behutsam immer, seelisch fest?

XXXVII

Früh kühlten ab in ihm Gefühle,
Ihn langweilt Lärm der Welt zu sehr.
Die Schönheiten in früh'rer Fülle
Sind kein Objekt Begierden mehr.
Untreue bringt ihm kein Ergötzen.
Sogar die Freundschaft bringt zum Kotzen,
Da er nicht immer konnte doch
Den Straßburg-Kuchen wie ein Koch,
Begießen aus Champagner-Flasche,
Und glänzen immer mit dem Scherz
Bei unerträglichem Kopfschmerz.
Obwohl er Kauz war, Windtasche,
Ihm waren endlich nicht mehr lieb
Die Schlacht, das Blei, der Säbelhieb.

XXXVIII

Die Krankheit, Grund für Eugens Leiden,
Von der wir eigentlichen Sinn
Zu wissen nach wie vor vermeiden,
Die man auf Englisch nennt bloß spleen [7]
Und schlicht Handra auf Russisch schließlich,
Ergriff ihn, machte ihn verdrießlich.
Sich zu erschießen, Lob sei Gott,
Hielt er trotz alldem nur für Spott,
Doch fand am Leben kein Behagen.
Wie launisch träger Child-Harold
Erschien als Gast er. Weder Gold,
Noch Klatsch und Flirt oder Gelagen
Interessierten ihn nunmehr,
Um ihn herum nichts merkte er.

XXXIX, XL, XLI

.......................................
.......................................
.......................................

XLII

Koketten feinerer Gesellschaft!
Vor allem euch verließ der Held.
Es ist ja wahr, dass ihr sie selbst schafft,
Die ziemlich langweilige Welt.
Es kann schon sein, dass manche Damen
Zitieren Say mal und Bentham je,
Ist allgemeinhin ihr Gespräch
Wenn harmlos auch, doch nur noch Pech.
Dazu sind diese so unschuldig,
So majestätisch und so toll,
So von der Frömmigkeit fast voll,
So pünktlich und auch so geduldig,
So unzugänglich für den Mann:
Schon das allein treibt spleen zum Wahn. [7]

XLIII

Und ihr, die Schönheiten der Jugend,
Die erst zu später Tageszeit
Die kecken Droschken, Amors Flügel,
Durch Petersburg verteilen breit,
Auch euch verließ Onegin alle.
Der Apostat von Bacchanalen,
Er sperrte sich zu Hause ein,
Ergriff die Feder, seelisch rein,
Und wollte schreiben – doch das Schuften
War ihm zum Kotzen; also nichts
Entsprang der Feder so ins Licht,
Und so verpasst’ er Zunft von Schuften,
Welche zu schmähn, steht mir nicht zu,
Denn selbst gehöre ich dazu.

XLIV

Erneut im Fang des Müßigganges,
Verwelkt in Seele, geistig hohl,
Setzt’ er sich hin voll vom Verlangen,
Sich fremde Klugheit nun zu holn,
Regal bestückt’ mit Bücherreihen
Und las, und las er – alles Laien:
Dort Gram und Lügen oder Wahn,
Da kein Gewissen, Unsinn dran.
In allem nur verschiedne Brüche:
Zu alt geworden Altertum,
Vom selben faselt Neuheit ’rum.
Verließ wie Frauen er auch Bücher
Und das verstaubte Buchregal
Ward hinterm Vorhang ihm egal.

XLV

Entledigt sich der Last Weltsitten,
Ward ich ihm Freund zu dieser Zeit,
Wie er Gesellschaftshast entglitten.
Ich mochte seine Züge, Geist,
Die unbewusst verträumte Trägheit,
Und seine merkwürdige Frechheit,
Und scharfen, abgeklärten Sinn.
War ich erbost, er düster drin.
Wir kannten Leidenschaften Lose:
Verließ uns beiden Lebensmut,
Erlosch bereits dir Herzensglut.
Erwartete uns nur das Böse
Fortunas blinder, Menschen Dreck
Am frühen Anfang unsres Wegs.

XLVI

Wer denkend lebte, kann verachten
Die Menschen nur in seinem Geist.
Wer fühlte, wird nur stets betrachten
Gespenst schon längst vergangner Zeit:
Vor Reizen wird gleich Einem bange,
An Andrem nagt Erinnrungsschlange,
Zerfleischt den Dritten seine Reu’.
Und das verleiht derweil aufs Neu’
Gesprächen nötige Erregung.
Sein Quatsch hat mich zunächst verwirrt.
Bald wurden doch gewöhnlich mir,
Der Hohn bei Streit als seine Prägung,
Zu jedem Drama Gallenwitz,
Der Epigramme böser Blitz.

XLVII

Wie oft zu Zeit des heißen Sommers,
Als nächtlich’ Himmel weißes Licht
Strahlt über Newas [8] Wellenströme,
Gewässer widerspiegeln nicht
Das Antlitz göttlicher Diana,
Gedacht an frühere Romane,
Gedacht an Liebe frühres Los,
Erneut sensibel und sorglos,
Genossen wir in stillen Zügen
Den Atem wohlwollender Nacht!
Wie Sträfling läuft durch grüne Pracht
Des Walds in nächtlichen Traumlügen,
So übertrug auch uns der Traum
Zum Lebensanfang, Jugendschaum.

XLVIII

Mit seiner Seele voll Bedauern,
Sich anlehnend leicht auf Granit,
Stand Eugen, nachdenklich und dauernd,
Wie sich Poet beschrieb im Lied. {9]
Still war schon alles, nur Nachtwächter
Einander riefen zu nach Kräften.
Der Droschken nur entfernter Knall
Vernahm man von Millionna mal.
Und nur ein Bot, mit Paddeln winkend,
Fuhr über Fluss wie heller Stern
Und uns bezauberten von fern
Ein Hörnchen und Gesänge flinke.
Doch süßer ist beim nächtlich' Gang
Torquat’ Tassos Oktaven Klang!

XLIX

O Wellen Adrias! O Brenta!
Erblicke euch und höre gleich,
Begeistrung wieder voll geerntet,
Den Zauberruf aus eurem Reich!
Sakral ist er Apolls Nachkommen.
Durch Lyra Albions vollkomm’ne
Ist er bekannt mir und verwandt.
Italiens nächtliches Gewandt
Genieße ich in Freiheitswonne
Mit reizender Venedigs Braut,
Die stumm mal ist und manchmal laut,
In Gondel fahrend in der Sonne.
Mein Mund erlernt, bei ihr gelangt,
Petrarcas Sprache Liebesklang.

L

Ob meine Freiheit kommt von Ketten?
Es ist an Zeit! – ruf' ich ihr laut.
Am Meere wandre 10, wart’ aufs Wetter 11,
Den Segelschiffen wink' vertraut.
In Stürmen streitend mit den Wellen,
Wann werde freien Lauf ich wählen
Über die Meere möglichst weit?
Den Rück’n zu kehren ist es Zeit
Dem tristen Ufer an der Stelle,
Und weinen aus in heißem Dunst
Die meines Afrikas Inbrunst
Nach düstrem Russland meine Seele,
Wo liebte ich und lebte ab,
Wo liegt nun meines Herzens Grab.

LI

Onegin war mit mir zum Reisen
In weite fremde Welt bereit.
Dann trennte uns auf seine Weise
Das Schicksal für die lange Zeit.
Indes verstarb sein alter Vater.
Die Gläubigen, gerochen Braten,
Nahmn gleich Onegin ins Visier.
Der Grund bei jedem war nur Gier:
Onegin, solch’ Verfahren hassend,
Zufrieden voll mit seinem Los,
Ward schnell sein Erbe an sie los
Als die Vergütung fürs Inkasso,
Vielleicht sah er voraus bei Gott
Den seines alten Onkels Tod.

LII

Und dann erhielt fürwahr der Erbe,
Von dem Verwalter den Bericht:
Sein Onkel liegt bereits im Sterben,
Und will den Neffen vor Gesicht.
Erfahrend diese triste Nachricht,
Hat Eugen mit dem Onkel Nachsicht
Und rennt per Post sogleich hinaus.
Er gähnt ermüdet, im Voraus
Bereitend sich, des Geldes wegen,
Zum Seufzen, Lügen vor dem Mann
(Womit begann hier mein Roman).
Doch eingetroffn nach langem Wege,
Fand er den Onkel schon im Sarg -
Tribut der Erde, kalt und karg.

LIII

Er fand den Hof voll seiner Diener.
Zum Toten kamen allerseits
Die Freunde, Feinde, unter ihnen
Liebhaber vom Begräbnisreiz.
Der Tote ward dann auch begraben,
Und alles soff und aß wie Raben,
Und dann verschwanden sie im Nu,
Als ob gleich jeder hätt’ zu tun.
Nun ist Onegin Dorfeinwohner,
Von Ställen, Böden, Wasser, Wald
Ist er der Herr, der bisher galt
Als Ordnungsfeind, Verschwendungsgönner.
Er ist jetzt froh, den frühren Weg
Zu wechseln nunmehr unentwegt.

LIV
Ihm schien’s zwei Tage lang als Neue:
Der Schatten in entlegnem Hain,
Das Baches Plätschern, Blumenfeuer,
Die Felder - alles jetzt sein Heim.
Am dritten schwand sein Interesse
Zu all den Wäldern, Wiesen, Kressen,
Sie trieben ihn nur noch in Schlaf,
Dann sah er deutlich doch und scharf,
Dass auch im Dorf lebt Langeweile,
Wenn ohne Straßen auch und Schloss,
Gedichte, Bälle, Karten. Bloß
Belauert’ ihn Handra derweilen,
Sie klebte schon an seinem Leib
Wie Schatten oder treues Weib.

LV

Ich war geborn fürs friedlich’ Leben,
Für Dorfes Ruh, für Seelenraum:
Wo Lyra schöner klingt noch eben
Und noch lebt schöpferischer Traum.
Der Muße widmend mich unschuldig,
Bewandre ich die See geduldig
Und far nient’ ist mein Gesetz.
So morgens in den Tag gesetzt
Für süße Wonne, freis Verharren,
Les' ich fast nichts, hab’ langen Schlaf,
Such’ nicht nach Gloria, fauler Schaf.
Ob ich nicht so in früh'ren Jahren
Verschlief im Schatten tatenlos
Mein Lebensglück, mein bestes Los?

LVI

Geblüt, Dorf, Liebe, Nichtstun, Felder!!
Treu ist mein Herz euch lang' schon her.
Den Unterschied zu meinem Helden
Bei mir zu finden, freut mich sehr,
Damit ein Leser, Spottes Träger,
Beziehungsweise ein Verleger
Verwirrten Lästerns über mich
Mal könnt' verbreiten drüber nicht,
Vergleichend meine Seelenzüge,
Dass ich skizziert hätt’ mein Porträt
Wie Byron, Hochmutes Poet,
Als ob wir geben doch Vorzüge,
Zu schreiben über weiter nichts,
Als über uns selbst im Gedicht.

LVII

Vermerk dazu noch: Jeder Dichter
Ist märchenhafter Liebe Freund.
Es war mal, holdige Gesichter
Sah ich im Traum, mein Geist mit Freud’
Bewahrte heimliche Gestalten,
Die meine Muse später malte:
Und so besang ich sorglos mal
Tscherkessin 12 als mein Ideal,
Mari, Zarema 13 vom Salgire.
Jetzt höre ich von jedem Freund,
Die Frage oft fast schadenfroh:
„Von wem denn seufzt nun deine Lyra?
Wem aus der Menge gilt dein Dank,
Wem widmest schönes du Gesang?

LVIII

Und wessen Blick erregt Eingebung,
Verleiht Gefühle dem Gesang
Und diese rührende Belebung?
Vergöttert wen dein Dichtungsklang?"
Ich schwör’s bei Gott, o Freunde, niemand!
Der Liebe irrsinnigen Schimmer
Erlebte ich bereits freudlos.
Sei selig, wer bei solchem Los
Am Reimen litt, der hat verdoppelt
Der Poesie erhabnes Heer,
Petrarca laufend hinterher,
Und Herzensschmerz zugleich gekoppelt
Mit Ruhm, wenn häufig nur posthum,
Doch ich, verliebt, war dumm und stumm.

LIX

Die Liebe ging, dann kam die Muse,
Und aufgeklärt ist mein Gehirn.
Jetzt frei, such’ wieder ich nach Dusel
Des Zauberklangs für Geist und Sinn.
Ich schreibe und mein Herz nicht trauert,
Und meine Feder sich nicht trauet,
Zu zeichnen Beinchen und Gesicht
Am Rand zu schreibenden Gedichts.
Erlosch‘ne Glut macht keine Schmerzen,
Ich traure noch, doch weine nicht
Und bald, sehr bald erlischt das Licht
Der Liebe ganz in meinem Herzen:
Erst dann beginn’ zu schreiben ich
Poem als einziges Gedicht.

LX

Ich dachte schon an Form des Planes,
An Namen dessen, wer wird Held.
Jetzt hab’ beendet ich Romanes
Kapitel Eins, noch keine Welt.
Das Ganze hab’ geprüft ich strenger:
Von Widersprüchen gibt es Menge,
Doch korrigieren will ich nicht.
Zensoren tun schon ihre Pflicht,
Die Früchte, die mit Reimen wuchern:
Werf’ Journalisten ich zum Fraß.
Du, neugeborener Nachlass,
Geh’ jetzt mit Gott zu Newas Ufern,
Verdiene mir des Ruhms Tribut:
Beschimpfungslärm, des Klatsches Wut!


Übersetzungen von fremdsprachigen Texten
vale – sei gesund (Lat.)
Far niente – Nichtstun, Müßiggang (Ital.)
Anmerkungen
1 Geschrieben in Bessarabien
2 Dandy, Modemensch.
3 Der Hut à la Bolivar.
4 Namhafter Restaurantbetreiber.
5 Eine Childe Harold würdige Eigenschaft des abgekühlten Gefühls. Die Ballette von Herrn Didelot, sind voll Lebendigkeit, Phantasie und außergewöhnlichen Charme. Einer unserer romantischen Schriftsteller fand in ihnen viel mehr Poesie als in der gesamten französischen Literatur.
6 Tout le monde sut qu’il mettait du blanc; et moi, qui n’en croyais rien, je commençais de le croire, non seulement par l’embellissement de son teint et pour avoir trouvé des tasses de blanc sur sa toilette, mais sur ce qu’entrant un matin dans sa chambre, je le trouvai brossant ses ongles avec une petite vergette faite exprès, ouvrage qu’il continua fièrement devant moi. Je jugeai qu’un homme qui passe deux heures tous les matins à brosser ses ongles, peut bien passer quelques instants à remplir de blanc les creux de sa peau.
(Confessions de J. J. Rousseau)
Die Übersetzung:
Jeder wusste, dass er Weißmacher benutzt, und ich, der dem gar nicht glaubende, fing an davon zu ahnen, nicht nur durch die Besserung seiner Gesichtsfarbe oder dadurch, dass ich Glasdöschen von Weißmacher auf seiner Toilette fand, sondern weil ich, eines Morgens sein Zimmer betretend, fand ihn bei der Reinigung seiner Nägel mit Hilfe einer speziellen Bürste. Diese Beschäftigung setzte er stolz in meiner Gegenwart fort. Ich entschied, dass ein Mann, der jeden Morgen zwei Stunden mit der Reinigung seiner Nägel verbringt, kann auch einige Minuten in Anspruch nehmen, um die Hautunreinheiten zu übertünchen.
("Geständnis" von J.-J. Rousseau) (Franz.)
Grimm überholte seine Zeit: Heutzutage putzt man im ganzen aufgeklärten Europa Fingernägel mit einer speziellen Bürste.

7 Diese ganze ironische Strophe ist nichts Anderes als Lob unseren Landfrauen. So lobt N. Boileau, unter dem Deckmantel der Vorwurf, Ludwig XIV. Unsere Damen verbinden Bildung mit Höflichkeit und strenge Sittenreinheit mit diesem orientalischen Liebreiz, der Frau Stahl so fasziniert hat. (Siehe Dix années d’exil {« Zehn Jahre des Exils». (Franz.)}).

8 Die Leser erinnern sich an die bezaubernde Beschreibung der Nacht in St.-Petersburg in der Idylle von Gneditsch:
Die Nacht, doch werden nicht blass goldene Wolkenstreifen.
Ohne Sterne und Mond wird beleuchtet die ganze Weite.
An der entfernten Küste sind silberne Segel zu sehn
Von kaum sichtbaren Schiffen, fahrenden wie durch den Himmel.
Der nächtliche Himmel leuchtet mit finsterlosem Glanze,
Purpur des Sonnenuntergangs verschmilzt mit Gold des Ostens:
Als ob der Luzifer führt hinter dem Abend her hinaus
Den rotwangigen Morgen. – Dies war eine goldige Zeit,
Als Tage des Sommers berauben der Nacht ihre Herrschaft;
Als Blick des Ausländers fesselt auf dem nördlichen Himmel
Die Verschmelzung der magischen Schatten mit dem süßen Licht,
Welche niemals den Himmel am Mittag schmücken würde;
Die Klarheit, die den Reizen der nordischen Jungfrau ähnelt,
Wessen wunderschöne blaue Augen und rote Wangen
Kaum umschattet werden durch Wellen von blonden Haarlocken.
Dann über Newa und üppigen Petropolis sieht man
Den Abend ohne Dämmerung und schattenlose Nächte;
Erst dann beendet Philomela die Mitternachtslieder
Und Lieder beginnt, die den aufsteigenden Tag begrüßen.
Doch es ist zu spät, die Frische weht schon an Newas Tundren;
Der Tau fiel nieder;.........................
Die Mitternacht: Die am Abend noch mit Tausenden Paddel
Rauschende Newa schwankt nicht, die städtischen Gäste sind weg;
Keine Stimme am Ufer, kein Kräuseln im Nass, alles still;
Nur manchmal erschallt übers Wasser das Grollen von Brücken;
Nur ertönt ein ausgedehnter Schrei von einem weiten Dorf,
Wo eine Nachtwache regelmäßig die Andre aufruft.
Alles schläft ........................
9 Die Göttin sieht der aufgewachte
Und begeisterte Poit [Poet],
Sie verbringt schlaflose Nächte,
Sich gestützt leicht auf Granit.
(Muravjev. Der Göttin von Newa)
10 Geschrieben in Odessa.
11 am Meer aufs Wetter warten
auf etwas Unbestimmtes hoffen, ohne etwas zu unternehmen, passiv bleibend
(russische Redewendung – Übersetzer)
12 Die Heldin von "Der Gefangene vom Kaukasus" von A.S. Puschkin
(Übersetzer) 13 Die Heldinnen von „Der Springbrunnen von Bachtschissaraj“ von A.S. Puschkin
(Übersetzer)



ZWEITES KAPITEL

O rus!
Hor.
{О Dorf!
Horatius. (Lat.) O Russland!


I
Das Dorf, wo sich langweilte Eugen,
War ein scharmanter Erde Fleck.
Ein Freund unschuldiger Vergneugen
Könnt’ segnen Himmel dort direkt.
Die abgeschiedne Gutsanlage,
In der durch Berg geschützten Lage,
Befand sich über einen Fluss
Gediehen dort, am Berges Fuß,
Die goldnen Felder, Blumenwiesen,
Man konnte sehen hier und dort,
Die Herden weidend, manches Dorf.
Vernachlässigter Garten-Riese
Verbreitete dort Schattenkühl’,
Dryaden sicheres Asyl.

II
Das Schloss, gebaut als Sippenwiege,
War eins, wie man die bauen mag:
Extrem langlebig und gediegen
Nach dem des Altertums Geschmack.
Man sieht Gemächer in Stafetten,
Im Wohnzimmer sind Stofftapeten,
Von Zaren Bilder an der Wand,
Die Öfen im Gefliesgewand.
All dies war ziemlich nun verkommen,
Ich weiß auch richtig nicht warum.
Mein Freund sich scherte nicht darum
Und sah es nicht als schlechtes Omen,
Er gähnte sowieso, egal,
Modern war oder alt der Saal.

III
Er nahm sich das Gemach zum Wohnen,
Wo alter Herr sein Sein ertrug,
Mit seiner Wirtin stritt gewöhnlich,
Zum Fenster guckte, Fliegen schlug.
Ganz schlicht war alles: Eichendiele,
Zwei Schränke, Tisch und Stühle,
Kein Fleckchen Tinte irgendwo
Die Schränke öffnet' Eugen, wo
Er fand ein Heft für Ausgaben,
Der Fruchtliköre stolzes Soll,
Mit Apfelwasser Krüge voll,
Kalender, Jahr acht Ausgabe:
Der Alte, haltend viel in Sicht,
In andre Bücher blickte nicht.

IV
Vereinsamt hier, als Eigentümer,
Um totzuschlagen seine Zeit,
War unser Eugen zu bestimmen
Die neue Ordnung jetzt bereit.
Sogleich ersetzt' der Wirtschaftsweise
Das Joch des Frondiensts klugerweise
Durch leichtere Abgabenqual.
Die Knechte dankten dem Schicksal.
Allein begann dafür zu schmollen
Der Nachbar, habend keine Lust,
Dadurch zu kommen zum Verlust.
Der Andre lächelte wohlwollend,
Sie fanden einstimmig heraus:
Gefährlich sei der junge Kauz.

V
Am Anfang kamen Nachbarn alle.
Ihn zu besuchen, aber er
Bekam vor Hintertür in Eile
Zum Fliehen seinen Don-Hengst her,
Sobald er hörte auf der Straße
Den Lärm von Droschken, zu ihm rasselnd, –
Beleidigt durch so eine Schmach,
Verschwanden Freunde nach und nach.
„Der Nachbar, Tollkopf und Nichtswisser,
Ist freier Maurer, trinkt allein
Aus Krügen, sagt man, roten Wein.
Er ist kein „Damen-Händchen-Küsser“.
Sagt nie wie alle ja-s und nein-s.“ –
So war die Meinung allgemein.

VI
Als in sein Dorf, zu selben Zeiten,
Der neue Gutsbesitzer kam,
Gab er den Nachbarn abzuleiten
Von ihm auch selbst den gleichen Kram.
Vladimir Lenskij war sein Name,
In Seele Götting’ner Nachahmer,
Ein Schönling in dem besten Jahr,
Ein Dichter, Kants Verehrer gar.
Er hat die Früchte der Gelehrtheit,
Des freien Geistes feine Pracht
Ausm neblig’ Deutschland mitgebracht.
Er hatte Traum von freier Mehrheit,
Die aufgeregte Redeart
Und bis zu Schultern Lockenhaar.

VII
Noch nicht verwelkt an Ausschweifung
Der kalten, zügellosen Welt,
War er noch weit von der Verzweiflung,
Von Musen auch noch auserwählt.
Im Herzen war er ein Nichtswisser,
Ihn hegte Hoffnung noch ein Bisschen,
Der Welt die neuen Lärm und Glanz
Noch fesselten den Jüngling ganz.
Die seines Herzens manchen Zweifel
Vertrieb durchs Amüsieren er.
Er konnte nicht enträtseln mehr
Das Lebensziel, es war nur Schweifen.
Daran zerbrach er sich den Kopf,
Ein Wunder sah er im Geschöpf.

VIII
Er glaubte dran, dass sich die Seele
Mit ihm vereinen endlich muss,
Dass diese, sich untröstlich sehnend,
Erwartet ihn mit ihrem Kuss.
Er glaubte dran, dass sich die Freunde
Für seine Ehr’ zu sterben freuen,
Es wird nicht zittern ihre Hand
Zu schlagen den Denunziant.
Es gibt vom Schicksal auserwählte,
Gerechte Freunde jedes Manns,
Und deren unsterblicher Klan
Beleuchtet bald die Menschenwelten
Mit einem blendend grellen Strahl,
Und Menschen finden ihren Gral.

IX
Empörung, Wut und Mitgefühle,
Zum Guten reiner Liebesdrang
Und Qual des Ruhms in süßer Fülle
Erregten ihn sein Leben lang.
Mit Lyra ging er durch Weltröte
Unter dem Himmel Schillers, Goethes,
Durch ihr poetisches Geleist
War angefeuert auch sein Geist.
Der Glückliche tat keine Schande
Erhabner Musen hoher Kunst.
Er war in seiner Geistes Brunst
Zum höheren Gefühl im Stande,
Zum jungfräulichen Träumenschwung
Zur Anmut der Vereinfachung.

X
Er sang die Liebe, ihr gehorsam,
Sein Lied war reinliches Gedicht
Wie Traum der Jungfrau, Duft der Rosen,
Wie Kinderschlaf, wie Mondeslicht
In sorglos holden Himmelswüsten,
Der Schein von Wonne und Gelüsten.
Er sang die Trennung ungeliebt
Und etwas, was es gar nicht gibt,
Und die romantischsten von Rosen.
Er sang die Länder, fern und groß,
Wo er bei Stille auf dem Schoß
Die Tränen goss vor allem Bösen.
Er sang verwelkte Lebenswut
Mit Achtzehn knapp in seinem Blut.

XI
In Wüste, wo all seine Gaben
Onegin nur zu schätzen wusst’,
Verachtete er das Gehabe
Von Nachbarn, die Gelage wüst.
Er lief vor ihrer Unterhaltung.
Und ihr Gespräch über Verwaltung,
Verwandten, Hundezwinger, Heu,
Verkorkten Wein und Weibertreu’
War nicht verfeinert durch Gefühle,
Nicht durch poetischen Elan,
Durch Scharfsinn, Visionen Wahn,
Nicht mit der Wohnheimkunst erfüllet.
Doch ihrer Weiber das Gespräch
War geistig primitiv erst recht.

XII
Vladimir – reich, gut aussehend,
Galt überall als Bräutigam.
So ist nun ländliches Geschehen.
Halbrusse war für Mütterstamm
Als Schwiegersohn gleich in Betrachtung.
Er kommt herein, Gespräch gleich trachtet
So Wort für Wort und nebenbei
Nach puren Gram von Single-Sein.
Dann wird gerufn zum Samowar er,
Und Dunja reicht ihm seinen Tee,
Ihr wird’s geflüstert: “Dunja, seh!“
Dann wird hineingebracht Gitarre,
Und sie quietscht schräg (Gott, was für Last!):
„Such’ mich in goldenem Palast!..“12

XIII
Doch Lenskij, ohne Lust auf Bindung
Durch Ehering an seiner Hand,
Wollt' mit Onegin nur verbindlich
Vertiefen den Bekanntschaftsstand
Sie kam'n zusammen. Stein und Welle,
Gedicht und Prosa, Sand und Quelle
Sind nicht verschiedner als die Zwei.
Durch Unterschied zunächst entzweit,
Sie stritten sich mithin unendlich.
Dann wurden sie einander wert,
Dann trafen täglich sich zu Pferd
Und wurden schließlich unzertrennlich.
So Menschen sind (ich zähl’ dazu)
Die Freunde auch durchs "Nichts-zu-tun.

XIV
Klein ist auch dieser Freundschaft Quote.
Vernichtet Vorurteile cool,
Wir halten uns für Eins als Note,
Doch all die Andren nur für Null.
Wir streben nach Napoleonen.
Zweibeinig’ Viecher Millionen
Sind uns ein einziges Werkzeug,
Gefühl ist fremd, zum Lachen Zeug,
Onegin war doch viel duldsamer.
Wenngleich er Menschen kannte wohl
Und sie verabscheute ganz toll,
Doch (keine Regel ohn’ Ausnahmen)
Er nahm so manche öfter aus
Und ehrt' Gefühle heimlich auch.

XV
Er hörte Lenskij zu mit Lächeln.
Des Dichters heiße Redeart,
Sein Geist, noch wacklig urteilsfähig,
Sein Blick, begeistert noch und smart –
All das war neu für unsren Eugen.
Er war bemüht auch nichts zu leugnen,
Zurückzuhalten kaltes Wort,
Und dachte nur: „Es wäre Mord,
Zu ruinieren seine Wonne,
Es kommt auch ohne mich die Zeit,
Lass ihn genießen Seligkeit,
Im Glauben an das Weltheil sonnen,
Lass ihm verzeihen Jugendglut,
Delirium und heißes Blut.“

XVI
Gespräch gebar Diskussionen
Und führte zum Nachdenken gleich:
Verträge alter Nationen,
Gelehrtheitsfrüchte, Geistes Reich,
Das Gute, Böse, Vorurteile,
Geheimnisse des Sargs zuweilen,
Der Sinn des Lebens, sein Geschick
Gerieten beiden in den Blick.
Poet, im Eifer Urteilsbildung,
Las vor aus nordischem Poem
Indes die Auszüge genehm,
Onegin war zwar nicht im Bilde,
Doch hörte Lenskij fleißig zu,
Wenn auch in Halbschlaf nahezu.

XVII
Doch oft besetzten Leidenschaften
Der Eremiten jungen Sinn.
Onegin, von zu fliehen schaffend,
Sprach drüber immer noch, wie's schien,
Mit einem Seufzer von Bedauern.
Sei selig der, wer ihre Schauer
Erlebte und verließ sie doch.
Heil ist, wer nie sie kannte noch,
Wer Liebe kühlte durch die Trennung,
Die Feindschaft zu verschmähen sucht’,
Bei Freund und Weib ohn’ Eifersucht
Und deren Qual verweilte, gähnend,
Und sein geerbtes Kapital
Trug nie in einen Glücksspiel-Saal.

XVIII
Kaum werden etwas wir einsamer
In Stille unserer Vernunft,
Erlischt kaum Leidenschaften Flamme
Und werden lächerlich für uns
Ihr Eigensinn und ihre Dränge,
Sowie verspätete Nachklänge, –
Gezähmt nicht ohne große Müh’,
Schon mögen hören wir in Ruh’
Von Leidenschaften andrer Toren.
Es rührt uns Herz noch immer an.
So neigt ein alter Veteran
Bisweilen tüchtig seine Ohren,
Vergessn im Altersheim-Quartier,
Berichten jungen Grenadiers.

XIX
Dafür kann heißblütige Jugend
Auch nichts behalten nur für sich.
Die Feindschaft, Freude, Liebe, Tugend
Verplappert sie und bringt ans Licht.
Onegin galt gestört in Liebe
Und hörte zu, ganz ernst geblieben,
Der Beichte des verliebten Geists,
Wie sich Poet zu äußern weißt.
Und sein vertrauensvoll's Gewissen
Enthüllte er treuherzig bloß.
Onegin kriegte mühelos
Der Jugendliebe Fall umrissen,
Erzählung volle Seelen-Brunst
Ist längst uns keine neue Kunst.

XX
Er liebte, wie’s in unsren Tagen
Geliebt wird nicht und wie allein
Poet zu liebn ist in der Lage
In dem erhabenen Dasein:
Ein Traum zu haben immer sehnlich,
Ein Wunsch nur meisthin in der Seele,
Gewöhnlich andauernder Gram.
Doch weder Ferne kühler Kram,
Noch lange Jahre bitt’rer Trennung,
Noch Musen zugewandte Zeit,
Noch Auslandes Herrlichkeit,
Noch Wissenschaft, Gelüstes Brennen
Verdarben seiner Seele Blut,
Erwärmt durch Jungfräulichkeits Glut.

XXI
Als Bub, von Olga schon gefangen,
Erfahrungsfrei im Herzensleid,
War er der Zeuge vom Verlangen
Des Spaßes ihrer Kindlichkeit.
Im Eichenhain, ohn’ jedes Trotzen,
Genoss mit ihr er ihr Ergötzen,
Den Kindern sagten Kränzchen weis
Die Nachbarn, Väter, Freundeskreis.
In Wildnis, in dem Ruheeckchen,
Voll Demut, Unschuld, Poesie,
In Augen Eltern, blühte sie
Wie blüht zur Frühlingszeit Maiglöckchen,
Verbergend sich in Gräsern drin
Vor Bienen und vor Schmetterling.

XXII
Sie schenkte dem verliebten Dichter
Des Freudentaumels hohen Thron,
Gedanklich nur an sie gerichtet,
Fand er der Lyra ersten Ton.
Verzeihet ihr, die goldnen Spiele!
Gewann er lieb jetzt Haine, Stille,
Die Einsamkeit, der Sterne Pracht,
Den hellen Mond in dunkler Nacht,
Den Mond, den treuen Himmelsleuchter,
Dem früher stets widmeten wir
Beim Abendrot unsres Flaniern
Und Träne, unsres Leidens Feuchte...
Doch heut’ sieht man in diesem Schatz
Den Straßenleuchtern nur Ersatz.

XXIII
Sie war gehorsam, stets gesellig,
Vergnügt auch stets wie Morgenfrüh’,
Wie Dichtergeist vertrauensselig,
Wie Liebeskuss in nächtlich' Ruh',
Die Augen blau wie selbst der Himmel.
Das Lächeln, die Bewegung, Stimme,
Statur so leicht, der Locken Lein,
In Olga alles war... Allein
Wenn ein Roman ihr nehmt vom Tische,
Ihr findet drin gleich ihr Porträt:
Ich liebt’ es selbst, es ist so nett,
Doch widert es mich an inzwischen.
Lasst mich und meine hohe Kunst
Erweisen ihrer Schwester Gunst.

XXIV
Die Schwester Olgas hieß Tatjana...13
Zum ersten Male weihen wir
Die zarten Seiten des Romanes
Mit diesem Namen jetzt und hier.
Das ist ein volltönender Name.
Mit ihm hängt doch, ich weiß’s, zusammen
Erinnerung ans Altertum
Od’ mädchenhaft! Wir müssen nun
Gestehen hier: Es ist sehr wenig
Geschmack in Namen auch bei uns
(Geschweige denn von Dichtungskunst).
Mit Bildung sind wir noch in Trennung,
Uns blieb von deren kleinem Stich
Gehabe nur, doch mehr auch nichts.

XXV
Nun denn, Tatjana war ihr Name.
Sie könnte nicht mit Niedlichkeit
Von Olga, deren Wangen Flamme
Gewinnen Blicke weit und breit.
Sie war so schweigsam, wild, trübselig,
Wie Reh im Wald scheu, nicht gesellig.
Sie schien selbst im Familienkreis
Zu sein ein Mädchen fremd, verwaist.
Sie konnte kuscheln auch mit keinem,
Auch nicht mit Eltern seit klein auf.
Noch selbst ein Kind, mit Kinderhauf
Wollt’ jedoch sie sich nicht vereinen.
Und manchmal saß sie ganzen Tag
Allein am Fenster, nichts gesagt.

XXVI
Die Nachdenklichkeit, ihre Freundin,
Verbrämte ihr durch Träumerei
Den Alltagsfluss, im Dorf kaum freudig,
Seit ihrer Kindheit noch bereits.
Nie kannten die verwöhnten Finger
Die Nadeln. Nie nahm sie Stickringe
Zum Schmücken freudig und gewandt
Mit Seidenmustern ihr Gewand.
Es ist Indiz der Machtbegierde,
Zu spieln mit Puppen so gescheit,
Die Mädchen machen sich bereit
Zur Konvenienz als Frauenwürde,
Indem sie wiederholn ihr klar
Die Lehren Mamas wunderbar.

XXVII
Doch keine Puppe nahm Tatjana
In Kindheitsjahren in die Hand,
Und über Mode, Lebensplanung
Sie zu belehrn, war nicht im Stand’.
Ihr waren kindliche Unarten
Auch fremd: Geschichten aller Arten
Berührten sie in Winternacht,
Vor denen nahm sie sich in Acht.
Und als die Amme kleine Freunde
Für Olga rief wie zum Appel,
Da machte Tanja draus kein Hehl,
Dass sie dran findet keine Freude.
Sie langweilte der Kinderkramm,
Ihr wilder Lärm bracht’ ihr nur Gram.

XXVIII
Sie mochte es, auf dem Balkone
Ganz früh erwarten Morgenrot,
Im Himmel wenn die Sternenkrone
Erloschen wird vom Sonnengott,
Der Horizont sich färbt ins Rote,
Der Wind leicht weht, des Morgens Bote,
Und so beginnt der junge Tag.
Im Winter, Nacht wo länger mag
Die halbe Welt bewahrn im Schatten,
Wo sie dem Osten länger gönnt
Die Stille bei verblichnem Mond
Und Faulheit in Schlafes Watte,
Verließ beim Kerzenlicht sie Nacht,
Zur selben Stunde aufgewacht.

XXIX
Sie mochte lesen früh Romane.
Vor allem die von Jean Rousseau.
Sie liebte Schwindelei des Mannes,
Sowie auch die von Richardson.
Ihr Vater war ein guter Junge,
Aus dem vorherigen Jahrhundert.
Er las zwar selbst nie ‘nen Roman,
Doch sah für sie nichts Böses dran.
Er hielt die Bücher für Spielzeuge
Und sorgte sich gar nicht darum,
Was für ein Buch ihr Hirn macht krumm
Und prägt jetzt ihre Überzeugung.
Von Richardson bald selbst verrückt,
Hielt seine Gattin sich zurück.

XXX
So liebte aber Richardson sie,
Nicht weil sie las ihn in der Nacht
Und nicht weil seinem Grandison sie
Den Vorzug vor Lovelace gemacht. 14
Doch weil zuvor Prinzessn Aline,
Dieselbe Moskauer Cousine,
Darüber öfter sprach mit Gram.
Da war ihr Mann noch Bräutigam,
Obgleich auch gegen ihren Willen.
Tja, ihr gefiel ein Andrer mehr,
Der klug so war und lieb so sehr.
Sie seufzte so nach ihm im Stillen:
Der Grandison war Kavalier
Und der Leibgarde Offizier.

XXXI
Sie war wie er auch angezogen:
Nach Mode immer, die sich bat.
Doch war sie vor Altar gezogen,
Ohn’ ihre Liebe, ihren Rat.
Um sie zu tröstn in ihrem Grame,
Fuhr kluger Mann sie ohne Dramen
Bald in das Dorf, sein Landbesitz.
Weiß Gott von wem umkreist dort, sie
Verweilte meist zuerst in Tränen,
Ließ scheiden sich am Anfang fast,
Ergab sich dann der Haushalts Hast,
Gewöhnte sich, vergaß die Trennung.
Gewohnheit gab uns lieber Gott
Als unsres Glücks Ersatz und Tod. 15

XXXII
Und die Gewohnheit stillte Trübsal,
Die sonst bezwingbar ist mit nichts.
Groß’ Offenbarung machte sie mal,
Die ihr vertröstet‘ gleich die Sicht:
Sie fand schnell zwischen Tat und Muße
Geheimnis, wie sie bald genüsslich
Regieren kann den Ehemann.
Es war in Ordnung alles dann.
Sie inspizierte Arbeit lässig,
Für Winter legte Pilze ein,
Bezahlte Rechnungen allein
Und ging in Banja regelmäßig,
Im Wutanfall schlug ihre Magd,
Dabei war Gatte nie gefragt.

XXXIII
Sie schrieb mal etwas zum Erinnern,
In Mädchens Alben ziemlich lang,
Praskovja nannte sie Polina,
Und ihr Gespräch war wie Gesang,
Trug eng Korsett für gute Pose,
Sprach N auf Russisch wie Franzosen,
Ein bisschen näselnd schön dabei.
Die Phase war doch bald vorbei.
Korsette, Alben, selbst Aline,
Mit herzensguten Versen Heft
Vergaß sie. Neu begann Geschäft:
Akuljka ward neu zu Seline,
Neu frischte sie die Haube auf
Und ihre Schlafröcke zuhauf.

XXXIV
Ihr Gatte liebte doch sie herzlich.
Er drang in ihre Spiele nicht,
Und glaubte alles ihr fast schmerzlich,
Im Schlafrock aß und las Bericht.
Sein Leben lief im festen Rahmen.
Zum Abend kamen mal zusammen
Bei ihm die Nachbarn vor die Tür,
Die informellen Freunde nur.
Sie klatschten, gingen bis auf Knochen
Und lachten über irgendwas –
Die Zeit verging nur so zum Spaß.
Sie baten Olga Tee zu kochen,
Dann Abendessen und nach Acht
Sind Gäste weg, und gute Nacht.

XXXV
Sie pflegten Sitten der Epoche
In ihrem Leben, im Gebrauch.
Sie aßen in der Fastnachtswoche
Die Pfannenkuchen täglich auch.
Sie mochten jährlich zwei Mal Fasten,
Herum auf Karussellen hasten,
Auch Tanz im Reigen, Volksgesang.
Sie machten fromm am Pfingsten Gang
Mit andrem Volk zu Gottesdiensten,
Mit Andren gähnten tüchtig dort,
Paar Tränen ließn aufs Morgenrot.
Sie tranken Kwass nicht nur am Pfingsten,
An ihrem Tisch kam jeder Gang
Für jeden Gast nach seinem Rang.

XXXVI
So alterten allmählich beide.
Dann kam doch für den Gatten Zeit,
Ins Grab zu steigen. Ohne Leiden
Nahm er den Kranz der Ewigkeit.
Er starb so kurz vorm Mittagessen,
Beweint vom Nachbarn und indessen
Von Kindern und von treuem Weib
Viel herzlicher, als mancher Leib.
Er war nun von den guten Herren
Und dort, wo er im Grab entschlief,
Steht Grabmal jetzt mit dieser Schrift:
„Ein Dmitrij Larin, Knecht des Herren,
Ein frommer Sünder, Brigadier
Ein Menschenfreund ruht friedlich hier.“


XXXVII
In seinem Heim erneut erschienen,
Besuchte Lenskij schlichtes Grab
Vom Nachbarn, schön versteckt im Grünen,
Und einen Seufzer von sich gab.
Es hat ihn etwas schon gedauert.
„Poor Yorick!16 – sprach er mit Bedauern, –
Wie oft ich saß auf seinem Arm.
Und spielte, fühlend mich dort warm,
Mit seiner Otschakows Medaille!
Er sah mir Olga vor zur Braut
Und sprach: „Ob Gott es mir erlaubt?..“
In echter Trauer, schrieb in Eile,
Vladimir, voller Seelenquall,
Für Grabstein gleich ein Madrigal.

XXXVIII
Er huldigte mit Inschrift rasche
Des Vaters und der Mutter Stein
Mit Tränen über ihre Asche...
O weh! Wie Ewigkeit ist klein:
Die Generationenreihen,
Besteigen Welt nach Schicksals Weihe,
Erstarken reifend, gehen fort,
Die Andren kommen nach sofort...
Auch unsre leichtsinnige Gattung,
Erwächst und brodelt, und fällt ab
Zu ihren Ahnen auch ins Grab.
Auch unsre Zeit kommt der Bestattung,
Uns drängen unsre Enkel weg
Zu guter Stunde aus dem Weg!

XXXIX
Genießt solang in vollem Maße
Des Lebens, Freunde, kurze Stund!
Und dessen Nichtigkeit erfassend,
Halt ich nicht viel von diesem Bund.
Mein Blick verschlossen ist für Geister.
Entfernte Hoffnung lebt doch weiter,
Verborgen tief in meiner Brust:
Es wäre wehmütig’ Verdruss
Hier abzutreten ohne Spuren.
Ich lebe, schreibe nicht fürs Lob,
Doch wüsste trotzdem zu gern, ob
Mein tristes Los Ruhm wird berühren,
Und als Erinnerung und Lohn
Nach mir bleibt mindestens ein Ton.

XL
Er rührt womöglich manche Herzen.
Und, von dem Schicksal gut bewahrt,
Versinkt nicht in der Lethe schmerzlich
Die Strophe, die ich reime hart.
Vielleicht (o, schmeichelhafte Hoffnung!)
Zeigt ein Nichtwisser bei Eröffnung
Auf mein wohl ruhmreiches Porträt
Und sagt: „Na, der war ein Poet!“
So nimm von mir an die Danksagung,
Der Kalliopes alte Freund,
O du, Gedächtnis, das mich freut,
Bewahr’ für Welt all meine Sagen,
Und streichle mal in leichtem Kreis
Den Lorbeerkranz von einem Greis!

Anmerkungen
12 Aus dem ersten Teil „Die Dnjepr-Nixe“.
13 Wohltönende griechische Vornamen, zum Beispiel, Agaphon, Philat, Thodora, Phekla und so ähnlich, welche bei uns nur unter einfachem Volk benutzt werden.
14 Grandison und Lovelace – Helden der zweien ruhmreichen Romane.
15 Si j’avais la folie de croire encore au bonheur, je le chercherais dans I’habitude (Chateaubriand).
Übersetzung:
Hätte ich noch die Torheit ans Glück zu glauben, würde ich es in Gewohnheit suchen. (Franz.)
16 „Armer Yorick!“ – Hamlets Ausruf über den Schädel des Hofnarren. (Sieh Shakespeare und Laurence Sterne.)


DRITTES KAPITELE

lle était fille,
elle était amoureuse.

Malfilâtre.
Sie war ein Mädchen,
sie war verliebt.

Malfilâtre. (Franz.)


I
„Wohin? O, diese tollen Dichter!“
– Adieu, Onegin, Zeit, du weißt.
„Ich halt’ dich nicht. Doch gib Bericht mir,
Wo du an Abenden verweilst?“
– Bei Larins. – „Das ist ausgezeichnet.
Verzeih! Ist es nicht schwierig reichlich,
Ein Abend todzuschlagen dort?“
– Wohl kaum. – „Versteh’ ich nicht den Ort,
In dem du findest dein Behagen:
Zuerst (hör’ mal, ich hab’ doch recht?),
Es ist ein einfaches Geschlecht,
Wo immer Gäste und Gelagen,
Und Tratsch, und Quatsch ja jedes Mal
Von Regen, Lein, von Vieh und Stall...

II
– Da sehe ich noch keinen Jammer.
„Der Jammer ist ja Überdruss“.
– Ich hass’ die Welt, das ist der Hammer.
Ich mag die Ruh, mir ist kein Frust
Familienkreis... – „Was für Idylle!
Hör auf, mein Freund, um Gottes Willen.
Nun was? Du fährst: Es tut mir leid.
Darf ich vielleicht mit als Geleit,
Um anzuschauen die Phyllida –
Gedanken heimliches Terrain,
Des Leids, des Reims et cetera?..
Mach’ mich bekannt mit Ziel der Lieder“.
– Es freut mich. – „Wann dann?“ – Jetzt, sofort
Empfangen sie uns gerne dort.

III
Nun los. – Sie reiten hin am flinksten,
Erschienen. Ihnen stehn bereit –
Was manchmal schwer ist – alle Dienste
Archaischer Gastfreundlichkeit.
Bewirtungs wohlbekannte Trachten:
Man trägt auf Tellern Eingemachtes,
Auf Tisch kommt gleich ein Samowar
Und Krug mit Preiselbeernnektar,
...............................
...............................
...............................
...............................
...............................

IV
Sie fliegen auf der schnellsten Route
Mit Vollgeschwindigkeit nach Haus.17
Nun hören wir verstohlen gutes
Gespräch der Helden nach dem Schmaus:
– Onegin, was? Du gähnst bisweilen. –
„Gewohnheit, Lenskij“. – Lange Weile
Scheint mehr bei dir. – „Nein, kein Vergleich.
Im Felde wird es dunkel gleich.
Los, schneller! Vorwärts, Andreaschka!
Von blöden Orten hier zum Licht!
Ansonsten, Larina ist schlicht,
Doch eine nette Großmatroschka.
Und Preiselbeernnektar, hoff’ ich
Beschädigt mir Gesundheit nicht.

V
Nun sag’ mir, welche ist Tatjana?“
– Na die, die etwas finster war
Und hilt zurück sich wie Swetlana,
Sie saß am Fenster sonderbar. –
„Bist du verliebt echt in die Jüngste?“
– Warum? – „Ich wählt’ zu Tanjas Gunsten,
Wär’ ich so ein wie du Poet.
Blick Olgas tot ist, wenn auch nett
Wie auf dem Bild van Dycks „Madonna“:
Gesicht ist schön und rund der Mund
Wie dieser runde blöde Mond
In blödem Himmel ohne Sonne“.
Vladimir senkte seinen Blick
Und schwieg den ganzen Weg zurück.

VI
Sonst hinterließ des Helds Erscheinen
Doch Eindruck in dem Larins Haus
Sogar ganz tief im Allgemeinen,
Ergötzte Nachbarn auch durchaus.
Vermutung folgte der Vermutung,
Zu klatschen alles fing an mutig,
Und zu betrachten überhaupt
Tatjana als Onegins Braut:
Sogar behaupteten gern welche,
Die Hochzeit stünde vor der Tür
Doch sei gestoppt, weil es dafür
Die modisch'n Eheringe fehlten.
Und über Vladimirs Hochzeit
War ja entschieden längst bereits.

VII
Tatjana hörte mit Empörung
Den ganzen Klatsch, doch innen drin
Verspürte sie wie bei Verschwörung
Gedanken über dessen Sinn.
Ihr Herz ergriff schon den Gedanken,
Sie war verliebt und froh, und dankend.
So wie, im Boden liegend, Keim
Erwacht im Frühling insgeheim
Seit langem durstete sie schüchtern
In ihrem Glückseligkeitsdrang
Nach dem fatalen Liebestrank.
Längst lechzt’ ihr Herz in diese Richtung,
Es schmachtete die Brust ihr, denn
Ihr Geist war scharf auf... Jemanden.

VIII
Es hat sich auch gelohnt, das Warten...
Erwacht, sie sagte: „Das ist Er!“
Von ihm ist voll jetzt bei der Zarten
Der Tag, die Nacht wie nie bisher.
Von ihm spricht ihr im Liebeskerker
Nun alles mit verhexter Stärke.
Ermüdend sind ihr zarter Quatsch
Das Dasein, alltäglicher Tratsch,
Die Blicke von besorgten Dienern.
Vertieft in die Melancholie,
Hört nicht mehr ihre Gäste sie,
Verachtet deren Spaß im Innern,
Den unerwarteten Besuch
Und jeden Näherungsversuch.

IX
Ab nun liest sie mit welcher Achtung
Den wonnetrunkenen Roman,
Mit welchem Charme zieht in Betrachtung
Und trinkt Betrug wie Baldrian!
Durch Kraft der Träume wurden pure
Reanimierte Kreaturen:
Liebhaber von Julie Wolmar,
Malek-Adel und de Linar,
Und Werther, leidender Märtyrer,
Und beispielloser Grandison, 18
Des Britten einschläfernder Sohn,
In ihren schwärmerischen Wirren
Zu einer einzigen Gestalt,
Die als Onegin für sie galt.

X
Sich mit den Heldinnen bedienend
Von den gelesenen Genies,
Julie, Klarissa und Delphine,
Spaziert Tatjana wie vermisst
Mit kühnem Buch in Waldes Stille,
Sie sucht und findet drin den Willen,
Die Träume, ihre Seelenglut –
Die Früchte der Gefühlenflut.
Tatjana seufzt, macht sich zu eigen
Die fremden Freude und Wehmut,
Und rezitiert still mit Demut
Den Brief an Helden ihres Schweigens...
Doch unser Held, dies ohne Hohn,
War ganz bestimmt kein Grandison.

XI
Es gab schon, wichtig sich einstimmend,
Der Schöpfer stellte uns bereit
Den Helden, flammend und bestimmend,
Als Muster der Vollkommenheit.
Er schenkte seinem Liebling Gabe,
Verfolgtem immer unrecht aber,
Der Einfühlsamkeit, scharfen Sinn,
Und schönes Antlitz ohnehin.
Und nährend Glut der Leidenschaften,
War unser Superheld bereit
Sich selbst zu opfern jede Zeit.
Und wenn das Buch zum Ende schaffte,
Bestraft war jeder böser Hund,
Des Guten schlug die Ehrenstund.

XII
Heut’ ist für Sinn nun alles Wirre,
Moral bringt uns zum Gähnen nur,
Die Sünde, lieb und triumphierend,
Beherrscht Romanliteratur.
Von Briten Indianermärchen
Behindern Schlaf nur mancher Mädchen,
Jetzt wurde ihr noch zum Abgott
Der arme Wanderer Melmoth,
Vampir, tiefsinnig immer schriller,
Der Ewig’ Jude, der Korsar,
Geheimnisvoller Jean Sbogar.19
Lord Byrons so gelungne Grille
Romantisch zu bekleiden sucht
Auch hoffnungslose Eigensucht.

XIII
Getreue Freunde, ist’s nicht düster?
Vielleicht erreich’ es ich im Gott
Und höre auf zu sein ein Dichter.
Jetzt treibt mich neuer Geist zum Spott:
Ich, trotz Apollos wildem Tosen,
Erniedrige mich nun zur Prosa,
Roman von gutem altem Rang
Begleitet meinen Altersgang
Nicht Qualen aller Gräueltaten
Beschreibe ich in diesem dann,
Ich geb’ nur weiter im Roman
Die Sagen Russlands alter Staaten,
Der Liebe zauberhaften Sturm,
Gebräuche unsres Altertums.

XIV
Ich schildre einfache Gespräche
Vom Vater oder fremden Greis,
Verabredete Kindertreffen,
Am Bach in altem Lindenkreis,
Der Eifersucht gemeine Qualen
Und rührende Versöhnungsmale.
Ich lass’ sie streiten, mit Verlaub,
Und führ’ zum Schluss unter die Haub’...
An leidenschaftliches Ergötzen
Erinnre mich, an Liebesklang,
Mit welchem ich in frührem Drang
An Liebhaberins Füßen protzte,
Er kam mir auf die Zunge lang,
Doch jetzt ist er in mir verklang.

XV
Tatjana, niedliche Tatjana!
Ich wein’ mit dir wie Widerhall.
Du gabst in Hände des Tyrannen
Bereits dein jugendlich’ Schicksal.
Du gehst zugrunde, aber vor dem
Magst du in blinder Hoffnung fordern
Glückseligkeit für junges Herz,
Du lernst die Lebenswonne jetzt,
Du trinkst das Zaubergift der Elfen,
Und wilde Träume foltern dich:
Du siehst euch nur umarmend sich
In Unterkünften eurer Treffen.
Er ist vor dir jetzt überall,
Verführer dein als dein Schicksal.

XVI
Der Liebeskummer treibt Tatjana,
Sie trägt in Garten die Trübsal,
Und plötzlich Lähmung in Organen,
Und Augen senkt sie wieder mal.
Die Brust erhebt sich, ihre Wangen
Sind plötzlich rot, von Scham befangen.
Der Atem stockt in ihrem Mund,
Die Augen glänzen wie Korund...
Die Nacht bricht an und Mond in Stille
Bewacht des Himmels Horizont,
Der Nachtigall schlägt wie im Zorn
In dunkle Nacht klangvolle Triller.
Tatjana schläft im Dunkel nicht,
Sie unterhält mit Amme sich:

XVII
„Ich kann nicht schlafen, es ist stickig!
Mach Fenster auf und steh nicht rum“
– Was ist mit dir? – „Mich grämt’s ein Stückchen,
Lass sprechen uns vom Altertum“.
– Worüber, Tanja? Mal war’s früher,
Bewahrte ich im Kopf in Ruhe
Geschichten, Märchen ganzen Schar
Von Geistern, Maiden völlig klar.
Doch jetzt ist nichts mehr drin beisammen.
Was wusste ich, vergaß bereits.
Es kam ja nun Vergesslichkeit!
Jetzt alles weg... – „Erzähl doch, Amme,
Von eurer damaligen Zeit:
Warst du verliebt? Dazu bereit?“

XVIII
– Hör’, Tanja, auf! In diesen Zeiten
War uns bekannt von Liebe nichts.
Ansonsten schlüg’ mich in die Weite
Die Schwiegermutter, Bösewicht. –
„Wie heiratetest du dann, Amme?“
– So wollte Gott es für uns, Armen.
Mein Wanja junger war als ich
Und ich war Dreizehn jung, mein Licht.
Die Kupplerin ging lang, zwei Wochen,
Zu uns und gab den Eltern Rat,
Bis Vater mich gesegnet hat.
Ich weinte mir in Augen Löcher,
Man flocht mir weinend los den Zopf
Und führte zum Altar Geschöpf.

XIX
Dann brachte man mich in die Fremde
Du hörst mir überhaupt nicht zu... –
„Ach, Amme, Amme, mich so grämt es,
Es ist mir übel gradezu:
Zu heulen bin ich grad im Stande!“
– Mein Kind, du bist vielleicht am Rande
Der Krankheit, Gott erbarme dich!
Was du nur willst, kannst bitten mich...
Lass dich besprengen mit Weihwasser,
Du fieberst ja... – „Ich bin nicht krank:
Ich... weißt du... bin verliebt schon lang“.
– Mein liebes Kind, Herrgott-Aufpasser! –
Dabei bekreuzt’ sie Mädchen sanft,
Laut betend, mit verwelkter Hand.

XX
„Ich bin verliebt“ – gesteht nun wieder
Der Alten, traurig seufzend, sie.
– Du bist krank doch – ihr sie erwidert.
„Ich bin in Liebes Phantasie“.
Inzwischen glänzte Mond im Himmel,
Beleuchtend wie durch blassen Schimmer
Tatjanas Schönheit im Gesicht
Und Haare mit dem matten Licht,
Und Tränentropfen, und auf Hacken
Vor unsrem kränkelnden Geschöpf,
Mit grauem Tuch auf grauem Kopf,
Die Amme, sitzend in Steppjacke:
Und alles schlummerte still ein
In der Idyll‘ des Mondes Scheins.

XXI
Tatjana flog weit weg im Herzen,
Beim Schauen in den Mondenschein...
Gedanke flammte auf wie Kerze...
„Geh, Amme, lass mich hier allein.
Gib mir Papier und eine Feder,
Ich werd’ schon schlafen, keine Rede.
Verzeih mir“. Nun ist sie allein.
Und alles still im Mondes Schein.
Sich angelehnt, schreibt jetzt Tatjana.
Sie hat nur Eugen in dem Sinn,
Und Liebe haucht nun vollends drin,
In dem der Jungfrau Brief-Romane.
Der Brief ist fertig, im Kuvert...
An wen gerichtet ist bloß er?

XXII
Ich kannte unnahbare Schönen,
So kalt und reinlich wie der Frost
Und unerbittlich, ohn’ Versöhnen,
Die Hirnes unergründlich' Kost.
Ich staunte über ihre Hybris
Und ihre Tugenden, nicht üblich,
Ich lief davon und geb’ es zu,
Las auf ihr'n Stirnen nahezu
Direkte Botschaft aus der Hölle:
Die Hoffnung gib für immer her.20
Das Lieben ist für sie Malheur,
Zu schrecken Menschen – ihre Rolle.
Euch kam bestimmt ein solches Weib
An Newas Ufern vor dem Leib.

XXIII
Und unter folgsamen Verehrern
Sah oft auch andre Damen ich,
Sie stellten gleichgültig, abwehrend
Entgegen Leidenschaften sich.
Und was entdeckt’ ich mit Verblüffung?
Die zarte Liebe hässlich prüfend,
Erschreckend sie durch strengen Blick,
Erwarben sie erneut durch Tricks,
Zumindest zeigend ihre Reue,
Zumindest durch die Redeart,
Zuweilen zart und nicht mehr hart,
Sodann, erfüllt mit neuer Treue,
Begab erneut sich junger Spatz
Auf die von ihm geliebte Hatz.

XXIV
Woran ist dann Tatjana schuldig?
Dass sie in ihrer Einfachheit
Verkennt Betrug, den sie nicht huldigt,
Und ihrem Traum vertraut soweit?
Dass ohne Kunst sie liebt im Stillen
Gehorsam ihren nur Gefühlen,
Dass sie so ist, vertrauensvoll,
Beschert vom Himmel selbst so toll
Mit Kraft rebellischer Einbildung,
Mit lebhaft' Willen, scharfem Sinn
Mit einem starken Eigensinn,
Mit Herzen, zärtlichem und wildem?
Verzeihen sie denn nicht bald ihr
Auf Leidenschaft so eine Gier?

XXV
Kokette richtet nur gelassen,
Tatjana liebt nur ohne Scherz
Der Liebe gibt sich hin dermaßen,
Wie kann’s nur Kindes holdes Herz.
Sie sagt nicht: „Lass uns sie verschieben
Und so erhöhen Wert der Liebe,
Sie führen sichrer wir ins Netz.
Wir stacheln Eitelkeit ab jetzt
Zunächst durch Hoffnung, dann Befremden,
Erstatten Qualen dann Besuch
Und dann durch Glut der Eifersucht
Beleben neu. Sonst kommt Entfremdung
Und der Gefangne Liebe schafft’s,
Zu brechen Kettn der Leidenschaft.

XXVI
Da gäbe’s eine noch Erschwernis:
Ich, rettend meines Landes Ruf,
Bekehren muss noch aus der Fairness
Tatjanas Brief – ist mein Beruf.
Sie war auf Russisch schlecht in Schriften
Und las nicht unsere Zeitschriften.
Sich auszudrücken fiel ihr schwer
In Muttersprache manchmal sehr,
Sie schrieb den Brief so auf Französisch...
Tja! Sei’s gesagt auch heilig hoch:
Verfassten Damen nimmer noch
Auf Russisch ihrer Liebe Thesis,
Bis heute fand Brief-schreiben-Kunst
In unsrer Sprache keine Gunst.

XXVII
Ich weiß es, man will Damen zwingen
Zu lesn auf Russisch. Was für Schand’!
Ich stell’ mir vor sie nur mit Zwinkern
Mit „Wohlgesinntem“21 in der Hand!
Ich wende mich an euch, Poeten.
Es stimmt doch, sündige Koketten,
Zu welchen ihr für eure Sünd’
Geheime Verse schriebt so blind,
Und welchen ihr das Herz verschenktet,
Verzerrtes Russisch zum Wirrwarr,
Es mit Akzent beherrschend zwar,
Doch bleibend immer dran beschränket,
Und so tat Klang aus fremdem Mund
In unsrer Muttersprache kund?

XXVIII
Bewahre Gott mich auf den Bällen
Und auf den Treppen beim Abschied
Vorm Treff mit einem der Gesellen,
Auch ’nem Akademiemitglied!
Ich mag das Russisch nicht von Seele,
Ganz ohne viel Grammatikfehler
Wie ohne Lächeln Lippenrot.
Vielleicht erhört zu meiner Not
Die neue Gattung von den Schönen
Den Aufruf Zeitschriften schon bald
Und bringt uns die Grammatik bei.
Die Dichtung wird dadurch verschönert.
Doch ich... Ich kümmre mich nicht drum
Und bleibe treu dem Altertum.

XXIX
Das fehlerhaft leger’ Geplapper
Und ungenaue Redeart
Führt nach wie vor zum Herzensklappern
In meiner Brust und stimmt mich zart.
Wie Jugendsünden mal diverse,
Wie die von Bogdanovitsch Verse
Sind Gallizismen mir wie Haft,
Das zu bereuen fehlt mir Kraft.
Genug damit. Ich muss mich setzen
Ans Übersetzen Tanjas Brief.
Ich gab ihr Wort, getroffen tief,
Doch bin bereit es auszusetzen.
Ich weiß, die Feder von Parny
Kommt in die Mode bei uns nie.

XXX
Besinger Grams und der „Gelagen“, 22
Falls du noch heute wärst mit mir,
Würd’ ich mit Bitte dich belagern
Und gehen auf die Nerven dir,
Die fremden Worte meiner Diva
In die bezaubernden Motive
Zu transferieren, netter Freund.
Wo bist du? Komm' und mich erfreu,
Ich übergebe mit Verbeugung...
Dir meine Rechte. Allerdings,
Er wandert einsam, armes Ding,
Bedeckt mit Finnlands Himmelswölbung,
Und ohne Lob betrübter Geist
Kann gar nicht hören mein’ Verweis.

XXXI
Tatjanas Brief liegt mir vor Augen,
Ich hebe ihn wie heilig auf,
Les’ ihn mit heimlichem Behagen,
Krieg’ mich nicht satt von seinem Lauf.
Wer floß ihr ein die Zärtlichkeiten
Und Worte smarter Lässigkeiten?
Wer floss ihr mal ein den Mumpitz,
Der Liebe törichtes Antlitz,
So attraktiv und doch so schädlich?
Ich kann begreifen dieses nicht
Und bring’ nur blass’ Kopie ans Licht,
Ein Abbild, unvollkommen kläglich,
Als wär’ Libretto zum "Freischütz",
Von Fingern Lehrlinge benutzt:

Tatjanas Brief zu Onegin

Ich schreibe Euch nun – was für Sühne!
Was soll ich fügen noch hinzu?
Ich weiß, jetzt liegt’s in Eurem Sinne,
Mich zu verachten nahezu.
Doch Ihr, verspürend tief im Innren
Zu meinem Los Barmherzlichkeit,
Verlasst mich nicht in dieser Zeit.
Zunächst wollt’ ich bewahren Schweigen.
Vertraut Ihr mir: Von meinem Schmach
Erführt Ihr nie, hätt’ ich nur schwach,
Nur wenig Hoffnungen etwaige,
Nur selten, wöchentlich einmal
Zu sehen Euch bei uns normal,
Zu hören wie Ihr redet trefflich,
Ein Wort zu sagen Euch und dann
Zu denken Tag und Nacht fortan
An Eins nur bis zum neuem Treffen.
Man sagt doch, Ihr seid menschenscheu.
Und es ist Euch im Dorf langweilig,
Und wir... Wir sind nur schlicht und treu,
Doch freuen uns auf Eu’r Verweilen.

Wozu besuchtet Ihr uns hier?
In Einöde vergessnen Ortes
Ich hätte Euch gekannt ja nie,
Erfahren nie Qual dieser Sorte.
Und Seelenflug in diesen Worten.
Mit Zeit gebändigt (wer's schon weiß?),
Fänd’ ich 'nen Freund nachm Herzens Rate
Und würd’ zur treuen Ehegattin,
Und tugendhaften Mutter einst.

Ein Andrer!.. Nein, ich hätte keinem
Mein Herz verschenkt, das wär’ Verrat!
Nach Himmels Willen bin ich Deine.
Bestimmt ist das im höchsten Rat...
Als Pfandgut war mein ganzes Leben
Für sich'res Treffen nur mit Dir.
Ich weiß, dass Gott schuf Dich soeben
Und als Beschützer schickte mir...
Und Du erschienst mir schon in Träumen
Unsichtbar noch warst Du mir lieb,
Dein schöner Blick war Herzensdieb,
Die Stimme klang in Brust wie Reime
Schon lange... – Nein, das war kein Traum!
– Erkannte Dich ich und gedanklich
Gesagt: „Das ist er!“ Mir ward’s schwankend
Sogleich, als Du betratst den Raum.
Ist das nicht wahr? Dich hört’ ich dankend:

Du sprachst gelegentlich zu mir,
Als ich den Armen half und Kranken,
Statt Gram die Freud' versucht' zu tanken
Durch flammendes Gebet zu Dir?
Warst Du das nicht, charmant’ Erscheinung,
Wer für Moment, nach meiner Meinung,
In klarem Dunkel mir erschien,
Verneigend sich zu meinem Kissen,
Die Hoffnungsworte ließ mir fließen
Und Seele schmelzen schlicht dahin?
Bist Du mein Schutzengel gesuchter,
Oder heimtückischer Versucher?
Na komm', zerstreue mein Zwielicht.
Vielleicht ist alles nur noch Leere,
Der jungen Seele falsche Sicht!
Die Zukunft bringt mir andre Lehren...
Doch sei es drum! Und mein Schicksal
Vertrau' ich Dir nun an für ewig,
Ich weine aus Dir die Trübsal,
Und fleh’ um Schutz Dich untertänig...
Stell Dir das vor: Ich bin allein,
Versteht mich niemand, meine Seele,
Vernunft bei mir verwelkt unselig,
Zugrunde geh ich, wie es scheint.
Auf Dich ich warte in der Hoffnung,
Dass du mein Herz zum Leben weckst.
Sei denn, damit’s nicht weiter wächst,
Du brichst den Traum durch Vorwurf schroffen!

Nun Schluss! Den lese ich nicht mehr...
Mir ist’s beschämend, angst und bange...
Eu’r Anstand ist nun mir Gewähr,
Ich überlass’ mich dem solange...

XXXII
Tatjana seufzt und ächzt untröstlich.
Der Brief erzittert in der Hand.
Und trocknet rosig-gelbe Hostie
Auf ihrer Zunge wie im Brand.
Sie neigt zu ihrer Schulter Köpfchen.
Da rutscht ihr leichtes Unterröckchen
Von zauberhafter Schulter mal...
Bereits erlöscht des Mondes Strahl.
Der Morgen naht. Dort wird die Wiese
Durch Dämpfe klarer und der Fluss
Erglänzt. Das Horn, der Hirtengruss,
Beschwört den Morgen: Sei gepriesen!
Und der ist da, schlägt Nachtigall,
Es ist Tatjana doch egal.

XXXIII
Sie merkt gar nicht die Morgenwiege
Sitzt nur, mit Kopf gesenktem tief,
Und drückt ihr ausgeschnitztes Siegel
Noch nicht auf den geschlossnen Brief
Doch plötzlich geht die Tür auf leise,
Philipjewna, die Amme greise,
Bringt ihr auf dem Tablette Tee.
„Die Zeit, mein Kindchen, aufzustehn:
Du bist ja fertig, meine Schöne!
O du, mein frühes Vögelein!
Die Nacht dacht’ ich an dich allein!
Doch – Gott sei Dank! – Handra verronnen!
Von Trübsal gestern keine Spur,
Und dein Gesicht ist Mohnrot pur“.

XXXIV
– Ach! Amme, tu’ mir ein Gefallen. –
„Befiehl mir, meine Liebe, nur“.
– Und denk nicht... Lass Verdacht doch fallen...
Sieh doch... Verweigre nur nicht stur. –
„Mein Freund, du hast die Bürgschaft Gottes“.
– Schick’ deinen Enkelsohn als Bote
Mit diesem Zettel zu... Zu dem...
Zum Nachbarn... Sag’ ihm auch zudem,
Er soll verhalten sich verborgen,
Und nennen keinesfalls ihm mich... –
„Tatjana wem? Versteh’ ich nicht.
Ich bin mit Jahren dumm geworden
Es gibt ja viele Nachbarn ’rum.
Ich kann sie nicht mal zählen drum“.

XXXV
– Du bist verständnislos ja, Amme! –
„Mein Herzensfreund, ich bin schon alt,
Dabei wird Hirn mehr dumm und schwammig.
Sonst war im Sinn ich scharf und bald,
Für mich war doch das Wort von Herren...“
– Ach, Amme! Was bringt das Gezerre?
Du bist der Klugheit Inbegriff,
Doch mir geht's nur um diesen Brief
An Eugen. – „Also gut, Onegin.
Mein Herz, nun bleibe unbeschwert,
Du weißt es, ich begreife schwer...
Was ist? Ich leit’ es schon in Wege“
– Nichts, Amme, mir ist es wie Hohn.,
Schick’ bitte deinen Enkelsohn. –

XXXVI
Ein Tag verging, doch keine Antwort.
Der andre kam und wieder nichts.
Bleich wie ein schwacher Schatten, wartet
Tatjana bang auf den Bericht.
Zu Olga kam mal ihr Verehrer.
„Wo ist Eu’r Freund? – fragt jungen Herren
Die alte Wirtin – Sagt Ihr ihm,
Er hat vergessen uns ganz schlimm“.
Tatjana kann sich kaum noch halten.
– Er wollte kommen jetzt mit mir, –
Berichtet Lenskij freudig ihr, –
Es scheint die Post ihn aufzuhalten. –
Tatjana senkt die Augen tief,
Drin hörend Vorwurf für den Brief.

XXXVII
Es dämmerte und in Sopranen
Sang auf dem Tisch schon Samowar
Unter chinesischer Teekanne,
Mit Dampf ihr machend Boden warm.
Der Tee, verteilt durch Hand von Olga,
Lief in die Tassen, Reihe folgend,
Wie aromatisch dunkler Strahl,
Die Sahne gab ein Bub zur Wahl.
Tatjana stand vor einem Fenster,
Und setzt’ auf kalte Scheibe Hauch,
Und schrieb nachdenklich wie im Rausch
Mit schönem Finger fast gespenstig
Auf dem beschlagnen Glas – O je! –
Begehrtes Monogramm OE.

XXXVIII
Indes tat’s weh ihr in der Seele,
Voll Tränen war der trübe Blick.
Da trab’s! Ihr Blut stockt an der Stelle.
Es kommt noch näher! Noch ein Stück...
Im Hof Onegin! „Ach!“ – wie Grille,
Tatjana sprang in andre Diele,
Stieg Treppe ab, in Garten 'rein,
Und fliegt, und fliegt durch alten Hain
Voll Angst dabei zurückzuschauen.
Sie lief im Nu durch die Allee,
Durch Wald und Brücke zu dem See,
Durch Fliedersträucher, weg abhauend,
Durchs Blumenbeet, dem Bach entlang,
Und, außer Atem, auf die Bank

XXXIX
Fiel nieder... „Er ist da! Er, Eugen!
O Gott! Was dachte er von mir!“
Ihr Herz, der tiefen Qualen Zeuge,
Bewahrt noch Hoffnungselixier.
Sie zittert, glüht im Liebesfieber,
Und wartet doch auf ihre Liebe.
Die Mädchen pflückten mit Gesang
Die reifen Beeren allesamt.
Im Chor sie sangen nach Empfehlung
(Empfehlung sah dabei nur vor,
Dass Mädchen beim Gesang im Chor
Ihr schlauer Mund doch würde fehlen
Zum Naschen süßen Strauchbelag:
Und so vergrößert wird Ertrag!)

Lied der Mädchen

Süße Mädchen, Schönheiten,
Lieblinge und Freundinnen
Fallen ein in Spielerei
Tobt euch aus, ihr, Lieblichen!
Singet los die Liederchen,
Liederchen sehnsüchtige,
Lockt die jungen Burschen her
In die Reigenmitte 'rein.
Locken wir das Burschelein,
Wenn wir merken ihn von fern,
Laufen auseinander dann,
Wir bewerfen ihn mit Kirsch,
Aber auch mit Himbeeren,
Roten Johannisbeeren.
Gehe nie belauschen
Unser frohes Mädchenlied
Gehe nie auskundschaften
Unser tolles Mädchenspiel.

XL
Sie singen und Tatjana, lässig
Empfangend klarer Stimmen Klang,
Erwartete nur, dass sich mäßigt
Der ihres Herzens rege Gang
Und dass das Lodern ihrer Wangen
Vergeht. Und doch es ist noch lange
Vorüber nicht der Wangen Glut,
Sogar noch mehr in ihr kocht Blut...
So leuchten arme Schmetterlinge,
Mit Flügeln schlagend schon verletzt,
Gefangen in dem Todesnetz.
So zittert Has’, vor allen Dingen,
Versteckt in Wintersaat, sobald
Den Jäger wittert er im Wald.

XLI
Doch endlich atmet tief sie wieder
Steht langsam auf von ihrem Sitz,
Und geht, und senkt die Augen nieder,
Onegin steht vor ihr wie Blitz
Im der Allee dunklen Schatten,
Sodass, in Panik fast geraten,
Sie vor dem Gönner stehen bleibt,
Getroffen wie ein Blitzableit’.
Jedoch die Folgen der Begegnung
Euch zu erzählen weiter heut,
Bin nicht imstande ich, mein Freund.
Ihr wisst, nach längerer Anstrengung
Kommt eine lange Pause dran.
Ich bring’s zu Ende irgendwann.

Übersetzungen von fremdsprachigen Texten
et cetera? – und so weiter (Lat.)

Anmerkungen
17 In der vorigen Ausgabe wurde statt „fliegen nach Hause“ fälschlicherweise gedruckt „fliegen im Winter“ (was keinen Sinn ergab). Die Kritiker, ohne das zu merken, fanden Anachronismus in nachfolgenden Strophen. Mit Verlaub, die Zeit in unserem Roman ist nach dem Kalender berechnet.
18 Julie Wolmar – Die neue Heloise. Malek-Adel – der Held eines mittelmäßigen Romanes von M-me Cottin. Gustave de Linar – der Held der charmanten Geschichte von Baroness Juliane von Krüdener.
19 Vampire – die Lord Byron fälschlicherweise zugeschriebene Geschichte. Melmoth – das geniale Werk von Maturin. Jean Sbogar – bekannter Roman von Charles Nodier.
20 Lasciate ogni speranza voi ch’entrate {Lasst alle Hoffnung, ihr, die Hereintretenden! (Ital.)}.
Unser bescheidener Autor übersetzte nur die erste Hälfte des glorreichen Verses.
21 Eine einst von verstorbenem A. Izmailov ziemlich fehlerhaft herausgegebene Zeitschrift. Der Herausgeber entschuldigte sich mal in Druckform bei der Öffentlichkeit damit, dass er an Feiertagen schlemmte.
22 E.A. Baratynsky


VIERTES KAPITELL

a morale est dans la nature des choses
Necker

Moral ist in der Natur der Dinge
Necker (Franz.)


I. II. III. IV. V. VI.
. . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . .

VII
Je weniger wir Frau begehren,
Gefallen ihr wir umso mehr,
Und umso sichrer ihr gewähren
Verderben in Verführungsmeer.
Die Unzucht rühmte sich gelassen
Und galt als Liebeskunst-Verfasser,
Sie gab so an, dabei genoss
All ihre Künste sie lieblos.
Jetzt gilt derartige Ausschweifung
Nur für die alten Affen halt,
Die aus gerühmten Zeiten hallt.
Lovelaces Ruf fiel in Bezweiflung
Mit ihrem Rot-Absätze-Ruhm
Und stattlichem Perückentum.

VIII
Die Affen, die in Heucheleien.
Nur wiederholen immer eins
Und überzeugen nur noch Laien
In dem, was jeder längst schon weiß,
Dieselben bringen Argumente,
Bekämpfen Vorurteilsmomente,
Die es nicht gab und gibt nicht gar
Bei einer Maid mit dreizehn Jahr’!
Wen Drohungen nicht mehr ermüden,
Gebete, Schwüre, Ängstlichkeit,
Notizen seitenweise breit,
Betrug und Klatsch auch unter Brüdern,
Die Obhut Mütter, aller Tant’n
Und ihrer Gatten Freundschaftsband!

IX
So dachte Eugen nach darüber.
Er war in seiner Jugendzeit
Ein Opfer irrtümlicher Liebe
Und wilder Leidenschaft bereits,
Verwöhnt durch sein gewohntes Leben,
Verzaubert einerseits soeben,
Enttäuscht zugleich von Anderem,
Qual der Begierde lernt‘ zudem,
Gequält durch luftige Erfolge,
Empfindend laut sowie auch leis’
Das ewig’ Murren seines Geists,
Sein Gähnen steckend weg im Volke:
Er schlug so knapp acht Jahre tot,
Verlor des Lebens Morgenrot.

X
Verliebend sich nicht mehr in Schönen,
Er tändelte nur irgendwie,
Schnell tröstete sich beim Ablehnen,
Beim Trug verlor die Ruh’ er nie.
Er suchte sie, doch ohne Wonne,
Verließ sie auch bedauernsohne,
Kaum wahrnehmend noch ihre Wut.
So tut ein Gast, wer ohne Glut
Zum Skatspiel abends nun gelanget,
Sich hinsetzt und, kaum Spiel ist aus,
Schon aus dem Hof beeilt hinaus.
Er schläft zu Hause dann sehr lange,
Und weißt am Morgen selbst nicht mehr,
Wohin fährt abends wieder er.

XI
Erhaltend aber Tanjas Botschaft,
Ergriffen war Onegin schwer:
Die Mädchensprache, rein, nicht boshaft,
Erregte die Gemüter sehr.
Und er verfiel in seiner Seele
In eines Traumes Wonnewelle,
Erinnernd an Tatjana sich,
An ihr verblasstes trüb' Gesicht,
Und ihn erfasste kurz und plötzlich
Der Altgefühle neue Glu,
Doch trügen wollt’ nicht alter Hut
Vertrauen reinen Herzens trotzig.
Wir gehn nun in den Garten hin,
Wo Tanja traf gerade ihn.

XII
Erst schwiegen sie ein paar Minuten,
Dann näh’rte sich Onegin ihr
Und sprach: „Sie schrieben mir, die Gute,
Und leugnen nicht. Ich las es mir,
Naiven Herzens ein Geständnis.
Der Liebe argloses Verständnis
Und ihre holde Offenheit
Berührten so mit Heftigkeit
Schon längst entschlafene Gefühle.
Doch sie zu lobn, ist nicht mein Sinn.
Ich lege kunstlos ab mithin
Geständnisse in voller Fülle.
Ich stelle nun zur Beichte mich,
Ich stelle mich vor Ihr Gericht.

XIII
„Hätt' ich doch im Familienkreise
Mein Leben einschränken gewollt’,
Falls ich zum Vater, Gatten, Greise
Durch nettes Los mal werden sollt’,
Falls mich das Bild derart Familje
Verführte durch gewiss’ Idylle,
Sucht’ ich, das sag’ ich Ihnen laut,
Nach keine, außer Ihnen, Braut
Als Freundin meiner Tage frommen.
Ich sag’ es nicht als Madrigal,
Hier findend frühres Ideal,
Hätt’ ich nur Sie zur Frau genommen
All dem Vollkommenen zur Pfand
Und wär’ so glücklich... wie ich kann!

XIV
Doch ich bin nicht geschaffn für Wonne.
Die ist nicht meines Geistes Geiz.
Vergebens Anmut ist von Schönen:
Ich bin nicht würdig ihrem Reiz.
So ist’s (mein Zeuge ist Gewissen):
Zur Qual führt uns die Eheschließung.
Begehre ich Sie noch so sehr,
Gewohnheit steht zur Liebe quer.
Sie kriegen Tränen statt Liebkosung
Und trotzdem rührt mein Herz das nicht,
Wird nur noch drangsalieren mich.
Bedenken Sie nur, welche Rosen
Bereitet Hymenaios uns
Für lange Zeit in seiner Gunst.

XV
Was kann auf dieser Welt sein schlimmer,
Als Ehe, wo die armes Weib
Sehnt Tag und Nacht zu Haus’ im Zimmer
Nach ihrem Mann, was ihn denn treibt.
Wenn Mann, sie doch zu schätzen wissend
(Das Eheglück doch stets vermissend),
Stets griesgrämig nach Streiten sucht,
Stets runzelt Stirn vor Eifersucht!
So bin ich. Ob Sie nach so Einem
Mit ihrem flammend reinen Geist
Ersuchten, während Sie so weis’
Mir schrieben, so mit sich im Reinen?
Bestimmte Ihnen solches Los
Ihr Schicksal, über Sie erbost?

XVI
Die Träume, Jahre kehrn nicht wieder.
Mein Geist wird nie mehr, wie er war...
Ich liebe Sie, wie lieben Brüder,
Noch zärtlicher vielleicht sogar.
Nun hören zu Sie, ohn’ Misstrauen:
Ersetzen mehrmals junge Frauen
Durch neue Träume leisen Traum.
So wechselt auch ein jeder Baum
Die Blätter jährlich, jeden Frühling.
So ist’s bestimmt vom Himmel noch.
Erneut verlieben Sie sich: Doch
Beherrschen sie ihre Gefühle.
Wie ich versteht nicht jeder so.
Zum Unglück führt Unreife sonst“.

XVII
So predigte ihr Eugen öde.
Verweint nichts sehend, allem fremd,
Kaum atmend, ohne Widerrede,
Hört’ ihm Tatjana zu, gelähmt.
Er gab ihr Hand. Trist, ohn’ Gedanken
(Man nennt es maschinell) und dankend,
Tatjana stützte sich darauf,
Ergebend sich der Dinge Lauf.
Nach Hause gingen sie durch Garten,
Zusammen kamen durch die Tür
Und Keiner rügte sie dafür.
Die Freiheiten nach Dorfes Arten
Bewahren glücklich Recht darauf,
Wie arrogante Moskau auch.

XVIII
Sie geben recht mir, liebe Leser,
Erwies Onegin schon Moral
Im Umgang mit Tatjanas Wesen.
Er zeigte nicht zum ersten Mal
Der Seele richtige Noblesse,
Wenngleich die Weltbosheit indessen
Nahm ihn sehr ruppig in Gebrauch:
Die Feinde wie die Freunde auch
(Die sind ja oft dieselbe Räude),
Beschimpften ihn auf jede Art.
Die Feinde sind zu jedem hart,
Doch Gott bewahr’ vor solchen Freunden!
O Freunde! Mir treibt mein Gehirn
Erinnrungsrunzeln auf die Stirn.

XIX
An was? Nun will ich nicht bejammern
Den geistlosen und schwarzen Traum.
Ich merke es nur so, in Klammern,
Dass’s keine in dem dunklsten Raum
Geborne heimliche Verleumdung,
Gebilligt durch die Pöbels Freude,
Und keine blöde Schweinerei,
Kein Epigramm ohn’ Sauerei
Gibt, welche euer Freund mit Lächeln
Im Kreise anständiger Leut’,
Ohn’ Bosheit, doch nicht ohne Freud’,
Wär’ zu verbreiten gar nicht fähig.
Sonst ist er immer für euch da,
Euch liebt... Stellt sich als Bruder dar!

XX
Tja! Noble Leser und Genießer,
Ob die Verwandtschaft, mit Verlaub,
Gesund ist? Wollt’ ihr von mir wissen
Darüber, wenn ihr’s mir erlaubt,
Was heißt es nämlich, die Verwandtschaft.
Verwandte sind nun eine Mannschaft,
Die man liebkosen immer muss,
Auch lieben, ehren, senden Gruß,
Und, nach gebräuchlichem Verfahren,
Besuchen sie zur Weihnachtskost
Und sonst beglückwünschen per Post,
Damit sie Rest des ganzen Jahres
An euch erinnerte nicht mehr...
Gib ihnen viele Tage, Herr!

XXI
Dafür ist Liebe zarter Schönen
Euch mehr als Freund-, Verwandtschaft treu:
Auf sie behaltet Recht ihr, Söhne,
Sogar in Stürmen immer neu.
So ist es. Doch der Drang der Mode,
Doch die Naturgelüste oder
Der Welt geschlossner Meinungszaun...
Das Weibgeschlecht ist leicht wie Flaum.
Auch soll die Meinung ihres Gatten
Für eine tugendhafte Frau
Verehrt sein immer und vertraut.
So wird auch eure treue Gattin
Im Nu verliebt, solang’ du lebst:
Mit Liebe scherzt der Satan selbst.

XXII
Wen soll man lieben? Wem vertrauen?
Verrät uns nicht nur wer allein?
Wer stellt nun alle Taten, Launen
Gewogen, freundlich auf uns ein?
Wer sät nicht gegen uns Verleumdung?
Wer hegt und pflegt uns ohn’ Verleugnung?
Wem ist dein Manko nicht gleich Not?
Gelangweilt wer uns nie zum Tod?
Du, eifriger Gespenstersucher,
Damit du nicht mit Mühe gräbst
Lieb’ doch am besten nur dich selbst,
Mein ehrenwerter Buchbesucher!
Das Ding ist würdig, ohne Spaß:
Es gibt nichts Besseres als das.

XXIII
Was brachte nun das Wiedersehen?
Die Antwort liegt ja auf der Hand!
Die wahnsinnigen Liebeswehe
Entfachten nur noch neuen Brand
Der Trübsal jetzt in junger Seele.
Noch mehr hat der Leidenschaften Welle
Die arme Tanja überschwemmt,
Sodass der Schlaf von ihr wegrennt.
Gesundheit, aller Leben Güte,
Das Lächeln, jungfräuliche Ruh’ –
Verschwand das alles wie im Nu,
Verblasst Tatjanas Jugendblüte,
Als wenn ein Sturm bekleiden mag
Mit dunklem Schatten jungen Tag.

XXIV
O weh, sie geht daran zugrunde,
Verblasst, erlöscht und nur noch schweigt!
Vergehen träge ihre Stunden,
Ihr Geist ist auch zu nichts geneigt.
Mit ihren Köpfen schüttelnd stutzig,
Die Nachbarn flüstern derweil putzig:
Es wäre für die Haube Zeit!..
Es ist genug. Ich bin bereit
Nun aufzuheitern die Gemüte
Durchs glücklicherer Liebe Bild.
Ich werde unabsichtlich wild,
Denn Mitleid stört mich, meine Guten.
Verzeiht dafür, dass ich so sehr
Tatjana liebe schon seither.

XXV
Durch Olgas junge holde Schönheit,
Gefangen mehr noch Stund um Stund,
Ergab Vladimir sich, der Schöngeist,
Der süßen Haft, dem Liebesbund.
Bei ihr ist immer er. Versunken
In Träume sitzen sie im Dunkel.
Sie gehn im Garten Hand an Hand
Spazieren morgens amüsant.
Und was? Verwirrt, sich reizvoll schämend,
Von seiner Liebe wie berauscht,
Durch Olgas Lächeln aufgebauscht,
Wagt er nur, trotzend Scham und Lähmung,
Zu spielen mal mit ihrem Haar,
Zu küssen Saum des Kleides rar.

XXVI
Vladimir liest vor seiner Olja
Moral belehrenden Roman,
Dessn Autor die Natur wissn solle
Noch mehr als selbst Chateaubriand,
Und zwischendurch lässt aus er heimlich
Paar Seiten (Schnurre, die nur peinlich,
Gefährlich ist fürs Mädchenherz)
Er selbst wird rot von manchem Scherz.
Zurückgezogen, weit von allen,
Sie sitzen über Schachspielbrett,
Auf Tisch gestützt, nachdenklich stets
Wie zwei erbitterte Rivalen,
Dann fängt an Lenskij seinen Sturm
Und schlägt mitm Bauern eignen Turm.

XXVII
Er fährt mal heim und auch zu Hause
Beschäftigt sich mit mit ihr noch mehr,
Verziert ihr tüchtig, ohne Pause,
Die Albumsblätter, freudig sehr:
Mal malt mit Farben auf Papier er
Ein Täubchen auf der schönen Lyra
Mal zeichnet ländlich stille Sicht,
Mal Venustempel, mal Gesicht.
Er schreibt, die andren Schriften säumend,
Als seiner Liebe holdes Licht
Erinnrungsträchtiges Gedicht,
Ein stilles Denkmal edler Träume,
Des Kurzgedankens lange Spur,
Dieselbe ewig, tiefer nur.

XXVIII
Ihr saht schon nicht ein Mal natürlich
Das Album Fräuleins auf dem Land,
Von Freundinnen beschmiert willkürlich
Am Anfang, Ende und am Rand.
Hierein, zuwider der Rechtsschreibung,
Konnt’ jeder maßlos’ Verslein schreiben
Als Zeichen Freundschaft, ewig treu,
Verkürzt, verlängert immer neu.
Man trifft gleich auf dem ersten Blättchen:
Qu’écrirez-vous sur ces tablettes,
Gezeichnet: t. à v. Annette
Am Ende dann, aufm letzten Plätzchen:
„Wer liebt noch wesentlich mehr dich,
Soll weiterschreiben hinter mich“.

XXIX
Hier finden immer Unterschlüpfe
Zwei Herzen, Blümchen – Liebescode.
Der Liebe leset ihr Gelübde
In Liebe, bis uns scheidet Tod.
In so ein Album, meine Freunde,
Zu schreiben, ist für mich auch Freude,
Wo ein Poet von Militär
Sein Verslein schreibt so ordinär.
Fest überzeugt in meinem Herzen,
Dass mein beliebiger Mumpitz
Erschafft wohlwollendes Antlitz,
Und keiner mal mit bösen Scherzen
Entscheiden wird, begrenzt nur klug,
Ob Wahrheit schrieb ich oder Trug.

XXX
Doch ihr, herum verstreute Bände,
Bestand der Teufels Bibliothek,
Ihr, schöne Alben ohne Ende
Für Modedichterlinge Zweck,
Ihr, flink geschmückte Freundschaftsinsel
Durch Fedor Tolstoi’s Zauberpinsel,
Durch Baratynskijs schönes Wort,
Lasst euch verdonnern vom Herrn Gott!
Wenn eine der glanzvollen Damen
Mal ihr in-quarto hinreicht mir,
Bin zittrig wütend ich, und sieh,
In mir entstehen Epigramme
So weit, so gut, es wär' egal,
Doch sie verlangen Madrigal!

XXXI
Doch Lenskij schreibt nicht Madrigale
In Olgas jugendliches Buch.
Sein’ Feder kann nur Liebe strahlen
Und nicht des scharfen Sinnes Wucht.
Was er bei Olga merkt, bewundert,
Schreibt drüber gleich in Zeilen runden:
So, wahrhaft wie der junge Kuss,
Entspringt ihm Elegienfluss.
So inspiriert singst du, Jasykow,
Bei deinem seelischen Ausbruch,
Nur Gott weiß wen, in deinem Buch,
So stellen Elegien-Stücke
Dar irgendwann wie Widerhall
Geschichte über dein Schicksal.

XXXII
Doch still! Hör’! Elegienlieder
Herauszunehmen ausm Verkehr
Befehligt uns, den Verseschmieden,
Bereits der strenge Kritiker
Und schreit “Hört auf ja rumzuhacken,
Das Gleiche immer noch zu quaken,
Zu jammern um Vergangenes:
Es reicht, besingt was Anderes!“
– Du hast ja recht mit deiner Predigt,
Und zeigst uns Maske, Dolch und Rohr,
Und rufst Gedanken toten Chor
Zum Leben, die längst sind erledigt:
Ob’s nicht so ist? – Wohl kaum. Woher!
„Schreibt lieber Oden, meine Herrn.

XXXIII
Wie sie zu schreiben war’s in Mode,
Wie schrieb man sie im Altertum...“
– Nur noch die feierlichen Oden!
Ist’s nicht egal? Und sei es drum.
Sag’, dich Satirikers entsinnend:
Ist Lyriker von fremdem Sinne
Dir wirklich lieber schon damit,
Als unser trister Verseschmied? –
„Sinn von Elegien ist nichtig,
Ihr Ziel ist armseliger noch,
Dagegen das der Ode hoch
Und edel...“ – Etwa könnt’ man richtig
Disput hier führen, doch schweig’ ich:
Will Streit zwei Jahrhunderte nicht.

XXXIV
Vladimir könnte schreiben Oden
Als der Verfechter im Gedicht
Von Freiheit, Ehre, doch das Blöde
Dabei, dass Olga las sie nicht.
Ob ein Poet, ein Diener Musen,
Schon las mal vor, statt zu liebkosen,
Sein Werk? Da sagt man im Salon:
Es gäbe keinen höhren Lohn.
Gesegnet sei schon der Liebhaber,
Wer seine Träume dem Objekt
Der Lieder vorliest mal direkt,
Der Schönen mit Entzückungsgabe!
Gesegnet... Doch sie ist vielleicht
Entzückt von ganz was Andrem leicht.

XXXV
Ich lese vor nur alter Amme,
Der Freundin meiner Jugendzeit,
Die ausgewogne Versesammlung,
Denn die zu hörn ist sie bereit.
Dem Nachbarn auch nachm Mittagessen,
Der zeigt angeblich Interesse
An die Tragödien von mir,
Falls ich erwisch’ ihn, armen Stier.
Ansonsten (das nun ohn’ Pointe),
Erregt durch Trübsinn, sucht mich Reim
An meinem See mal wieder heim,
Und ich verscheuche wilde Enten:
Sie fliegen weg den See entlang,
Vernommen meiner Strophen Klang.

XXXVI, XXXVII
Und was Onegin? Meine Leser!
Ich bitte etwas um Geduld:
Sein Leben in dem Alltagswesen
Zu schildern euch, bin ich doch schuld.
Er lebte wie die Eremiten.
Er stand früh auf in Sommermitte
Und ging zunächst auf leichtem Fuß
Zum strömenden am Berge Fluss.
Er schwamm wie zu Hero Leander
Mal über diesen Hellespont,
Dann trank den Kaffee, wie gewohnt,
Las eine Zeitschrift nach der Andren
Und zog sich an... .......
..........................
(Und zog sich an, wie man das tut.
So war sein Leben eben gut. - Fortsetzung des Übersetzers)
)

XXXVIII, XXXIX
Spaziergang, Bücher, tiefes Schläfchen
Der Schatten Waldes, leiser Fluss,
Von weißem, schwarzäugigem Mädchen
Erfrischender und junger Kuss,
Den Zügeln willfähriger Traber,
Ein Mittagessen für Liebhaber
Mit einer Flasche guten Wein,
Die Stille, Abgeschiedensein:
All das war jetzt Onegins Leben.
Er hat sich hingegeben dem
So ganz gemächlich und bequem
Und ohne Tagen achtzugeben.
In seinem unbeschwerten Glück
Ließ altes Leben er zurück.

XL
Dabei ist unsres Nordens Sommer
Ein Zerrbild Winters Südens nur,
Der blitzt schnell auf, uns sehr willkommen
Und gleich ist weg, so will’s Natur.
Es hauchte herbstlich schon vom Himmel,
Die Sonne kam schon seltner immer,
Auch wurde immer kürzer Tag,
Der Wälder magischer Belag
Fiel täglich, traurig rauschend, nieder,
Die Felder wurden farbenarm,
Ein krakeelender Gänseschwarm
Zog schon vom Nord’ nach Süden wieder:
So nahte sich die triste Zeit.
November stand am Hof bereits.

XLI
Verstummte Arbeit auf den Feldern.
Das Morgenrot erwacht aus Nacht
Getriebn durch Hunger in den Wäldern
Geht Wolf mit Wölfin auf die Jagd.
Das Zugpferd schnarcht, die beiden witternd,
Ein Wanderer, vor Angst erzitternd,
Entflieht davon bergauf geschwind.
Der Viehknecht treibt nicht mehr das Rind
Zum Weiden aus dem Stall früh morgens,
Und hört man nicht mehr weit und breit
Sein Hirtenhorn zu Mittagszeit.
Die Jungfrau23 spinnt, fühlt sich geborgen
Und singt. Ein Kienspan hellt die Nacht,
Ein Freund, der über Winter wacht.

XLII
Und nun sind da die klirr’nden Fröste,
Und silbern schimmern Wiesen hell...
(Der Leser wartet auf Reim "Trösten",
Hab’ nichts dagegen, nimm ihn schnell!)
Da glänzt wie modische Parkette
Und blitzt der Fluss im Eiskorsette.
Dort schneidet freudig Knabenkreis
Auf ihren Schlittschuhen das Eis24.
Die schwere Gans auf roten Pfoten,
Im Wasser wer zu schwimmen weiß,
Betritt mit diesem Zweck das Eis,
Dann rutscht und fällt, und tanzt chaotisch.
Wie Sterne fällt der erste Schnee
Auf flaches Ufer meiner See.

XLIII
Was tut zurzeit man auf dem Lande?
Spazieren? Da kommt kurzerhand
Im Winter Schwermut nur zustande
Durch Landschafts trostloses Gewand.
Durch harsche Steppe reiten-reisen?
Das Pferd verrutscht nur trotz Hufeisen,
Versinkt sogleich in weichem Schnee
Und kippt bald um, es tut nur weh.
Verbleib' wie Einsiedler zu Hause
Und lies: da Walter Scott, hier Pradt!
Das willst du nicht? – Dann prüfe hart
Die Bücher, trink, lass Abend sausen,
Ein Tag vergeht dann zwei, dann drei...
So ist der Winter schnell vorbei.

XLIV
Wie Childe Harold verfiel Onegin
In nachdenkliche Faulheit:
Er nahm ein Bad nachm Schlaf deswegen
Und spielte dann die ganze Zeit
Das Billard, bringend nur zwei Kugeln
Allein den ganzen Tag in Trubel,
Vertieft in sich, im Morgenrock,
Bewaffnet mit dem Billardstock.
Der Abend kommt: legt gleich er weg Queue,
Das Billard wird verlassen drin,
Bedeckter Tisch steht vorm Kamin
Und Eugen wartet: Da fährt Lenskij
Mit seinem Schimmel-Dreigespann.
Zum Essen gehen sie entspannt!

XLV
Der von Moët, Cliquot, zwei Witwen,
Von Gott selbst auserlesne Wein
Wird, dem Poet schön kalt gewidmet,
Gebracht und fließt ins Glas hinein.
Er, glitzernd so wie Hippokrene25,
Verführte mich stets bis zu Tränen
Durch Spiel und Schaum in meinem Glas
(Durch Ähnlichkeit dem Irgendwas):
Ich gab einst aus – wisst ihr’s noch, Freunde? –
Den letzten armen Zent paar Mal,
Sein Strahl gebar viel Dummheit mal,
Doch meistens immer noch viel Freude,
Gedichte auch und manchen Witz,
Mal Streite und Gedankenblitz!

XLVI
Doch der tut schlecht jetzt meinem Magen
Mit seinem lauten Schäumen-Spiel.
Und ich bevorzug’ heutzutage
Bordeaux mit seinem klugen Stil.
Vin d'Ai macht mich dagegen stressig:
Vin d'Ai ist wie Mätresse lässig,
Brillant, gedankenlos, lebhaft,
Nimmt eigenwillig uns in Haft...
Doch du, Bordeaux, wie guter Kumpel,
Wer wie im Trauer auch in Not
Für uns ist überall vor Ort!
Zu helfen ihm wie zuckn mit Wimper,
Auch zu verleihen uns viel Freud’.
Leb wohl, Bordeaux, mein guter Freund!

XLVII
Erlöscht das Feuer. Graue Asche
Bedeckt noch heiße Kohlenglut.
Kaum sichtbar steigt der Dampf auf rasche,
Kamin, der Wonne heißes Gut,
Haucht Wärme noch. Der Rauch von Pfeifen
Verzieht sich durch Kamin in Schleifen
Die Kelche stehn noch auf dem Tisch.
Der Abend kommt, der Tag erlischt...
(Ich mag so gleiten mit Geschichten,
Mit Freunden, einem Gläschen Wein
In diese Abendzeit hinein,
Wenn Hund und Wolf betreten Schichten
(Warum? Weiß nicht). Die Nacht wie Pech,
Nun führen Freunde ihr Gespräch:

XLVIII
„Na, was mit Nachbarn? Mit den Mädchen?
Was Olga macht, die süße Braut?“
– Schenk mir doch nach noch ein paar Tröpfchen...
Genug, mein Lieber... Überhaupt,
Gesund sind sie, bestellen Grüße.
Von Olga bin ich umgerissen,
Ach, was für Schultern, was für Brust!
Was für ein Herz!.. Hättest du Lust,
Zu ihnen mal zu fahren? Danke
Bekommst dafür. Sonst schau mal selbst:
Zwei Mal besuchtest sie im Herbst
Und weg warst du, das ist ein Manko.
Ach so... Ich bin ein blödes Ei!
Sie laden nächste Woche ein. –

XLIX
„Mich?“ – Ja, am Tag Tatjanas Namen,
Sie laden ein am Samstag uns
Und möchten feiern den zusammen.
Versprich’ zu kommen, mir zur Gunst. –
„Dort sind ja eine Menge Leute,
Mich immer langweilende Meute...“
– Nein, keiner sonst, soviel ich weiß!
Nur der Familie engster Kreis.
Komm, fahren wir, tu’s mir zuliebe! –
„Nun, einverstanden“. – Du bist nett! –
Dabei entleerte der Poet
Sein Glas auf Olga und auf Liebe.
Dann sprach er wieder nur von ihr:
So ist die Liebe – zum Pläsier!

L
Er war so fröhlich. In zwei Wochen
War der vereinbarte Termin.
Und eines Bräutigams Maloche,
Und Liebe warteten auf ihn
Sowie auf seinen Freudentaumel.
Die Hymens Sorgen und Erstaunen,
Das Gähnen kalter Ironie –
Erträumt’ Vladimir früher nie.
Indessen wir, die Feinde Hymens,
Sehn im Familienleben nur
Das mühevolle Streben pur,
Wie Bücher Lafontaines es rühmen…26
Der arme Lenskij war im Geist,
Geborn für dieses Leben einst.

LI
Er war geliebt... Er dacht’s zumindest,
Somit sich auch sehr glücklich gab.
Gesegnet ist, wer glaubt an Sünden
Wer Hirnes Kälte schaltet ab
Und ruht in seines Herzens Wonne
Wie Wandrer, im Hotele wohnend,
Oder ganz sanft: wie Schmetterling,
Sich angesaugt ins Blumending.
Derjenige ist doch armselig,
Wer alles vorsieht, wessen Kopf
Bleibt kalt wie ohne Feuer Topf,
Wer Wortgespiele hasst allmählich,
Bei wem das Herz, Erfahrung laut,
Verbietet lebenslang Blackout!

Übersetzungen von fremdsprachigen Texten
Qu’écrirez-vous sur ces tablettes – Was werden sie auf diesen Blättchen schreiben?
t. à v. Annette – Ihre ganze Anette. (Franz.)
W. Scott – W[alter] Scott (Englisch)
Vin d'Ai – Wein aus Ai (Ay oder Aÿ – eine durch diesen Champagne-Wein seit XVII Jh. berühmt gewordene Gemeinde in der Region Champagne-Ardenne, 28 km südlich von Reims in Frankreich)

Anmerkungen
23 In Zeitschriften wunderte man sich darüber, wie man ein Bauernmädchen Jungfrau und etwas unten eine Edeldame Mädel nennen kann.
24 „Das bedeutet, – bemerkt einer unserer Kritiker, – dass die Knaben Schlittschuh laufen“. Zu Recht.
25 Ich liebte, jung noch und naiv,
Diesen poetischen vin d'Ai
Rauschen seiner Perlenschäume,
Die Ähnlichkeit der Liebe
Der Jugend wilde Träume, usw.
Eine Botschaft an L.P.
26 August Lafontaine, der (deutsche) Autor einer Menge von Familienromanen.


FÜNFTES KAPITEL

O, erfahr’ Albträume nicht
Liebliche Svetlana!

Schukowski



I
Sehr lang beherrschte Herbst das Wetter
Im Hof und draußen dieses Jahr,
Selbst die Natur erwartet’ Winter.
Es schneite erst im Januar,
Am Dritten. Tanja sah ausm Fenster,
Frühmorgens aufgewacht, gespenstig
Bedeckten Hof ganz strahlend weiß,
Gebäude, Wiesen im Umkreis
Und Bilder Frosts auf Fensterscheiben,
Im Wintersilber Gras und Baum,
Und weiß gekrönt aus Hügeln Saum,
Der Elstern aufgeregtes Treiben.
Und alles ist schön weiß und hell,
Und leuchtet in der Sonne grell.

II
Der Winter!.. Bauer bahnt in Eile
Im Schnee auf Schlitten seinen Weg.
Laut schnarchend, traben seine Gäule,
Für Schnee sich freuend unterwegs.
Ein Schlittenzelt flitzt wagemutig,
Im Schnee macht Spuren, neue Routen.
Jamschik sitzt schneidig auf dem Bock
Mit rotem Schal aufm Schaffellrock.
Hier rennt ein leibeigener Bengel,
In Schlitten seinen Hund gesetzt,
Sich selbst zum Pferde umgesetzt.
Ihm frieren Finger auf den Strängen:
Es tut ihm weh, doch macht nichts aus,
Die Mutter droht ihm aus dem Haus...

III
Euch werden doch vielleicht die Bilder
Interessieren nicht so viel:
Denn die Natur ist pure Wildnis.
Nicht vieles ist hier so grazil.
Vom Gott Elans erwärmt geheim mal,
Beschrieb ein Andrer in Prachtreimen
Des ersten Schnees die Herrlichkeit,
Die ganze Winterseligkeit.27
Er fesselt euch, ich bin’s mir sicher
Er malt in seiner Dichtungsart
Geheimnisvolle Schlittenfahrt.
Ich habe aber nicht Absichten,
Hier zu beginnen mit dir Streit,
Du, Sänger junger Finnin Reiz!28

IV
Tatjana (Russin von der Seele,
Selbst ohn’ zu wissen auch warum)
Hatt’ gern des Russlands Schönheitsquelle,
Den Winter, alles um herum:
Den Frost und Reif bei tiefer Sonne,
Durch Abendrot verspürte Wonne,
Die Schlittenfahrt am Abend mal,
Dreikönigsfestes Abendmahl.
Im Haus bewahrte Festlichkeiten
Verliefen noch nach altem Brauch:
Die Mägde sagten wahr durch Rauch
Der Fräulein Schicksalsmöglichkeiten,
Versprachen jedem jedes Jahr
Den Bräutigam vom Militar.

V
Tatjana glaubte den Geschichten
Des Altertums und Volkesmunds,
Den Träumen, Spielkarten-Berichten,
Und Vorhersagen vollen Monds.
Sie war erregt durch die Legenden.
Geheimnisvolle Gegenstände
Verkündeten ihr oft Verdruss,
Vorahnungen verengten Brust.
Wenn Kater mal saß auf dem Ofen,
Mit seiner Pfote waschend Schnut’,
Bedeutete's für sie so gut
Wie: Gäste sind bereits im Hofe.
Ersehend plötzlich Zweihornmond
Im Himmel links am Horizont,

VI
Sie zitterte. Bei Sternenschnuppe,
Derweil noch ein gestürzter Stern
Durch Himmel raste in Sternsuppe.
Und dann zerbarst, war’s Tanja ernst,
Den Herzenswunsch zu holen eilig,
Solange Stern war da einstweilig,
Ihm ihn zu flüstern vis-a-vis.
Wenn’s ihr passierte irgendwie
Zu treffen schwarzen Ordensbruder,
Ein Hase kreuzte ihr den Weg
In Feldern, war sie gleich erschreckt,
Geriet in Ungewissheitsstrudel
Und mit Vorahnungen voll Gram
Erwartete ein Melodram.

VII
Und was? Sie fand geheimen Zauber
Sogar in der Erschrockenheit:
So schuf uns die Natur, wir glauben,
Geneigt zur Widersprüchlichkeit.
Es kam nun Julfest. Was für Freude!
Da sagen wahr die Jugendfreunde,
Der Jugend tut ja noch nichts leid,
Vor ihr steht Leben weit und breit
Unübersichtlich und grell blendend.
Das Alter sagt durch Brille wahr
Bereits der Stille Grabes nah,
Verloren alles schon am Ende.
Und doch die Hoffnung lügt ihm auch
Mit Kinderstimme voller Rausch.

VIII
Tatjana wirft gebannte Blicke
Auf den vor ihr geschmolznen Wachs:
Der prophezeit in Wunderwickeln
Ihr wunderbares Irgendwas.
Der Schale, vollgefüllt mit Wasser,
Entsteigen Ringe fast in Massen.
Ein Ring ist gleich für sie entglitt,
Begleitet von dem alten Lied:
„Dort sind sehr reich ja alle Männchen,
Sie schaufeln mit der Schippe Gold.
Wem singen wir, der kriegt sein Sold
Und Ruhm!“ Doch sagt auch wahr das Ständchen
Verluste, Wehklage und Schmerz.
Bevorzugt Mieze Mädchens Herz29.

IX
Die Nacht ist frostig, Himmel – heiter.
Der Himmelsleuchten weißer Stoff
Verfließt wie Nebel in die Weite...
Tatjana geht auf breiten Hof
In leichtem Kleid mit weißen Flügeln,
Und richtet auf den Mond den Spiegel.
Doch in dem dunklen Spiegelein
Erscheint nur Mond, trist und allein...
Dann horch... knirscht Schnee... ein Einzelgänger.
Auf Zehenspitzen fliegt zu ihm
Die Jungfrau, fragt ihn fast intim
Mit Stimme wie von Flötensängen,
„Wie heißen Sie?“ 30 Mit rauem Ton
Brüllt Antwort ihr er: „Agaphon“.

X
Dem Ratschlag folgend alter Amme,
Befahl Tatjana gleich danach
Zu decken Tisch für Zwei beisammen
Für Wahrsagungen in der Nacht.
Doch plötzlich kriegte Angst Tatjana...
Und mir – beim Denken an Svetlana –
Ward ebenso doch ängstlich, bang...
Mit ihr sag’ wahr ich nicht mehr lang.
Tatjana nahm ab Gurt aus Seide
Und zog sich aus, und ging zu Bett.
Liegt, über ihr schwebt Liebesgott.
Unter dem Kissen liegt bei Heidin
Der Spiegel sowie Mädchenheft.
Tatjana, so wie alles, schläft

XI
Und träumt in wunderbare Richtung.
Sie sieht im Traum, als ob nun sie
Auf einer voll verschneiten Lichtung
Geht und im Dunkel kaum was sieht.
In Schneeverwehungen, gleich vorne,
Dämpft, lärmt, berauscht in Wellen zornig,
Und kocht mit Schäumen wie erbost
Ein Strom, noch nicht gehemmt durch Frost.
Durch Eis verbunden sind zwei Stangen
Gelegt über den dunklen Fluss
Wie Todesbrücke: Mit Verdruss,
Blieb Tanja stehn, es ist ihr bange,
Zu gehen über wilden Strom,
Der sie verschlucken könnte prompt.

XII
Wie eine ärgerliche Trennung
Beschimpft Tatjana diesen Bach,
Sieht keinen, wer ihr zur Anlehnung
Hand geben könnte. Plötzlich, – ach! –
Bewegt sich eine Schneewehe.
Und wen konnt’ jetzt Tatjana sehen?
Ein großer, strubbeliger Bär.
Tatjana „Ach!“ Drauf brüllte er
Und reicht’ ihr Tatze mit den Krallen.
Sie, am Bewusstlosigkeitsrand,
Stützt’ sich auf die mit schwacher Hand
Und ging, in Ängstlichkeit verfallen,
Hinüber. Und was macht der Bär?
Er läuft ihr weiter hinterher.

XIII
Sie, ohne Mut zurückzublicken,
Beschleunigt Schritte immer mehr.
Doch kann nicht trotz aller Geschicke
Entfliehn dem Bären hinterher.
Er folgt ihr, ächzend, unausweichlich.
Vor ihnen Wald. Still stehen Eichen
In ihrer finstren Wuchtigkeit.
Die Äste hängen, voll verschneit,
Tief unter Schneelast. Durch die Kronen
Von Espen, Birken, Linden strahlt
Das Licht von Sternen in den Wald.
Den Weg gibt’s nicht: Die Waldbewohner,
Die Lichtungen und Busch, und Fluss
Bedeckt der Schnee im Überfluss.

XIV
Tatjana, noch verfolgt vom Bären,
Läuft durch den Wald, der Schnee ist tief.
Geg’n Äste kann sie sich nicht wehren,
Die packen sie mit ihrem Griff,
Entreißen ihr aus Ohren Ringe
Und ihr passieren andre Dinge:
Mal steckt Pantoffel im Schneesand,
Mal fällt das Tuch ihr aus der Hand.
Es aufzuheben, stört Aufregung.
Sie hört, wie hinten naht der Bär,
Und schämt sich überaus daher,
Zu heben Rock mit Handbewegung.
Sie läuft, ihm zu entgehn nicht schafft.
Zu laufen weiter fehlt ihr Kraft.

XV
Sie fällt in Schnee. Der Bär ergreift sie,
In Tatzen trägt sie weiter hin.
Sie rührt sich nicht, sieht nur wie Reif zieht
Ums Bärenmaul, spürt kalten Wind,
Er trägt sie weiter, wird nicht müde.
Und da erscheint frugale Bude
Im Dickicht, sonst sieht man gar nicht.
Sie steht verschneit, nur strahlt das Licht
Aus kleinem Fenster in den Schatten.
Man hört da drin Geschrei und Lärm.
Nun brüllt der Bär: „Benutz’ die Wärm’,
Denn Herr des Hauses ist mein Pate!
Er trägt hinein sie in den Flur
Und legt direkt dort vor die Tür.

XVI
Zu sich kam Tanja, schaut verwundert:
Der Bär ist weg, sie ist im Flur,
Hört Gläserklang, Geschrei in Runde
Wie beim Begräbnis hinter Tür.
Sie findet dran gar keine Deutung
Und guckt durch Türspalt auf die Meute.
Und was sie sieht?.. Am großen Tisch
Sitzt ’rum ein Ungetüm-Gemisch:
Eins mit dem Hundes Maul und Hörnen
Ein andres mit dem Hahnes Kopf,
Die Hexe auch mit ihrem Topf,
Da – ein Skelett gekünstelt zornig,
Dort - Zwerg mit Fratze und dem Schwanz,
Und dort - Halbkater und Halbgans.

XVII
Es steht noch Hässlichres zu Rede:
Hier reitet auf der Spinne Krebs,
Auf Gänsehals dreht sich ein Schädel
In einem roten Käppchen selbst,
Die Windmühle tanzt Hockerstellung,
Mit Flügeln fuchtelnd ’rum gesellig.
Hier herrschen Lärm, Gebell, Gesang
Klingt Menschensprach’ und Pferdegang!31
Was dachte sich dabei Tatjana,
Als sie darunter einen Gast
Erkannte, den sie liebt und hasst,
Den Helden unseres Romanes!
Onegin sitzt direkt dazwischn,
Schaut heimlich auf die Tür vom Tisch.

XVIII
Er zeigt sein Lächeln – alle lachen.
Er trinkt und alles trinkt in Reih’.
Sie machen nach all seinen Sachen.
Er schweigt, sofort hört auf Geschrei.
Er ist hier Herr – das sieht man deutlich.
Das nimmt ihr Angst weg vor der Meute,
Und sie, gespannt und voll Neugier,
Macht etwas weiter auf die Tür...
Der Wind, erlöschend helle Flamme
Von Nachtleuchtern, zog durch hinein
Bracht’ ins Verlegen Schreckverein.
Onegin zuckte leicht zusammen,
Steht, wütend guckend, vom Tisch auf
Und geht zur Tür durch ganzen Hauf.

XIX
Es ist ihr angst und bange. Eifrig
Versucht sie zu ergreifen Flucht:
Sie kann es doch nicht. In Verzweiflung
Will schreien dann – nichts, wie verflucht.
Die Tür stößt Eugen auf wie Feuer,
Vor Augen aller Ungeheuer
Erscheint die Jungfer und Gebrüll
Erschallt bei Ungetümen schrill.
Die Augen, Hufe, alle Finger,
Kapuzen, Rüssel, Zungen wund,
Die Lippenbärte, Schwänze und
Die Hörner, Zähne, andre Dinge –
Dies alles zeigt nur noch aufs Eins
Und alles schreit dabei: „Meins! Meins!“

XX
„Doch Meins!“ – Onegin schrie bedrohlich,
Die Meute war dann weg bereits.
Die Jungfrau blieb, dadurch fast fröhlich,
Mit ihm allein in Dunkelheit.
Onegin zieht hinein32 Tatjana,
Behandelnd sie wie Untertanin,
Und legt sie nieder auf die Bank,
Verbeugt sich, legt den Kopf mit Drang
Auf ihre Schulter. Da tritt Olga
Hierein mit Lenskij hinterher.
Onegin blickt wild hin und her.
Er rennt durch Hütte, der Wut folgend,
Beschimpft Eindringlinge mit Hass.
Tatjana liegt in Ohnmacht fast.

XXI
Der Streit wird lauter. Da greift Eugen
Ein Dolch. Im selben Augenblick
Fällt Lenskij tot, die beiden Zeugen
Erschreckt dämonisch das Unglück.
Es dunkelt und die Hütte wackelt...
Erwacht Tatjana – Angst im Nacken...
Und sieht: Im Zimmer ist’s schon hell -
Aurora ruft zum Frühappell,
Durchleuchtend rot vereiste Fenster.
Die Schwester Olga kommt hinein
Wie Morgenröte frisch und rein,
Wie Schwalben leicht und laut wie Elster.
„Na, – sagt sie, – schildere mir gleich,
Wen sahst du heut in Traum vielleicht?“

XXII
Doch Tanja schenkt kein’ Blick der Schwester,
Liegt weiterhin im Bett mit Buch
Und blättert Seit’ für Seit’ im Reste,
Und tut dem Schweigen keinen Bruch.
Das Buch enthält nicht die Berichte
Über Erfindungen von Dichtern,
Der Wahrheiten verborgnen Sinn.
Doch nicht Vergil oder Racine,
Nicht Scott, nicht Byron, nicht Seneca,
Nicht Modezeitschrift oder Brief
Könnt’ Leser halten so im Griff:
Nein, dies war von Martyn Zadeka,
Der von Chaldäern weise Haupt, 33
Der Traumdeuter überhaupt.

XXIII
So ein ergreifendes Erzeugnis
Fuhr einst ein Wanderhändler ein
Und durch Tatjanas Überzeugung
Vergab’s ihr nur für einen Schein
Samt ein paar anderer Geschichten
Wie Brüche von „Malvine“-Schriften,
Zusätzlich nahm dafür er noch
Von Fabeln Stapel meterhoch,
Zwei Petriaden und Grammatik,
Den dritten Band von Marmontel.
Zadeka wurde seitdem schnell
Ihr Freund... Er schenkt in Gram Romantik
Tatjana oft wie Kavalier
Und ständig schläft seitdem mit ihr.

XXIV
Sie alarmierte das Geträumte.
Tatjana will Bedeutung drin
Verstehn, um Zweifel auszuräumen,
Des bösen Traums deuten Sinn.
Sie blättert schnell im Kurzverzeichnis
Nach Wörtern, die ihr geben Zeichen,
Geordnet nach dem Alphabet.
Die liest sie durch von A bis Zett:
Ast, Bach, Bär, Hütte, Ungeheuer.
Doch deutet nicht Tatjanas Traum
Zadeka, dem sie so vertraut,
Verspricht ihr nur viel Abenteuer.
So ging’s Tatjana tagelang
In Sorgen und im Deutungsdrang.

XXV
Mit scharlachroter Hand34 wie Amme
Führt Morgenrot aus dunklem Tal
Mit Sonne hinterher zusammen
Den Namenstag heran einmal.
Seit früh ist Larins Haus mit Gästen
Gefüllt randvoll, fast ohne Reste.
Die Nachbarn fahren allerwärts
Mit Kutschen, Schlitten, allem her.
Im Flure herrschen Lärm, Gedränge,
Im Wohnraum finden Treffen statt,
Die Köter bellen, Küsschen satt.
Man hört Gelächter, eine Menge
Von Scharren, Schnüffeln, Schererei,
Der Ammen Rufe, Kinderschrei.

XXVI
Da kamen an: mit seiner Gattin
Der korpulente Kleinigkow;
Hervorragender Nagelatin,
Besitzer Armen aus Pleskau;
Auch graues Ehepaar Viehrindow
Mit ihren unzähligen Kindern
Von zwei bis dreißig Jahre alt;
Herr Hähnchenkow, als Geck wer galt,
Mein guter Vetter, Herr Grobjanow,
Mit Flaum bedeckt, im Hut mit Rand35
(Er ist euch sicherlich bekannt);
Pensionierter Stadtrat Fljanow,
Verruchter Zuträger und Narr,
Korrupter Vielfraß, Schalk sogar.

XXVII
Von Panphil Fratzlikows Familie
Begleitet, kam Monsieur Triquet
Selbst aus Tambow in die Idylle –
Ein Witzbold, ordinär, doch keck.
Ein echt' Franzose und ein Schmeichler,
Für Tanja brachte er ein Reimchen,
Seit Kindheit noch bekannt ist’s mir:
Réveillez-vous, belle endormie.
In einem uralten Kalender
War mal veröffentlicht der Reim.
Triquet, wer reimte insgeheim,
Zog aus dem Staub heraus die Bände,
Entfernte schlau belle Nina,
Draus machte belle Tatiana.

XXVIII
Nun kam auch aus der nächsten Siedlung
Als Gast ein Schönling-Offizier,
Im Landkreis aller Mütter Liebling,
Für reife Fräulein Kavalier.
Was brachte er für eine Nachricht!
Die Militärmusik spielt nachts hier!
Der Oberst schickt sie zu dem Ball.
Was bringt’s für Freude in Tanzsaal!
Schon springen im Voraus die Mädels36,
Doch Essen wird serviert gewandt.
Zum Tisch gehn Paare Hand an Hand.
Wo Damen um Tatjana wedeln,
Die Männer drüben haben Wahl
Und alles sich bekreuzt vorm Mahl.

XXIX
Für ein Moment hörn auf Gespräche.
Die Münder kauen allerseits,
Die Messer rasseln, Gabeln stechen,
Die Gläser klingen aufgereizt.
Doch die gemeinsame Erregung
Gibt Gästen bald die andre Prägung.
Hier jeder zwitschert, hört nicht zu,
Sie lachen, schreien nahezu.
Die Tür geht auf. Herein kommt plötzlich,
Mit Eugen Lenskij. „Lieber Gott! –
Die Wirtin schreit – Was für Komplott!“
Die Gäste machen frei die Plätze
Am Tische, Stühle und Besteck.
Die beiden werden drein gesteckt.

XXX
Sie sitzen Tanja gegenüber.
Sie, blasser als der Morgenmond,
Vermag es nur versinken lieber,
Und kann nicht öffnen ihren Mund.
Sie atmet wie verfolgte Ricke,
Sie fiebert, schaudert, spürt die Blicke
Der beiden und erstickt schon fast.
Sie hört sie nicht und ihr Herz rast.
Aus Augen spritzen bald die Tränen,
Tatjana fällt fast ohne Macht,
Vernunft doch, ihre Willenskraft
Erlösten sie von dieser Szene.
Nur noch zwei Worte sagte sie
Und hielt sich fest auf ihrem Sitz.

XXXI
Die tragischen, gestellten Szenen,
Von Mädchen, ihre Ohnmachtstricks,
Ihre bewusst vergossnen Tränen
Ertrug Onegin nicht mehr strikt.
Verlockt zum Riesenfest durch Listen,
War der Exzenter schon entrüstet.
Gemerkt des Mädchens Angst und Scham,
Versenkte Augen er in Gram
Und schmollte toll, von Wut befallen.
Zu ärgern Lenskij gab er Schwur,
Sich rächen wollt’ er an ihm nur.
Er, im Voraus voll Wohlgefallen,
Begann sich einzubildn mit Hast
Karikatur von jedem Gast.

XXXII
Natürlich merkte die Verwirrung
Von Tanja Eugen nicht allein.
Doch alle blickten zurzeit gierig
Auf fette Pie und auf den Wein
(Die Pie war leider etwas salzig).
Doch schon bringt man nach Mandelsülze
Tsimlianskoe, versiegelt schön –
Fürs Salz der spritzschäumig' Lohn,
Weingläser kamen, lange Trichter
Wie deine Taille ähnlich schmal,
Sisie, mein seelisches Kristall,
Objekt der harmlosen Gedichte,
Phiole, mir so herzlich lieb,
Von der ich stets betrunken blieb!

XXXIII
Und nun, befreit von Korken-Halter,
Zischt’ aus der Flasche spritzig Wein.
Mit seiner ernsten Körperhaltung,
Gequält seit lang von seinem Reim,
Stand auf Triquet, der ganze Reigen
Bewahrt’ vor ihm das tiefste Schweigen.
Tatjana lebt’ kaum. Dichter stand,
Beschaute sie mitm Blatt in Hand
Und sang verstimmt. Applaus und Schreie
Begrüßten ihn. Dem Brauch gemäß
Knickst’ Tanja vor ihm trotz dem Stress.
Und der Poet, ein großer Laie,
Trank auf Tatjanas Wohl zunächst,
Dann überreichte ihr den Text.

XXXIV
Dann kamen Grüße, Gratulieren.
Tatjana dankte drauf zurück.
Als Eugen dran war, war Verwirren
Des Mädchens, ihr verschmachtet’ Blick,
Die offensichtliche Ermattung
Der Grund bei ihm für Mitleids Schatten:
Er neigte sich vor ihr. Der Strahl
Von seinen Augen, ihr Signal
Erschien sanftmütig unterschwellig,
Weil er vielleicht gerührt doch war,
Wie dem auch sei, nahm’s Tanja wahr.
Ob nur mechanisch oder seelisch
War seine Zärtlichkeit im Blick,
Gab sie doch Tanjas Herzen Glück.

XXXV
Jetzt krachen weggeschobne Stühle.
Die Menge strömt sogleich in Saal:
So fliegen Bienen, Schwärme füllend,
Aus ihrem Stock zum Wiesenmahl.
Befriedigt durch das reiche Essen
Die Männer schnauben unterdessen.
Die Damen ziehen zum Kamin,
Die Mädchen flüstern vor sich hin.
Der grüne Tisch ist aufgeschlagen:
Die Spieler ruft schon voller List
Der Alten Spaß – Boston und Whist,
Und Lomber, weitbekannte Plagen
Der Söhne von dem tristen Fluss
Des Lebens und vom Überdruss.

XXXVI
Es sind bereits gespielt acht Runden,
Von Whistliebhabern, schon acht Mal
Getauscht die Plätze. Da kommt Stunde
Für Tee. Ich lieb’s, durchs Abendmahl,
Durch Tee und auch durchs Mittagessen
Die Tageszeit genau zu messen.
Stund’ ist bekannt im Dorfe stets
Durch Magen, nicht die Uhr „Breguet“.
Und übrigens, Vermerk in Klammern:
In meine Strophen kommen Wein,
Gelagen, Korken so oft ’rein
In den diversesten Esskammern
Wie auch bei göttlichem Homer,
Idol seit drei Jahrtausend her.

XXXVII. XXXVIII. XXXIX
Der Tee ist da: Kaum nahmen Mädchen
Die Untertassen in die Hand,
Als hinter Tür aus dicken Brettchen
Fagotts und Flöten Klang entbrannt.
Erfreut durch diesen Musikdonner,
Durch Tee mit Rum sehr wohl besonnen,
Kommt Hänchenkow auf Olga zu,
Paris der Gegend nahezu,
Auf Tanja – Lenskij, voller Eifer
Tambower nimmt Frau Fratzlikow,
Grobjanow nimmt Frau Kleinigkow,
Die Braut von überholter Reife,
In Tanzsaal eilt die bunte Tracht,
Der Ball erstrahlt in ganzer Pracht.

XL
Noch ganz am Anfang des Romanes
(Schaut wieder ins Kapitel Eins)
Wollt’ schildern ich so wie Albanus
Den Petersburger Ball von einst.
Doch, abgelenkt durch leere Träume,
Verlor ich Faden und versäumte’s,
Erinnernd nur an Beinchen mich
Von Damen, die ich ließ im Stich.
Nach dem Verhallen meiner Jugend
Und Irren auf der Beinchenspur,
Kam nun die Zeit für Korrektur:
In Wort und Tat zu werden klüger,
Zu reinigen Kapitel Fünf
Von Abweichungen altem Sumpf.

XLI
Betörend, irre und sensibel,
Wie Wirbel jungen Lebens gar,
Dreht sich des Walzers lauter Wirbel.
Ein Paar kreist um das andre Paar.
Sich nährend dem Moment der Rache
Und insgeheim bereits mit Lachen,
Nimmt Eugen Olga und mit ihr
Tanzt schnell wie echter Kavalier,
Dann setzt sie auf den Stuhl, betreuend,
Beginnt zu reden über nichts.
In zwei Minuten dreht er fix
Mit ihr schon Walzer aufs Neue
Erstaunt sind alle. Lenskij auch,
Er kann nicht glauben eignem Aug’.

XLII
Mazurka schallt. Es war im Leben,
Wenn mal Mazurka einsetzt stet,
Als ob im Saal passierte Beben,
Brach unter Absätzen Parkett,
Vibrierten, klapperten die Rahmen.
Jetzt ist es anders: Wir, wie Damen,
Bewegen uns auf Brettern glatt.
In manchem Dorf jedoch und Stadt
Bewahrt Mazurka noch bis heute
Dem Ursprung eigene Bravur:
Die Haltung, Sprünge, Bartrasur
Sind gleiche noch und nicht zu Beute
Geworden von dem Modeschwung,
Die Plage neuen Russlands Jungs.

XLIII. XLIV
Grobjanow, der bekannte Flegel,
Führt an den Helden jetzt heran
Die beiden Schwester und Onegin
Nimmt Olga, geht mit ihr und dann
Führt sie, durch Tanzsaal gleitend lässig,
Dann beugt sich, flüstert ihr ein mäßig
Vulgär gestricktes Madrigal.
Er drückt ihr Hände – auf einmal
Erröten, brennend, ihre Wangen
Und Lenskij beobachtet es,
Erfasst von Eifersucht indes.
Entrüstet voll von seinem Bangen,
Stürmt er direkt in den Salon
Und fordert sie zum Kotillon.

XLV
Sie kann nicht aber. Kann nicht? Wie denn?
Nun Olga gab bereits ihr Wort
Onegin. Gott! Zerstört am Boden,
Was für Affront, was er da hört!
Ist möglich das? Gerad’ aus Windeln,
Kokette, dummes Kind der Winde!
Sie kennt bereits Betruges List
Und des Verrats. Verdammter Mist!
Den Schmach ertragen gar nicht wollend,
Verlangt er jetzt nach seinen Gaul,
Beschimpfend Untaten der Frau,
Und reitet weg. Nur zwei Pistolen,
Zwei Kugeln nur und sonst gar nichts –
Entscheiden Schicksal und Zwielicht.

Übersetzungen von fremdsprachigen Texten
Réveillez-vous, belle endormie – Stehen Sie auf, die schöne Schlafende.
belle Nina – schöne Nina.
belle Tatiana – schöne Tatiana. (Франц.)

Anmerkungen 27 Siehe "Der erste Schnee", ein Gedicht von Fürst Wjasemsky.
28 Siehe die Beschreibungen des finnischen Winters in "Eda" von Baratynsky.
29 Der Kater ruft Mieze
In Hitze schlafn.
Deutung der Hochzeit. Das erste Lied prophezeit den Tod.
30 So wird der Name des zukünftigen Bräutigams ermittelt.
31 In Zeitschriften wurden die Worte: Klatsch (хлоп), Stapf (топ) als eine misslungene Neueinführung verurteilt. Diese Worte sind ureigen russisch. "Bowa kam aus dem Zelt hinaus sich abzukühlen, und hörte in offenem Feld den Menschenklatsch und Pferdestapf (Das Märchen von Prinz Bowa).
Klatsch wird umgangssprachlich statt Klatschen, wie Zisch statt Zischen verwendet:
Er ließ einen Zisch wie eine Schlange (Uralte russische Gedichte)
Es sollte nicht die Freiheit unserer reichen und schönen Sprache stören.
32 Einer unserer Kritiker scheint in diesen Versen eine für uns nicht nachvollziehbare Unanständigkeit zu finden.
33 Wahrsagebücher werden bei uns durch Firma von Martin Zadeka verlegt, dem ehrenhaften Mann, der Wahrsagebücher nie schrieb, wie B.M. Fedorov erwähnt.
34 Parodie auf die berühmten Gedichte von Lomonosow:
Morgenrot mit scharlachroter Hand
Führt von ruhigen Gewässern,
Mit Sonne hinter sich, zustand’, – usw.
35 Bujanow, mein Nachbar,
.....................
Kam gestern zu mir mit dem unrasierten
Schnurrbart, Ungepflegt, in Federn, einer
Kappe mit Schirm...
(Gefährlicher Nachbar)
36 Unsere Kritiker, treue Verehrer des schönen Geschlechts, verurteilten Unanständigkeit dieses Verses.
37 Tsimlianskoe – eine Art russischen Schaumweins, genannt nach dem Namen einer Ortschaft an Don (Übersetzer)



SECHSTES KAPITEL

La, sotto i giorni nubilosi e brevi,
Nasce una gente a cui l’morir non dole.

Petrarca (Ital.)

Dort, wo Tage neblig und kurz sind,
Wurde ein Volk geboren, dem Sterben leicht fehlt.


I
Gemerkt nun Vladimirs Verschwinden,
Fühlt sich Onegin neu bedrückt,
Bedenkt bei Olga seine Sünden,
Zufrieden mit dem Rachezug.
Auch Olga tanzt mit ihm schon gähnend,
Bereits nach Lenskij heimlich sehnend,
Und andauernder Kotillon
Langweilte sie wie falscher Ton.
Nun endet der. Da kommt der Abend.
Und für die Gäste, kaum noch wach,
Bereitet Plätze man vom Dach
Bis Flur zu ihrem Schlafen. Aber
Onegin fährt allein nach Haus,
Dort schläft er sich in Ruhe aus.

II
Jetzt ruht nun alles: In den Räumen
Schnarcht mächtig schwerer Kleinigkow
Nebst seiner Hälfte, tief in Träumen.
Grobjanow, Fljanow, Hänchenkow
Und Nagelatin, vom Getümmel
Erschöpft, nahm'n Stühle im Esszimmer,
Fußboden nahm Monsieur Triquet
In alter Kappe und Jackett.
Die Mädchen schlafen bei Tatjana
Und auch bei Olgas im Gemach.
Nur eine ist vorm Fenster wach.
Beleuchtet durch den Strahl Dianas,
Schläft nicht Tatjana überhaupt,
Indem sie in die Ferne schaut.

III
Onegins heutigen Extremen:
Erscheinung, Zärtlichkeit im Blick,
Mit Olga seltsames Benehmen,
Begreift sie gar nicht all die Tricks,
Verzweifelt sucht nach einer Lösung
Und sieht voraus bereits das Böse.
Ihr Herz, in Eifersucht entbrannt,
Wird wie durch eine kalte Hand
Erdrückt, als ob die dunkle Tiefe
Ihr unter Füßen schwarz aufbricht...
„Verderbe ich, – Tatjana spricht, –
Doch Tod durch ihn ist Liebesprüfung
Für mich. Ich klage nicht, wieso?
Er gibt kein Glück mir sowieso.“

IV
Doch vorwärts, vorwärts meine Story!
Uns ruft bereits ein neu’s Gesicht.
Fünf Meilen weit von Krasnogorje,
Von Lenskijs Dorf, lebt hin vor sich
Bis heute noch im Wohlbefinden,
Tief unter philosoph‘schen Linden
Zaretskij, früherer Streithahn,
Der Kartenklicke Ataman,
Der Schurkenhaupt, Gast von Tavernen.
Jetzt ist er Vater, wenn auch Single,
Ein guter Mensch und kein Gesind'l,
Der Landbesitzer, Freund und ferner
Sogar ein Mensch mit viel Anstand:
So ändert Zeit unser Verstand!

V
Es war mal, Welt mit Schmeichlerstimme
Lobsang ihm für den bösen Mut:
Aus der Pistole traf er immer
Inmitten As aus dreißig Foot,
Man muss auch sagen: In den Schlachten
Erwies er oft zum Tod Verachten,
Er stürzte mutig mal direkt
Von dem Kalmykenpferd in Dreck,
Besoffen, und war von Franzosen
Gefangen, ein wertvolles Pfand!
Neu-Regulus, die Ehrenhand,
War neu bereit in Haft zu Bösen,
Um jeden Morgen bei Wairy37
Umsonst zu saufen um pari.

VI
Es war mal, frotzelte er lustig
Und konnte bluffen einen Narr,
Zum Narr zu halten Klugen wusste
Entweder heimlich, oder klar,
Obwohl an ihm auch manche Sachen
Vorbei nicht gingen ohne Strafen,
Obwohl er auch erlebte Gram,
Ward reingelegt wie schlichtes Lamm.
Er wusste mal zu schließen Wetten,
Zu geben Antwort klug und blöd,
Zurückzuhalten sich mit Wort,
Zu zanken manchmal über Wetter,
Zu bringen Freunde gleich zum Streit
Und zur Barriere beiderseits

VII
Oder zu zwingen sie zum Frieden,
Damit sie frühstücken zu dritt,
Dann diffamieren sie zufrieden
Durch Witze und durch Lügenritt.
Sed alia tempora! Die Kühnheit
(Wie Liebestraum – der andre Streich halt)
Vergeht mit Jugendzeit parat.
Zaretskij nahm der Tugend Pfad,
Versteckt’ sich unter den Akazien
Im Schatten, weg von jedem Sturm,
Und lebt in Ruh’ wie weiser Wurm,
Baut Möhren, Kohl an, wie Horatius,
Züchtet Geflügel, liegt im Bett
Und bringt bei Kindern Alphabet.

VIII
Er war nicht dumm, und mittlerweile,
Nicht so sehr achtend Herz bei ihm,
Schätzte Onegin die Urteile,
Wo sein Verstand war gar nicht schlimm.
Er traf ihn öfter ohne Sorgen,
So überraschte ihn nicht morgens
Des nächsten Tages sein Besuch.
Zaretskij stand da mit Gesuch.
Nach den Begrüßungsetiketten
Gab er, beendend das Gespräch,
Anlächelnd Eugen etwas frech,
Ihm einen Zettel vom Poeten.
Onegin geht mit ihm ans Licht
Zum Fenster, wo er diesen liest.

IX
Das war das nette, ehrenvolle
Herausfordern, sprich Kartell.
Sehr höflich, klar in seiner Rolle
Rief Lenskij Eugen zum Duell.
Onegin, sich zum Überbringer
Der Botschaft wendend, sagte dringend,
Ohn’ zu zerstreuen Worte breit,
Er sei dazu ja stets bereit.
Zaretskij steht auf ohne Weiters
Und will hier nicht mehr bleiben nun,
Er hab’ zu Hause viel zu tun,
Und geht hinaus gleich ohn’ Begleiter.
Onegin blieb allein, sein Geist
War unzufrieden wie auch meist.

X
Und nicht umsonst: Sich selber richtend,
Ertappte er sich jetzt zu Recht
Bei Vielem und in jede Richtung:
Als Erstes, hatte er nicht recht,
Die schüchterne und zarte Liebe
Zu narren gestern arg und diebisch.
Und Zweitens, darf dumm sein Poet,
Die achtzehn Jahre machen’s wett.
Es ist verzeihlich. Mittlerweile
Den Jüngling liebend, wäre’s gut
Zu zeigen ihm sich voller Mut
Nicht wie ein Ball von Vorurteilen,
Nicht wie ein Bub, erbost auf ihn,
Doch wie ein Mann mit reifem Sinn.

XI
Er könnte finden ja Gefühle
Und sträuben Borste nicht wie Tier.
Er sollte junges Herz doch hüllen,
Entwaffnen es. „Doch jetzt und hier
Ist es zu spät. Die Zeit verronnen...
Dabei ist auch – denkt er besonnen –
Bereits der alte Duellant.
Der böse ist, gar nicht kulant...
Verachtung wär’ im Allgemeinen
Der Preis für seinen dummen Quatsch,
Doch Flüstern, Lachen, dumpfer Tratsch...
“Gleich da ist öffentliche Meinung!38
Ein Götze, der für Ehre zählt!
Um diese dreht sich unsre Welt!

XII
Von unbändiger Feindschaft kochend,
Erwartet der Poet Rapport.
Nun kommt die Botschaft ausgesprochen,
Der Nachbar bringt das Ehrenwort.
Dem Eifersüchtigen ist’s Feier!
Er fürchtete, dass dieser Geier
Entflieht Duell noch irgendwie,
Ein Schwindel fällt ihm ein und sieh –
Er ist gerettet vor Pistole.
Nun, alle Zweifel sind gelöst:
Und Morgen geht’s mit Eifer los:
Beim Morgenrot an Mühlensohle,
Sie spannen aufeinander Hahn
Und schießen in dem Rachewahn.

XIII
Entschieden die Kokett' zu hassen,
Wollt’ Olga sehen Lenskij nicht
Vor seinem Todeszweikampf, hastig
Betrachtet’ Uhr er, Sonnenlicht,
Dann spuckt‘ er auf die Willensreste,
Und gleich erschien bei beiden Schwestern.
Er wollte nur verwirren sie
Durch seine Ankunft irgendwie.
Doch nichts davon! Gar nicht benommen,
Sprang sie dem Dichter, fröhlich sehr,
Entgegen so wie eh und je,
Wie flotte Schmetterling im Sommer
Verspielt und heiter, sorglos gar –
Dieselbe eben, wie sie war.

XIV
„Warum Sie gingen so früh gestern?“
War das von Olga erste Wort.
Gefühle wurden trüb beim Gaste,
Er schweigt darauf, total zerstört.
Verschwanden Ärger, Eifersuchten
Vorm klaren Blick, der Liebe suchte,
Vor dieser zärtlichen Schlichtheit,
Vor diesem so lebhaften Geist!..
Er schaut sie an voller Ergebung,
Er sieht: Er wird hier noch geliebt.
Spürt jetzt der Reue zarten Trieb,
Und kann sie bitten um Vergebung,
Er findet keine Worte und
Ist glücklich und beinah’ gesund.

XV. XVI. XVII
Erneut verlegen unbegreiflich,
Hat jetzt Vladimir keine Lust,
Zu zeigen Olga seine Zweifel
Die gestern plagten ihn so wüst.
Er denkt: „Ich werde ihr zum Retter.
Und dulde’s nicht, dass der Verräter
Mit seinen Seufzen und mit Scherz
Verführt ihr noch so junges Herz,
Dass schäbiger, verfluchter Trottel
Zerbricht den junger Lilie Stiel,
Dass dieser Morgenengel still
Verwelkt noch vor der Lebensröte.
Und das bedeutet eins für mich:
Mitm Kumpel duelliere ich.“

XVIII
Wenn er bloß wüsste, was für Wunde
Im Herzen unsrer Tanja brannt’!
Wenn Tanja wüsste es zur Stunde,
Wenn sie nur wüsste neuen Stand,
Dass Freunde, Lenskij und Onegin,
Um Tod sich streiten Olgas wegen,
Dann könnte ihre Liebe leicht
Zusammenbringen sie vielleicht!
Doch das Geheimnis brachte keiner
Von den Beteiligten ans Licht.
Onegin hielt zu Hause dicht,
Tatjana schmorte im Geheimen.
Nur Amme ahnte etwas tief,
Doch sie war schwer schon von Begriff.

XIX
Zerstreut war Lenskij ganzen Abend,
Mal schweigsam und mal wieder froh.
Doch wer von Musen schöpft Vorhaben,
Der war und ist nun immer so:
Er setzte sich betrübt zum Flügel,
Ein paar Akkorde spielte, fliegend
Zu Olga richtete den Blick,
Ihr flüsterte von seinem Glück
Doch es ist spät. Die Zeit zum Fahren.
Beim Abschied pochte schon sein Herz,
Voll von Verzweiflung, voll vom Schmerz.
Sie möchte bringen’s in Erfahrung
Und fragt ihn ins Gesicht schlichtweg:
„Was ist mit Ihnen?“ – Nichts. – Und weg.

XX
Er kommt nach Hause, prüft Pistolen,
Legt sie zurück in ihre Truh’,
Nimmt, ausgezogen, zum Erholen
Ein Buch von Schiller, liest in Ruh’.
Doch ihn beherrscht nur ein Gedanke,
Sein Herz ist voll vom Trauertranke.
Er sieht die ganze Zeit vor sich
Nur Olgas liebliches Gesicht.
Vladimir schließt das Buch deswegen,
Nimmt Feder, schreibt den ganzen Gram
In Liebesdichtung, süßen Kram,
Gedichte fließen wie ein Regen.
Er liest sie vor zum Eigentest
Wie blauer Delwig jedes Fest.

XXI
Gedichte hab’ ich aufgehoben
Und stelle die für sie bereit:„
"Wohin, wohin bist du verflogen,
Die meiner Frühling goldne Zeit?
Was mir der nächste Tag bereitet?
Ihn fassen kann mein Blick nicht weiter,
Er ist in Dunkelheit versetzt.
Des Schicksals greift zu Recht Gesetz.
Ob sterbe ich am Pfeiles Stacheln,
Ob fliegt er doch an mir vorbei,
Gesegnet alles sei dabei:
Die Stunde Schlafes oder Wachens,
Gesegnet sei der Tag, der wacht,
Gesegnet sei die dunkle Nacht!

XXII
Strahlt Morgenstern in Morgenröte
Und funkelt wieder heller Tag.
Doch mich versenkt der Todesbote
In dunkle Gruft in meinem Sarg,
Und die Erinnrung am Poeten
Verschluckt für immer dunkle Lethe,
Die Welt vergisst mich. Ob aus Leid
Kommst du zu mir, o schöne Maid,
Und weinst an der verfrühten Urne,
Und denkst dabei: ‚Er liebte mich,
Mir widmete das Morgenlicht
Des tristen Lebens, Dichtungsstürme!..
’Du Herzensfreund und mein Elan,
Komm’, komm’ – Ich bin dein Ehemann!..“

XXIII
So schrieb er düster sowie träge
(Was als „Romantik“ kennt man hier,
Obwohl von dem ich, meinetwegen,
Seh' nichts, doch lassen's lieber wir.)
Vorm Morgenrot schlief ein er endlich,
Von Müdigkeit total gebändigt,
Tief hängend seinen schweren Kopf,
Am Worte Ideal erschöpft.
Doch kaum genießt er Morpheus Bäder,
Marschiert bereits der Nachbar ‘rein
In stilles Arbeitszimmerlein,
Weckt Lenskij schroff mit seiner Rede:
„Die Zeit des Wachens und des Tuns.
Onegin wartet schon auf uns“.

XXIV
Er irrte sich: Zu dieser Stunde
Schlief Eugen noch wie toter Mann.
Nachtschatten schließen ihre Runden
Und Hesperos kräht her der Hahn.
Onegin schläft tief ohne Reue.
Die Sonne rollt schon in die Höhe,
Ein Schneegestöber tobt und weht,
Durch Gegend wirbelnd. Doch im Bett
Verbleibt Onegin stur noch immer,
Ihn stört nicht ganzer Morgenkrach.
Doch endlich ist der Schläfer wach,
Er sieht durchs Fenster Tagesschimmer
Und merkt: Es ist schon längst so weit,
Hof zu verlassen höchste Zeit.

XXV
Er klingelt schnell, zum Tage offen,
Der Diener, Franzmann Herr Guillot,
Kommt ’rein, bringt Schlafrock und Pantoffeln.
Onegin zieht die Wäsche flott,
Nun zeigend endlich etwas Eile,
Der Diener soll sich auch beeilen,
Sich vorbereiten auf den Ritt
Und nehmen Waffenkasten mit.
Der Schlitten steht bereit zum Fahren.
Er steigt darauf, zur Mühle rennt,
Kam an vor Ort, Befehle nennt:
Die Röhre von LePage39,, zwei Paare,
Mitgehn, die Pferde fahren ein
Durchs Feld in alten Eichenhain.

XXVI
An Damm sich anlehnender Lenskij
Stand, wartend aufgeregt, allein.
Indes bewertete Zaretskij,
Dorftechniker, den Mühlenstein.
Onegin kommt und sich entschuldigt.
„Doch wo ist, – fragt ihn ungeduldig
Zaretskij, – nun ihr Sekundant?“
Er, bei Duellen ein Pedant,
Mocht’ gern, gefühlsmäßig, Methode:
Zu legen einen Menschen um,
Ging’s nicht ohn' alles drumherum –
Nach Regeln strenger Kunst des Todes,
Nach allen Sagen Altertums
(Wir sollen loben ihn darum).

XXVII
„Mein Sekundant? – sagt ihm Onegin –
Da ist mein Freund: Monsieur Guillot,
Ich sehe nicht, was spricht dagegen:
Er ist aus richtigem Milieu,
Wenn dort auch nicht bekannt besonders,
Doch ehrlich ist der Kerl ansonsten.“
Zaretskij nahm’s gezwungen an.
Onegin fragte Lenskij dann:
„Beginnen wir?“ – Na, meinetwegen,
Vladimir antwortete kalt.
Sie gehn, vor Mühle machen Halt,
Derweil legt mit ehrlich'm Kerl Regeln
Zaretskij fest, Guillot nur nickt,
Die Feinde stehn, versenken Blick.

XXVIII
Die Feinde! Wann kam, statt der Buße,
Vendetta, trennend sie parat?
Wie lang ist’s her, als sie die Muße,
Gedanken, Essen, Tat und Rat
Noch miteinander teilten? Leider,
Bereiten heimlich wie Erbfeinde,
Wie bloß in einem Schreckenstraum,
Einander sie in diesem Raum
Den kaltblütigen Tod in Stille.
Wär’s besser nicht, zum Lachen Mut
Zu fass’n, bis keiner liegt in Blut,
Zur Liebe jetzt zu zeigen Willen?
Die Fehde legt dies alles lahm
Aus dummer Angst vor falscher Scham.

XXIX
Nun sind schon ausgepackt Pistolen,
Der Hammer schlägt auf Ladestock.
Die Kugeln in die Läufe rollen,
Der Abzug schnappt stramm ein, geschockt.
Da läuft des Pulvers grauer Rinnsal
Auf das Pistolenschloss, dort grinset
Mit allen Zähnen Feuerstein,
Noch angespannt. Am Stumpf, im Hain,
Stellt sich Guillot als Sekundant hin.
Zwei Feinde werfen Mäntel weg.
Zaretskij macht sich auf den Weg,
Zählt zweiunddreißig Schritt’ pedantisch.
Die Freunde führt er je an Rand,
Pistolen nehmen sie in Hand.

XXX
„Geht euch entgegen jetzt“. Kaltblütig,
Gehn Feinde aufeinander zu,
Mit harten Schritten, leis’ und mutig.
Vier Schritte gingen g'radezu,
Vier Stufen zu der Todesstrafe.
Dann hebt Onegin seine Waffe,
Ohn’ zu verlangsamen den Schritt,
Als Erster will er schießen mit.
Distanz verkürzen noch fünf Schritte,
Als Lenskij linkes Auge kneift,
Beginnt zu zielen, doch es knallt –
Onegin schoss... Und wir erlitten,
Wie des Poeten Stunde schlug:
Pistole fällt, vorbei der Spuk.

XXXI
Die Hand legt er auf Brust, gefallen.
Vernebelt ist bereits sein Blick
Und stellt den Tod dar, keine Qualen.
So rutscht den Berghang runter flink,
In Sonne glitzernd, Schneelawine.
Vernebelt kalt in seinen Sinnen
Und seinen Schuss zutiefst bereuend,
Onegin eilt zu seinem Freund
Sieht Jungen, ruft ihn... Doch vergebens:
Er ist schon fort. Nun fand Poet
Hier sein verfrühtes Ende jetzt!
Der Sturm gehaucht, der Flor des Lebens
Verwelkte so, als nie er war,
Aus ist ddas Feuer vorm Altar!..

XXXII
Er lag so regungslos, nach letztem
Hauch Leben schmachtet’ sein Gesicht.
Durch einen Brustdurchschuss verletzt er.
Die Wunde stoß das Blut ans Licht.
Vor einem Augenblick, vor kurzem,
Warn noch in dieser Brust verwurzelt
Viel Liebe, Hoffnung, Mut und Wut,
Das Leben spielte, kochte Blut:
Jetzt ist es wie im leeren Hause
Verdunkelt alles, still in ihm.
Es ist für immer jetzt verstimmt.
Die Fensterläden zu, nach draußen
Drängt nichts, steht abgeschlossn die Tür.
Von Wirtin, Gott weiß, keine Spur.

XXXIII
Spaß macht’s, durch freche Epigramme
Zu machen zornig einen Feind.
Spaß macht’s zu sehn: Er zuckt zusammen
Und neigt stur stößiges Geweih,
Beschaut im Spiegel seine Glieder
Und schämt sich zu erkennen wieder.
Noch besser ist es, wenn er sich
Als Quarre zeigt, schreit: Das bin ich!
Noch angenehmer ist es, schweigend
Zu zimmern ihm den Ehrensarg
Und ihm in Stirn zu zielen arg,
Auf ehrenwertem Abstand bleibend.
Doch beißen ihn zu lassn ins Gras,
Macht euch bestimmt nicht so viel Spaß.

XXXIV
Was nun, wenn euer junger Kumpel
Gestreckt wird gleich durch euren Schuss,
Wer euch durch blödes Wortgerümpel,
Oder Lappalie, frechen Gruß,
Mal zornig machte beim Gelage,
Wer euch, mal selbst in Bitterlage,
Hat herbestellt zum stolzen Kampf?
Erlitt eu’r Herz was für ein Krampf,
Falls regungslos er liegt aufm Boden?
Was für Gefühl ergreift eu’r Geist,
Falls er vor euch schier stirbt bereits
Nach eurem Schuss, erstarrt im Tode,
Falls er nur taub verbleibt und stumm
Auf euren bittren Ruf postum?

XXXV
Im Trauer, mit Gewissensbissen
Schaut Lenskij an der Duellant,
Erdrückt von seinem Schlechtgewissen.
„Nun ist er tot.“ – sagt Sekundant.
Ist tot?! Bestürzt und voll Bedauern,
Onegin geht mit kaltem Schauder
Zur Seite, ruft die Andren her.
Zaretskij kommt und legt daher
Vereisten Leichnam auf den Schlitten
Und fährt nach Haus’ der Erde Pfand,
Die Pferde, außer Rand und Band,
Erschrocken schnauben, Toten witternd,
Und die Kandaren beißen an,
Und fliegen los wie Pfeile dann.

XXXVI
O Freunde, euch tut leid der Dichter,
Wer hoffnungsvoll aufs Leben zählt’,
Kaum noch aus jugendlicher Stiftung,
Sich nicht verwirklicht für die Welt,
Verwelkte! Wo ist edle Regung,
Wo ist die brünstige Anstrebung
Gefühle und Gedanken hin?
Wo ist der Jugend zarter Sinn?
Wo ist das stürmische Begehren
Und Wissensgier, und Arbeitswut,
Und Angst vor Übel, Scham und Mut,
Geheime Träume, Liebeslehren,
Und du, Gespenst des Himmelsraums,
Der Poesie sakraler Traum!

XXXVII
Vielleicht war er für Menschensegen
Geboren oder für den Ruhm.
Verstummte Lyra könnt’ deswegen
Vielleicht ihr Klang im Menschentum
Empor erheben. Den Poeten,
Erwartete vielleicht nicht Lethe,
Jedoch auf Stufen dieser Welt
Würd' auf die höchste er gestellt.
Vielleicht nahm sein gekränkter Schatten
Geheimnis mit in tiefes Grab.
Für immer riss die Stimme ab
Und hinter dieser Todeslatte
Erreicht ihn nicht der Zeiten Stern,
Der Menschheitssegen bleibt ihm fern.

XXXVIII. XXXIX
Es könnt’ auch so sein: Den Poeten
Erwartete banaler Weg.
Die Jugendzeit wär’ abgetreten:
Die Glut des Geistes wäre weg.
Er hätte sich getrennt von Musen,
Verändert dann zu einem Loser,
Zog sich ins Dorf im Eheglück
Mit Hörnern, Schlafmänteln zurück,
Bekäme dann die Gicht mit Vierzig,
Gelernt des Lebens Wirklichkeit
In Braus und Schmaus, Gebrechlichkeit
Und stürb'; in seinem Bette sitzend,
Zwischn Ärzten, Kindern, seinem Weib,
Gesammelt nun um seinen Leib.

XL
Egal was wäre, doch mein Leser, –
O weh! – ist junger Duellant,
Wer Dichter, Träumer mal gewesen,
Getötet durch die Freundeshand!
Es gibt den Ort: Links von der Siedlung,
Dort lebte er, der Musen Liebling.
Zwei Tannen stehen dort vereint,
Darunter plätschert ein Bächlein,
Verirrt vom Tal sich zu den Tannen.
Dort sich erholen Pflüger mal,
Die Mäherinnen aus dem Tal
Komm’n in die Wellen tauchen Kannen.
In dichtem Schatten, dort am Bach,
Sieht schlichtes Denkmal man am Tag.

XLI
Darunter (als in Jahresfrühe
Beginnt’s zu regnen auf das Feld)
Singt Hirt beim Flechten Bastesschuhe,
Vom Kahnenschlepper – Wolgas Held.
Und Städterin, ein junges Mädchen,
Im Dorf erlebend Sommermärchen,
Als sie durch Felder, heitren Kopfs,
Alleine reitet und, erschöpft,
Vor diesem Denkmal stehn bleibt plötzlich,
Gezähmt mit Zügeln keckes Pferd,
Den Schleier leicht zu Seite fährt,
Liest schlichte Inschrift darauf letztlich,
Bis Tränen ihr vernebeln Blick
Durch drin geschildertes Unglück.

XLII
Dann reitet langsam sie durch Gegend,
Vertieft in ihre Träume toll.
Und ihre Seele, ungelegen,
Ist nun von Lenskijs Schicksal voll.
Sie denkt: “Was wurde wohl aus Olga?
Wie lange litt ihr Herz in Sorge?
War doch ihr Trauer bald vorbei?
Wo ihre Schwester blieb dabei?
Wo ist der Welt- und Menschenflüchtling,
Von Modeschönheiten der Feind,
Der düstre Krauter ohne Leid,
Wer zum Poetenmord verflucht war?“
Ich werd’ euch zu gegebner Zeit
Bericht erstatten insoweit,

XLIII
Doch noch nicht jetzt. Wenn ich natürlich
Auch herzlich meinen Helden mag
Und von ihm schildre noch ausführlich,
Jetzt wär’s für ihn doch falscher Tag.
Weil Jahre mich zur Prosa treiben,
Schalkhaften Reim mir haltn vom Leibe,
Und ich ihm mich schlepp’ hinterher
Viel fauler – sag’ ich – als bisher.
Die alte Lust fehlt meiner Feder,
Zu schmieren Blätter mit Gedicht.
Die andren Träume treiben mich,
Die andren Sorgen, andren Reden
Erregen heute meinen Geist
Im Schlaf, in der Gesellschaft meist.

XLIV
Mich rufen andere Begierden,
Ich lernte neue Traurigkeit.
Für ersten sind zu hoch die Hürden,
Die alte Trauer tut mir leid.
Ach, Träume, Träume! Süße Lügen!
Wo sind sie? Wo ist meine Jugend?
Verwelkte wirklich deren Kranz,
Verblasste restlos deren Glanz?
Verflog ob wahrlich, ob tatsächlich
Und ohne Elegien bereits
Der Frühling meiner Lebenszeit
(Wovon ich sprach bisher mit Lächeln)?
Ob werde ich ohn’ Rückkehr alt?
Ob bin ich wirklich Dreißig bald?

XLV
Nun kam mein Mittag, ich muss leider
Bekennen mich dazu, seh‘ ich.
Sei’s drum: Verabschieden wir beide
Uns friedlich, meiner Jugend Licht!
Ich danke dir für Schwelgereien,
Für Gram, für holde Quälereien,
Für Krach, für Sturm, für jeden Schmaus,
Für alles, doch jetzt bist du aus.
Ich hab’ genossen dich am meisten
Trotz Sorgen, Leichtsinn und Betrug
Und ausgekostet... Und genug.
Es reicht! Mit Klarheit in dem Geiste
Betrete ich jetzt neuen Weg
In Ruh’, von altem Leben weg.

XLVI
Ich blick’ zurück. Verzeih’ der Schatten,
Wo meine Tage flossen einst
Voll Leidenschaft und faulen Taten,
Voll Träume nachdenklichen Geists.
Und du, Begeisterung der Jugend,
Reg’ weiter mich mit schönen Lügen,
Belebe meines Herzens Schlaf,
Komm’ öfter her und gib mir Kraft,
Lass nicht erkalten Geist Poeten,
Und nicht erstarren grässlich ihn,
Und schließlich nicht versteinern drin
In tötendem Ergötzen Städte,
Im Strudel, wo, mein Leser, ich
Mit dir zusammen bade mich40!

Übersetzungen von fremdsprachigen Texten
Pari – Wette (Franz. , vom Übersetzer)
Sed alia tempora – Aber auch andere Zeiten! (Lat.)

Anmerkungen
37 Pariser Gastronom
38 Ein Gedicht von Gribojedow.
39 Berühmter Waffenschmied.
40 In der ersten Ausgabe endete das sechste Kapitel wie folgt:

Und du, Begeisterung der Jugend,
Reg’ weiter mich mit schönen Lügen,
Belebe meines Herzens Schlaf,
Komm’ öfter her und gib mir Kraft,
Lass nicht erkalten Geist Poeten,
Und nicht erstarren grässlichihn,
Und schließlich nicht versteinern drin
In tötendem Ergötzen Städte,
Unter geistloser Arroganz
Inmitten der Dummköpfe Glanz,
XLVII
Und unter Listigen und Feigen,
Verrückt, verwöhnt und infantil,
Den Übeltäter tot langweilig,
Den Richtern, ganz blöd und subtil,
Unter koketten, frommen Laien,
Unter freiwilligen Lakaien,
Alltäglich neuem Moderat,
Und zärtlich höflichem Verrat,
Der kaltblütigen Urteilssprechung
Erbarmungsloser Eitelkeit,
Belästigender Nichtigkeit,
Berechnungen und Leergesprächen,
Im Strudel, wo, mein Leser, ich
Mit dir zusammen bade mich.



SIEBTES KAPITEL

Die Moskau, Russlands liebe Tochter,
Wo findet man die gleiche dir?
Dmitriew

Wie kann nicht lieben Moskau man?
Baratynskij

Nach Moskau Hetzerei!
Was heißt’s, die Welt zu find’n!
Wo ist es besser?
Wo wir nicht sind.
Gribojedow


I
Vertrieben durch die Frühlingssonne,
Ist Schnee von Bergen fast total
Als trübe Bäche weg verronnen,
Geflutet ringsum Wiesental.
Und die Natur begrüßt bestechend
Des Jahres Morgenrot mit Lächeln.
Die Himmelssphären leuchten blau.
Die Bäume grünen zart in Au,
Als wären sie bedeckt vom Schimmel.
Die Biene küsst das Blütenhaar,
In Honigwabe holt Nektar.
Die Nachtigall singt Lied im Himmel.
Die Herden grasen, aufgewacht,
Der Sonnentag verkürzt die Nacht.

II
Wie trüb ist mir bei der Bewegung
Des Frühlings, holder Liebeszeit!
Und was für schmachtende Erregung
In meinem Blut, in meinem Geist!
Mit welcher tiefgründiger Rührung
Genieß’ ich leichteste Berührung
Des Frühlingshauchs auf dem Gesicht
In Stille ländlichen Dickichts!
Ist wirklich mir so fremd Ergötzen?
Bringt alles, was sich freut und lebt,
Und alles ’rum, was jauchzt und strebt,
Die Langeweile nur, das Trotzen
Dem drinne toten längst Gemüt,
Verleiht ihm nichts mehr neuen Mut?

III
Oder, ohn' sich zu freun für Rückkehr
Des in dem Herbst gefallnen Laubs,
Gedenken den Verlust bedrückt wir,
Dem neuen Walde lauschend taub.
Od’ wir, in geistiger Bestrebung,
Verbinden mit Naturbelebung
Verwelken unsrer Lebenszeit
Ohn’ Wiederkehr für uns bereits?
Vielleicht kommt uns in den Gedanken,
In dem poetischen Gefühl
Ein andrer Frühling, dort lässt viel
Das Herz erneut wachküssen, dankend:
Darunter Traum von jungem Mund,
Von wunderbarer Nacht, vom Mond...

IV
Es ist die Zeit: Die Drückeberger,
Die Nachfolger von Epikur,
Ihr, Glückes gleichgültige Zwerge,
Ihr, kleine Küken Lewschins41 Kurs,
Ihr, alte ländliche Priame,
Ihr, mit Gefühl erfüllte Damen,
Der Frühling ruft euch hin, aufs Land,
Die Zeit für Arbeit allerhand,
Für die begeisterten Gelagen,
Für die verführerische Nacht,
Los, auf die Felder, aufgewacht!
Mit euren schwer beladnen Wagen,
Mit Kutschen oder mit der Post
Zieht aus der Stadt zum Landestrost.

V
Und Ihr, die wohlwollenden Leser,
Verlasst in den Kaleschen Stadt,
Dort seid im Winter ihr gewesen
Und lebten dort in Lüsten satt.
Mit meiner launenhafter Muse
Gehn wir belauschen Waldgedusel
An einem namenlosen Fluss,
Im Dorf, wo Eugen in Verdruss,
Wie trübsinnige Eremiten,
Im Winter lebte neulich doch
Als Nachbar junger Tanja noch,
Die ich als Träumerin vermittle.
Wo’s ihn jetzt dort doch gibt nicht mehr...
Wo er Spur hinterließ vom Schmerz.

VI
Wo Berge stehn im Kreis wie Riesen,
Gehn wir dahin, wo sich Bächlein
Zum Fluss über die grüne Wiese
Schlängelt durch einen Lindenhain.
Dort Nachtigall singt, der Liebkoser
Des Frühlings, blühen Heckenrosen,
Hört man das Sprudeln eines Quells
Und sieht ein Grabstein, leuchtend hell,
Im Schatten zweier alter Tannen.
Die Inschrift schildert uns den Tod:„
Vladimir Lenskij ruht im Gott,
Gefallen früh als Puritaner,
In solchem Alter, solchem Jahr,
Poet, wer Liebling Musen war!“

VII
Es war einst, über dieser Urne
Hing ein geheimnisvoller Kranz
Aufm Tannenast, in Frühlingsstürmen
Geschaukelt wie im Trauertanz.
Es war einmal, zu später Muße
Beweinten hier zwei junge Musen,
Zwei Freundinnen, noch das Grabmal
Im Mondeslicht. Das war einmal...
Das Denkmal steht doch heutzutage
Vergessen. Es gibt keine Spur
Vom Kranz im Wind, von Tränen. Nur
Besingt was wie in frühren Tagen
Der alte Hirt, wer wie verflucht
Die Bastschuhe hier einsam flicht.

VIII. IX. Х
Mein armer Lenskij! In Betrübnis
Beweinte ihn sie nicht mehr lang.
O weh! Der jungen Braut Bedürfnis
Vertrieb den Gram, den Treuezwang.
Ein Andrer erntete Getreide
Und konnte bald ihr seichtes Leiden
Vertrösten durch die Schmeichelei.
Ulan mit Scharm und allerlei
Gewann ihr Geist in seine Fänge
Und führt sie schon vor Traualtar:
Sie steht beschämt, doch fröhlich da,
Hört mit geneigtem Kopf Gesänge,
In Augen Flamme ohne Sünd’,
Und leichtes Lächeln auf dem Mund.

XI
Ob’s trübte dich, mein armer Dichter,
In deinem Grab, in Ewigkeit,
Zu kriegen vom Verrat Berichte,
Verspürtest Schwermut du vielleicht?
Oder entschlief nun über Lethe
Gefühllos Seele des Poeten?
Bringt ihn in die Verlegenheit
Mehr keine Weltgelegenheit?..
So ist’s! Phlegmatisches Vergessen
Erwartet uns in dem Jenseits.
Die Stimme Frauen, Freunds und Feinds.
Verstummt. Nur unsere Nachlässe
Bestreitet bös’ der Erbenchor,
Auch das verfehlt doch unser Ohr.

XII
Und bald verstummte Olgas Stimme
Bereits in Larins Sippenklan.
Der Dienst, Ulanen Losbestimmer,
Rief ihn zum Regiment nach Plan.
Die Alte löst’ sich auf in Tränen,
Schon jetzt nach ihrer Tochter sehnend,
Und schien, am Leben kaum zu sein,
Tatjana konnte nur allein,
Nicht weinen, nur ein bleicher Schleier
Bedeckte trauriges Gesicht.
Erst als das Ende war in Sicht
Von diesem tristen Abschiedsfeier
Und Kutsche kam für junges Paar,
Nahm Tanja auch den Abschied wahr.

XIII
Und lange schaute wie durch Nebel,
Sie ihnen traurig hinterher...
Nun einsam ist Tatjanas Leben!
O weh! Die Freundin, doch noch mehr –
Ihr junges Täubchen, ihre Laute
Und die langjährige Vertraute,
Ist nun verbannt durchs Schicksal weit,
Bleibt weg für immer, ihr zum Leid.
Sie wandert ziellos wie ein Schatten,
Mal schaut in Garten, mal nach Post,
Doch findet nirgends ihren Trost,
Erleichterung, nichts geht vonstatten –
Die unterdrückten Tränen, Schmerz
Zerreißen jetzt ihr armes Herz.

XIV
In Einsamkeit, in bittrer Öde
Brennt ihre Leidenschaft noch mehr,
Das Herz sehnt mehr nach ihrem Eden,
Nach Eugen, ihrer Liebe Herrn.
Er hat für immer sie verlassen.
Sie sollte ihn für immer hassen
Als Mörder ihres Bruders schlicht.
Poet verstarb... Schon ist in Sicht
Vergessenheit, erinnert keiner
An ihn, schon gab sich seine Braut
Dem Andren. Sein Gebilde taut
Wie Rauch im Himmel und wird kleiner,
Im Gram um ihn sind nur noch dran
Zwei Herzen jetzt... Wozu der Gram?..

XV
Es war ein Abend. Die Gewässer,
Kaum hörbar, rieselten ins Tal.
Die Reigen lösten sich indessen,
Und über Fluss brannt’, rauchend schmal,
Das Lagerfeuer später Fischer.
Im Feld,vertieft in Traum, inzwischen
Im grellen Licht des Mondesscheins,
Ging Tanja lange ganz allein.
Sie ging und ging, sieht plötzlich vorne,
Ein Herrenhaus, Onegins Heim,
Am Hügel, unten, Siedlung, Hain,
Am Fluss den Garten. Als ob Dorne
Verletzten jäh Tatjanas Herz,
Es pocht gewaltig an dem Schmerz.

XVI
Sie ist verzweifelt, denkt verlegen:
„Geh' ich jetzt hin, geh' doch zurück?..
Er ist nicht da. Und ich weswegen...
Werf’ auf den Garten einen Blick.“
Nun geht vom Hügel ab Tatjana.
Sie atmet kaum, den Weg hin bahnend,
Befremdet schaut um sich herum
Und kommt zum Hof, sein Eigentum.
Sie attackieren, bellend, Hunde.
Auf ihr verängstigtes Geschrei
Läuft ihr mit lauter Zwitscherei
Ein Schwarm von Buben. Schlagend munter,
Vertreiben sie die Hundebrut
Und nehmen Tanja in Obhut.

XVII
„Darf ich mir – fragt Tatjana Kinder –
Das Herrenhaus betrachten nur?“
Zu holen Schlüssel sie verschwinden,
Um ihr zu öffnen Eingangstür.
Anisja kam gleich mit den Schlüsseln,
Begann die Türe aufzuschließen.
Tatjana geht ins leere Haus.
Hier zog Onegin kurzweg aus.
Sie guckt und sieht: Gelegt zur Seite
Liegt auf dem Tisch ein Billardstock,
Da, auf dem Sofa, Morgenrock
Und kleine Peitsche. Tanja weiter.
Die Alte sagt: „Da ist Kamin.
Allein saß öfter Herr vor ihm.

XVIII
Hier aß zu Mittag mal im Winter
Mit ihm verstorbener Nachbar,
Vladimir Lenskij. Hier ist, hinten,
Sein Arbeitszimmer und die Bar.
Er fand hier Ruhe, schmeckte Kaffee,
Trank abends Wein aus der Karaffe
Kommis Berichte las nachher...
Hier wohnte auch der alte Herr.
Er war an Sonntagen gesellig,
Zu spielen Kartennarr mit mir.
Und da, am Fenster, saßen wir.
Herrgott! Gib Rettung seiner Seele
Und Ruh’ den Knöchelchen herab,
Ins feuchte Mutter-Erde-Grab!“

XIX
Tatjana schaut, gerührt voll innig,
Auf alles um sie um herum
Und alles scheint ihr wertvoll, sinnig,
Verleiht der Seele Lebensmumm
Durch die fast schmerzhafte Ergötzung:
Der Tisch mit dunkler Lampe protzig,
Ein Haufen Bücher und das Bett
Direkt an schmalem Fensterbrett,
Der Fensterblick zu Himmelskreisen,
In Reihen Bücher stehn adrett,
Von Dichter Byron ein Porträt,
Die Säulenpuppe aus Gusseisen
Mit finstrem Antlitz unterm Hut,
Die, bettend, zum Kreuz Hände tut.

XX
Tatjana steht in Modeklause,
Verweilt hier lange wie gebannt.
Doch es ist spät. Es dunkelt draußen,
Wo Nacht mit Nebel wird verwandt.
Das dunkle Tal schläft ein am Flusse.
Der Mond geht unter, Hügel küssend.
Es ist auch längst schon an der Zeit,
Auch Pilgerin zu gehn bereits.
Tatjana, hehlend die Erregung,
Nicht ohne einen Seufzer noch,
Will gehn den Rückweg. Schließlich doch
Erbittet sie ihre Abwägung,
Neu aufzusuchen leeres Heim,
Um Buch zu lesen hier allein.

XXI
Schnell nahm den Abschied dann Tatjana
Von Hausverwalterin, geht heim.
Am nächsten Tag, mit erstem Hahne,
Erschien sie wieder vor dem Heim,
In den verlassnen gestern Räumen,
Hing sie erneut nach ihren Träumen,
Verblieben endlich hier allein.
Und lange weinte sie dabei.
Erst dann nahm sie sich vor die Bücher.
Zunächst stand sie ganz neben sich,
Dann schien ihr etwas wunderlich
Die Wahl der Bücher. Erst nicht sicher,
Stand dann, beim Lesen, doch ihr Held
Vor ihr wie aus der andren Welt.

XXII
Onegin mochte, unsres Wissens,
Die Leserei seit langem nicht,
Doch ein paar Werke ließ er schließlich
Aus seiner Ungnade für sich:
Den Sänger von „Giaour“, „Juane“,
Noch ein paar andere Romane,
Sie spiegeln wider unsre Zeit,
Der Mensch ist auch, modern bereits,
Dort dargestellt gemäß der Wahrheit
Mit seinem Geist gar ohn’ Moral,
Mit seiner selbstherrlichen Qual,
In Traum verbannt in seiner Narrheit,
Mit seinem längst erbosten Sinn,
Im Leerlauf kochend vor sich hin.

XXIII
Auf vielen Seiten gab es Zeichen
Von einem scharfen Nägeldruck.
Die Mädchenaugen, drüber streichend,
Erblickend diese, strahlen Glück.
Tatjana sieht’s mit Herzensflattern:
Die Zeichen ließen sie erraten,
Was für Gedanke ihn ergriff,
Was ihm gefiel bei solchem Griff.
Sie stößt auf Rändern auf die Spuren
Onegins Bleistifts Kritzelei,
Wo seines Geistes lauter Schrei
Sich lässt so unvermittelt spüren,
Hier durch ein Kreuz, da durch ein Wort,
Ein Fragezeichen hier und dort.

XXIV
Da fängt Tatjana an allmählich,
Den zu begreifen klarer nun –
Und Gott sei Dank an dieser Stelle –,
Nach wem zu sehnen hat sie Tun –
Durch Schicksal auferlegte Bürde:
Ein Kauz, gefährlich ihrer Würde,
Produkt von Teufel oder Gott,
Ein Engel oder Satans Hort,
Was ist er denn? Nur die Nachahmung,
Gespenst und ihres Schicksals Schock,
Ein Moskauer in Harolds Rock,
Der fremden Macken bunte Sammlung,
Ein volles Modelexikon?
Die Parodie? Was ist er schon?

XXV
Hat sie vielleicht gelöst das Rätsel?
Ist jetzt das Wort entdeckt vielleicht?
Die Stunden laufen, unvorsätzlich
Vergaß Termin daheim sie gleich.
Dort kamen zu Besuch zwei Nachbarn,
Und suchen Lösung, prompt und machbar.
– Was tun? Sie ist ja nicht mehr Kind –
Die Alte sagt', von Tränen blind, –
Die Schwester, Olga, ist ja jünger.
Zu heiraten kam ihre Zeit,
Doch sie ist nicht dazu bereit.
Sie antwortet mit scharfer Zunge:
Ich will’s nicht – sinkt in Trauer ein
Und läuft in Wäldern dann allein.

XXVI
„Ist sie verliebt vielleicht?“ – In wen denn?
Grobjanow sich bewarb: Kein Bruch.
Bei Hähnchenkow war gleiche Wende.
Husar Keuchin war zu Besuch.
Na der hat Tanja so bewundert
Und sie wie Teufel hart umrundet!
Ich dachte schon, es ist so weit,
Wo denn! Sie war gar nicht bereit. –
„Nun, Mütterchen, was ist die Sache?
Nach Moskau hin, auf Bräutemarkt!
Freiplätze gibt’s, wie man dort sagt.“
– Man wirft uns Geld nicht in den Rachen. –
„Für einen Winter reicht es noch,
Sonst kriegt’s von mir geliehen doch.“

XXVII
Der Ratschlag sprach sehr an die Alte,
Er war sehr gut und voll Vernunft.
Dies überlegt, ließ sie verwalten:
Nach Moskau geht’s im Winter nun.
Tatjana hört auch die Entscheidung.
Vorm Weltgericht, zu ihrem Leiden,
Soll stehen ihre Eigenheit:
Provinzielle Einfachheit
Verspätet altmodischen Trachten,
Verspätet alte Redeart.
All das soll reizen Avantgard’
Von Moskaus lachenden Betrachtern!
O Schmach! Es ist wohl sichrer hier,
In Wildnis, doch zu bleiben ihr.

XXVIII
Erwacht mit ersten Sonnenstrahlen,
Beeilt sie auf die Felder sich,
Beäugt sie wie zum letzten Male,
Als ob sich abmeldet, und spricht:
„Verzeiht der Täler liebe Stimmung,
Und ihr, die Berge, und der Himmel,
Und du, Natur, bekannter Wald.
Ich werde euch verlassen bald,
Verzeih das ganze frohe Wesen,
Ich wechsle von der stillen Welt
In die, wo’s Hast und Hektik zählt...
Ich bin hier frei mit euch gewesen!
Warum, wohin denn trachte ich?
Erwartet was für Schicksal mich?“

XXIX
Sie geht spazieren immer länger.
Ein Hügel dort und hier ein Bach
Bezaubern sie durch ihre Menge,
Durch ihre Herrlichkeit und Pracht.
Sie strebt danach mit ihren Heiden,
Mit Wiesen wie mit alten Freunden
Zu reden geistig, innig noch.
Der heiße Sommer endet doch.
Der Herbst ist da in goldnen Trachten.
Und die Natur wird ängstlich blass,
Geschmückt wie Opfer zum Erlass...
Der Norden bläst zu seinen Schlachten,
Treibt dunkle Wolken immerdar –
Der Winter-Zauberer ist da.

XXX
Der kam, verhing die weißen Fetzen
Auf Eichenäste überall,
Zerstreute seine Silberschätze
Über die Felder, Hügel, Tal.
Und ebnete mit den Daunensträhnen
Die Ufer mit erstarrten Strömen.
Der Frost geblitzt. Wir freuen uns
Für Vater-Winters Spaß und Gunst.
Nur freut sich nicht das Herz von Tanja.
Sie geht begrüßn den Winter nicht,
Auch nicht erfrischen ihr Gesicht
Mit erstem Schnee vom Dach der Banja,
Sie bleibt der Winterschönheit fern,
Und mag den Winterweg nicht gern.

XXXI
Der Reisetag ist längst schon fällig,
Vorbei ist auch die letzte Frist.
Der alte Schlitten ward in Stellun
gGebracht: bezogen und geprüft.
Gesamter Treck aus drei Planwagen
Soll fördern häusliche Beilagen,
Die Siebensachen: Töpfe, Truh’n
Mit Wäschen, Kleidern, vielen Schuh’n,
Matratzen, Käfige mit Hühnern,
Der Daunenkramm et cetera –
Von klein bis groß ist alles da.
Und nun im Hause, unter Dienern,
Begann Geheule, Abschiedszoff:
Man führt schon Gäule auf den Hof

XXXII
Und spannt sie ein vor jeden Schlitten,
Das Frühstück macht bereit der Koch,
Die Wagen sind geladen schließlich,
Mit Weibern schimpfen Kutscher noch.
Auf einer klapperdürren Mähre
Sitzt bärtiger Vorreiter, während,
Sich Diener sammeln an dem Tor –
Für ihre Herren Abschiedschor.
Nun eingestiegen, alter Schlitten
Kriecht gleitend aus vertrautem Hof.
„Verzeih das friedliche Gehöft!
Verzeiht Gebräuche, alte Sitten!
Ob ich erlebe wieder euch?..“
Tatjana weint dabei und keucht.

XXXIII
Wenn wir der gnädigen Aufklärung
Die Grenzen noch erweitern hier,
Verändern sich mal (nach Belehrung
Tabellen der Philosophie
Passiert es nach fünfhundert Jahren)
Die Straßen hier zu wunderbaren
Chausseen, die unser, Russen, Land
Durchqueren, Elend weg verbann‘nd.
Die Brücken aus dem harten Eisen
Verbinden Ufer Fluss um Fluss,
Wir sprengen Berge und zum Schluss:
Verlegen unterm Wasser Gleise,
Dann öffnet Christenwelt durchaus
Je Station ein Gastwirtshaus.

XXXIV
Doch noch sind unsre Straßen zäher,42
Die Brücken gammeln vor sich hin,
Auf Stationen klauen Flöhe
Und Wanzen Reisenden den Sinn.
Es gibt auch nirgends Gastwirtshäuser.
In Hütten – Kälte nur und Mäuse,
Die Preisliste hängt nur zum Schein,
Und reizt nur Hunger, Durst nach Wein.
Derweilen ländliche Zyklopen
Behandeln schön vor welker Glut
Mit Hammer, Russlands höchstem Gut,
Erzeugnis kunstvollen Europas,
Und segnen Fahrrinnen aufm Land
Und Gräben unsres Vaterlands.

XXXV
Dafür ist doch die Fahrt im Winter
Nun wirklich angenehme Tat.
Wie modisch‘s Lied ohn’ Sinn dahinter
Sind Winterstraßen bei uns glatt.
Automedone44 sind sehr kräftig
Und unsre Dreigespanne heftig.
Die Meilenpfeile ziehn in Reih’
Wie Latten eines Zauns vorbei.43
Aus Angst vor viel zu hohen Preisen,
Entschied Frau Larin nun zum Pech,
Zu fahren selbst das ganze Weg
Und nicht mit Postkutsche zu reisen.
Tatjana spürte wochenlang
Der Langeweile vollen Zwang.

XXXVI
Doch es ist nah. Direkt vor ihnen
Erstrahlen goldne Kreuze schon
In weißsteiniger Moskau drinnen,
Auf Kirchenkuppeln wunderschön.
Ach, Leute! Wie war ich zufrieden,
Als unter kirchlicher Ägide
Der Türmen und Palästen Kreis
Erschien mir plötzlich wie der Preis
Für meine Heimkehr. Ich träumt’ häufig
Von dir, o Moskau, überall
In meinem Wanderungsschicksal!
Ach Moskau... Das Wort ist geläufig
Dem russ'schen Herzen, russ'schen Geist!
Wie viel es widerspiegelt meist!

XXXVII
Da steht’s, umringt vom Eichen weither,
Das Peterschloss, der trübe Hohn,
Der Ehre und des Ruhmes Halter.
Hier wartete Napoleon,
Berauscht von letzter Siegeswonne,
Auf Kniefall Moskau wie gewöhnlich
Mit Schlüsseln zu dem alten Kreml,
Doch Antwort Moskau war extrem:
Sie ging nicht her gesenkten Kopfes
Mit Fest und Gaben in der Hand,
Bereitete stattdessn den Brand
Dem Helden, von der Schlacht erschöpften.
Von hier sah er bei klarer Sicht
Des Brandes fürchterliches Licht.

XXXVIII
Adieu, gefallnen Ruhmes Zeuge,
Das Peterschloss. Nun los, hinein!
Man kann schon Wachtürme beäugen.
Schon fährt in die Twerskaja ‘rein
Der Schlitten über Straßenlöcher.
Vorbei verstreichen Läden, Dächer,
Gesindel, Kinder, Bauernkramm,
Mit Müttern Töchter allesamt,
Gemäuer, Schlösse und Laternen,
Buharer, Bollwerk, manches Tier,
Kosaken, Gardeoffizier,
Die Modeläden und Tavernen,
Balkone, Löwen auf dem Tor,
Auf Kreuzen Dohlen lauter Chor.

XXXIX. XL
Bei dieser Fahrt durch Moskaus Straßen
Vergehen ein paar Stund’, bevor
In alter Kharitonje Gasse
Der Schlitten anhält an dem Tor
Vorm Haus der Tante. Gott bewahre! –
Sie krankt an Schwindsucht schon seit Jahren.
Nun sind sie angekommen hier.
Ein Greis-Kalmyk macht auf die Tür,
Mit Strickstrumpf in der Hand, mit Brille,
Ein voll ergrauter alter Mann
In einem lumpigen Kaftan.
Die Fürstin ruft vom Sofa schrillend.
Umarmt, die Alten weinen bloß,
Dann gingen ihre Schreie los.

XLI
– Princesse, mon ange! – „Pachette!“ – Aliene! –
„Wer hätt’s gedacht? – Seit ewig schon!
Kommt ihr für lange, mon Cousine?
Setzt dich – es ist ja wunderschön!
Mein Gott! Wie Szenen aus Romanen...“
– Hier ist mein Töchterchen, Tatjana. –
„Ach Tanja! Komm’ zu mir ans Licht,
Als ob im Traum seh’ dein Gesicht...
Du kennst, Cousine, Grandison ja?“
– Wie, Grandison?.. Ach so, man, der!
Erinnre mich jetzt. Wo ist er? –
„Quartiert da, neben Simeone.
Am Heiligabend war bei mir,
Des Sohns Vermählung feiert' hier.

XLII
Und der... Erzähln wir alles später,
Nicht wahr? Vor dem Verwandtschaftsklan
Soll Tanja morgen hervortreten,
Ich hab’ jetzt nicht so viel Elan
Wie früher – kaum kann schleppen Beine.
Doch ihr seid müd’ und braucht jetzt Banja,
Kommt, gehen wir, erholen uns...
Och, keine Kraft... Mir schmerzt die Brust...
Auch Freude bringt mich schon zur Strecke
Nicht nur der Gram... Ich kann schon nichts...
Es ist kein Spaß mehr, gibt kein Licht...
Das Leben ist im Alter Ekel...“
Und sie, ermüdet nun total,
Erlitt in Tränen Hustenqual.

XLIII
Liebkosen, Fröhlichkeit der Kranken
Berühren Tanja schon, allein
Hat neues Heim für sie ein Manko:
Gewöhnte Einsamkeit daheim.
Sie schläft nicht unter Seidendecke
In neuem Bett, in neuer Ecke
Und morgens treibt der Glockenschlag,
Der Ruf zum neuen Arbeitstag,
Sie aus dem Bett früh aufzustehen.
Zum Fenster setzt sie sich verträumt,
Die Dämm’rung wird durchs Licht gesäumt,
Die Felder kann sie doch nicht sehen:
Vor ihr liegt fremder Hof nun mal
Mit Küche, Zaun und Pferdestall.

XLIV
Nun wird sie ‘rumgeführt zum Essen
Bei den Verwandten jeden Tag,
Um Omas, Opas auch indessen
Zu zeigen ihren trägen Schlag.
Die Gäste, die von so weit kommen,
Geheißen überall Willkommen,
Begrüßung, Brot-und-Salz-Empfang.
„Wie Tanja groß geworden! Lang
Ist’s her. Ich war bei deiner Taufe!
Und ich hielt dich auf Armen hoch!
Und ich zog Ohren lang dir noch!
Und ich gab Lebkuchen zu Haufen!“
Dann riefn Großmütterchen im Chor:
„Wie schnell fliehn unsre Jährchen fort!“

XLV
Kein Ändern sieht man doch bei denen.
Der Muster ist bei allen alt:
Tatjanas Tante, Fürstin Lena,
Behält dieselbe Kappe halt,
Entfärbt sich noch Lukerja Lwowna
Dasselbe lügt Lubow Petrowna,
Iwan Petrowitsch bleibt ein Tor,
Semjon ist geizig nach wie vor
Und Pelageja Nikolawna
Hat selben Freund, Herr Finnemann,
Denselben Spitz und Ehemann,
Wer auch ein Klubmitglied bleibt brav noch,
Wie immer still und taub voll ist,
Wie immer trinkt für zwei und isst.

XLVI
Tatjana wird umarmt von Töchtern.
Die Moskaus Grazien schlechthin
Betrachten Tanja nicht wie Schwester
Vom Scheitel bis zur Sohle hin
Und finden sie zunächst verschroben,
Provinziell und abgehoben,
Leicht abgemagert und zu bleich,
Ansonsten gar nicht schlecht zugleich,
Befreunden sich mit ihr am Ende,
Und, bleibend der Natur getreu,
Nach Mode legen Haar ihr neu,
Zart küssen, drücken ihre Hände
Und geben schließlich immer mehr
Geheimnisse der Jungfern her,

XLVII
Von eigenen und fremden Siegen,
Von Hoffnung, Träumen, Tändelei.
Gespräche fließen von Intrigen
Mal harmlos, mal mit Stichelei.
Danach, als Preis für ihr Gelaber,
Verlangen sie von ihr Angaben
Von Herzenssachen junger Frau.
Doch Tanja, wie in tiefem Traum,
Hört teilnahmslos nur ihre Reden,
Versteht davon so gut wie nichts
Verrät Geheimnis Herzens nicht,
Vertrauten Schatz verliebten Mädels.
Geheime Träne oder Glück
Hält sie für sich beherzt zurück.

XLVIII
Tatjana will sogar zuhören,
Von Reden nehmen doch Notiz.
Nur sind im Zimmer alle Ohren
Gerichtet stets auf das Mumpitz.
Herum ist alles nur scheinheilig,
Sogar ihr Lästern ist langweilig.
In unfruchtbarer Trockenheit
In Reden, jeder Neuigkeit
Glänzt ganzen Tag bei den Gesprächen,
Kein einziger Gedankenblitz,
Kein Herzenschlag, nicht mal beim Witz.
Dein Hirn ist nicht zu scherzen fähig,
Wenn dummer Witz sogar mir fehlt
Bei dir, o hohe, leere Welt.

XLIX
Antike Jungs schauen in Scharen
Tatjana sehr verderblich an
Und reden über sie als Ware,
So abwertend, wie man’s nur kann.
Ein Narr, betrübt und futuristisch,
Ersieht sie doch idealistisch
Und, sich anlehnend an die Tür,
Bereitet Elegie schon ihr.
Bei ihrer Tante Tanja spähend,
Erzählt’ ihr Wjazemsky ein Scherz,
Umgarnte fast das junge HerzHerz.
Bemerkt sie gleich in dessen Nähe,
Fragt, werdend ungewöhnlich wach,
Ein alter Mann um Tanja nach.

L
Doch dort, wo wilder Melpomene
Zu hören ist gedehnt's Geheul,
Wo sie mit buntem Talar Szene
Deckt vor der Menge ohne Scheu,
Wo auch Thalia leise schlummert
Und um Applaus sich gar nicht kümmert,
Wo Terpsichore nur allein
Gewidmet ist der Lobesschrei
(Was eben damals galt in Städten,
Zu meiner und zu eurer Zeit),
Fand dort Tatjana insoweit
Doch weder Damen Neidlorgnette,
Noch Modeherren einzig’ Rohr
Aus Logen und Parterre vor.

LI
Sie wird geführt auch in Versammlung.
Dort herrschen Enge, Hetze, Glut,
Musikgedonner, Kerzenflammen,
Gekräusel, Wirbel, Tanzens Flut,
Die Schönheiten in Halbgewänden,
Die Paare kreiseln umher wendig,
Die Bräute stehn im halben Kreis –
Für die Gefühle holder Preis.
Hier zeigen auserwählte Dandys
Die Westen, ihre Dreistigkeit,
Zerstreuten Blick, Selbstherrlichkeit.
Husaren kommen her, voll Brandy,
Umgarnen Bräute, glänzen hell,
Um zu verschwinden wieder schnell.

LII
Die Nacht hat viele schöne Sterne,
So viele Schönen hat Moskau.
Doch heller glänzt, als die aus Ferne,
Der volle Mond im Himmelsblau.
Doch die, wen ich mit meiner Lyra
Wag’ gar nicht zu terrorisieren,
Glänzt majestätisch wie der Mond
Allein am Frauenhorizont.
Auf welche stolze Ehrenweise
Berührt die Erde sie sehr wohl!
Wie ihre Brust ist Wonne voll!
Wie strahlt Begierde sie aus leise!..
Nun reicht’s, mach’ dich nicht mehr kaputt:
Du hast dem Wahn bezahlt Tribut.

LIII
Empfehlungen, Gelächter, Gleiten,
Mazurka, Walzer... Irritiert
Steht Tanja mit zwei Tanten seitlich,
Gemerkt bisher von Keinem hier,
Sie schaut, sieht nichts in diesen Räumen,
Die Hektik hasst sie doch... In Träumen
Ist sie im Streben, von hier weg,
Zu früh’rem Leben unterwegs,
Zum Dorf, zu Siedlern, zu den Tannen,
In altes, einsames Gemach,
Wo ruhig plätschert kleiner Bach,
Zu ihren Blumen und Romanen.
Sie fühlte sich schon fliegen schier
Dahin, wo er erschien vor ihr.

LIV
Sie ist gedanklich weit von Plage:
Weg sind Gesellschaft, lauter Ball,
Indes lässt sie nicht aus den Augen
Ein sehr solider General.
Die Tantchen zwinkern schon einander,
Und schubsen Tanja ‘raus, zum Rande.
Die beiden flüstern ihr ins Ohr:
– Guck’ mal nach links, im Korridor.–
„Nach links? Nach was denn? Seh’ nichts, leider“
– Egal nach was – mein Gott! – guck’ nur...
In diesem Grüppchen, auf dem Flur,
Na der da, suche nach Dienstkleidern...
Jetzt geht... Jetzt guckt er überall...–
„Wer denn? Der dicke General?“

LV
Wir gratulieren an der Stelle
Tatjana stolz zu ihrem Sieg
Und gehen seitwärts unterschwellig,
Sorgen für Heldens Neueinstieg...
Verzeiht dazu mir ein paar Worte:
Ich singe meinen Freund, die Sorte
Von seinen Macken, seinem Tick.
Gesegne Werk von mir mit Tricks
O du, gewohnte Eposmuse!
Gib mir den sichren Wanderstab

Und wende Irrtum von mir ab.
Genug... Erschöpft ist Schweißes Drüse!
Genug dem Klassizismus Ruhm:
Ich kriegte doch Einführung ‘rum.

Übersetzungen von fremdsprachigen Texten
- Princesse, mon ange! - «Pachette!» – Fürstin, mein Engel! - «Päschchen!» (Franz.)

Anmerkungen
41 Levschin, Autor zahlreicher Werke in Sachen der Wirtschaftlichkeit.
42 Bei uns die Straßen – Augenspaß:
Die Bäume, Gräben, Rasenwellen;
Viel Ruhm, viel Arbeit an der Stelle,
Doch leider gibt’s oft keinen Pass.
Von Bäumen, an der Wache stehnden,
Ist Fahrenden zu klein Profit;
Die Straße ist, sagst du, gut fit –
Und denkst an Vers: für die Durchgehnden!
Das Fahren ist in Russland frei
In zwei nur Fällen: Wenn dabei
Unsre Mac-Adam oder Eva,
Der Winter, sehr erbost und clever,
Beginnt mit seinem Überfall,
Den Weg vereist für lang durchgehend,
Bedeckt die Spur durch Schneebefall
Mit frühem, weichflaumigem Schnee.
Oder wenn Felder dörren früh
Durch eine Trockenheit so harte,
Dass jede Fliege ohne Müh’
Befähigt ist durch Pfütz’ zu waten.
(„Station“. Fürst Wjazemsky)
43 Ein bei K** entlehnter Vergleich, wer so berühmt durch seine verspielte Phantasie war. K... erzählte mal, dass er, von Fürst Potemkin zu Kaiserin als Kurier gesandt, so schnell fuhr, dass die Spitze seines aus der Kutsche hinaussteckenden Degens an den Meilenpfeilen wie an einer Palisade klopfte.
44 Automedon – Wagenlenker von Achilles (Übersetzer)


ACHTES KAPITEL

Fare thee well, and if for ever
Still for ever fare thee well.
Byron.

Leb’ wohl, und wenn für immer auch,
Trotzdem leb' für immer wohl.
Byron. (Engl.)



I
Als ich im Garten des Lyzeums
Noch Jüngling aufging sorgenlos,
Las ich dabei gern’ Apuleius,
Doch Cicero vermied ich bloß.
In dieser Zeit begann die Muse,
Mir zu erscheinen auf den Wiesen,
Auf den Gewässern, glitzernd rein,
Im Frühling bei dem Schwanenschrei.
Bescheidene Studentenwohnung
Erleuchtet wurde auf einmal:
Die Muse öffnete Festmahl,
Besang die jugendliche Wonne,
Den scheuen Herzenstraum, den Ruhm
Des heldenhaften Altertums.

II
Die Welt begrüßte sie mit Lächeln.
Indem Erfolg uns Flügel gab:
Derzhavin hat, trotz Altersschwäche,
Gesegnet uns vor seinem Grab.
. . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . .

III
Und ich, die Leidenschaftendränge
Für Regel nehmend mir ab nun,
Gefühle teilend mit der Menge,
Nahm mit die brünstig’ Muse und
Führt’ sie zu Festen, Kontroversen,
Dem Schreck der Nachtwachen, diverse
Geschenke hielt sie jede Zeit
Bei den Gelagen dort bereit.
Sie tobte aus sich wie Bacchantin
Und sang beim Wein für Gäste dort,
Wo Jugend alter Zeit rumort’
Und wild ihr hinterher stets rannte, –
Stolz machte unter Freunden mich
Die Freundin mit frivolem Strich.

IV
Doch bald verließ ich diesen Dusel
Und lief weit weg dann... Sie mir nach.
Wie oft versüßte nette Muse
Mir meinen stummen Weg danach
Durch Zauberei des jähen Kasus!
Sie ritt durch Felsen des Kaukasus
Wie oft mit mir beim Mondeslicht
Wie die Lenore ausm Gedicht!
Wie oft verführt’ mich sie an Ufern
Der Taurien mal zu belauschn
Den nächtlich trunknen Meeresrausch,
Der Nereïden leisen Rufen,
Den ewig tiefen Wellenton,
Die Hymne Gottes Poseidon.

V
Und sie, vergessend Festmahlzeiten
Und Glanz der fernen Hauptstadt,
Besuchte nur die schlichten Zelte
Der Wanderstämme auf der Pfad
Auf den Moldawiens öden Heiden.
Derweil verwildert unter Heiden,
Vergaß der Göttersprache Klang,
Gesprochen wilde Sprachen lang
Gesungen liebe Steppenlieder...
Dies alles änderte dann sich:
In meinem Garten erschien sie
Als Landkreisdame nun solide
Mit Trauerspur am Augenrand,
Mit Buch aus Frankreich in der Hand.

VI
Nun führ’ ich sie zum ersten Male
Hinein in die Gesellschaftsround,
Auf ihre Steppenreizmerkmale
Mit Eifersucht und Liebe schaund.
Durch Reihen von Aristokraten,
Von Offizieren, Diplomaten
Und stolzen Damen gleitet sie
Dann, unbeeindruckt, setzet sich,
Genießt, verwundert, das Gedränge,
Mischmasch der Kleider, Redenfluss,
Den Gang der Gäste vor bewusst
Sehr junger Herrin in der Menge,
Den Rahmen als der Männerschild
Um Damen wie der um ein Bild.

VII
Und ihr gefällt die strenge Ordnung
Des oligarchischen Gesprächs,
Der kalte Stolz gesamter Horde,
Wo Rang mit Alter mischt sich frech.
Doch was für‘n Gast in der Auslese
Steht still und schweigend wie abwesend?
Er scheint zu sein hier allen fremd,
An ihm vorbei wo alles strömt
Wie eine Reihe von Gespenstern.
Was, Leidenschaft oder doch Spleen,
Zeigt sein Gesicht? Was kümmert ihn?
Ist er bekannt? Wer ist der Finstre?
Nicht doch Onegin?.. Wirklich der.
Seit wann verirrte er sich her?

VIII
Ist er derselbe? Fand er Ruhe?
Spielt er noch weiter einen Narr?
Sagt uns, als was gibt er sich Mühe?
Was stellt Onegin uns jetzt dar?
Als wer erscheint er nun? Als Harold,
Als Schelm, als Quäker, Sohn der Wahrheit?
Als immer wandernder Melmoth,
Kosmopolit? Ein Patriot?
Vielleicht als einfach guter Kumpel
Wie ihr und ich, die ganze Welt?
Mein Ratschlag wäre, wenn der zählt:
Die Hände weg von dem Gerümpel.
Es war genug mit Heuchelei–
Ist er bekannt euch? – Ja und nein.

IX
– Warum sie reden heutzutage
So nicht wohlwollend über ihn?
Ob drum, dass wir sind in der Lage
Zu richten über jedes Ding,
Dass jede selbstherrliche Niete
Durch Freigeists fahrlässige Tritte
Beleidigt wird oder verdrängt,
Dass, das raumliebende Hirn drängt,
Dass wir zu oft den Quatsch so richtig
Für Taten halten kurios,
Dass Dummheit windig ist und bös’,
Dass Stuss den Wichtigen ist wichtig
Und dass uns nur das Mittelmaß
Nicht ängstigt und darum macht Spaß?

X
Gesegnet sei, wer jung seit Jugend
War, rechtzeitig auch wurde reif,
Wer mit den Jahren Lebensprügel
Ertragen konnte mutig, steif.
Wer sich in Träumen nicht verklumpte,
Wer nicht vermied Gesellschaftslumpen,
Mit Zwanzig wer war nimmer satt,
Mit Dreißig ging in Gunstheirat,
Mit Fünfzig sich befreit’ schon lange
Von alten Schulden, altem Gram,
Wer Geld und Rang, und andren Kram
Erwarb in langen Warteschlangen,
Von wem man sagte Jahrelang:
N.N. ist wunderbarer Mann.

XI
Gram ist's zu denken, dass die Jugend
Vergebens uns gab lieber Gott,
Dass sie uns nur servierte Lügen,
Dass wir selbst machten sie zum Spott,
Dass unsre besten Lebenswünsche,
Dass unsre Lebensträume, Frische
Verdarben reihenweise taub
Wie das im Herbst verdorbne Laub.
Es ist so gut wie unerträglich
Zu sehn nur langes Mittagsmahl,
Das Leben selbst als Ritual,
Zu folgen Menge brav und redlich,
Ganz ohn’ zu teilen mal mit der
Die Meinung, Leidenschaft und mehr.

XII
Zum Ziel zu werden von Urteilen, –
Ist jedem bitter (gebt es zu),
Zu sein bei klugem Menschheitsteile
Zum Kauz gebrandmarkt noch dazu,
Auch zu bedauernswertem Spinner,
Zum Satans Missgeburt und Diener
Und auch zum Dämon gleich an sich.
Der Held (zu ihm kehr’ wieder ich),
Hat nachm Ermorden seines Freundes,
Gelebt zwecklos, ohn’ Taten gar
Bis seinem Sechsundzwanzigjahr,
Im Nichtstun findend seine Freude,
Auch ohn’ Familie, Dienst, Zutun,
Nicht fähig, nützlich sich zu tun.

XIII
Nun, ihn ergriff Besorgnis reichlich
Und nach Tapetenwechsel-Lust
(Ein manchmal ärgerliches Zeichen,
Kaum jemand schleppt das Kreuz bewusst).
Und er verließ die öde Siedlung,
Die stillen Wälder, Täler Nied’rung,
Wo eine blutige Gestalt
Zu ihm hatt’ jeden Tag geeilt.
Er mochte nun vagabundieren,
Erreichbar nur für ein Gefühl.
Doch Wandern war ihm bald zu viel
Und er verfiel ins Ennuyieren.
Er kehrte heim, wie Tschatskij mal
Geriet vom Schiff direkt zum Ball.

XIV
Die Menge rückt nun dicht zusammen,
Ein Flüstern läuft wie Widerhall...
Zur Gastgeberin geht ’ne Dame,
Ihr folgt ein alter General.
Sie geht ganz langsam, ohne Eile,
Gar nicht geschwätzig, nicht langweilig,
Ohn’ frechen Blick für Rest vom Volk,
Ohn’ einen Anspruch auf Erfolg
Und ohn’ die kleinsten Eskapaden,
Ohne nachahmende Manier...
Alles war still und schlicht bei ihr.
Sie schien zu sein ein Abdruck grade
Du comme il faut... (Schischkow verzeih,
Zum Übersetzen fehlt mir Reim.)

XV
Die Damen schoben sich ihr näher,
Die Omas lächelten sie an,
Sich beugten tiefer vor ihr Männer,
Auf ihrer Blicke machend Fang.
Die Mädchen gingen vor ihr leiser.
Besonders hoch trug Kopf und Nase
Durch diesen schönen Riesensaal
Doch ihr Begleiter, General,
Sie könnte keiner nennen Schönheit,
Dabei war sie vom Kopf bis Fuß
Aus einem ganz besondren Guss
Und ohne jegliche Gewohnheit,
Die in dem Londner Modekreis
Man vulgar 17 nennt. (Kann nicht, du weißt...
XVI
Das Wort mag ich ohn’ Übersetzung,
Das ist bei uns gerade neu
Und wird sich nicht bei uns durchsetzen,
Vermut’ ich, unsrer Sprache treu.
Es wäre gut für Epigramme...)
Doch nun zurück zu unsrer Dame.
Sie saß da anmutig, adrett
Am Tisch zusammen, leis’ und, nett,
Mit blendender Woronsky, Nina,
Der Kleopatra von Newa.
Doch konnte diese, das ist wahr,
Trotz ihrer marmorschönen Miene,
Nicht überschattn die Nachbarin,
Obwohl sie sonst war gut darin.

XVII
Onegin denkt: „Es ist nicht möglich!
Ist sie das? Nein... Was für ein Trick...
Wie das! Aus jenem Steppenödland...“
Er richtet ungläubigen Blick
Auf sie minütlich fast und fragend,
Auf die, die ihn erinnert vage
An fast vergessenes Gesicht
.„Mein Fürst, sag mir, ob weißt du nicht,
Wer ist die Dame mit dem Fächer,
Mit Botschafter von Spanien plauscht?“
Der Fürst ihm antwortet berauscht:
– Du warst lang’ weg! Wozu Gespräche,
Ich stelle ihr dich vor, genau. –
„Wer ist sie denn?“ – Na, meine Frau. –

XVIII
„In Ehe, du! Ich konnt’s nicht ahnen!
Wie lange schon?“ – Schon zweites Jahr. –
„Mit wem?“ – Mit Larina. – „Tatjana!“
– Du kennst sie? – „Ich bin ihr Nachbar.“
– O, dann. – Er führt zu seiner Gattin
Und stellt ihr vor nach ihrm Gestatten
Seinen Verwandten, seinen Freund.
Die Fürstin schaut ihn an zerstreut...
Wie sehr verwirrt war ihre Seele,
Wie sehr verwundert sie auch war
Und überrascht darüber gar,
Verriet sie nichts, verblieb leutselig,
Bewahrend weiter ihre Ruh’,
Verbeugte still sich, ohne Müh’.

XIX
Bei Gott! Nicht mal zusammenzuckte,
Und wurde rot nicht oder blass...
Nein, sie war regungslos und druckte
Nicht Lippen schmal, und sonst noch was.
Onegin beobachtet’ fleißig,
Doch fand nicht eine Spur von einstig
Bekannter Tanja, nichts fand mehr.
Mit ihr zu reden suchte er
Und... Konnt’ es nicht. Die Fürstin fragte,
Wie lange sei er hier bereits,
Woher, aus ihrem Eck vielleicht?
Dann wendete sie hin zum Gatten
Den müden Blick und ging weg bloß...
Und er blieb stehen regungslos.

XX
Ob sie ist dieselbe Tatjana,
Zu welcher er in Zweisamkeit,
Am Anfang unseres Romanes
In fernem Ort, in jener Zeit,
Im Eifer seiner trocknen Rede
Moralanweisungen gepredigt,
Von der bewahrt er einen Brief,
In dem ihr Herz – in Liebe tief –
Gibt allem Preis, lässt nichts verstohlen,
Das Mädchen... Oder ist’s ein Traum?..
Das Mädchen, welches er als Frau
Verschmäht’ in demütiger Rolle,
Ob sie es war mit ihm grad' jetzt
So gleichgültig und so beherzt?

XXI
Sogleich verlässt er enge Runde,
Nach Hause fährt beschaulich er.
Der Traum, mal nett und mal verwundend,
Beunruhigt den Schlaf nachher.
Als er erwacht, erhielt die Nachricht:
Der Fürst ihn bittet mit Hochachtung
Zum Abendessen. „Gott! Zu ihr!..“
„Ich komme, komme!“ kritzelt schier
Er höflich Antwort, gleich beseligt.
Was ist mit ihm? Was für ein Traum!
Was regt ihn so – versteht er kaum –
In seiner kalten, faulen Seele?
Verdruss nur? Was ihn schrecklich bangt?
Erneut die Liebe – Jugenddrang?

XXII
Onegin zählt erneut die Stunden,
Kein Ende nimmt für ihn der Tag.
Und endlich schlägt die Uhr zehn Runden,
Er fährt dahin, er fliegt, ist da.
Er tritt mit Schauer ein bei Fürstin.
Er findet sie allein im Finstern,
Sie sitzen paar Minuten lang
Zusammen und der Rededrang
Verließ Onegin. Wie ein Kranke
Benommen, sitzt er fehl am Platz,
Ihr antwortet. Sein Kopf zerplatzt
Von stur durchdringenden Gedanken.
Er glotzt sie stur an, während sie
Voll Ruh’ und Freiheit vor ihm sitzt..

XXIII
Des Gatten Eintritt bringt das Ende
Dem unbequemen tête-à-tête.
Sie sprechn von Unfug, Witz, Umständen
Der frühren Jahren im Duett.
Sie lachen froh. Nun kommen Gäste.
Durch grobes Salz des feinen Lästerns
Belebt Gespräch sich immer mehr.
Die Hauses Herrin neigte sehr
Zum leichten Plausch, doch ohn’ Gehabe,
Und zum vernünftigen Gespräch,
Ohn’ gleich vulgär zu werden, frech,
Ohne pedantische Angaben.
Und so litt nicht die Fröhlichkeit
Durch Freiheit und Lebendigkeit.

XXIV
Hier warn dabei der Hauptstadt Lichter,
Berühmtheiten und Modestars,
Bekannte überall Gesichter,
Gebrauchte Dummköpfe fürwahr.
Hier waren auch betagte Damen
In Hauben wie in bösen Rahmen,
Hier waren ein paar Mädchen gern,
Gesichter, guckend felsig ernst.
Auch ein Gesandter, der sprach immer
Von Staatsräson und drum herum.
Ein Greis mit Haaren voll Parfüm
Verbreitete altmodisch Stimmung:
Voll Scharfsinn, herrlich und subtil,
Was heute gilt als Narrenstil.

XXV
Hier war ein Freund von Epigrammen,
Ein stets auf alles böser Herr:
Auf süßen Tee, auf flache Damen,
Auf blöden Ton vom Männerheer,
Auf den Roman – für ihn zu neblig,
Aufs Monogramm – zu überheblich,
Auf Medienlügen, auf den Krieg,
Auf Schnee, aufs Weib im Augenblick.
. . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . .

XXVI
Hier war Prolassow, scherzend albern,
Bekannt durch Geist von einem Biest,
Wer immer allen schrieb in Alben,
Abstumpfend deinen Stift St.-Priest.
Da stand ein andrer Balldiktator,
Gedruckter Bilder Imitator,
So rotwangig wie ein Cherub,
Schaut’ stumm und regungslos herum.
Ein hierher streunender Verwalter,
Ein viel zu sehr gestärkter Runks,
Regt’ Lächeln an mit fadem Prunk,
Mit seiner sehr besorgten Haltung.
Verschwiegen stiller Blickaustausch
War ihm vereintes Urteil auch.

XXVII
Doch mein Onegin war ganz nüchtern
Beschäftigt nur mit ihr allein,
Nicht mit dem Mädchen, arm und schüchtern,
Verliebt und schlicht, verträumt und klein,
Doch mit der abgekühlten Fürstin,
Doch mit der unnahbaren Göttin
Von prächtig göttlicher Newa.
Ach Mensch! Wie ähneln wir Eva,
Der unsrer altbekannten Ahne:
Langweilt das Vorhandene uns,
Die Schlange treibt uns nur in Brunst
Zu ihr, zum Apfel, zur Verbannung:
Verbotnes Obst ist uns nur süß
Und ohne dies – kein Paradies.

XXVIII
Wie sich veränderte Tatjana!
Wie nahm sie ihre Rolle an!
Wie schnell ward sie zu erster Sahne
In ihrem strengen Adelsstand!
Wer würde suchen zartes Mädel
In dieser majestätisch edlen
Gesetzgestalterin im Saal?
Und ihr das Herz bewegt' er mal!
Sie sehnte sich nach ihm im Dunkeln,
Bis der Morpheus zu ihr flog
Als sie es in Betrachtung zog,
Zu Mond empor mit Augen funkelnd,
Mit ihm zusammen unentwegt
Zu gehen frommen Lebensweg!

XXIX
Amor kann treffen jedes Alter
Doch jungen Herzen gibt der Stoß
Der Liebe den Elan zum Walten
Wie Frühlingssturm dem Pflanzenspross:
Sie werdn im Liebesregen reifer,
Erfrischt, erneuert und ergreifend –
Die Blüte bringt die Lebenskraft,
Den Fetus bringt die Leidenschaft.
Jedoch im fruchtlos späten Alter,
Am Wendepunkt der Lebensjahr’,
Ist Leidenschaft nicht wunderbar,
Nur tote Spur: So Herbststurms Kälte
Verwandelt Wiesen schnell in Sumpf,
Des Waldes Pracht in kahlen Rumpf.

XXX
Onegin ist verliebt, kein Zweifel,
In Tanja kindisch unbedacht.
Im ungestümen Liebeseifer
Verbringt seitdem er Tag und Nacht.
Verachtend Sinnes strenge Rufe,
Erscheint er nun vor ihren Stufen
In seinem Schlitten jeden Tag,
Als ob er sie verfolgen mag.
Ihm bringt es immer Glück aufs Neue,
Heiß zu berühren ihre Hand,
Zu legen pelziges Gewand
Um ihre Schulter oder Boa
Od’, glücklich für Sekundenbruch,
Zu heben mal ihr Taschentuch.

XXXI
Tatjana scheint’s nichts auszumachen,
Sie merkt ihn nicht, begeh er Mord,
Empfängt ihn frei in ihrn Gemachen,
Sagt ihm bei Treffen kaum ein Wort,
Sie grüßt ihn manchmal nur mit Nicken,
Und manchmal merkt mit keinem Blick ihn:
Koketterie ist dies gar nicht –
Die steht beim Hof im schlechten Licht.
Zu werden blass versucht Onegin:
Sie merkt das nicht, ihr tut’s nicht leid,
Onegin siecht an seinem Leid,
Vielleicht die Schwindsucht? In der Regel,
Zu schicken Kranken in die Kur,
Empfehlen Ärzte – er siecht nur.

XXXII
Er fährt nicht hin und mit Vorfahren
Ist ihm der Treff schon bald nur recht.
Tatjana will nichts von erfahren
(So ist nun weibliches Geschlecht).
Doch er bleibt stur und lässt nicht locker
Erhofft noch was, fällt nicht vom Hocker.
Der Kranke kratzt mit schwacher Hand
An Fürstin mutig und gewandt
Ein inbrünstiges Liebesschreiben.
Obwohl er immer sah darin,
In solchen Schreiben, keinen Sinn,
Doch scheinbar konnt’ sein Herzensleiden
Nicht mehr ertragen armer Clown.
Hier ist sein Brief in Wort genau.

Onegins Brief zu Tatjana

Ich seh’s voraus: Euch verletzt
Geheimer Beichte hier Betrachtung.
Und was für bittere Verachtung
Zeigt Euer Blick mir stolz ab jetzt!
Was will ich nun? Mit welch’ Zielsetzung
Eröffne meine Seele leicht?
Und welchem boshaften Ergötzen
Gewähre Anlass ich vielleicht!

Euch einmal zufällig getroffen,
Gemerkt Eur’ Liebe zarte Hoffnung,
Traut’ ich ihr nicht über den Weg,
Gab keine Chance der netten Wahrheit
Und meine gottverdammte Freiheit
Wollte verlieren keineswegs.
Und etwas noch uns trennte damals...
Als Unglücksopfer Lenskij fiel...
Mein Herz rieß ab ich nach dem Drama
Von allem, was ihm mal gefiel.
Für alle fremd, für alles Gaffer,
Dacht’ ich mir: Freiheit bringt ins Lot
Mein Leben, Glück. Mein lieber Gott!
Was für ein Irrtum, was für Strafe!

Nein, Euch zu sehn jed’n Augenblick,
Zu sein von Euch ein blasser Schatten,
Verliebt zu fangen Euren Blick,
Von Euch ein Lächeln zu ergattern,
Euch zuzuhören, zu verstehn
Eure Vollkommenheit besonnen,
Vor Euch erstarrt vom Leid zu stehn,
Verblasst zu siechen... Das ist Wonne!

Doch dies bleibt mir verweigert und
Euch hinterher ich lauf’ wie Blinder.
Mir ist wert jeder Tag und Stund:
Doch ich vergeud’, gesagt gelinde,
Vom Schicksal mir erteilte Zeit.
Dabei ist die auch schweres Leid.
Ja, meine Tage sind verstrichen.
Damit so schnell kommt Ende nicht,
Muss jeden Morgen sein ich sicher,
Dass Euch am Tage sehe ich...

Ich fürchte, dass in meinem Flehen
Ersieht mit Strenge Euer Blick
Ein hinterhältiges Vergehen –
Ich ernte Zorn für diesen Trick.
Wenn Ihr nur wüstet, wie ist’s kläglich,
Zu leiden an der Liebesglut,
Zu flammen und vernünftig täglich
Zu dämpfen Leidenschaft im Blut,
Zu wollen Eure Knie umarmen
Und, heulend, neben Eurem Fuß
Zu beichten, flehend um Erbarmen,
Euch alles was ich beichten muss.
Stattdessn soll ich zeigen Kälte
In meinen Reden, meinem Blick,
Gespräch in Ruhe führn, ohn’ Glück
Beäugen Euch und lächeln selten!..

Doch sei’s dem so und willenlos
Kann ich Begierde nicht mehr stillen.
Das war’s: Ich bin in Eurem Willen,
Ergebe mich nun meinem Los.

XXXIII
Die Antwort fehlt und er schickt wieder
Den zweiten und dann dritten Brief.
Die Antwort fehlt.. Er fährt mal bieder
In die Versammlung, kommt und... Trifft
Sie im Vorbeigehn. So entsagend!
Sie sieht ihn nicht, geht, nichts ihm sagend.
Sie strahlt, ersichtlich sehr erbost,
Dreikönigstages kalten Frost!
Und ihre dicht gepressten Lippen
Entrüstung halten kaum zurück!
Onegin schaut mit starrem Blick:
Kein Aufruhr, Mitleid – wie ’ne Klippe!
Auch keine Tränenspure,.. nur
Zeigt ihr Gesicht des Zornes Spur...

XXXIV
Es mag die Angst sein, dass ihr Gatte
Die frühren Schwächen und Unart
Könnt', wie die Andren auch, erraten,
Die Eugen kennt, für sie bewahrt...
Er zieht davon, pflegt keine Hoffnung,
Verflucht den Wahn! Von dem betroffen,
In dem versunken, ist der Held,
Erneut in Krise, leugnet Welt.
In seinem stillen Arbeitszimmer
Erinnert er sich an die Zeit,
Als ihn des bösen Trübsinns Leid
In lauter Welt verfolgte immer.
Ihn fing, am Kragen packte ihn,
In dunkle Ecke trieb der Spleen.

XXXV
Erneut begann zu lesn er Bücher.
Er las durch Gibbon und Rousseau,
Manzoni, Herder, Chamforts Sprüche,
Madame de Staël, Bichat, Tissot,
Er las durch Aufklärer-Rebellen:
Neinsager Bayle und Fontenelle,
Von unsren las er etwas auch,
Auch ohn’ Verleugnung und Missbrauch:
Die Almanache und Zeitschriften,
Wo man Belehrungen verlegt
Und mich auch zu beschimpfen pflegt,
Obwohl auch Madrigale stiftet,
Die ich dort manchmal las so gern:
Е sempre bene18, meine Herrn.

XXXVI
Und nun? Sein Auge war beim Lesen,
Doch die Gedanken waren fern.
Die Trauer, Hoffnungen, Wunschwesen
Besetzten seine Seele gern.
Er las doch zwischn gedruckten Zeilen,
Mit Geistesaugen auch zuweilen
Die andren Zeilen. Nun war er
Vertieft in diese sogar sehr.
Dies waren voll geheime Sagen
Des Altertums, verrückter Mix
Aus Wundern, Träumen von gar nichts,
Gerüchten, Ängsten, Vorhersagen,
Des langen Märchens dummer Quatsch,
Aus Briefen einer Jungfer Tratsch.

XXXVII
Allmählich nun geriet ins Schlafen
Gefühlen und Gedanken er,
Wo seine Einbildung ihm schaffte
Sehr kunterbuntes Bildmalheour.
Mal sieht er: Auf dem Schnee liegend,
Erstarrte regungslos ein Jüngling,
Als ob der schläft beim Morgenrot
Doch jemand sagt: „Nun ist er tot.“
Mal sieht er längst vergessne Feinde,
Verleumder, Feiglinge ein paar
Und junger Dirnen ganze Schar,
Den Kreis von ihm verhasster Freunde.
Mal sieht er Haus in Phantasie
Und drinnen sie... Und immer sie!

XXXVIII
Gewöhnt zu träumen in die Richtung,
Erlitt fast Dachschaden davon,
GewöhnWard fast er innerlich zum Dichter.
GewöhnIch geb’ es zu: das wär’ was schon!
Und's stimmt: Durch Kraft des Magnetismus
Begriff den Dichtungsmechanismus
In Russland fast mit knappem Sinn
Mein stumpfsinniger Schüler drin.
Wie ähnelte er dem Poeten,
Als er allein im Eck erschien
Vor seinem lodernden Kamin
Und, sehnlich schnurrend „Benedetta“
Und „Idol mio“, ließ in Ruh’
Ins Feuer fallen seinen Schuh.

XXXIX
Die Zeit verflog. Der Winter bricht schon
Und löst sich auf im Sonnenlicht.
Onegin ward doch nicht zum Dichter,
Und nicht verrückt, und starb auch nicht.
Der Frühling machte ihn lebendig:
Zum ersten Mal verlässt die Wände
Er des verschlossenen Quartiers,
Wo Winter er wie Murmeltier
Verbrachte. Eines klaren Morgens
Rennt er im Schlitten Newa längs.
Aufm Eis, durch Kufen griffig längst,
Spielt glitzernd Sonne, Schnee entsorgend,
Der auf der Straße taut zu Hauf.
Wohin strebt seinen schnellen Lauf

XL
Onegin? Ihr wisst’s ohne Zweifel.
Natürlich habt Ihr wieder recht:
Er kam zu seiner Tanja eifrig,
Der ungeheilte Liebesknecht.
Er läuft wie Leichnam blass durch Säle:
Sieht keine Spur von Menschenseele.
Er läuft noch weiter – niemand da.
Er öffnet Tür in ihr Boudoir.
Was trifft ihn plötzlich so gewaltig?
Die Fürstin sitzt vor ihm allein,
Noch ungepflegt, ganz bleich, verweint,
Liest einen Brief, bereits veraltet,
Die Tränen strömen über Rand,
Die Wange stützt sie mit der Hand.

XLI
Wer hätte Leiden ihres Grames
Erraten nicht im Augenblick!
Wer hätte Tanja in der Dame,
In dieser Fürstin, nicht erblickt!
In Trauer, in verrückter Buße
Fällt Eugen nieder ihr zu Füßen.
Sie zuckte nur, sagt aber nichts
Und wendet nur zu ihm Gesicht
Gar ohn’ Verwundrung oder Bosheit...
Und seinen fast erloschnen Blick,
Sein Antlitz, seinen Geistesknick
Begreift sie. Jungfräuliche Schönheit,
Das schlichte Mädchen frührer Zeit
Erstand nun auf in ihr bereits.

XLII
Sie hebt ihn nicht dabei vom Boden,
Schaut ihn nur traurig an direkt,
Und nimmt von seinem Mund im Lodern,
Nicht ihre kalten Hände weg.
Sind ihre Träume jetzt von Eugen?
Nach einem ziemlich langen Schweigen
Sagt sie letztendlich leise ihm:
„Genug. Sie stehn jetzt auf. Bestimmt
Muss ich mich jetzt aussprechen Ihnen.
Erinnern Sie sich an das Eck
Im Garten, wo der Schicksalsweg
Uns zwang zum Treff? Und Sie erinnern
An Ihre Lehre für mich dann.
Nun bin ich heute damit dran.

XLIII
"Onegin, ich war damals jünger
Ich war auch besser eigentlich
Und liebte Sie. Was hab’ errungen,
Was fand in Ihrem Herzen ich?
Was für ’ne Antwort? Nur die Strenge.
Ist’s nicht so? Kannten Sie in Mengen
Des jungen Mädchens Liebesglut?
Und jetzt – mir stockt in Adern Blut,
Wenn ich nur denk’ an Ihre Predigt
Und auch an Ihren kalten Blick...
Und doch im bittren Augenblick
Verhielten Sie sich richtig edel.
Sie hatten damals recht mit mir:
Ich danke Ihnen sehr dafür...

XLIV
Damals – nicht wahr? – in der Einöde,
Weit weg vom hektischen Gerücht
War ich für Sie vielleicht wie jede...
Wieso verfolgen jetzt Sie mich,
Gemacht zum Ziel mich der Begierde?
Vielleicht dank meiner Fürstinwürde,
Der Oberschicht, wo ich zurzeit
Verkehre, reich, bekannt, gestylt,
Dem Mann, in Schlachten schwer verstümmelt,
Wofür uns kuschelt Zarenhof?
Weil meine Schmach wär’ jetzt als Stoff
Für jeden Klatsch und Tratsch bestimmend
Und könnt’ für Sie in Oberschicht
Verführers Ehre stelln in Sicht?

XLV
Wenn Sie sich noch an junges Mädel,
An mich von einst, erinnern zart,
Dann wissen Sie, dass Ihren Tadel,
Gespräch, verweisend, kalt und hart,
Hätt’ ich die Macht dazu, das würde
Ich vorziehn leidiger Begierde,
Den Tränen, Ihrem diesen Brief.
Als ich in Träumen einst war tief,
Da hatten Sie sogar Erbarmen,
Vor meinem Alter noch Respekt...
Und jetzt! – Wieso? Was für Aspekt
Hat Sie gebracht in meine Arme?
Was führte Sie mit Ihrem Sinn
Zum Sklaven Kleingefühles hin?

XLVI
Doch mir, Onegin, ist der Luxus
Nur des beschämten Lebens Tand,
Die Welterfolge, Prachtauswüchse,
Mein Haus und Bälle, hoher Stand –
Was ist das? Ich wär’ froh gerade,
Den Trödel dieser Maskerade,
Den Glanz, die Späße aller Art
Gleich abzugeben für den Gartn,
Fürs Buchregal, für das Zuhause,
Für Orte, wo zum ersten Mal,
Onegin, sah ich Sie einmal,
Für anspruchslosen Friedhof draußen,
Wo Schatten sind und schlichtes Kreuz
Für meine Amme steht aus Holz...

XLVII
Das Glück war ja so nah, so möglich!..
Mein Los ist klar. Jetzt ist für mich
All das vorbei. Damals, womöglich,
Agierte unvorsichtig ich:
Die Mutter flehte mich mit Tränen,
Beschwor mich so. Trotz allem Sehnen
War jedes Schicksal mir egal...
Ich heiratete. Dieses Mal
Sie müssen, bitte, mich verlassen.
Ich weiß, dass dem Begehren trotz
Bewahren Ehre Sie und Stolz.
Ich liebe Sie (Sie dachten, hasse?),
Doch bin vergeben ohne Reu’
Und bleibe ihm für ewig treu“

XLVIII
Sie ging. Onegin, wie vom Donner
Getroffen, steht. Zu welchem Sturm
Empfindungen ist er verdonnert
In seinem Herzen! Steht wie Turm.
Und plötzlich hört den Klang von Sporen,
Ihr Gatte kommt her wie beschwören,
Und hier verlässt uns unser Held,
Er räumt in böser Stunde Feld.
Und wir, mein Leser, sind am Ende
Für immer... Denn ihm hinterher
Wir wanderten genug seither
Auf seinen Wegen. Zeit zur Wende.
Zum Ufer kamen wir. Hurra!
Längst ist es an der Zeit! Nicht wahr?

XLIX
Wer du auch bist, mein lieber Leser,
Ein Freund, ein Feind, will mich von dir
Wie Kumpel trennen. Sei nicht böse.
Verzeih. Egal, was hast bei mir
Gesucht du in legeren Strophen,
Erinnerungen, Katastrophen,
Erholung einer Sonderart,
Die Bilder unsrer Gegenwart,
Vielleicht auch rechtschreibliche Fehler,
Gott segne dich, dass du im Buch,
Hier, findest mindest einen Bruch
Davon für Herz, für die Empfehlung
Für Zeitungskritiken in Reih’.
Somit Adieu und Tschüs, verzeih!

L
Verzeih, Begleiter, fast Verwandte,
Und du, mein treues Ideal,
Und du, lebendiges, konstantes,
Wenn auch ein kleines Werk. Real
Erfuhr ich viel mit euch, was wichtig
Im Leben ist für einen Dichter,
Gesprächs der Freunde Ungestüm.
So viele Tage sind nun um,
Seit mir vor langem noch Tatjana
Und Eugen in verdunkltem Raum
Erschienen erst in meinem Traum, –
Und Weite dieses Versromanes
Sah ich durch magisches Kristall
Verschwommen noch zum ersten Mal.

LI
Doch die, wem ich als Freunden gerne
Die ersten Strophen gleich vorlas...
Sind manche fort, die Andren fern, wie
Es steht bei Saadi im Nachlass.
Beendet ist ohn’ sie „Onegin“.
Und sie, wer mir gab die Erregung
Für Tanjas nettes Ideal...
So viele nahm uns weg Schicksal!
Sei selig der, wer Lebensfete
Verließ rechtzeitig und allein,
Ohn’ auszutrinken sein Glas Wein,
Dem Lebensbuch bevorzugt’ Lethe,
Wer plötzlich kann verlassen es,
Wie ich Onegin auch indes.


D A S E N D E

А.С. Пушкин

ЕВГЕНИЙ ОНЕГИН

Роман в стихах
1823-1831


(Оригинал)









Эпиграф переводчика:

ВЕСЕЛЬЧАК:
Та юность, добрый друг, тебе нужна тогда,
Коль ты врагами в битвах стиснут,
Коль дев любимых череда
Тебе на грудь насильно виснет,
Коли вдали манит венок
Какой-то недоступной цели,
Тобой коль буйство и порок
Ночей пропитых овладели.
И все ж, в известный струнный звон
С блаженным мужеством врываться,
Сам ставить цель как новый тон,
К ней с иступленьем пробиваться -
То, старые мужи, ваш долг,
И вы в чести за то на этом свете,
Не старость нас ввергает в детства толк,
Мы к старости лишь истинные дети.

"ФАУСТ" (Прелюдия в театре),
Йоганн Вольфганг фон Гёте,
(мой перевод трагедии 2012 г.)




Petri de vanite il avait encore plus de cette espece
d'orgueil qui fait avouer avec la meme indifference les
bonnes comme les mauvaises actions, suite d'un sentiment de superiorite
peut-etre imaginaire.

Tire d'une lettre particuliere.




Не мысля гордый свет забавить,
Вниманье дружбы возлюбя,
Хотел бы я тебе представить
Залог достойнее тебя,
Достойнее души прекрасной,
Святой исполненной мечты,
Поэзии живой и ясной,
Высоких дум и простоты;
Но так и быть - рукой пристрастной
Прими собранье пестрых глав,
Полусмешных, полупечальных,
Простонародных, идеальных,
Небрежный плод моих забав,
Бессониц, легких вдохновений,
Незрелых и увядших лет,
Ума холодных наблюдений
И сердца горестных замет.



ГЛАВА ПЕРВАЯ

I

"Мой дядя самых честных правил,
Когда не в шутку занемог,
Он уважать себя заставил
И лучше выдумать не мог.
Его пример другим наука;
Но, боже мой, какая скука
С больным сидеть и день и ночь,
Не отходя ни шагу прочь!
Какое низкое коварство
Полу-живого забавлять,
Ему подушки поправлять,
Печально подносить лекарство,
Вздыхать и думать про себя:
Когда же чорт возьмет тебя!"

II

Так думал молодой повеса,
Летя в пыли на почтовых,
Всевышней волею Зевеса
Наследник всех своих родных.
Друзья Людмилы и Руслана!
С героем моего романа
Без предисловий, сей же час
Позвольте познакомить вас:
Онегин, добрый мой приятель,
Родился на брегах Невы,
Где, может быть, родились вы
Или блистали, мой читатель;
Там некогда гулял и я:
Но вреден север для меня (1).

III

Служив отлично-благородно,
Долгами жил его отец,
Давал три бала ежегодно
И промотался наконец.
Судьба Евгения хранила:
Сперва Madame за ним ходила,
Потом Monsieur ее сменил.
Ребенок был резов, но мил.
Monsieur l'Abbé, француз убогой,
Чтоб не измучилось дитя,
Учил его всему шутя,
Не докучал моралью строгой,
Слегка за шалости бранил
И в Летний сад гулять водил.

IV

Когда же юности мятежной
Пришла Евгению пора,
Пора надежд и грусти нежной,
Monsieur прогнали со двора.
Вот мой Онегин на свободе;
Острижен по последней моде;
Как dandy (2) лондонский одет -
И наконец увидел свет.
Он по-французски совершенно
Мог изъясняться и писал;
Легко мазурку танцевал
И кланялся непринужденно;
Чего ж вам больше? Свет решил,
Что он умен и очень мил.

V

Мы все учились понемногу
Чему-нибудь и как-нибудь,
Так воспитаньем, слава богу,
У нас немудрено блеснуть.
Онегин был, по мненью многих
(Судей решительных и строгих)
Ученый малый, но педант:
Имел он счастливый талант
Без принужденья в разговоре
Коснуться до всего слегка,
С ученым видом знатока
Хранить молчанье в важном споре
И возбуждать улыбку дам
Огнем нежданных эпиграмм.

VI

Латынь из моды вышла ныне:
Так, если правду вам сказать,
Он знал довольно по-латыне,
Чтоб эпиграфы разбирать,
Потолковать об Ювенале,
В конце письма поставить vale,<<2>>
Да помнил, хоть не без греха,
Из Энеиды два стиха.
Он рыться не имел охоты
В хронологической пыли
Бытописания земли;
Но дней минувших анекдоты
От Ромула до наших дней
Хранил он в памяти своей.

VII

Высокой страсти не имея
Для звуков жизни не щадить,
Не мог он ямба от хорея,
Как мы ни бились, отличить.
Бранил Гомера, Феокрита;
Зато читал Адама Смита,
И был глубокий эконом,
То есть, умел судить о том,
Как государство богатеет,
И чем живет, и почему
Не нужно золота ему,
Когда простой продукт имеет.
Отец понять его не мог
И земли отдавал в залог.

VIII

Всего, что знал еще Евгений,
Пересказать мне недосуг;
Но в чем он истинный был гений,
Что знал он тверже всех наук,
Что было для него измлада
И труд и мука и отрада,
Что занимало целый день
Его тоскующую лень, -
Была наука страсти нежной,
Которую воспел Назон,
За что страдальцем кончил он
Свой век блестящий и мятежный
В Молдавии, в глуши степей,
Вдали Италии своей.

IX

. . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . .

X

Как рано мог он лицемерить,
Таить надежду, ревновать,
Разуверять, заставить верить,
Казаться мрачным, изнывать,
Являться гордым и послушным,
Внимательным иль равнодушным!
Как томно был он молчалив,
Как пламенно красноречив,
В сердечных письмах как небрежен!
Одним дыша, одно любя,
Как он умел забыть себя!
Как взор его был быстр и нежен,
Стыдлив и дерзок, а порой
Блистал послушною слезой!

XI

Как он умел казаться новым,
Шутя невинность изумлять,
Пугать отчаяньем готовым,
Приятной лестью забавлять,
Ловить минуту умиленья,
Невинных лет предубежденья
Умом и страстью побеждать,
Невольной ласки ожидать,
Молить и требовать признанья,
Подслушать сердца первый звук,
Преследовать любовь, и вдруг
Добиться тайного свиданья...
И после ей наедине
Давать уроки в тишине!

XII

Как рано мог уж он тревожить
Сердца кокеток записных!
Когда ж хотелось уничтожить
Ему соперников своих,
Как он язвительно злословил!
Какие сети им готовил!
Но вы, блаженные мужья,
С ним оставались вы друзья:
Его ласкал супруг лукавый,
Фобласа давний ученик,
И недоверчивый старик,
И рогоносец величавый,
Всегда довольный сам собой,
Своим обедом и женой.

XIII, XIV

. . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . .

XV

Бывало, он еще в постеле:
К нему записочки несут.
Что? Приглашенья? В самом деле,
Три дома на вечер зовут:
Там будет бал, там детский праздник.
Куда ж поскачет мой проказник?
С кого начнет он? Все равно:
Везде поспеть немудрено.
Покамест в утреннем уборе,
Надев широкий боливар (3),
Онегин едет на бульвар
И там гуляет на просторе,
Пока недремлющий брегет
Не прозвонит ему обед.

XVI

Уж тёмно: в санки он садится.
"Пади, пади!" - раздался крик;
Морозной пылью серебрится
Его бобровый воротник.
К Talon (4) помчался: он уверен,
Что там уж ждет его Каверин.
Вошел: и пробка в потолок,
Вина кометы брызнул ток,
Пред ним roast-beef окровавленный,
И трюфли, роскошь юных лет,
Французской кухни лучший цвет,
И Стразбурга пирог нетленный
Меж сыром Лимбургским живым
И ананасом золотым.

XVII

Еще бокалов жажда просит
Залить горячий жир котлет,
Но звон брегета им доносит,
Что новый начался балет.
Театра злой законодатель,
Непостоянный обожатель
Очаровательных актрис,
Почетный гражданин кулис,
Онегин полетел к театру,
Где каждый, вольностью дыша,
Готов охлопать entrechat,
Обшикать Федру, Клеопатру,
Моину вызвать (для того,
Чтоб только слышали его).

XVIII

Волшебный край! там в стары годы,
Сатиры смелый властелин,
Блистал Фонвизин, друг свободы,
И переимчивый Княжнин;
Там Озеров невольны дани
Народных слез, рукоплесканий
С младой Семеновой делил;
Там наш Катенин воскресил
Корнеля гений величавый;
Там вывел колкий Шаховской
Своих комедий шумный рой,
Там и Дидло венчался славой,
Там, там под сению кулис
Младые дни мои неслись.

XIX

Мои богини! что вы? где вы?
Внемлите мой печальный глас:
Всё те же ль вы? другие ль девы,
Сменив, не заменили вас?
Услышу ль вновь я ваши хоры?
Узрю ли русской Терпсихоры
Душой исполненный полет?
Иль взор унылый не найдет
Знакомых лиц на сцене скучной,
И, устремив на чуждый свет
Разочарованный лорнет,
Веселья зритель равнодушный,
Безмолвно буду я зевать
И о былом воспоминать?

XX

Театр уж полон; ложи блещут;
Партер и кресла, все кипит;
В райке нетерпеливо плещут,
И, взвившись, занавес шумит.
Блистательна, полувоздушна,
Смычку волшебному послушна,
Толпою нимф окружена,
Стоит Истомина; она,
Одной ногой касаясь пола,
Другою медленно кружит,
И вдруг прыжок, и вдруг летит,
Летит, как пух от уст Эола;
То стан совьет, то разовьет,
И быстрой ножкой ножку бьет.

XXI

Всё хлопает. Онегин входит,
Идет меж кресел по ногам,
Двойной лорнет скосясь наводит
На ложи незнакомых дам;
Все ярусы окинул взором,
Всё видел: лицами, убором
Ужасно недоволен он;
С мужчинами со всех сторон
Раскланялся, потом на сцену
В большом рассеянье взглянул,
Отворотился - и зевнул,
И молвил: "всех пора на смену;
Балеты долго я терпел,
Но и Дидло мне надоел" (5).

XXII.

Еще амуры, черти, змеи
На сцене скачут и шумят;
Еще усталые лакеи
На шубах у подъезда спят;
Еще не перестали топать,
Сморкаться, кашлять, шикать, хлопать;
Еще снаружи и внутри
Везде блистают фонари;
Еще, прозябнув, бьются кони,
Наскуча упряжью своей,
И кучера, вокруг огней,
Бранят господ и бьют в ладони:
А уж Онегин вышел вон;
Домой одеться едет он.

XXIII

Изображу ль в картине верной
Уединенный кабинет,
Где мод воспитанник примерный
Одет, раздет и вновь одет?
Все, чем для прихоти обильной
Торгует Лондон щепетильный
И по Балтическим волнам
За лес и сало возит нам,
Все, что в Париже вкус голодный,
Полезный промысел избрав,
Изобретает для забав,
Для роскоши, для неги модной, -
Всё украшало кабинет
Философа в осьмнадцать лет.

XXIV

Янтарь на трубках Цареграда,
Фарфор и бронза на столе,
И, чувств изнеженных отрада,
Духи в граненом хрустале;
Гребенки, пилочки стальные,
Прямые ножницы, кривые,
И щетки тридцати родов
И для ногтей и для зубов.
Руссо (замечу мимоходом)
Не мог понять, как важный Грим
Смел чистить ногти перед ним,
Красноречивым сумасбродом (6).
Защитник вольности и прав
В сем случае совсем не прав.

XXV

Быть можно дельным человеком
И думать о красе ногтей:
К чему бесплодно спорить с веком?
Обычай деспот меж людей.
Второй Чадаев, мой Евгений,
Боясь ревнивых осуждений,
В своей одежде был педант
И то, что мы назвали франт.
Он три часа по крайней мере
Пред зеркалами проводил
И из уборной выходил
Подобный ветреной Венере,
Когда, надев мужской наряд,
Богиня едет в маскарад.

XXVI

В последнем вкусе туалетом
Заняв ваш любопытный взгляд,
Я мог бы пред ученым светом
Здесь описать его наряд;
Конечно б это было смело,
Описывать мое же дело:
Но панталоны, фрак, жилет,
Всех этих слов на русском нет;
А вижу я, винюсь пред вами,
Что уж и так мой бедный слог
Пестреть гораздо б меньше мог
Иноплеменными словами,
Хоть и заглядывал я встарь
В Академический Словарь.



XXVII

У нас теперь не то в предмете:
Мы лучше поспешим на бал,
Куда стремглав в ямской карете
Уж мой Онегин поскакал.
Перед померкшими домами
Вдоль сонной улицы рядами
Двойные фонари карет
Веселый изливают свет
И радуги на снег наводят:
Усеян плошками кругом,
Блестит великолепный дом;
По цельным окнам тени ходят,
Мелькают профили голов
И дам и модных чудаков.

XXVIII

Вот наш герой подъехал к сеням;
Швейцара мимо он стрелой
Взлетел по мраморным ступеням,
Расправил волоса рукой,
Вошел. Полна народу зала;
Музыка уж греметь устала;
Толпа мазуркой занята;
Кругом и шум и теснота;
Бренчат кавалергарда шпоры;
Летают ножки милых дам;
По их пленительным следам
Летают пламенные взоры,
И ревом скрыпок заглушен
Ревнивый шепот модных жен.

XXIX

Во дни веселий и желаний
Я был от балов без ума:
Верней нет места для признаний
И для вручения письма.
О вы, почтенные супруги!
Вам предложу свои услуги;
Прошу мою заметить речь:
Я вас хочу предостеречь.
Вы также, маменьки, построже
За дочерьми смотрите вслед:
Держите прямо свой лорнет!
Не то... не то, избави боже!
Я это потому пишу,
Что уж давно я не грешу.

XXX

Увы, на разные забавы
Я много жизни погубил!
Но если б не страдали нравы,
Я балы б до сих пор любил.
Люблю я бешеную младость,
И тесноту, и блеск, и радость,
И дам обдуманный наряд;
Люблю их ножки; только вряд
Найдете вы в России целой
Три пары стройных женских ног.
Ах! долго я забыть не мог
Две ножки... Грустный, охладелый,
Я все их помню, и во сне
Они тревожат сердце мне.

XXXI

Когда ж, и где, в какой пустыне,
Безумец, их забудешь ты?
Ах, ножки, ножки! где вы ныне?
Где мнете вешние цветы?
Взлелеяны в восточной неге,
На северном, печальном снеге
Вы не оставили следов:
Любили мягких вы ковров
Роскошное прикосновенье.
Давно ль для вас я забывал
И жажду славы и похвал,
И край отцов, и заточенье?
Исчезло счастье юных лет -
Как на лугах ваш легкий след.

XXXII

Дианы грудь, ланиты Флоры
Прелестны, милые друзья!
Однако ножка Терпсихоры
Прелестней чем-то для меня.
Она, пророчествуя взгляду
Неоценимую награду,
Влечет условною красой
Желаний своевольный рой.
Люблю ее, мой друг Эльвина,
Под длинной скатертью столов,
Весной на мураве лугов,
Зимой на чугуне камина,
На зеркальном паркете зал,
У моря на граните скал.

XXXIII

Я помню море пред грозою:
Как я завидовал волнам,
Бегущим бурной чередою
С любовью лечь к ее ногам!
Как я желал тогда с волнами
Коснуться милых ног устами!
Нет, никогда средь пылких дней
Кипящей младости моей
Я не желал с таким мученьем
Лобзать уста младых Армид,
Иль розы пламенных ланит,
Иль перси, полные томленьем;
Нет, никогда порыв страстей
Так не терзал души моей!

XXXIV

Мне памятно другое время!
В заветных иногда мечтах
Держу я счастливое стремя...
И ножку чувствую в руках;
Опять кипит воображенье,
Опять ее прикосновенье
Зажгло в увядшем сердце кровь,
Опять тоска, опять любовь!..
Но полно прославлять надменных
Болтливой лирою своей;
Они не стоят ни страстей,
Ни песен, ими вдохновенных:
Слова и взор волшебниц сих
Обманчивы... как ножки их.

XXXV

Что ж мой Онегин? Полусонный
В постелю с бала едет он:
А Петербург неугомонный
Уж барабаном пробужден.
Встает купец, идет разносчик,
На биржу тянется извозчик,
С кувшином охтенка спешит,
Под ней снег утренний хрустит.
Проснулся утра шум приятный.
Открыты ставни; трубный дым
Столбом восходит голубым,
И хлебник, немец аккуратный,
В бумажном колпаке, не раз
Уж отворял свой васисдас.

XXXVI

Но, шумом бала утомленный,
И утро в полночь обратя,
Спокойно спит в тени блаженной
Забав и роскоши дитя.
Проснется за-полдень, и снова
До утра жизнь его готова,
Однообразна и пестра.
И завтра то же, что вчера.
Но был ли счастлив мой Евгений,
Свободный, в цвете лучших лет,
Среди блистательных побед,
Среди вседневных наслаждений?
Вотще ли был он средь пиров
Неосторожен и здоров?

XXXVII

Нет: рано чувства в нем остыли;
Ему наскучил света шум;
Красавицы не долго были
Предмет его привычных дум;
Измены утомить успели;
Друзья и дружба надоели,
Затем, что не всегда же мог
Beef-steaks и стразбургский пирог
Шампанской обливать бутылкой
И сыпать острые слова,
Когда болела голова;
И хоть он был повеса пылкой,
Но разлюбил он наконец
И брань, и саблю, и свинец.

XXXVIII

Недуг, которого причину
Давно бы отыскать пора,
Подобный английскому сплину,
Короче: русская хандра
Им овладела понемногу;
Он застрелиться, слава богу,
Попробовать не захотел,
Но к жизни вовсе охладел.
Как Child-Harold, угрюмый, томный
В гостиных появлялся он;
Ни сплетни света, ни бостон,
Ни милый взгляд, ни вздох нескромный,
Ничто не трогало его,
Не замечал он ничего.

XXXIX. XL. XLI.

. . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . .

XLII

Причудницы большого света!
Всех прежде вас оставил он;
И правда то, что в наши лета
Довольно скучен высший тон;
Хоть, может быть, иная дама
Толкует Сея и Бентама,
Но вообще их разговор
Несносный, хоть невинный вздор;
К тому ж они так непорочны,
Так величавы, так умны,
Так благочестия полны,
Так осмотрительны, так точны,
Так неприступны для мужчин,
Что вид их уж рождает сплин (7).

XLIII

И вы, красотки молодые,
Которых позднею порой
Уносят дрожки удалые
По петербургской мостовой,
И вас покинул мой Евгений.
Отступник бурных наслаждений,
Онегин дома заперся,
Зевая, за перо взялся,
Хотел писать - но труд упорный
Ему был тошен; ничего
Не вышло из пера его,
И не попал он в цех задорный
Людей, о коих не сужу,
Затем, что к ним принадлежу.

XLIV

И снова, преданный безделью,
Томясь душевной пустотой,
Уселся он - с похвальной целью
Себе присвоить ум чужой;
Отрядом книг уставил полку,
Читал, читал, а всё без толку:
Там скука, там обман иль бред;
В том совести, в том смысла нет;
На всех различные вериги;
И устарела старина,
И старым бредит новизна.
Как женщин, он оставил книги,
И полку, с пыльной их семьей,
Задернул траурной тафтой.

XLV

Условий света свергнув бремя,
Как он, отстав от суеты,
С ним подружился я в то время.
Мне нравились его черты,
Мечтам невольная преданность,
Неподражательная странность
И резкий, охлажденный ум.
Я был озлоблен, он угрюм;
Страстей игру мы знали оба:
Томила жизнь обоих нас;
В обоих сердца жар угас;
Обоих ожидала злоба
Слепой Фортуны и людей
На самом утре наших дней.

XLVI

Кто жил и мыслил, тот не может
В душе не презирать людей;
Кто чувствовал, того тревожит
Призрак невозвратимых дней:
Тому уж нет очарований.
Того змия воспоминаний,
Того раскаянье грызет.
Все это часто придает
Большую прелесть разговору.
Сперва Онегина язык
Меня смущал; но я привык
К его язвительному спору,
И к шутке с желчью пополам,
И злости мрачных эпиграмм.

XLVII

Как часто летнею порою,
Когда прозрачно и светло
Ночное небо над Невою (8),
И вод веселое стекло
Не отражает лик Дианы,
Воспомня прежних лет романы,
Воспомня прежнюю любовь,
Чувствительны, беспечны вновь,
Дыханьем ночи благосклонной
Безмолвно упивались мы!
Как в лес зеленый из тюрьмы
Перенесен колодник сонный,
Так уносились мы мечтой
К началу жизни молодой.

XLVIII

С душою, полной сожалений,
И опершися на гранит,
Стоял задумчиво Евгений,
Как описал себя Пиит (9).
Все было тихо; лишь ночные
Перекликались часовые;
Да дрожек отдаленный стук
С Мильонной раздавался вдруг;
Лишь лодка, веслами махая,
Плыла по дремлющей реке:
И нас пленяли вдалеке
Рожок и песня удалая...
Но слаще, средь ночных забав,
Напев Торкватовых октав!

XLIX

Адриатические волны,
О Брента! нет, увижу вас,
И вдохновенья снова полный,
Услышу ваш волшебный глас!
Он свят для внуков Аполлона;
По гордой лире Альбиона
Он мне знаком, он мне родной.
Ночей Италии златой
Я негой наслажусь на воле,
С венециянкою младой,
То говорливой, то немой,
Плывя в таинственной гондоле;
С ней обретут уста мои
Язык Петрарки и любви.

L

Придет ли час моей свободы?
Пора, пора! - взываю к ней;
Брожу над морем (10), жду погоды,
Маню ветрила кораблей.
Под ризой бурь, с волнами споря,
По вольному распутью моря
Когда ж начну я вольный бег?
Пора покинуть скучный брег
Мне неприязненной стихии,
И средь полуденных зыбей,
Под небом Африки моей,
Вздыхать о сумрачной России,
Где я страдал, где я любил,
Где сердце я похоронил.

LI.

Онегин был готов со мною
Увидеть чуждые страны;
Но скоро были мы судьбою
На долгий срок разведены.
Отец его тогда скончался.
Перед Онегиным собрался
Заимодавцев жадный полк.
У каждого свой ум и толк:
Евгений, тяжбы ненавидя,
Довольный жребием своим,
Наследство предоставил им,
Большой потери в том не видя
Иль предузнав издалека
Кончину дяди-старика.

LII.

Вдруг получил он в самом деле
От управителя доклад,
Что дядя при смерти в постеле
И с ним проститься был бы рад.
Прочтя печальное посланье,
Евгений тотчас на свиданье
Стремглав по почте поскакал
И уж заранее зевал,
Приготовляясь, денег ради,
На вздохи, скуку и обман
(И тем я начал мой роман);
Но, прилетев в деревню дяди,
Его нашел уж на столе,
Как дань готовую земле.

LIII.

Нашел он полон двор услуги;
К покойнику со всех сторон
Съезжались недруги и други,
Охотники до похорон.
Покойника похоронили.
Попы и гости ели, пили,
И после важно разошлись,
Как будто делом занялись.
Вот наш Онегин сельский житель,
Заводов, вод, лесов, земель
Хозяин полный, а досель
Порядка враг и расточитель,
И очень рад, что прежний путь
Переменил на что-нибудь.

LIV.

Два дня ему казались новы
Уединенные поля,
Прохлада сумрачной дубровы,
Журчанье тихого ручья;
На третий роща, холм и поле
Его не занимали боле;
Потом уж наводили сон;
Потом увидел ясно он,
Что и в деревне скука та же,
Хоть нет ни улиц, ни дворцов,
Ни карт, ни балов, ни стихов.
Хандра ждала его на страже,
И бегала за ним она,
Как тень иль верная жена.

LV.<

Я был рожден для жизни мирной,
Для деревенской тишины:
В глуши звучнее голос лирный,
Живее творческие сны.
Досугам посвятясь невинным,
Брожу над озером пустынным,
И far niente <<3>> мой закон.
Я каждым утром пробужден
Для сладкой неги и свободы:
Читаю мало, долго сплю,
Летучей славы не ловлю.
Не так ли я в былые годы
Провел в бездействии, в тени
Мои счастливейшие дни?

LVI.

Цветы, любовь, деревня, праздность,
Поля! я предан вам душой.
Всегда я рад заметить разность
Между Онегиным и мной,
Чтобы насмешливый читатель
Или какой-нибудь издатель
Замысловатой клеветы,
Сличая здесь мои черты,
Не повторял потом безбожно,
Что намарал я свой портрет,
Как Байрон, гордости поэт,
Как будто нам уж невозможно
Писать поэмы о другом,
Как только о себе самом.

LVII.

Замечу кстати: все поэты -
Любви мечтательной друзья.
Бывало, милые предметы
Мне снились, и душа моя
Их образ тайный сохранила;
Их после Муза оживила:
Так я, беспечен, воспевал
И деву гор, мой идеал,
И пленниц берегов Салгира.
Теперь от вас, мои друзья,
Вопрос нередко слышу я:
"O ком твоя вздыхает лира?
Кому, в толпе ревнивых дев,
Ты посвятил ее напев?

LVIII.

Чей взор, волнуя вдохновенье,
Умильной лаской наградил
Твое задумчивое пенье?
Кого твой стих боготворил?"
И, други, никого, ей-богу!
Любви безумную тревогу
Я безотрадно испытал.
Блажен, кто с нею сочетал
Горячку рифм: он тем удвоил
Поэзии священный бред,
Петрарке шествуя вослед,
А муки сердца успокоил,
Поймал и славу между тем;
Но я, любя, был глуп и нем.

LIX.

Прошла любовь, явилась Муза,
И прояснился темный ум.
Свободен, вновь ищу союза
Волшебных звуков, чувств и дум;
Пишу, и сердце не тоскует,
Перо, забывшись, не рисует,
Близ неоконченных стихов,
Ни женских ножек, ни голов;
Погасший пепел уж не вспыхнет,
Я всё грущу; но слез уж нет,
И скоро, скоро бури след
В душе моей совсем утихнет:
Тогда-то я начну писать
Поэму песен в двадцать пять.

LX.

Я думал уж о форме плана,
И как героя назову;
Покамест моего романа
Я кончил первую главу;
Пересмотрел все это строго:
Противоречий очень много,
Но их исправить не хочу.
Цензуре долг свой заплачу,
И журналистам на съеденье
Плоды трудов моих отдам:
Иди же к невским берегам,
Новорожденное творенье,
И заслужи мне славы дань:
Кривые толки, шум и брань!


Переводы иноязычных текстов
vale — будь здоров. (Латин.)
far niente — безделье, праздность. (Итал.)
Примечания
1 Писано в Бессарабии.
2 Dandy, франт.
3 Шляпа à la Bolivar.
4 Известный ресторатор.
5 Черта охлажденного чувства, достойная Чальд-Гарольда. Балеты г. Дидло исполнены живости воображения и прелести необыкновенной. Один из наших романтических писателей находил в них гораздо более поэзии, нежели во всей французской литературе.
6 Tout le monde sut qu’il mettait du blanc; et moi, qui n’en croyais rien, je commençais de le croire, non seulement par l’embellissement de son teint et pour avoir trouvé des tasses de blanc sur sa toilette, mais sur ce qu’entrant un matin dans sa chambre, je le trouvai brossant ses ongles avec une petite vergette faite exprès, ouvrage qu’il continua fièrement devant moi. Je jugeai qu’un homme qui passe deux heures tous les matins à brosser ses ongles, peut bien passer quelques instants à remplir de blanc les creux de sa peau.
(Confessions de J. J. Rousseau)

Перевод:
Все знали, что он употребляет белила; и я, совершенно этому не веривший, начал догадываться о том не только по улучшению цвета его лица или потому, что находил баночки из-под белил на его туалете, но потому, что, зайдя однажды утром к нему в комнату, я застал его за чисткой ногтей при помощи специальной щеточки; это занятие он гордо продолжал в моем присутствии. Я решил, что человек, который каждое утро проводит два часа за чисткой ногтей, может потратить несколько минут, чтобы замазать белилами недостатки кожи.
(«Исповедь» Ж. Ж. Руссо) (Франц.)
Грим опередил свой век: ныне во всей просвещенной Европе чистят ногти особенной щеточкой.


7 Вся сия ироническая строфа не что иное, как тонкая похва-ла прекрасным нашим соотечественницам. Так Буало, под видомукоризны, хвалит Лудовика XIV. Наши дамы соединяют просвещение с любезностию и строгую чистоту нравов с этою восточною прелестию, столь пленившею г-жу Сталь. (См. Dix années d’exil {«Десять лет изгнания». (Франц.)}).

8 Читатели помнят прелестное описание петербургской
ночи в идиллии Гнедича:
Вот ночь; но не меркнут златистые полосы облак.
Без звезд и без месяца вся озаряется дальность.
На взморье далеком сребристые видны ветрила
Чуть видных судов, как по синему небу плывущих.
Сияньем бессумрачным небо ночное сияет,
И пурпур заката сливается с златом востока:
Как будто денница за вечером следом выводит
Румяное утро.— Была то година златая,
Как летние дни похищают владычество ночи;
Как взор иноземца на северном небе пленяет
Слиянье волшебное тени и сладкого света,
Каким никогда не украшено небо полудня;
Та ясность, подобная прелестям северной девы,
Которой глаза голубые и алые щеки
Едва отеняются русыми локон волнами.
Тогда над Невой и над пышным Петрополем видят
Без сумрака вечер и быстрые ночи без тени;
Тогда Филомела полночные песни лишь кончит
И песни заводит, приветствуя день восходящий.
Но поздно; повеяла свежесть на невские тундры;
Роса опустилась; .........................
Вот полночь: шумевшая вечером тысячью весел,
Нева не колыхнет; разъехались гости градские;
Ни гласа на бреге, ни зыби на влаге, всё тихо;
Лишь изредка гул от мостов пробежит над водою;
Лишь крик протяженный из дальней промчится деревни,
Где в ночь окликается ратная стража со стражей.
Всё спит ........................
9 Въявь богиню благосклонну
Зрит восторженный пиит,
Что проводит ночь бессонну,
Опершися на гранит.
(Муравьев. Богине Невы)
10 Писано в Одессе.





ГЛАВА ВТОРАЯ



 O rus!...
Hor.<<4>>
О Русь!

I
Деревня, где скучал Евгений,
Была прелестный уголок;
Там друг невинных наслаждений
Благословить бы небо мог.
Господский дом уединенный,
Горой от ветров огражденный,
Стоял над речкою. Вдали
Пред ним пестрели и цвели
Луга и нивы золотые,
Мелькали сёла; здесь и там
Стада бродили по лугам,
И сени расширял густые
Огромный, запущённый сад,
Приют задумчивых дриад.

II
Почтенный замок был построен,
Как замки строиться должны:
Отменно прочен и спокоен
Во вкусе умной старины.
Везде высокие покои,
В гостиной штофные обои,
Царей портреты на стенах,
И печи в пестрых изразцах.
Всё это ныне обветшало,
Не знаю право почему;
Да, впрочем, другу моему
В том нужды было очень мало,
Затем что он равно зевал
Средь модных и старинных зал.

III
Он в том покое поселился,
Где деревенский старожил
Лет сорок с ключницей бранился,
В окно смотрел и мух давил.
Всё было просто: пол дубовый,
Два шкафа, стол, диван пуховый,
Нигде ни пятнышка чернил.
Онегин шкафы отворил:
В одном нашел тетрадь расхода,
В другом наливок целый строй,
Кувшины с яблочной водой
И календарь осьмого года:
Старик, имея много дел,
В иные книги не глядел.

IV
Один среди своих владений,
Чтоб только время проводить,
Сперва задумал наш Евгений
Порядок новый учредить.
В своей глуши мудрец пустынный,
Ярем он барщины старинной
Оброком легким заменил;
И раб судьбу благословил.
Зато в углу своем надулся,
Увидя в этом страшный вред,
Его расчетливый сосед.
Другой лукаво улыбнулся,
И в голос все решили так,
Что он опаснейший чудак.

V
Сначала все к нему езжали;
Но так как с заднего крыльца
Обыкновенно подавали
Ему донского жеребца,
Лишь только вдоль большой дороги
Заслышит их домашни дроги,—
Поступком оскорбясь таким,
Все дружбу прекратили с ним.
«Сосед наш неуч, сумасбродит,
Он фармазон; он пьет одно
Стаканом красное вино;
Он дамам к ручке не подходит;
Всё да да нет; не скажет да-с
Иль нет-с». Таков был общий глас.

VI
В свою деревню в ту же пору
Помещик новый прискакал
И столь же строгому разбору
В соседстве повод подавал.
По имени Владимир Ленский,
С душою прямо геттингенской,
Красавец, в полном цвете лет,
Поклонник Канта и поэт.
Он из Германии туманной
Привез учености плоды:
Вольнолюбивые мечты,
Дух пылкий и довольно странный,
Всегда восторженную речь
И кудри черные до плеч.

VII
От хладного разврата света
Еще увянуть не успев,
Его душа была согрета
Приветом друга, лаской дев.
Он сердцем милый был невежда,
Его лелеяла надежда,
И мира новый блеск и шум
Еще пленяли юный ум.
Он забавлял мечтою сладкой
Сомненья сердца своего;
Цель жизни нашей для него
Была заманчивой загадкой,
Над ней он голову ломал
И чудеса подозревал.

VIII
Он верил, что душа родная
Соединиться с ним должна,
Что, безотрадно изнывая,
Его вседневно ждет она;
Он верил, что друзья готовы
За честь его приять оковы,
И что не дрогнет их рука
Разбить сосуд клеветника;
Что есть избранные судьбами,Л
юдей священные друзья;
Что их бессмертная семья
Неотразимыми лучами,
Когда-нибудь, нас озарит
И мир блаженством одарит.

IX
Негодованье, сожаленье,
Ко благу чистая любовь
И славы сладкое мученье
В нем рано волновали кровь.
Он с лирой странствовал на свете;
Под небом Шиллера и Гете
Их поэтическим огнем
Душа воспламенилась в нем.
И муз возвышенных искусства,
Счастливец, он не постыдил;
Он в песнях гордо сохранил
Всегда возвышенные чувства,
Порывы девственной мечты
И прелесть важной простоты.

Х
Он пел любовь, любви послушный,
И песнь его была ясна,
Как мысли девы простодушной,
Как сон младенца, как луна
В пустынях неба безмятежных,
Богиня тайн и вздохов нежных.
Он пел разлуку и печаль,
И нечто, и туманну даль,
И романтические розы;
Он пел те дальные страны,
Где долго в лоно тишины
Лились его живые слезы;
Он пел поблеклый жизни цвет
Без малого в осьмнадцать лет.

XI
В пустыне, где один Евгений
Мог оценить его дары,
Господ соседственных селений
Ему не нравились пиры;
Бежал он их беседы шумной.
Их разговор благоразумный
О сенокосе, о вине,
О псарне, о своей родне,
Конечно, не блистал ни чувством,
Ни поэтическим огнем,
Ни остротою, ни умом,
Ни общежития искусством;
Но разговор их милых жен
Гораздо меньше был умен.

XII
Богат, хорош собою, Ленский
Везде был принят как жених;
Таков обычай деревенский;
Все дочек прочили своих
За полурусского соседа;
Взойдет ли он, тотчас беседа
Заводит слово стороной
О скуке жизни холостой;
Зовут соседа к самовару,
А Дуня разливает чай,
Ей шепчут: «Дуня, примечай!»П
отом приносят и гитару:
И запищит она (бог мой!):
Приди в чертог ко мне златой!..12

XIII
Но Ленский, не имев конечно
Охоты узы брака несть,
С Онегиным желал сердечно
Знакомство покороче свесть.
Они сошлись. Волна и камень,
Стихи и проза, лед и пламень
Не столь различны меж собой.
Сперва взаимной разнотой
Они друг другу были скучны;
Потом понравились; потом
Съезжались каждый день верхом,
И скоро стали неразлучны.
Так люди (первый каюсь я)
От делать нечего друзья.

XIV
Но дружбы нет и той меж нами.
Все предрассудки истребя,
Мы почитаем всех нулями,
А единицами — себя.
Мы все глядим в Наполеоны;
Двуногих тварей миллионы
Для нас орудие одно;
Нам чувство дико и смешно.
Сноснее многих был Евгений;
Хоть он людей конечно знал
И вообще их презирал,—
Но (правил нет без исключений)
Иных он очень отличал
И вчуже чувство уважал.

XV
Он слушал Ленского с улыбкой.
Поэта пылкий разговор,
И ум, еще в сужденьях зыбкой,
И вечно вдохновенный взор,—
Онегину всё было ново;
Он охладительное слово
В устах старался удержать
И думал: глупо мне мешать
Его минутному блаженству;
И без меня пора придет;
Пускай покамест он живет
Да верит мира совершенству;
Простим горячке юных лет
И юный жар и юный бред.

XVI
Меж ими всё рождало споры
И к размышлению влекло:
Племен минувших договоры,
Плоды наук, добро и зло,
И предрассудки вековые,
И гроба тайны роковые,
Судьба и жизнь в свою чреду,
Всё подвергалось их суду.
Поэт в жару своих суждений
Читал, забывшись, между тем
Отрывки северных поэм,
И снисходительный Евгений,
Хоть их не много понимал,
Прилежно юноше внимал.

XVII
Но чаще занимали страсти
Умы пустынников моих.
Ушед от их мятежной власти,
Онегин говорил об них
С невольным вздохом сожаленья.
Блажен, кто ведал их волненья
И наконец от них отстал;
Блаженней тот, кто их не знал,
Кто охлаждал любовь разлукой,
Вражду — злословием; порой
Зевал с друзьями и с женой,
Ревнивой не тревожась мукой,
И дедов верный капитал
Коварной двойке не вверял.

XVIII
Когда прибегнем мы под знамя
Благоразумной тишины,
Когда страстей угаснет пламя
И нам становятся смешны
Их своевольство иль порывы
И запоздалые отзывы,—
Смиренные не без труда,
Мы любим слушать иногда
Страстей чужих язык мятежный,
И нам он сердце шевелит.
Так точно старый инвалид
Охотно клонит слух прилежный
Рассказам юных усачей,
Забытый в хижине своей.

XIX
Зато и пламенная младость
Не может ничего скрывать.
Вражду, любовь, печаль и радость
Она готова разболтать.
В любви считаясь инвалидом,
Онегин слушал с важным видом,
Как, сердца исповедь любя,
Поэт высказывал себя;
Свою доверчивую совесть
Он простодушно обнажал.
Евгений без труда узнал
Его любви младую повесть,
Обильный чувствами рассказ,
Давно не новыми для нас.

XX
Ах, он любил, как в наши лета
Уже не любят; как одна
Безумная душа поэта
Еще любить осуждена:
Всегда, везде одно мечтанье,
Одно привычное желанье,
Одна привычная печаль.
Ни охлаждающая даль,
Ни долгие лета разлуки,
Ни музам данные часы,
Ни чужеземные красы,
Ни шум веселий, ни науки
Души не изменили в нем,
Согретой девственным огнем.

XXI
Чуть отрок, Ольгою плененный,
Сердечных мук еще не знав,
Он был свидетель умиленный
Ее младенческих забав;
В тени хранительной дубравы
Он разделял ее забавы,
И детям прочили венцы
Друзья-соседи, их отцы.
В глуши, под сению смиренной,
Невинной прелести полна,
В глазах родителей, она
Цвела как ландыш потаенный,
Не знаемый в траве глухой
Ни мотыльками, ни пчелой.

XXII
Она поэту подарила
Младых восторгов первый сон,
И мысль об ней одушевила
Его цевницы первый стон.
Простите, игры золотые!
Он рощи полюбил густые,
Уединенье, тишину,
И ночь, и звезды, и луну,
Луну, небесную лампаду,
Которой посвящали мы
Прогулки средь вечерней тьмы,
И слезы, тайных мук отраду...
Но нынче видим только в ней
Замену тусклых фонарей.

XXIII
Всегда скромна, всегда послушна,
Всегда как утро весела,
Как жизнь поэта простодушна,
Как поцелуй любви мила,
Глаза как небо голубые;
Улыбка, локоны льняные,
Движенья, голос, легкий стан,
Всё в Ольге... но любой роман
Возьмите и найдете верно
Ее портрет: он очень мил,
Я прежде сам его любил,
Но надоел он мне безмерно.
Позвольте мне, читатель мой,
Заняться старшею сестрой.

XXIV
Ее сестра звалась Татьяна... 13
Впервые именем таким
Страницы нежные романа
Мы своевольно освятим.
И что ж? оно приятно, звучно;
Но с ним, я знаю, неразлучно
Воспоминанье старины
Иль девичьей! Мы все должны
Признаться: вкусу очень мало
У нас и в наших именах
(Не говорим уж о стихах);
Нам просвещенье не пристало
И нам досталось от него
Жеманство, – больше ничего.

XXV
Итак, она звалась Татьяной.
Ни красотой сестры своей,
Ни свежестью ее румяной
Не привлекла б она очей.
Дика, печальна, молчалива,
Как лань лесная боязлива,
Она в семье своей родной
Казалась девочкой чужой.
Она ласкаться не умела
К отцу, ни к матери своей;
Дитя сама, в толпе детей
Играть и прыгать не хотела
И часто целый день одна
Сидела молча у окна.

XXVI
Задумчивость, ее подруга
От самых колыбельных дней,
Теченье сельского досуга
Мечтами украшала ей.
Ее изнеженные пальцы
Не знали игл; склонясь на пяльцы,
Узором шелковым она
Не оживляла полотна.
Охоты властвовать примета,
С послушной куклою дитя
Приготовляется шутя
К приличию, закону света,
И важно повторяет ей
Уроки маменьки своей.

XXVII
Но куклы даже в эти годы
Татьяна в руки не брала;
Про вести города, про моды
Беседы с нею не вела.
И были детские проказы
Ей чужды: страшные рассказы
Зимою в темноте ночей
Пленяли больше сердце ей.
Когда же няня собирала
Для Ольги на широкий луг
Всех маленьких ее подруг,
Она в горелки не играла,
Ей скучен был и звонкий смех,
И шум их ветреных утех.

XXVIII
Она любила на балконе
Предупреждать зари восход,
Когда на бледном небосклоне
Звезд исчезает хоровод,
И тихо край земли светлеет,
И, вестник утра, ветер веет,
И всходит постепенно день.
Зимой, когда ночная тень
Полмиром доле обладает,
И доле в праздной тишине,
При отуманенной луне,
Восток ленивый почивает,
В привычный час пробуждена
Вставала при свечах она.

XXIX
Ей рано нравились романы;
Они ей заменяли всё;
Она влюблялася в обманы
И Ричардсона и Руссо.
Отец ее был добрый малый,
В прошедшем веке запоздалый;
Но в книгах не видал вреда;
Он, не читая никогда,
Их почитал пустой игрушкой
И не заботился о том,
Какой у дочки тайный том
Дремал до утра под подушкой.
Жена ж его была сама
От Ричардсона без ума.

XXX
Она любила Ричардсона
Не потому, чтобы прочла,
Не потому, чтоб Грандисона
Она Ловласу предпочла; 14
Но в старину княжна Алина,
Ее московская кузина,
Твердила часто ей об них.
В то время был еще жених
Ее супруг, но по неволе;
Она вздыхала о другом,
Который сердцем и умом
Ей нравился гораздо боле:
Сей Грандисон был славный франт,
Игрок и гвардии сержант.

XXXI
Как он, она была одета
Всегда по моде и к лицу;
Но, не спросясь ее совета,
Девицу повезли к венцу.
И, чтоб ее рассеять горе,
Разумный муж уехал вскоре
В свою деревню, где она,
Бог знает кем окружена,
Рвалась и плакала сначала,
С супругом чуть не развелась;
Потом хозяйством занялась,
Привыкла и довольна стала.
Привычка свыше нам дана:
Замена счастию она. 15

XXXII
Привычка усладила горе,
Неотразимое ничем;
Открытие большое вскоре
Ее утешило совсем:
Она меж делом и досугом
Открыла тайну, как супругом
Самодержавно управлять,
И всё тогда пошло на стать.
Она езжала по работам,
Солила на зиму грибы,
Вела расходы, брила лбы,
Ходила в баню по субботам,
Служанок била осердясь –
Всё это мужа не спросясь.

XXXIII
Бывало, писывала кровью
Она в альбомы нежных дев,
Звала Полиною Прасковью
И говорила нараспев,
Корсет носила очень узкий,
И русский Н как N французский
Произносить умела в нос;
Но скоро всё перевелось;
Корсет, альбом, княжну Алину,
Стишков чувствительных тетрадь
Она забыла; стала звать
Акулькой прежнюю Селину
И обновила наконец
На вате шлафор и чепец.

XXXIV
Но муж любил ее сердечно,
В ее затеи не входил,
Во всем ей веровал беспечно,
А сам в халате ел и пил;
Покойно жизнь его катилась;
Под вечер иногда сходилась
Соседей добрая семья,
Нецеремонные друзья,
И потужить и позлословить
И посмеяться кой о чем.
Проходит время; между тем
Прикажут Ольге чай готовить,
Там ужин, там и спать пора,
И гости едут со двора.

XXXV
Они хранили в жизни мирной
Привычки милой старины;
У них на масленице жирной
Водились русские блины;
Два раза в год они говели;
Любили круглые качели,
Подблюдны песни, хоровод;
В день Троицын, когда народ
Зевая слушает молебен,
Умильно на пучок зари
Они роняли слезки три;
Им квас как воздух был потребен,
И за столом у них гостям
Носили блюда по чинам.

XXXVI
И так они старели оба.
И отворились наконец
Перед супругом двери гроба,
И новый он приял венец.
Он умер в час перед обедом,
Оплаканный своим соседом,
Детьми и верною женой
Чистосердечней, чем иной.
Он был простой и добрый барин,
И там, где прах его лежит,
Надгробный памятник гласит:
Смиренный грешник, Дмитрий Ларин,
Господний раб и бригадир,
Под камнем сим вкушает мир.


XXXVII
Своим пенатам возвращенный,
Владимир Ленский посетил
Соседа памятник смиренный,
И вздох он пеплу посвятил;
И долго сердцу грустно было.
«Poor Yorick!16 — молвил он уныло, –
Он на руках меня держал.
Как часто в детстве я играл
Его Очаковской медалью!
Он Ольгу прочил за меня,
Он говорил: дождусь ли дня?..»
И, полный искренней печалью,
Владимир тут же начертал
Ему надгробный мадригал.

XXXVIII
И там же надписью печальной
Отца и матери, в слезах,
Почтил он прах патриархальный...
Увы! на жизненных браздах
Мгновенной жатвой поколенья,
По тайной воле провиденья,
Восходят, зреют и падут;
Другие им вослед идут...
Так наше ветреное племя
Растет, волнуется, кипит
И к гробу прадедов теснит.
Придет, придет и наше время,
И наши внуки в добрый час
Из мира вытеснят и нас!

XXXIX
Покамест упивайтесь ею,
Сей легкой жизнию, друзья!
Ее ничтожность разумею
И мало к ней привязан я;
Для призраков закрыл я вежды;
Но отдаленные надежды
Тревожат сердце иногда:
Без неприметного следа
Мне было б грустно мир оставить.
Живу, пишу не для похвал;
Но я бы, кажется, желал
Печальный жребий свой прославить,
Чтоб обо мне, как верный друг,
Напомнил хоть единый звук.

XL
И чье-нибудь он сердце тронет;
И, сохраненная судьбой,
Быть может, в Лете не потонет
Строфа, слагаемая мной;
Быть может (лестная надежда!),
Укажет будущий невежда
На мой прославленный портрет
И молвит: то-то был поэт!
Прими ж мои благодаренья,
Поклонник мирных Аонид,
О ты, чья память сохранит
Мои летучие творенья,
Чья благосклонная рука
Потреплет лавры старика!

Примечания
12 Из первой части Днепровской русалки.
13 Сладкозвучнейшие греческие имена, каковы, например: Агафон, Филат, Федора, Фекла и проч., употребляются у нас только между простолюдинами.
14 Грандисон и Ловлас, герои двух славных романов.
15 Si j’avais la folie de croire encore au bonheur, je le chercherais dans I’habitude (Шатобриан).
Перевод:
Если бы я имел безрассудство верить еще в счастье, я бы искал его в привычке. (Франц.)
16 «Бедный Иорик!» — восклицание Гамлета над черепом шута. (См. Шекспира и Стерна.)



ГЛАВА ТРЕТЬЯ

Elle était fille,
elle était amoureuse.

Malfilâtre.
Она была девушка,
она была влюблена.

Мальфилатр. (Франц.)


I
«Куда? Уж эти мне поэты!»
– Прощай, Онегин, мне пора.
«Я не держу тебя; но где ты
Свои проводишь вечера?»
— У Лариных.— «Вот это чудно.
Помилуй! и тебе не трудно
Там каждый вечер убивать?»
— Ни мало.— «Не могу понять.
Отселе вижу, что такое:
Во-первых (слушай, прав ли я?),
Простая, русская семья,
К гостям усердие большое,
Варенье, вечный разговор
Про дождь, про лён, про скотный двор...»

II
— Я тут еще беды не вижу.
«Да, скука, вот беда, мой друг».
— Я модный свет ваш ненавижу;
Милее мне домашний круг,
Где я могу...— «Опять эклога!
Да полно, милый, ради бога.
Ну что ж? ты едешь: очень жаль.
Ах, слушай, Ленский; да нельзя ль
Увидеть мне Филлиду эту,
Предмет и мыслей, и пера,
И слез, и рифм et cetera?.. {См. перевод}
Представь меня».—Ты шутишь.— «Нету».
— Я рад.— «Когда же?» — Хоть сейчас.
Они с охотой примут нас.

III
Поедем. – Поскакали други,
Явились; им расточены
Порой тяжелые услуги
Гостеприимной старины.
Обряд известный угощенья:
Несут на блюдечках варенья,
На столик ставят вощаной
Кувшин с брусничною водой
,............................
.............................
.............................
..............................
..............................

IV
Они дорогой самой краткой
Домой летят во весь опор.17
Теперь послушаем украдкой
Героев наших разговор:
–- Ну что ж, Онегин? ты зеваешь.—–
«Привычка, Ленский». – Но скучаешь
Ты как-то больше. – «Нет, равно.
Однако в поле уж темно;
Скорей! пошел, пошел, Андрюшка!
Какие глупые места!
А кстати: Ларина проста,
Но очень милая старушка;
Боюсь: брусничная вода
Мне не наделала б вреда.

V
Скажи: которая Татьяна?»
— Да та, которая грустна
И молчалива, как Светлана,
Вошла и села у окна.—
«Неужто ты влюблен в меньшую?»
— А что? — «Я выбрал бы другую,
Когда б я был, как ты, поэт.
В чертах у Ольги жизни нет.Точь-в-точь в Вандиковой Мадонне:
Кругла, красна лицом она,
Как эта глупая луна
На этом глупом небосклоне».
Владимир сухо отвечал
И после во весь путь молчал.

VI
Меж тем Онегина явленье
У Лариных произвело
На всех большое впечатленье
И всех соседей развлекло.
Пошла догадка за догадкой.
Все стали толковать украдкой,
Шутить, судить не без греха,
Татьяне прочить жениха:
Иные даже утверждали,
Что свадьба слажена совсем,
Но остановлена затем,
Что модных колец не достали.
О свадьбе Ленского давно
У них уж было решено.

VII
Татьяна слушала с досадой
Такие сплетни; но тайком
С неизъяснимою отрадой
Невольно думала о том;
И в сердце дума заронилась;
Пора пришла, она влюбилась.
Так в землю падшее зерно
Весны огнем оживлено.
Давно ее воображенье,
Сгорая негой и тоской,
Алкало пищи роковой;
Давно сердечное томленье
Теснило ей младую грудь;
Душа ждала... кого-нибудь,

VIII
И дождалась... Открылись очи;
Она сказала: это он!
Увы! теперь и дни и ночи,
И жаркий одинокий сон,
Всё полно им; всё деве милой
Без умолку волшебной силой
Твердит о нем. Докучны ей
И звуки ласковых речей,
И взор заботливой прислуги.
В уныние погружена,
Гостей не слушает она
И проклинает их досуги,
Их неожиданный приезд
И продолжительный присест.

IX
Теперь с каким она вниманьем
Читает сладостный роман,
С каким живым очарованьем
Пьет обольстительный обман!
Счастливой силою мечтанья
Одушевленные созданья,
Любовник Юлии Вольмар,
Малек-Адель и де Линар,
И Вертер, мученик мятежный,
И бесподобный Грандисон, 18
Который нам наводит сон,—
Все для мечтательницы нежной
В единый образ облеклись,
В одном Онегине слились.

X
Воображаясь героиней
Своих возлюбленных творцов,
Кларисой, Юлией, Дельфиной,
Татьяна в тишине лесов
Одна с опасной книгой бродит,
Она в ней ищет и находит
Свой тайный жар, свои мечты,
Плоды сердечной полноты,
Вздыхает и, себе присвоя
Чужой восторг, чужую грусть,
В забвенье шепчет наизусть
Письмо для милого героя...
Но наш герой, кто б ни был он,
Уж верно был не Грандисон.

XI
Свой слог на важный лад настроя,
Бывало, пламенный творец
Являл нам своего героя
Как совершенства образец.
Он одарял предмет любимый,
Всегда неправедно гонимый,
Душой чувствительной, умом
И привлекательным лицом.
Питая жар чистейшей страсти,
Всегда восторженный герой
Готов был жертвовать собой,
И при конце последней части
Всегда наказан был порок,
Добру достойный был венок.

XII
А нынче все умы в тумане,
Мораль на нас наводит сон,
Порок любезен, и в романе,
И там уж торжествует он.
Британской музы небылицы
Тревожат сон отроковицы,
И стал теперь, ее кумир
Или задумчивый Вампир,
Или Мельмот, бродяга мрачный,
Иль Вечный Жид, или Корсар,
Или таинственный Сбогар. 19
Лорд Байрон прихотью удачной
Облек в унылый романтизм
И безнадежный эгоизм.

XIII
Друзья мои, что ж толку в этом?
Быть может, волею небес,
Я перестану быть поэтом,
В меня вселится новый бес,
И, Фебовы презрев угрозы,
Унижусь до смиренной прозы;
Тогда роман на старый лад
Займет веселый мой закат.
Не муки тайные злодейства
Я грозно в нем изображу,
Но просто вам перескажу
Преданья русского семейства,
Любви пленительные сны
Да нравы нашей старины.

XIV
Перескажу простые речи
Отца иль дяди-старика,
Детей условленные встречи
У старых лип, у ручейка;
Несчастной ревности мученья,
Разлуку, слезы примиренья,
Поссорю вновь, и наконец
Я поведу их под венец...
Я вспомню речи неги страстной,
Слова тоскующей любви,
Которые в минувши дни
У ног любовницы прекрасной
Мне приходили на язык,
От коих я теперь отвык.

XV
Татьяна, милая Татьяна!
С тобой теперь я слезы лью;
Ты в руки модного тирана
Уж отдала судьбу свою.
Погибнешь, милая; но прежде
Ты в ослепительной надежде
Блаженство темное зовешь,
Ты негу жизни узнаешь,
Ты пьешь волшебный яд желаний,
Тебя преследуют мечты:
Везде воображаешь ты
Приюты счастливых свиданий;
Везде, везде перед тобой
Твой искуситель роковой.

XVI
Тоска любви Татьяну гонит,
И в сад идет она грустить,
И вдруг недвижны очи клонит,
И лень ей далее ступить.
Приподнялася грудь, ланиты
Мгновенным пламенем покрыты,
Дыханье замерло в устах,
И в слухе шум, и блеск в очах...
Настанет ночь; луна обходит
Дозором дальный свод небес,
И соловей во мгле древес
Напевы звучные заводит.
Татьяна в темноте не спит
И тихо с няней говорит:

XVII
«Не спится, няня: здесь так душно!
Открой окно да сядь ко мне».
– Что, Таня, что с тобой? – «Мне скучно,
Поговорим о старине».
– О чем же, Таня? Я бывало,
Хранила в памяти не мало
Старинных былей, небылиц
Про злых духов и про девиц;
А нынче всё мне темно, Таня:
Что знала, то забыла. Да,
Пришла худая череда!
Зашибло...— «Расскажи мне, няня,
Про ваши старые года:
Была ты влюблена тогда?»

XVIII
— И полно, Таня! В эти лета
Мы не слыхали про любовь;
А то бы согнала со света
Меня покойница свекровь.—
«Да как же ты венчалась, няня?»
— Так, видно, бог велел. Мой Ваня
Моложе был меня, мой свет,
А было мне тринадцать лет.
Недели две ходила сваха
К моей родне, и наконец
Благословил меня отец.
Я горько плакала со страха,
Мне с плачем косу расплели,
Да с пеньем в церковь повели.

XIX
И вот ввели в семью чужую...
Да ты не слушаешь меня...—
«Ах, няня, няня, я тоскую,
Мне тошно, милая моя:
Я плакать, я рыдать готова!..»
— Дитя мое, ты нездорова;
Господь помилуй и спаси!
Чего ты хочешь, попроси...
Дай окроплю святой водою,
Ты вся горишь...— «Я не больна:
Я... знаешь, няня... влюблена».
— Дитя мое, господь с тобою! —
И няня девушку с мольбой
Крестила дряхлою рукой.

XX
«Я влюблена»,— шептала снова
Старушке с горестью она.
— Сердечный друг, ты нездорова.
«Оставь меня: я влюблена».
И между тем луна сияла
И томным светом озаряла
Татьяны бледные красы,
И распущенные власы,
И капли слез, и на скамейке
Пред героиней молодой,
С платком на голове седой,
Старушку в длинной телогрейке:
И всё дремало в тишине
При вдохновительной луне.

XXI
И сердцем далеко носилас
ьТатьяна, смотря на луну...
Вдруг мысль в уме ее родилась...
«Поди, оставь меня одну.
Дай, няня, мне перо, бумагу,
Да стол подвинь; я скоро лягу;
Прости». И вот она одна.
Всё тихо. Светит ей луна.
Облокотясь, Татьяна пишет.
И всё Евгений на уме,
И в необдуманном письме
Любовь невинной девы дышит.
Письмо готово, сложено...
Татьяна! для кого ж оно?

XXII
Я знал красавиц недоступных,
Холодных, чистых, как зима,
Неумолимых, неподкупных,
Непостижимых для ума;
Дивился я их спеси модной,
Их добродетели природной,
И, признаюсь, от них бежал,
И, мнится, с ужасом читал
Над их бровями надпись ада:
Оставь надежду навсегда. 20
Внушать любовь для них беда,
Пугать людей для них отрада.
Быть может, на брегах Невы
Подобных дам видали вы.

XXIII
Среди поклонников послушных
Других причудниц я видал,
Самолюбиво равнодушных
Для вздохов страстных и похвал.
И что ж нашел я с изумленьем?
Они, суровым поведеньем
Пугая робкую любовь,
Ее привлечь умели вновь,
По крайней мере, сожаленьем,
По крайней мере, звук речей
Казался иногда нежней,
И с легковерным ослепленьем
Опять любовник молодой
Бежал за милой суетой.

XXIV
За что ж виновнее Татьяна?
За то ль, что в милой простоте
Она не ведает обмана
И верит избранной мечте?
За то ль, что любит без искусства,
Послушная влеченью чувства,
Что так доверчива она,
Что от небес одарена
Воображением мятежным,
Умом и волею живой,
И своенравной головой,
И сердцем пламенным и нежным?
Ужели не простите ей
Вы легкомыслия страстей?

XXV
Кокетка судит хладнокровно,
Татьяна любит не шутя
И предается безусловно
Любви, как милое дитя.
Не говорит она: отложим —
Любви мы цену тем умножим,
Вернее в сети заведем;
Сперва тщеславие кольнем
Надеждой, там недоуменьем
Измучим сердце, а потом
Ревнивым оживим огнем;
А то, скучая наслажденьем,
Невольник хитрый из оков
Всечасно вырваться готов.

XXVI
Еще предвижу затрудненья:
Родной земли спасая честь,
Я должен буду, без сомненья,
Письмо Татьяны перевесть.
Она по-русски плохо знала,
Журналов наших не читала,
И выражалася с трудом
На языке своем родном,
Итак, писала по-французски...
Что делать! повторяю вновь:
Доныне дамская любовь
Не изъяснялася по-русски,
Доныне гордый наш язык
К почтовой прозе не привык.

XXVII
Я знаю: дам хотят заставить
Читать по-русски. Право, страх!
Могу ли их себе представить
С «Благонамеренным»21 в руках!
Я шлюсь на вас, мои поэты;
Не правда ль: милые предметы,
Которым, за свои грехи,
Писали втайне вы стихи,
Которым сердце посвящали,
Не все ли, русским языком
Владея слабо и с трудом,
Его так мило искажали,
И в их устах язык чужой
Не обратился ли в родной?

XXVIII
Не дай мне бог сойтись на бале
Иль при разъезде на крыльце
С семинаристом в желтой шале
Иль с академиком в чепце!
Как уст румяных без улыбки,
Без грамматической ошибки
Я русской речи не люблю.
Быть может, на беду мою,
Красавиц новых поколенье,
Журналов вняв молящий глас,
К грамматике приучит нас;
Стихи введут в употребленье;
Но я... какое дело мне?
Я верен буду старине.

XXIX
Неправильный, небрежный лепет,
Неточный выговор речей
По-прежнему сердечный трепет
Произведут в груди моей;
Раскаяться во мне нет силы,
Мне галлицизмы будут милы,
Как прошлой юности грехи,
Как Богдановича стихи.
Но полно. Мне пора заняться
Письмом красавицы моей;
Я слово дал, и что ж? ей-ей
Теперь готов уж отказаться.
Я знаю: нежного Парни
Перо не в моде в наши дни.

XXX
Певец Пиров и грусти томной, 22
Когда б еще ты был со мной,
Я стал бы просьбою нескромной
Тебя тревожить, милый мой:
Чтоб на волшебные напевы
Переложил ты страстной девы
Иноплеменные слова.
Где ты? приди: свои права
Передаю тебе с поклоном...
Но посреди печальных скал,
Отвыкнув сердцем от похвал,
Один, под финским небосклоном,
Он бродит, и душа его
Не слышит горя моего.

XXXI
Письмо Татьяны предо мною;
Его я свято берегу,
Читаю с тайною тоскою
И начитаться не могу.
Кто ей внушал и эту нежность,
И слов любезную небрежность?
Кто ей внушал умильный вздор,
Безумный сердца разговор,
И увлекательный и вредный?
Я не могу понять. Но вот
Неполный, слабый перевод,
С живой картины список бледный,
Или разыгранный Фрейшиц
Перстами робких учениц:

Письмо Татьяны к Онегину

Я к вам пишу — чего же боле?
Что я могу еще сказать?
Теперь, я знаю, в вашей воле
Меня презреньем наказать.
Но вы, к моей несчастной доле
Хоть каплю жалости храня,
Вы не оставите меня.
Сначала я молчать хотела;
Поверьте: моего стыда
Вы не узнали б никогда,
Когда б надежду я имела
Хоть редко, хоть в неделю раз
В деревне нашей видеть вас,
Чтоб только слышать ваши речи,
Вам слово молвить, и потом
Всё думать, думать об одном
И день и ночь до новой встречи.
Но говорят, вы нелюдим;
В глуши, в деревне всё вам скучно,
А мы... ничем мы не блестим,
Хоть вам и рады простодушно.

Зачем вы посетили нас?
В глуши забытого селенья
Я никогда не знала б вас,
Не знала б горького мученья.
Души неопытной волненья
Смирив со временем (как знать?),
По сердцу я нашла бы друга,
Была бы верная супруга
И добродетельная мать.

Другой!.. Нет, никому на свете
Не отдала бы сердца я!
То в вышнем суждено совете...
То воля неба: я твоя;
Вся жизнь моя была залогом
Свиданья верного с тобой;
Я знаю, ты мне послан богом,
До гроба ты хранитель мой...
Ты в сновиденьях мне являлся,
Незримый, ты мне был уж мил,
Твой чудный взгляд меня томил,
В душе твой голос раздавался
Давно... нет, это был не сон!
Ты чуть вошел, я вмиг узнала,
Вся обомлела, запылала
И в мыслях молвила: вот он!
Не правда ль? я тебя слыхала:

Ты говорил со мной в тиши,
Когда я бедным помогала
Или молитвой услаждала
Тоску волнуемой души?
И в это самое мгновенье
Не ты ли, милое виденье,
В прозрачной темноте мелькнул,
Приникнул тихо к изголовью?
Не ты ль, с отрадой и любовью,
Слова надежды мне шепнул?
Кто ты, мой ангел ли хранитель,
Или коварный искуситель:
Мои сомненья разреши.
Быть может, это всё пустое,
Обман неопытной души!
И суждено совсем иное...
Но так и быть! Судьбу мою
Отныне я тебе вручаю,
Перед тобою слезы лью,
Твоей защиты умоляю...
Вообрази: я здесь одна,
Никто меня не понимает,
Рассудок мой изнемогает,
И молча гибнуть я должна.
Я жду тебя: единым взором
Надежды сердца оживи,
Иль сон тяжелый перерви,
Увы, заслуженным укором!

Кончаю! Страшно перечесть...
Стыдом и страхом замираю...
Но мне порукой ваша честь,
И смело ей себя вверяю...

XXXII
Татьяна то вздохнет, то охнет;
Письмо дрожит в ее руке;
Облатка розовая сохнет
На воспаленном языке.
К плечу головушкой склонилась.
Сорочка легкая спустилась
С ее прелестного плеча...
Но вот уж лунного луча
Сиянье гаснет. Там долина
Сквозь пар яснеет. Там поток
Засеребрился; там рожок
Пастуший будит селянина.
Вот утро: встали все давно,
Моей Татьяне всё равно.

XXXIII
Она зари не замечает,
Сидит с поникшею главой
И на письмо не напирает
Своей печати вырезной.
Но, дверь тихонько отпирая,
Уж ей Филипьевна седая
Приносит на подносе чай.
«Пора, дитя мое, вставай:
Да ты, красавица, готова!
О пташка ранняя моя!
Вечор уж как боялась я!
Да, слава богу, ты здорова!
Тоски ночной и следу нет,
Лицо твое как маков цвет».

XXXIV
— Ах! няня, сделай одолженье.—
«Изволь, родная, прикажи».
— Не думай... право... подозренье...
Но видишь... ах! не откажи.—
«Мой друг, вот бог тебе порука».
— Итак, пошли тихонько внука
С запиской этой к О... к тому...
К соседу... да велеть ему —
Чтоб он не говорил ни слова,
Чтоб он не называл меня...—
«Кому же, милая моя?
Я нынче стала бестолкова.
Кругом соседей много есть;
Куда мне их и перечесть».

XXXV
— Как недогадлива ты, няня! —
«Сердечный друг, уж я стара,
Стара; тупеет разум, Таня;
А то, бывало, я востра,
Бывало, слово барской воли...»
— Ах, няня, няня! до того ли?
Что нужды мне в твоем уме?
Ты видишь, дело о письме
К Онегину.— «Ну, дело, дело.
Не гневайся, душа моя,
Ты знаешь, непонятна я...
Да что ж ты снова побледнела?»
— Так, няня, право ничего.
Пошли же внука своего.—

XXXVI
Но день протек, и нет ответа.
Другой настал: всё нет, как нет.
Бледна как тень, с утра одета,
Татьяна ждет: когда ж ответ?
Приехал Ольгин обожатель.
«Скажите: где же ваш приятель?-
Ему вопрос хозяйки был.—
Он что-то нас совсем забыл».
Татьяна, вспыхнув, задрожала.
— Сегодня быть он обещал,—
Старушке Ленский отвечал,—
Да, видно, почта задержала.—
Татьяна потупила взор,
Как будто слыша злой укор.

XXXVII
Смеркалось; на столе блистая
Шипел вечерний самовар,
Китайский чайник нагревая;
Под ним клубился легкий пар.
Разлитый Ольгиной рукою,
По чашкам темною струею
Уже душистый чай бежал,
И сливки мальчик подавал;
Татьяна пред окном стояла,
На стекла хладные дыша,
Задумавшись, моя душа,
Прелестным пальчиком писала
На отуманенном стекле
Заветный вензель О да Е.

XXXVIII
И между тем душа в ней ныла,
И слез был полон томный взор.
Вдруг топот!.. кровь ее застыла.
Вот ближе! скачут... и на двор
Евгений! «Ах!» — и легче тени
Татьяна прыг в другие сени,
С крыльца на двор, и прямо в сад,
Летит, летит; взглянуть назад
Не смеет; мигом обежала
Куртины, мостики, лужок,
Аллею к озеру, лесок,
Кусты сирен переломала,
По цветникам летя к ручью,
И задыхаясь на скамью

XXXIX
Упала... «Здесь он! здесь Евгений!
О боже! что подумал он!»
В ней сердце, полное мучений,
Хранит надежды темный сон;
Она дрожит и жаром пышет,
И ждет: нейдет ли? Но не слышит.
В саду служанки, на грядах,
Сбирали ягоды в кустах
И хором по наказу пели
(Наказ, основанный на том,
Чтоб барской ягоды тайком
Уста лукавые не ели,
И пеньем были заняты:
Затея сельской остроты!).

Песня девушек

Девицы, красавицы,
Душеньки, подруженьки,
Разыграйтесь, девицы,
Разгуляйтесь, милые!
Затяните песенку,
Песенку заветную,
Заманите молодца
К хороводу нашему.
Как заманим молодца,
Как завидим издали,
Разбежимтесь, милые,
Закидаем вишеньем,
Вишеньем, малиною,
Красною смородиной.
Не ходи подслушивать
Песенки заветные,
Не ходи подсматривать
Игры наши девичьи.

XL
Они поют, и с небреженьем
Внимая звонкий голос их,
Ждала Татьяна с нетерпеньем,
Чтоб трепет сердца в ней затих,
Чтобы прошло ланит пыланье.
Но в персях то же трепетанье,
И не проходит жар ланит,
Но ярче, ярче лишь горит...
Так бедный мотылек и блещет
И бьется радужным крылом,
Плененный школьным шалуном;
Так зайчик в озиме трепещет,
Увидя вдруг издалека
В кусты припадшего стрелка.

XLI
Но наконец она вздохнула
И встала со скамьи своей;
Пошла, но только повернула
В аллею, прямо перед ней,
Блистая взорами, Евгений
Стоит подобно грозной тени,
И, как огнем обожжена,
Остановилася она.
Но следствия нежданной встречи
Сегодня, милые друзья,
Пересказать не в силах я;
Мне должно после долгой речи
И погулять и отдохнуть:
Докончу после как-нибудь.

Переводы иноязычных текстов
et cetera? — и так далее. (Латин.)

Примечания
17 В прежнем издании, вместо домой летят, было ошибкою напечатано зимой летят (что не имело никакого смысла). Критики, того не разобрав, находили анахронизм в следующих строфах. Смеем уверить, что в нашем романе время расчислено по календарю.
18 Юлия Вольмар — Новая Элоиза. Малек-Адель — герой посредственного романа M-me Cottin. Густав де Линар — герой прелестной повести баронессы Крюднер.
19 Вампир — повесть, неправильно припи-санная лорду Байрону. Мельмот – гениаль-ное произведение Матюрина. Jean Sbogar – известный роман Карла Нодье.
20 Lasciate ogni speranza voi ch’entrate {Оставьте всякую надежду вы, сюда входящие.
(Итал.)}.
Скромный автор наш перевел только первую половину славного стиха.
21 Журнал, некогда издаваемый покойным А. Измайловым довольно неисправно. Издатель однажды печатно извинялся перед публикою тем, что он на праздниках гулял.
22 Е. А. Баратынский.


ГЛАВА ЧЕТВЕРТАЯ

La morale est dans la nature des choses.
Necker.<<6>>





I. II. III. IV. V. VI.
. . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . .

VII.
Чем меньше женщину мы любим,
Тем легче нравимся мы ей,
И тем ее вернее губим
Средь обольстительных сетей.
Разврат, бывало, хладнокровный
Наукой славился любовной,
Сам о себе везде трубя
И наслаждаясь не любя.
Но эта важная забава
Достойна старых обезьян
Хваленых дедовских времян:
Ловласов обветшала слава
Со славой красных каблуков
И величавых париков.

VIII.
Кому не скучно лицемерить,
Различно повторять одно,
Стараться важно в том уверить,
В чем все уверены давно,
Всё те же слышать возраженья,
Уничтожать предрассужденья,
Которых не было и нет
У девочки в тринадцать лет!
Кого не утомят угрозы,
Моленья, клятвы, мнимый страх,
Записки на шести листах,
Обманы, сплетни, кольца, слезы,
Надзоры теток, матерей,
И дружба тяжкая мужей!

IX.
Так точно думал мой Евгений.
Он в первой юности своей
Был жертвой бурных заблуждений
И необузданных страстей.
Привычкой жизни избалован,
Одним на время очарован,
Разочарованный другим,
Желаньем медленно томим,
Томим и ветреным успехом,
Внимая в шуме и в тиши
Роптанье вечное души,
Зевоту подавляя смехом:
Вот как убил он восемь лет,
Утратя жизни лучший цвет.

X.
В красавиц он уж не влюблялся,
А волочился как-нибудь;
Откажут - мигом утешался;
Изменят - рад был отдохнуть.
Он их искал без упоенья,
А оставлял без сожаленья,
Чуть помня их любовь и злость.
Так точно равнодушный гость
На вист вечерний приезжает,
Садится; кончилась игра:
Он уезжает со двора,
Спокойно дома засыпает
И сам не знает поутру,
Куда поедет ввечеру.

XI.
Но, получив посланье Тани,
Онегин живо тронут был:
Язык девических мечтаний
В нем думы роем возмутил;
И вспомнил он Татьяны милой
И бледный цвет и вид унылый;
И в сладостный, безгрешный сон
Душою погрузился он,
Быть может, чувствий пыл старинный
Им на минуту овладел;
Но обмануть он не хотел
Доверчивость души невинной.
Теперь мы в сад перелетим,
Где встретилась Татьяна с ним.

XII.
Минуты две они молчали,
Но к ней Онегин подошел
И молвил: "вы ко мне писали,
Не отпирайтесь. Я прочел
Души доверчивой признанья,
Любви невинной излиянья;
Мне ваша искренность мила;
Она в волненье привела
Давно умолкнувшие чувства;
Но вас хвалить я не хочу;
Я за нее вам отплачу
Признаньем также без искусства;
Примите исповедь мою:
Себя на суд вам отдаю.

XIII.
"Когда бы жизнь домашним кругом
Я ограничить захотел;
Когда б мне быть отцом, супругом
Приятный жребий повелел;
Когда б семейственной картиной
Пленился я хоть миг единый, -
То верно б, кроме вас одной,
Невесты не искал иной.
Скажу без блесток мадригальных:
Нашед мой прежний идеал,
Я верно б вас одну избрал
В подруги дней моих печальных,
Всего прекрасного в залог,
И был бы счастлив... сколько мог!

XIV.
"Но я не создан для блаженства;
Ему чужда душа моя;
Напрасны ваши совершенства:
Их вовсе недостоин я.
Поверьте (совесть в том порукой),
Супружество нам будет мукой.
Я, сколько ни любил бы вас,
Привыкнув, разлюблю тотчас;
Начнете плакать: ваши слезы
Не тронут сердца моего,
А будут лишь бесить его.
Судите ж вы, какие розы
Нам заготовит Гименей
И, может быть, на много дней.

XV.
"Что может быть на свете хуже
Семьи, где бедная жена
Грустит о недостойном муже
И днем и вечером одна;
Где скучный муж, ей цену зная
(Судьбу, однако ж, проклиная),
Всегда нахмурен, молчалив,
Сердит и холодно-ревнив!
Таков я. И того ль искали
Вы чистой, пламенной душой,
Когда с такою простотой,
С таким умом ко мне писали?
Ужели жребий вам такой
Назначен строгою судьбой?

XVI.
"Мечтам и годам нет возврата;
Не обновлю души моей...
Я вас люблю любовью брата
И, может быть, еще нежней.
Послушайте ж меня без гнева:
Сменит не раз младая дева
Мечтами легкие мечты;
Так деревцо свои листы
Меняет с каждою весною.
Так, видно, небом суждено.
Полюбите вы снова: но...
Учитесь властвовать собою;
Не всякий вас, как я, поймет;
К беде неопытность ведет".

XVII.
Так проповедовал Евгений.
Сквозь слез не видя ничего,
Едва дыша, без возражений,
Татьяна слушала его.
Он подал руку ей. Печально
(Как говорится, машинально)
Татьяна, молча, оперлась,
Головкой томною склонясь;
Пошли домой вкруг огорода;
Явились вместе, и никто
Не вздумал им пенять на то:
Имеет сельская свобода
Свои счастливые права,
Как и надменная Москва.

XVIII.
Вы согласитесь, мой читатель,
Что очень мило поступил
С печальной Таней наш приятель;
Не в первый раз он тут явил
Души прямое благородство,
Хотя людей недоброхотство
В нем не щадило ничего:
Враги его, друзья его
(Что, может быть, одно и то же)
Его честили так и сяк.
Врагов имеет в мире всяк,
Но от друзей спаси нас, боже!
Уж эти мне друзья, друзья!
Об них недаром вспомнил я.

XIX.
А что? Да так. Я усыпляю
Пустые, черные мечты;
Я только в скобках замечаю,
Что нет презренной клеветы,
На чердаке вралем рожденной
И светской чернью ободренной,
Что нет нелепицы такой,
Ни эпиграммы площадной,
Которой бы ваш друг с улыбкой,
В кругу порядочных людей,
Без всякой злобы и затей,
Не повторил сто крат ошибкой;
А впрочем, он за вас горой:
Он вас так любит... как родной!

XX.
Гм! гм! Читатель благородный,
Здорова ль ваша вся родня?
Позвольте: может быть, угодно
Теперь узнать вам от меня,
Что значит именно родные.
Родные люди вот какие:
Мы их обязаны ласкать,
Любить, душевно уважать
И, по обычаю народа,
О рождестве их навещать,
Или по почте поздравлять,
Чтоб остальное время года
Не думали о нас они...
И так, дай бог им долги дни!

XXI.
Зато любовь красавиц нежных
Надежней дружбы и родства:
Над нею и средь бурь мятежных
Вы сохраняете права.
Конечно так. Но вихорь моды,
Но своенравие природы,
Но мненья светского поток...
А милый пол, как пух, легок.
К тому ж и мнения супруга
Для добродетельной жены
Всегда почтенны быть должны;
Так ваша верная подруга
Бывает вмиг увлечена:
Любовью шутит сатана.

XXII.
Кого ж любить? Кому же верить?
Кто не изменит нам один?
Кто все дела, все речи мерит
Услужливо на наш аршин?
Кто клеветы про нас не сеет?
Кто нас заботливо лелеет?
Кому порок наш не беда?
Кто не наскучит никогда?
Призрака суетный искатель,
Трудов напрасно не губя,
Любите самого себя,
Достопочтенный мой читатель!
Предмет достойный: ничего
Любезней верно нет его.

XXIII.
Что было следствием свиданья?
Увы, не трудно угадать!
Любви безумные страданья
Не перестали волновать
Младой души, печали жадной;
Нет, пуще страстью безотрадной
Татьяна бедная горит;
Ее постели сон бежит;
Здоровье, жизни цвет и сладость,
Улыбка, девственный покой,
Пропало все, что звук пустой,
И меркнет милой Тани младость:
Так одевает бури тень
Едва рождающийся день.

XXIV.
Увы, Татьяна увядает,
Бледнеет, гаснет и молчит!
Ничто ее не занимает,
Ее души не шевелит.
Качая важно головою,
Соседи шепчут меж собою:
Пора, пора бы замуж ей!..
Но полно. Надо мне скорей
Развеселить воображенье
Картиной счастливой любви.
Невольно, милые мои,
Меня стесняет сожаленье;
Простите мне: я так люблю
Татьяну милую мою!

XXV.
Час от часу плененный боле
Красами Ольги молодой,
Владимир сладостной неволе
Предался полною душой.
Он вечно с ней. В ее покое
Они сидят в потемках двое;
Они в саду, рука с рукой,
Гуляют утренней порой;
И что ж? Любовью упоенный,
В смятенье нежного стыда,
Он только смеет иногда,
Улыбкой Ольги ободренный,
Развитым локоном играть
Иль край одежды целовать.

XXVI.
Он иногда читает Оле
Нравоучительный роман,
В котором автор знает боле
Природу, чем Шатобриан,
А между тем две, три страницы
(Пустые бредни, небылицы,
Опасные для сердца дев)
Он пропускает, покраснев.
Уединясь от всех далеко,
Они над шахматной доской,
На стол облокотясь, порой
Сидят, задумавшись глубоко,
И Ленской пешкою ладью
Берет в рассеяньи свою.

XXVII.
Поедет ли домой; и дома
Он занят Ольгою своей.
Летучие листки альбома
Прилежно украшает ей:
То в них рисует сельски виды,
Надгробный камень, храм
Киприды, Или на лире голубка
Пером и красками слегка;
То на листках воспоминанья
Пониже подписи других
Он оставляет нежный стих,
Безмолвный памятник мечтанья,
Мгновенной думы долгий след,
Все тот же после многих лет.

XXVIII.
Конечно, вы не раз видали
Уездной барышни альбом,
Что все подружки измарали
С конца, с начала и кругом.
Сюда, назло правописанью,
Стихи без меры, по преданью
В знак дружбы верной внесены,
Уменьшены, продолжены.
На первом листике встречаешь
Qu' écrirez-vous sur ces tablettes;<<7>>
И подпись: t. à v. Annette;<<8>>
А на последнем прочитаешь:
"Кто любит более тебя,
Пусть пишет далее меня".

XXIX.
Тут непременно вы найдете
Два сердца, факел и цветки;
Тут верно клятвы вы прочтете
В любви до гробовой доски;
Какой-нибудь пиит армейской
Тут подмахнул стишок злодейской.
В такой альбом, мои друзья,
Признаться, рад писать и я,
Уверен будучи душою,
Что всякий мой усердный вздор
Заслужит благосклонный взор,
И что потом с улыбкой злою
Не станут важно разбирать,
Остро иль нет я мог соврать.

XXX.
Но вы, разрозненные томы
Из библиотеки чертей,
Великолепные альбомы,
Мученье модных рифмачей,
Вы, украшенные проворно
Толстого кистью чудотворной
Иль Баратынского пером,
Пускай сожжет вас божий гром!
Когда блистательная дама
Мне свой in-quarto подает,
И дрожь и злость меня берет,
И шевелится эпиграмма
Во глубине моей души,
А мадригалы им пиши!

XXXI.
Не мадригалы Ленской пишет
В альбоме Ольги молодой;
Его перо любовью дышит,
Не хладно блещет остротой;
Что ни заметит, ни услышит
Об Ольге, он про то и пишет:
И полны истины живой
Текут элегии рекой.
Так ты, Языков вдохновенный,
В порывах сердца своего,
Поёшь, бог ведает, кого,
И свод элегий драгоценный
Представит некогда тебе
Всю повесть о твоей судьбе.

XXXII.
Но тише! Слышишь? Критик строгой
Повелевает сбросить нам
Элегии венок убогой,
И нашей братье рифмачам
Кричит: "да перестаньте плакать,
И все одно и то же квакать,
Жалеть о прежнем, о былом:
Довольно, пойте о другом!"
- Ты прав, и верно нам укажешь
Трубу, личину и кинжал,
И мыслей мертвый капитал
Отвсюду воскресить прикажешь:
Не так ли, друг? – Ничуть. Куда!
"Пишите оды, господа,

XXXIII.
Как их писали в мощны годы,
Как было встарь заведено..."
- Одни торжественные оды!
И, полно, друг; не все ль равно?
Припомни, что сказал сатирик!
Чужого толка хитрый лирик
Ужели для тебя сносней
Унылых наших рифмачей? –
"Но все в элегии ничтожно;
Пустая цель ее жалка;
Меж тем цель оды высока
И благородна..." Тут бы можно
Поспорить нам, но я молчу;
Два века ссорить не хочу.

XXXIV.
Поклонник славы и свободы,
В волненьи бурных дум своих
Владимир и писал бы оды,
Да Ольга не читала их.
Случалось ли поэтам слезным
Читать в глаза своим любезным
Свои творенья? Говорят,
Что в мире выше нет наград.
И впрямь, блажен любовник скромный,
Читающий мечты свои
Предмету песен и любви,
Красавице приятно-томной!
Блажен... хоть, может быть, она
Совсем иным развлечена.

XXXV.
Но я плоды моих мечтаний
И гармонических затей
Читаю только старой няне,
Подруге юности моей,
Да после скучного обеда
Ко мне забредшего соседа,
Поймав нежданно за полу,
Душу трагедией в углу,
Или (но это кроме шуток),
Тоской и рифмами томим,
Бродя над озером моим,
Пугаю стадо диких уток:
Вняв пенью сладкозвучных строф,

Они слетают с берегов.

XXVI. XXXVII.
А что ж Онегин? Кстати, братья!
Терпенья вашего прошу:
Его вседневные занятья
Я вам подробно опишу.
Онегин жил анахоретом;
В седьмом часу вставал он летом
И отправлялся налегке
К бегущей под горой реке;
Певцу Гюльнары подражая,
Сей Геллеспонт переплывал,
Потом свой кофе выпивал,
Плохой журнал перебирая,
И одевался ............
......................
(И одевался не спеша.
Была его жизнь хороша
)

XXXVIII. XXXIX.
Прогулки, чтенье, сон глубокий,
Лесная тень, журчанье струй,
Порой белянки черноокой
Младой и свежий поцелуй,
Узде послушный конь ретивый,
Обед довольно прихотливый,
Бутылка светлого вина,
Уединенье, тишина:
Вот жизнь Онегина святая;
И нечувствительно он ей
Предался, красных летних дней
В беспечной неге не считая,
Забыв и город, и друзей,
И скуку праздничных затей.

XL.
Но наше северное лето,
Карикатура южных зим,
Мелькнет и нет: известно это,
Хоть мы признаться не хотим.
Уж небо осенью дышало,
Уж реже солнышко блистало,
Короче становился день,
Лесов таинственная сень
С печальным шумом обнажалась,
Ложился на поля туман,
Гусей крикливых караван
Тянулся к югу: приближалась
Довольно скучная пора;
Стоял ноябрь уж у двора.

XLI.
Встает заря во мгле холодной;
На нивах шум работ умолк;
С своей волчихою голодной
Выходит на дорогу волк;
Его почуя, конь дорожный
Храпит - и путник осторожный
Несется в гору во весь дух;
На утренней заре пастух
Не гонит уж коров из хлева,
И в час полуденный в кружок
Их не зовет его рожок;
В избушке распевая, дева (23)
Прядет, и, зимних друг ночей,
Трещит лучинка перед ней.

XLII.
И вот уже трещат морозы
И серебрятся средь полей... (
Читатель ждет уж рифмы розы;
На, вот возьми ее скорей!)
Опрятней модного паркета
Блистает речка, льдом одета.
Мальчишек радостный народ (24)
Коньками звучно режет лед;
На красных лапках гусь тяжелый,
Задумав плыть по лону вод,
Ступает бережно на лед,
Скользит и падает; веселый
Мелькает, вьется первый снег,
Звездами падая на брег.

XLIII.
В глуши что делать в эту пору?
Гулять? Деревня той порой
Невольно докучает взору
Однообразной наготой.
Скакать верхом в степи суровой?
Но конь, притупленной подковой
Неверный зацепляя лед,
Того и жди, что упадет.
Сиди под кровлею пустынной,
Читай: вот Прадт, вот W. Scott.
Не хочешь? - поверяй расход,
Сердись иль пей, и вечер длинный
Кой-как пройдет, а завтра тож,
И славно зиму проведешь.

XLIV.
Прямым Онегин Чильд Гарольдом
Вдался в задумчивую лень:
Со сна садится в ванну со льдом,
И после, дома целый день,
Один, в расчеты погруженный,
Тупым кием вооруженный,
Он на бильярде в два шара
Играет с самого утра.
Настанет вечер деревенский:
Бильярд оставлен, кий забыт,
Перед камином стол накрыт,
Евгений ждет: вот едет Ленской
На тройке чалых лошадей;
Давай обедать поскорей!

XLV.
Вдовы Клико или Моэта
Благословенное вино
В бутылке мерзлой для поэта
На стол тотчас принесено.
Оно сверкает Ипокреной (25);
Оно своей игрой и пеной
(Подобием того-сего)
Меня пленяло: за него
Последний бедный лепт, бывало,
Давал я. Помните ль, друзья?
Его волшебная струя
Рождала глупостей не мало,
А сколько шуток и стихов,
И споров, и веселых снов!

XLVI.
Но изменяет пеной шумной
Оно желудку моему,
И я Бордо благоразумный
Уж нынче предпочел ему.
К Аи я больше не способен;
Ay любовнице подобен
Блестящей, ветреной, живой,
И своенравной, и пустой...
Но ты, Бордо, подобен другу,
Который, в горе и в беде,
Товарищ завсегда, везде,
Готов нам оказать услугу
Иль тихий разделить досуг.
Да здравствует Бордо, наш друг!

XLVII.
Огонь потух; едва золою
Подернут уголь золотой;
Едва заметною струею
Виется пар, и теплотой
Камин чуть дышит. Дым из трубок
В трубу уходит. Светлый кубок
Еще шипит среди стола.
Вечерняя находит мгла...
(Люблю я дружеские враки
И дружеский бокал вина
Порою той, что названа
Пора меж волка и собаки,
А почему, не вижу я.)
Теперь беседуют друзья:

XLVIII.
"Ну, что соседки? Что Татьяна?
Что Ольга резвая твоя?"
- Налей еще мне полстакана...
Довольно, милый... Вся семья
Здорова; кланяться велели.
Ах, милый, как похорошели
У Ольги плечи, что за грудь!
Что за душа!.. Когда-нибудь
Заедем к ним; ты их обяжешь;
А то, мой друг, суди ты сам:
Два раза заглянул, а там
Уж к ним и носу не покажешь.
Да вот... какой же я болван!
Ты к ним на той неделе зван. –

XLIX.
"Я?" - Да, Татьяны именины
В субботу. Олинька и мать
Велели звать, и нет причины
Тебе на зов не приезжать. -
"Но куча будет там народу
И всякого такого сброду..."
- И, никого, уверен я!
Кто будет там? своя семья.
Поедем, сделай одолженье!
Ну, что ж? - "Согласен". - Как ты мил! -
При сих словах он осушил
Стакан, соседке приношенье,
Потом разговорился вновь
Про Ольгу: такова любовь!

L.
Он весел был. Чрез две недели
Назначен был счастливый срок.
И тайна брачныя постели
И сладостной любви венок
Его восторгов ожидали.
Гимена хлопоты, печали,
Зевоты хладная чреда
Ему не снились никогда.
Меж тем как мы, враги Гимена,
В домашней жизни зрим один
Ряд утомительных картин,
Роман во вкусе Лафонтена... (26)
Мой бедный Ленской, сердцем он
Для оной жизни был рожден.

LI.
Он был любим... по крайней мере
Так думал он, и был счастлив.
Стократ блажен, кто предан вере,
Кто, хладный ум угомонив,
Покоится в сердечной неге,
Как пьяный путник на ночлеге,
Или, нежней, как мотылек,
В весенний впившийся цветок;
Но жалок тот, кто всё предвидит,
Чья не кружится голова,
Кто все движенья, все слова
В их переводе ненавидит,
Чье сердце опыт остудил
И забываться запретил!

Переводы иноязычных текстов
Qu’écrirez-vous sur ces tablettes – Что вы напишете на этих листках?
t. à v. Annette – Вся ваша Аннета. (Франц.)
W. Scott – В<альтер> Скотт. (Англ.)

Примечания
023 В журналах удивлялись, как можно было назвать девою простую крестьянку, между тем как благородные барышни, немного ниже, названы девчонками!
24 «Это значит,— замечает один из наших критиков,— что мальчишки катаются на коньках». Справедливо.
25 В лета красные мои
Поэтический аи
Нравился мне пеной шумной.
Сим подобием любви
Или юности безумной,
и проч.
Послание к Л. П.
26 Август Лафонтен, автор множества семейственных романов.


ГЛАВА ПЯТАЯ

О, не знай сих страшных снов
Ты, моя Светлана!

Жуковский.




I.
В тот год осенняя погода
Стояла долго на дворе,
Зимы ждала, ждала природа.
Снег выпал только в январе
На третье в ночь. Проснувшись рано,
В окно увидела Татьяна
Поутру побелевший двор,
Куртины, кровли и забор,
На стеклах легкие узоры,
Деревья в зимнем серебре,
Сорок веселых на дворе
И мягко устланные горы
Зимы блистательным ковром.
Все ярко, все бело кругом.

II.
Зима!.. Крестьянин, торжествуя,
На дровнях обновляет путь;
Его лошадка, снег почуя,
Плетется рысью как-нибудь;
Бразды пушистые взрывая,
Летит кибитка удалая;
Ямщик сидит на облучке
В тулупе, в красном кушаке.
Вот бегает дворовый мальчик,
В салазки жучку посадив,
Себя в коня преобразив;
Шалун уж заморозил пальчик:
Ему и больно и смешно,
А мать грозит ему в окно...

III.
Но, может быть, такого рода
Картины вас не привлекут:
Всё это низкая природа;
Изящного не много тут.
Согретый вдохновенья богом,
Другой поэт роскошным слогом
Живописал нам первый снег
И все оттенки зимних нег (27);
Он вас пленит, я в том уверен,
Рисуя в пламенных стихах
Прогулки тайные в санях;
Но я бороться не намерен
Ни с ним покамест, ни с тобой,
Певец Финляндки молодой (28)!

IV.
Татьяна (русская душою,
Сама не зная, почему)
С ее холодною красою
Любила русскую зиму,
На солнце иней в день морозный,
И сани, и зарею поздной
Сиянье розовых снегов,
И мглу крещенских вечеров.
По старине торжествовали
В их доме эти вечера:
Служанки со всего двора
Про барышень своих гадали
И им сулили каждый год
Мужьев военных и поход.

V.
Татьяна верила преданьям
Простонародной старины,
И снам, и карточным гаданьям,
И предсказаниям луны.
Ее тревожили приметы;
Таинственно ей все предметы
Провозглашали что-нибудь,
Предчувствия теснили грудь.
Жеманный кот, на печке сидя,
Мурлыча, лапкой рыльце мыл:
То несомненный знак ей был,
Что едут гости. Вдруг увидя
Младой двурогий лик луны
На небе с левой стороны,

VI.
Она дрожала и бледнела.
Когда ж падучая звезда
По небу темному летела
И рассыпалася, - тогда
В смятенье Таня торопилась,
Пока звезда еще катилась,
Желанье сердца ей шепнуть.
Когда случалось где-нибудь
Ей встретить черного монаха
Иль быстрый заяц меж полей
Перебегал дорогу ей,
Не зная, что начать со страха,
Предчувствий горестных полна,
Ждала несчастья уж она.

VII.
Что ж? Тайну прелесть находила
И в самом ужасе она:
Так нас природа сотворила,
К противуречию склонна.
Настали святки. То-то радость!
Гадает ветреная младость,
Которой ничего не жаль,
Перед которой жизни даль
Лежит светла, необозрима;
Гадает старость сквозь очки
У гробовой своей доски,
Всё потеряв невозвратимо;
И всё равно: надежда им
Лжет детским лепетом своим.

VIII.
Татьяна любопытным взором
На воск потопленный глядит:
Он чудно-вылитым узором
Ей что-то чудное гласит;
Из блюда, полного водою,
Выходят кольца чередою;
И вынулось колечко ей
Под песенку старинных дней:
"Там мужички-то всё богаты,
Гребут лопатой серебро;
Кому поем, тому добро
И слава!" Но сулит утраты
Сей песни жалостный напев;
Милей кошурка сердцу дев (29).

IX.
Морозна ночь; всё небо ясно;
Светил небесных дивный хор
Течет так тихо, так согласно...
Татьяна на широкий двор
В открытом платьице выходит,
На месяц зеркало наводит;
Но в темном зеркале одна
Дрожит печальная луна...
Чу... снег хрустит... прохожий; дева
К нему на цыпочках летит
И голосок ее звучит
Нежней свирельного напева:
Как ваше имя? (30) Смотрит он
И отвечает: Агафон.

X.
Татьяна, по совету няни
Сбираясь ночью ворожить,
Тихонько приказала в бане
На два прибора стол накрыть;
Но стало страшно вдруг Татьяне...
И я - при мысли о Светлане
Мне стало страшно - так и быть...
С Татьяной нам не ворожить.
Татьяна поясок шелковый
Сняла, разделась и в постель
Легла. Над нею вьется Лель,
А под подушкою пуховой
Девичье зеркало лежит.
Утихло все. Татьяна спит.

XI.
И снится чудный сон Татьяне.
Ей снится, будто бы она
Идет по снеговой поляне,
Печальной мглой окружена;
В сугробах снежных перед нею
Шумит, клубит волной своею
Кипучий, темный и седой
Поток, не скованный зимой;
Две жордочки, склеены льдиной,
Дрожащий, гибельный мосток,
Положены через поток:
И пред шумящею пучиной,
Недоумения полна,
Остановилася она.

XII.
Как на досадную разлуку,
Татьяна ропщет на ручей;
Не видит никого, кто руку
С той стороны подал бы ей;
Но вдруг сугроб зашевелился,
И кто ж из-под него явился?
Большой, взъерошенный медведь;
Татьяна ах! а он реветь,
И лапу с острыми когтями
Ей протянул; она скрепясь
Дрожащей ручкой оперлась
И боязливыми шагами
Перебралась через ручей;
Пошла - и что ж? медведь за ней!

XIII.
Она, взглянуть назад не смея,
Поспешный ускоряет шаг;
Но от косматого лакея
Не может убежать никак;
Кряхтя, валит медведь несносный;
Пред ними лес; недвижны сосны
В своей нахмуренной красе;
Отягчены их ветви все
Клоками снега; сквозь вершины
Осин, берез и лип нагих
Сияет луч светил ночных;
Дороги нет; кусты, стремнины
Метелью все занесены,
Глубоко в снег погружены.

XIV.
Татьяна в лес; медведь за нею;
Снег рыхлый по колено ей;
То длинный сук ее за шею
Зацепит вдруг, то из ушей
Златые серьги вырвет силой;
То в хрупком снеге с ножки милой
Увязнет мокрый башмачок;
То выронит она платок;
Поднять ей некогда; боится,
Медведя слышит за собой,
И даже трепетной рукой
Одежды край поднять стыдится;
Она бежит, он всё вослед:
И сил уже бежать ей нет.

XV.
Упала в снег; медведь проворно
Ее хватает и несет;
Она бесчувственно-покорна,
Не шевельнется, не дохнет;
Он мчит ее лесной дорогой;
Вдруг меж дерев шалаш убогой;
Кругом всё глушь; отвсюду он
Пустынным снегом занесен,
И ярко светится окошко,
И в шалаше и крик, и шум;
Медведь промолвил: здесь мой кум:
Погрейся у него немножко!
И в сени прямо он идет,
И на порог ее кладет.

XVI.
Опомнилась, глядит Татьяна:
Медведя нет; она в сенях;
За дверью крик и звон стакана,
Как на больших похоронах;
Не видя тут ни капли толку,
Глядит она тихонько в щелку,
И что же видит?.. за столом
Сидят чудовища кругом:
Один в рогах с собачьей мордой,
Другой с петушьей головой,
Здесь ведьма с козьей бородой,
Тут остов чопорный и гордый,
Там карла с хвостиком, а вот
Полу-журавль и полу-кот.

XVII.
Еще страшней, еще чуднее:
Вот рак верьхом на пауке,
Вот череп на гусиной шее
Вертится в красном колпаке,
Вот мельница вприсядку пляшет
И крыльями трещит и машет:
Лай, хохот, пенье, свист и хлоп,
Людская молвь и конский топ (31)!
Но что подумала Татьяна,
Когда узнала меж гостей
Того, кто мил и страшен ей,
Героя нашего романа!
Онегин за столом сидит
И в дверь украдкою глядит.

XVIII.
Он знак подаст: и все хлопочут;
Он пьет: все пьют и все кричат;
Он засмеется: все хохочут;
Нахмурит брови: все молчат;
Он там хозяин, это ясно:
И Тане уж не так ужасно,
И любопытная теперь
Немного растворила дверь...
Вдруг ветер дунул, загашая
Огонь светильников ночных;
Смутилась шайка домовых;
Онегин, взорами сверкая,
Из-за стола гремя встает;
Все встали; он к дверям идет.

XIX.
И страшно ей; и торопливо
Татьяна силится бежать:
Нельзя никак; нетерпеливо
Метаясь, хочет закричать:
Не может; дверь толкнул Евгений:
И взорам адских привидений
Явилась дева; ярый смех
Раздался дико; очи всех,
Копыта, хоботы кривые,
Хвосты хохлатые, клыки,
Усы, кровавы языки,
Рога и пальцы костяные,
Всё указует на нее,
И все кричат: мое! мое!

XX.
Мое! - сказал Евгений грозно,
И шайка вся сокрылась вдруг;
Осталася во тьме морозной.
Младая дева с ним сам-друг;
Онегин тихо увлекает (32)
Татьяну в угол и слагает
Ее на шаткую скамью
И клонит голову свою
К ней на плечо; вдруг Ольга входит,
За нею Ленской; свет блеснул;
Онегин руку замахнул,
И дико он очами бродит,
И незваных гостей бранит;
Татьяна чуть жива лежит.

XXI.
Спор громче, громче; вдруг Евгений
Хватает длинный нож, и вмиг
Повержен Ленской; страшно тени
Сгустились; нестерпимый крик
Раздался... хижина шатнулась...
И Таня в ужасе проснулась...
Глядит, уж в комнате светло;
В окне сквозь мерзлое стекло
Зари багряный луч играет;
Дверь отворилась. Ольга к ней,
Авроры северной алей
И легче ласточки, влетает;
"Ну, - говорит, - скажи ж ты мне,
Кого ты видела во сне?"

XXII.
Но та, сестры не замечая,
В постеле с книгою лежит,
За листом лист перебирая,
И ничего не говорит.
Хоть не являла книга эта
Ни сладких вымыслов поэта,
Ни мудрых истин, ни картин;
Но ни Виргилий, ни Расин,
Ни Скотт, ни Байрон, ни Сенека,
Ни даже Дамских Мод Журнал
Так никого не занимал:
То был, друзья, Мартын Задека (33),
Глава халдейских мудрецов,
Гадатель, толкователь снов.

XXIII.
Сие глубокое творенье
Завез кочующий купец
Однажды к ним в уединенье
И для Татьяны наконец
Его с разрозненной Мальвиной
Он уступил за три с полтиной,
В придачу взяв еще за них
Собранье басен площадных,
Грамматику, две Петриады,
Да Мармонтеля третий том.
Мартин Задека стал потом
Любимец Тани...
Он отрады Во всех печалях ей дарит
И безотлучно с нею спит.

XXIV.
Ее тревожит сновиденье.
Не зная, как его понять,
Мечтанья страшного значенье
Татьяна хочет отыскать.
Татьяна в оглавленье кратком
Находит азбучным порядком
Слова: бор, буря, ведьма, ель,
Еж, мрак, мосток, медведь, мятель
И прочая. Ее сомнений
Мартын Задека не решит;
Но сон зловещий ей сулит
Печальных много приключений.
Дней несколько она потом
Все беспокоилась о том.

XXV.
Но вот багряною рукою (34)
Заря от утренних долин
Выводит с солнцем за собою
Веселый праздник имянин.
С утра дом Лариных гостями
Весь полон; целыми семьями
Соседи съехались в возках,
В кибитках, в бричках и в санях.
В передней толкотня, тревога;
В гостиной встреча новых лиц,
Лай мосек, чмоканье девиц,
Шум, хохот, давка у порога,
Поклоны, шарканье гостей,
Кормилиц крик и плач детей.

XXVI.
С своей супругою дородной
Приехал толстый Пустяков;
Гвоздин, хозяин превосходный,
Владелец нищих мужиков;
Скотинины, чета седая,
С детьми всех возрастов, считая
От тридцати до двух годов;
Уездный франтик Петушков,
Мой брат двоюродный, Буянов,
В пуху, в картузе с козырьком (35)
(Как вам, конечно, он знаком),
И отставной советник Флянов,
Тяжелый сплетник, старый плут,
Обжора, взяточник и шут.

XXVII.
С семьей Панфила Харликова
Приехал и мосье Трике,
Остряк, недавно из Тамбова,
В очках и в рыжем парике.
Как истинный француз, в кармане
Трике привез куплет Татьяне
На голос, знаемый детьми:
Réveillez-vous, belle endormie.<<9>>
Меж ветхих песен альманаха
Был напечатан сей куплет;
Трике, догадливый поэт,
Его на свет явил из праха,
И смело вместо belle Nina<<10>>
Поставил belle Tatiana.<<11>>

XXVIII.
И вот из ближнего посада
Созревших барышень кумир,
Уездных матушек отрада,
Приехал ротный командир;
Вошел... Ах, новость, да какая!
Музыка будет полковая!
Полковник сам ее послал.
Какая радость: будет бал!
Девчонки прыгают заране (36);
Но кушать подали. Четой
Идут за стол рука с рукой.
Теснятся барышни к Татьяне;
Мужчины против; и, крестясь,
Толпа жужжит, за стол садясь.

XXIX.
На миг умолкли разговоры;
Уста жуют. Со всех сторон
Гремят тарелки и приборы
Да рюмок раздается звон.
Но вскоре гости понемногу
Подъемлют общую тревогу.
Никто не слушает, кричат,
Смеются, спорят и пищат.
Вдруг двери настежь. Ленской входит,
И с ним Онегин. "Ах, творец! -
Кричит хозяйка: - Наконец!"
Теснятся гости, всяк отводит
Приборы, стулья поскорей;
Зовут, сажают двух друзей.

XXX.
Сажают прямо против Тани,
И, утренней луны бледней
И трепетней гонимой лани,
Она темнеющих очей
Не подымает: пышет бурно
В ней страстный жар; ей душно, дурно;
Она приветствий двух друзей
Не слышит, слезы из очей
Хотят уж капать; уж готова
Бедняжка в обморок упасть;
Но воля и рассудка власть
Превозмогли. Она два слова
Сквозь зубы молвила тишком
И усидела за столом.

XXXI.
Траги-нервических явлений,
Девичьих обмороков, слез
Давно терпеть не мог Евгений:
Довольно их он перенес.
Чудак, попав на пир огромный,
Уж был сердит. Но, девы томной
Заметя трепетный порыв,
С досады взоры опустив,
Надулся он и, негодуя,
Поклялся Ленского взбесить
И уж порядком отомстить.
Теперь, заране торжествуя,
Он стал чертить в душе своей
Каррикатуры всех гостей.

XXXII.
Конечно, не один Евгений
Смятенье Тани видеть мог;
Но целью взоров и суждений
В то время жирный был пирог
(К несчастию, пересоленный)
Да вот в бутылке засмоленной,
Между жарким и блан-манже,
Цимлянское несут уже;
За ним строй рюмок узких, длинных,
Подобно талии твоей,
Зизи, кристалл души моей,
Предмет стихов моих невинных,
Любви приманчивый фиял,
Ты, от кого я пьян бывал!

XXXIII.
Освободясь от пробки влажной,
Бутылка хлопнула; вино
Шипит; и вот с осанкой важной,
Куплетом мучимый давно,
Трике встает; пред ним собранье
Хранит глубокое молчанье.
Татьяна чуть жива; Трике,
К ней обратясь с листком в руке,
Запел, фальшивя. Плески, клики
Его приветствуют. Она
Певцу присесть принуждена;
Поэт же скромный, хоть великий,
Ее здоровье первый пьет
И ей куплет передает.

XXXIV.
Пошли приветы, поздравленья;
Татьяна всех благодарит.
Когда же дело до Евгенья
Дошло, то девы томный вид,
Ее смущение, усталость
В его душе родили жалость:
Он молча поклонился ей,
Но как-то взор его очей
Был чудно нежен. Оттого ли,
Что он и вправду тронут был,
Иль он, кокетствуя, шалил,
Невольно ль иль из доброй воли,
Но взор сей нежность изъявил:
Он сердце Тани оживил.

XXXV.
Гремят отдвинутые стулья;
Толпа в гостиную валит:
Так пчел из лакомого улья
На ниву шумный рой летит.
Довольный праздничным обедом
Сосед сопит перед соседом;
Подсели дамы к камельку;
Девицы шепчут в уголку;
Столы зеленые раскрыты:
Зовут задорных игроков
Бостон и ломбер стариков,
И вист, доныне знаменитый,
Однообразная семья,
Все жадной скуки сыновья.

XXXVI.
Уж восемь робертов сыграли
Герои виста; восемь раз
Они места переменяли;
И чай несут. Люблю я час
Определять обедом, чаем
И ужином. Мы время знаем
В деревне без больших сует:
Желудок - верный наш брегет;
И к стате я замечу в скобках,
Что речь веду в моих строфах
Я столь же часто о пирах,
О разных кушаньях и пробках,
Как ты, божественный Омир,
Ты, тридцати веков кумир!

XXXVII. XXXVIII. XXXIX.
Но чай несут: девицы чинно
Едва за блюдечки взялись,
Вдруг из-за двери в зале длинной
Фагот и флейта раздались.
Обрадован музыки громом,
Оставя чашку чаю с ромом,
Парис окружных городков,
Подходит к Ольге Петушков,
К Татьяне Ленский; Харликову,
Невесту переспелых лет,
Берет тамбовский мой поэт,
Умчал Буянов Пустякову,
И в залу высыпали все,
И бал блестит во всей красе.

XL.
В начале моего романа
(Смотрите первую тетрадь)
Хотелось вроде мне Альбана
Бал петербургский описать;
Но, развлечен пустым мечтаньем,
Я занялся воспоминаньем
О ножках мне знакомых дам.
По вашим узеньким следам,
О ножки, полно заблуждаться!
С изменой юности моей
Пора мне сделаться умней,
В делах и в слоге поправляться,
И эту пятую тетрадь
От отступлений очищать.

XLI.
Однообразный и безумный,
Как вихорь жизни молодой,
Кружится вальса вихорь шумный;
Чета мелькает за четой.
К минуте мщенья приближаясь,
Онегин, втайне усмехаясь,
Подходит к Ольге. Быстро с ней
Вертится около гостей,
Потом на стул ее сажает,
Заводит речь о том, о сем;
Спустя минуты две потом
Вновь с нею вальс он продолжает;
Все в изумленье. Ленский сам
Не верит собственным глазам.

XLII.
Мазурка раздалась. Бывало,
Когда гремел мазурки гром,
В огромной зале всё дрожало,
Паркет трещал под каблуком,
Тряслися, дребезжали рамы;
Теперь не то: и мы, как дамы,
Скользим по лаковым доскам.
Но в городах, по деревням
Еще мазурка сохранила
Первоначальные красы:
Припрыжки, каблуки, усы
Всё те же: их не изменила
Лихая мода, наш тиран,
Недуг новейших россиян.

XLIII. XLIV.
Буянов, братец мой задорный,
К герою нашему подвел
Татьяну с Ольгою; проворно
Онегин с Ольгою пошел;
Ведет ее, скользя небрежно,
И наклонясь ей шепчет нежно
Какой-то пошлый мадригал,
И руку жмет - и запылал
В ее лице самолюбивом
Румянец ярче. Ленской мой
Всё видел: вспыхнул, сам не свой;
В негодовании ревнивом
Поэт конца мазурки ждет
И в котильон ее зовет.

XLV.
Но ей нельзя. Нельзя? Но что же?
Да Ольга слово уж дала
Онегину. О боже, боже!
Что слышит он? Она могла...
Возможно ль? Чуть лишь из пеленок,
Кокетка, ветреный ребенок!
Уж хитрость ведает она,
Уж изменять научена!
Не в силах Ленской снесть удара;
Проказы женские кляня,
Выходит, требует коня
И скачет. Пистолетов пара,
Две пули - больше ничего -
Вдруг разрешат судьбу его.

Переводы иноязычных текстов
Réveillez-vous, belle endormie — Вставайте, прелестная сонливица.
belle Nina — прекрасная Нина.
belle Tatiana — прекрасная Татьяна. (Франц.)

Примечания
27 Смотри «Первый снег», стихотворение князя Вяземского.
28 См. описания финляндской зимы в «Эде» Баратынского.
29 Зовет кот кошуркуВ печурку спать.
Предвещание свадьбы; первая песня предрекает смерть.
30 Таким образом узнают имя будущего жениха.
31 В журналах осуждали слова: хлоп, молвь и топ как неудачное нововведение. Слова сии коренные русские.
«Вышел Бова из шатра прохладиться и услышал в чистом поле людскую молвь и конский топ»
(Сказка о Бове Королевиче). Хлоп употребляется в просторечии вместо хлопание, как шип вместо шипения: Он шип пустил по-змеиному.
(Древние русские стихотворения)
Не должно мешать свободе нашего богатого и прекрасного языка.
32 Один из наших критиков, кажется, находит в этих стихах непонятную для нас неблагопристойность.
33 Гадательные книги издаются у нас под фирмою Мартына Задеки, почтенного человека, не писавшего никогда гадательных книг, как замечает Б. М. Федоров.
34 Пародия известных стихов Ломоносова:
Заря багряною рукою
От утренних спокойных вод
Выводит с солнцем за собою,— и проч.
35 Буянов, мой сосед,
.....................
Пришел ко мне вчера с небритыми усами,
Растрепанный, в пуху, в картузе с козырьком...
(Опасный сосед)
36 Наши критики, верные почитатели прекрасного пола, сильно осуждали неприличие сего стиха.



ГЛАВА ШЕСТАЯ

La sotto i iorninubilosi e brevi,
Nasce una gente a cui 'l morir non dole.

Petr.<<12>>






I.
Заметив, что Владимир скрылся,
Онегин, скукой вновь гоним,
Близ Ольги в думу погрузился,
Довольный мщением своим.
За ним и Олинька зевала,
Глазами Ленского искала,
И бесконечный котильон
Ее томил, как тяжкий сон.
Но кончен он. Идут за ужин.
Постели стелют; для гостей
Ночлег отводят от сеней
До самой девичьи. Всем нужен
Покойный сон. Онегин мой
Один уехал спать домой.

II.
Всё успокоилось: в гостиной
Храпит тяжелый Пустяков
С своей тяжелой половиной.
Гвоздин, Буянов, Петушков
И Флянов, не совсем здоровый,
На стульях улеглись в столовой,
А на полу мосье Трике,
В фуфайке, в старом колпаке.
Девицы в комнатах Татьяны
И Ольги все объяты сном.
Одна, печальна под окном
Озарена лучом Дианы,
Татьяна бедная не спит
И в поле темное глядит.

III.
Его нежданным появленьем,
Мгновенной нежностью очей
И странным с Ольгой поведеньем
До глубины души своей
Она проникнута; не может
Никак понять его; тревожит
Ее ревнивая тоска,
Как будто хладная рука
Ей сердце жмет, как будто бездна
Под ней чернеет и шумит...
"Погибну", Таня говорит,
"Но гибель от него любезна.
Я не ропщу: зачем роптать?
Не может он мне счастья дать".

IV.
Вперед, вперед, моя исторья!
Лицо нас новое зовет.
В пяти верстах от Красногорья,
Деревни Ленского, живет
И здравствует еще доныне
В философической пустыне
Зарецкий, некогда буян,
Картежной шайки атаман,
Глава повес, трибун трактирный,
Теперь же добрый и простой
Отец семейства холостой,
Надежный друг, помещик мирный
И даже честный человек:
Так исправляется наш век!

V.
Бывало, льстивый голос света
В нем злую храбрость выхвалял:
Он, правда, в туз из пистолета
В пяти саженях попадал,
И то сказать, что и в сраженьи
Раз в настоящем упоеньи
Он отличился, смело в грязь
С коня калмыцкого свалясь,
Как зюзя пьяный, и французам
Достался в плен: драгой залог!
Новейший Регул, чести бог,
Готовый вновь предаться узам,
Чтоб каждый вечер у Вери (37)
В долг осушать бутылки три.

VI.
Бывало, он трунил забавно,
Умел морочить дурака
И умного дурачить славно,
Иль явно, иль исподтишка,
Хоть и ему иные штуки
Не проходили без науки,
Хоть иногда и сам в просак
Он попадался, как простак
Умел он весело поспорить,
Остро и тупо отвечать,
Порой рассчетливо смолчать,
Порой рассчетливо повздорить,
Друзей поссорить молодых
И на барьер поставить их,

VII.
Иль помириться их заставить,
Дабы позавтракать втроем,
И после тайно обесславить
Веселой шуткою, враньем.
Sed alia tempora! <<13>> Удалость
(Как сон любви, другая шалость)
Проходит с юностью живой.
Как я сказал, Зарецкий мой,
Под сень черемух и акаций
От бурь укрывшись наконец,
Живет, как истинный мудрец,
Капусту садит, как Гораций,
Разводит уток и гусей
И учит азбуке детей.

VIII.
Он был не глуп; и мой Евгений,
Не уважая сердца в нем,
Любил и дух его суждений,
И здравый толк о том, о сем.
Он с удовольствием, бывало,
Видался с ним, и так нимало
Поутру не был удивлен,
Когда его увидел он.
Тот после первого привета,
Прервав начатый разговор,
Онегину, осклабя взор,
Вручил записку от поэта.
К окну Онегин подошел
И про себя ее прочел.

IX.
То был приятный, благородный,
Короткий вызов иль картель:
Учтиво, с ясностью холодной
Звал друга Ленский на дуэль.
Онегин с первого движенья,
К послу такого порученья
Оборотясь, без лишних слов
Сказал, что он всегда готов.
Зарецкий встал без объяснений;
Остаться доле не хотел,
Имея дома много дел,
И тотчас вышел; но Евгений
Наедине с своей душой
Был недоволен сам с собой.

X.
И поделом: в разборе строгом,
На тайный суд себя призвав,
Он обвинял себя во многом:
Во-первых, он уж был неправ,
Что над любовью робкой, нежной
Так подшутил вечор небрежно.
А во-вторых: пускай поэт
Дурачится; в осьмнадцать лет
Оно простительно. Евгений,
Всем сердцем юношу любя,
Был должен показать себя
Не мячиком предрассуждений,
Не пылким мальчиком, бойцом,
Но мужем с честью и умом.

XI.
Он мог бы чувства обнаружить,
А не щетиниться, как зверь;
Он должен был обезоружить
Младое сердце. "Но теперь
Уж поздно; время улетело...
К тому ж - он мыслит - в это дело
Вмешался старый дуэлист;
Он зол, он сплетник, он речист...
Конечно, быть должно презренье
Ценой его забавных слов,
Но шопот, хохотня глупцов..."
И вот общественное мненье (38)!
Пружина чести, наш кумир!
И вот на чем вертится мир!

XII.
Кипя враждой нетерпеливой,
Ответа дома ждет поэт;
И вот сосед велеречивый
Привез торжественно ответ.
Теперь ревнивцу то-то праздник!
Он всё боялся, чтоб проказник
Не отшутился как-нибудь,
Уловку выдумав и грудь
Отворотив от пистолета.
Теперь сомненья решены:
Они на мельницу должны
Приехать завтра до рассвета,
Взвести друг на друга курок
И метить в ляжку иль в висок.

XIII.
Решась кокетку ненавидеть,
Кипящий Ленский не хотел
Пред поединком Ольгу видеть,
На солнце, на часы смотрел,
Махнул рукою напоследок -
И очутился у соседок.
Он думал Олиньку смутить
Своим приездом поразить;
Не тут-то было: как и прежде,
На встречу бедного певца
Прыгнула Олинька с крыльца,
Подобно ветреной надежде,
Резва, беспечна, весела,
Ну точно так же, как была.

XIV.
"Зачем вечор так рано скрылись?"
Был первый Олинькин вопрос.
Все чувства в Ленском помутились,
И молча он повесил нос.
Исчезла ревность и досада
Пред этой ясностию взгляда,
Пред этой нежной простотой,
Пред этой резвою душой!..
Он смотрит в сладком умиленье;
Он видит: он еще любим;
Уж он раскаяньем томим,
Готов просить у ней прощенье,
Трепещет, не находит слов,
Он счастлив, он почти здоров...

XV. XVI. XVII.
И вновь задумчивый, унылый
Пред милой Ольгою своей,
Владимир не имеет силы
Вчерашний день напомнить ей;
Он мыслит: "буду ей спаситель.
Не потерплю, чтоб развратитель
Огнем и вздохов и похвал
Младое сердце искушал;
Чтоб червь презренный, ядовитый
Точил лилеи стебелек;
Чтобы двухутренний цветок
Увял еще полураскрытый".
Всё это значило, друзья:
С приятелем стреляюсь я.

XVIII.
Когда б он знал, какая рана
Моей Татьяны сердце жгла!
Когда бы ведала Татьяна,
Когда бы знать она могла,
Что завтра Ленский и Евгений
Заспорят о могильной сени;
Ах, может быть, ее любовь
Друзей соединила б вновь!
Но этой страсти и случайно
Еще никто не открывал.
Онегин обо всем молчал;
Татьяна изнывала тайно;
Одна бы няня знать могла,
Да недогадлива была.

XIX.
Весь вечер Ленский был рассеян,
То молчалив, то весел вновь;
Но тот, кто музою взлелеян,
Всегда таков: нахмуря бровь,
Садился он за клавикорды
И брал на них одни аккорды,
То, к Ольге взоры устремив,
Шептал: не правда ль? я счастлив.
Но поздно; время ехать. Сжалось
В нем сердце, полное тоской;
Прощаясь с девой молодой,
Оно как будто разрывалось.
Она глядит ему в лицо.
"Что с вами?" - Так. - И на крыльцо.

XX.
Домой приехав, пистолеты
Он осмотрел, потом вложил
Опять их в ящик и, раздетый,
При свечке, Шиллера раскрыл;
Но мысль одна его объемлет;
В нем сердце грустное не дремлет:
С неизъяснимою красой
Он видит Ольгу пред собой.
Владимир книгу закрывает,
Берет перо; его стихи,
Полны любовной чепухи,
Звучат и льются. Их читает
Он вслух, в лирическом жару,
Как Дельвиг пьяный на пиру.

XXI.
Стихи на случай сохранились;
Я их имею; вот они:
"Куда, куда вы удалились,
Весны моей златые дни?
Что день грядущий мне готовит?
Его мой взор напрасно ловит,
В глубокой мгле таится он.
Нет нужды; прав судьбы закон.
Паду ли я, стрелой пронзенный,
Иль мимо пролетит она,
Всё благо: бдения и сна
Приходит час определенный,
Благословен и день забот,
Благословен и тьмы приход!

XXII.
"Блеснет заутра луч денницы
И заиграет яркий день;
А я - быть может, я гробницы
Сойду в таинственную сень,
И память юного поэта
Поглотит медленная Лета,
Забудет мир меня; но ты
Придешь ли, дева красоты,
Слезу пролить над ранней урной
И думать: он меня любил,
Он мне единой посвятил
Рассвет печальный жизни бурной!..
Сердечный друг, желанный друг,
Приди, приди: я твой супруг!.."

XXIII.
Так он писал темно и вяло
(Что романтизмом мы зовем,
Хоть романтизма тут ни мало
Не вижу я; да что нам в том?)
И наконец перед зарею,
Склонясь усталой головою,
На модном слове идеал
Тихонько Ленский задремал;
Но только сонным обаяньем
Он позабылся, уж сосед
В безмолвный входит кабинет
И будит Ленского воззваньем:
"Пора вставать: седьмой уж час.
Онегин верно ждет уж нас".

XXIV.
Но ошибался он: Евгений
Спал в это время мертвым сном.
Уже редеют ночи тени
И встречен Веспер петухом;
Онегин спит себе глубоко.
Уж солнце катится высоко
И перелетная метель
Блестит и вьется; но постель
Еще Евгений не покинул,
Еще над ним летает сон.
Вот наконец проснулся он
И полы завеса раздвинул;
Глядит - и видит, что пора
Давно уж ехать со двора.

XXV.
Он поскорей звонит. Вбегает
К нему слуга француз Гильо,
Халат и туфли предлагает
И подает ему белье.
Спешит Онегин одеваться,
Слуге велит приготовляться
С ним вместе ехать и с собой
Взять также ящик боевой.
Готовы санки беговые.
Он сел, на мельницу летит.
Примчались. Он слуге велит
Лепажа (39) стволы роковые
Нести за ним, а лошадям
Отъехать в поле к двум дубкам.

XXVI.
Опершись на плотину,
Ленский Давно нетерпеливо ждал;
Меж тем, механик деревенский,
Зарецкий жорнов осуждал.
Идет Онегин с извиненьем.
"Но где же, - молвил с изумленьем
Зарецкий, - где ваш секундант?"
В дуэлях классик и педант,
Любил методу он из чувства,
И человека растянуть
Он позволял - не как-нибудь,
Но в строгих правилах искусства,
По всем преданьям старины
(Что похвалить мы в нем должны).

XXVII.
"Мой секундант? - сказал Евгений, -
Вот он: мой друг, monsieur Guillot.
Я не предвижу возражений
На представление мое:
Хоть человек он неизвестный,
Но уж конечно малый честный".
Зарецкий губу закусил.
Онегин Ленского спросил:
"Что ж, начинать?" - Начнем, пожалуй, -
Сказал Владимир. И пошли
За мельницу. Пока вдали
Зарецкий наш и честный малой
Вступили в важный договор,
Враги стоят, потупя взор.

XXVIII.
Враги! Давно ли друг от друга
Их жажда крови отвела?
Давно ль они часы досуга,
Трапезу, мысли и дела
Делили дружно? Ныне злобно,
Врагам наследственным подобно,
Как в страшном, непонятном сне,
Они друг другу в тишине
Готовят гибель хладнокровно...
Не засмеяться ль им, пока
Не обагрилась их рука,
Не разойтиться ль полюбовно?..
Но дико светская вражда
Боится ложного стыда.

XXIX.
Вот пистолеты уж блеснули,
Гремит о шомпол молоток.
В граненый ствол уходят пули,
И щелкнул в первый раз курок.
Вот порох струйкой сероватой
На полку сыплется. Зубчатый,
Надежно ввинченный кремень
Взведен еще. За ближний пень
Становится Гильо смущенный.
Плащи бросают два врага.
Зарецкий тридцать два шага
Отмерял с точностью отменной,
Друзей развел по крайний след,
И каждый взял свой пистолет.

XXX.
"Теперь сходитесь". Хладнокровно,
Еще не целя, два врага
Походкой твердой, тихо, ровно
Четыре перешли шага,
Четыре смертные ступени.
Свой пистолет тогда Евгений,
Не преставая наступать,
Стал первый тихо подымать.
Вот пять шагов еще ступили,
И Ленский, жмуря левый глаз,
Стал также целить - но как раз
Онегин выстрелил... Пробили
Часы урочные: поэт
Роняет, молча, пистолет,

XXXI.
На грудь кладет тихонько руку
И падает. Туманный взор
Изображает смерть, не муку.
Так медленно по скату гор,
На солнце искрами блистая,
Спадает глыба снеговая.
Мгновенным холодом облит,
Онегин к юноше спешит,
Глядит, зовет его... напрасно:
Его уж нет. Младой певец
Нашел безвременный конец!
Дохнула буря, цвет прекрасный
Увял на утренней заре,
Потух огонь на алтаре!..

XXXII.
Недвижим он лежал, и странен
Был томный вид его чела.
Под грудь он был навылет ранен;
Дымясь, из раны кровь текла.
Тому назад одно мгновенье
В сем сердце билось вдохновенье,
Вражда, надежда и любовь,
Играла жизнь, кипела кровь:
Теперь, как в доме опустелом,
Всё в нем и тихо и темно;
Замолкло навсегда оно.
Закрыты ставни, окны мелом
Забелены. Хозяйки нет.
А где, бог весть. Пропал и след.

XXXIII.
Приятно дерзкой эпиграммой
Взбесить оплошного врага;
Приятно зреть, как он, упрямо
Склонив бодливые рога,
Невольно в зеркало глядится
И узнавать себя стыдится;
Приятней, если он, друзья,
Завоет сдуру: это я!
Еще приятнее в молчанье
Ему готовить честный гроб
И тихо целить в бледный лоб
На благородном расстоянье;
Но отослать его к отцам
Едва ль приятно будет вам.

XXXIV.
Что ж, если вашим пистолетом
Сражен приятель молодой,
Нескромным взглядом, иль ответом,
Или безделицей иной
Вас оскорбивший за бутылкой,
Иль даже сам в досаде пылкой
Вас гордо вызвавший на бой,
Скажите: вашею душой
Какое чувство овладеет,
Когда недвижим, на земле
Пред вами с смертью на челе,
Он постепенно костенеет,
Когда он глух и молчалив
На ваш отчаянный призыв?

XXXV.
В тоске сердечных угрызений,
Рукою стиснув пистолет,
Глядит на Ленского Евгений.
"Ну, что ж? убит", - решил сосед.
Убит!.. Сим страшным восклицаньем
Сражен, Онегин с содроганьем
Отходит и людей зовет.
Зарецкий бережно кладет
На сани труп оледенелый;
Домой везет он страшный клад.
Почуя мертвого, храпят
И бьются кони, пеной белой
Стальные мочат удила,
И полетели как стрела.

XXXVI.
Друзья мои, вам жаль поэта:
Во цвете радостных надежд,
Их не свершив еще для света,
Чуть из младенческих одежд,
Увял! Где жаркое волненье,
Где благородное стремленье
И чувств, и мыслей молодых,
Высоких, нежных, удалых?
Где бурные любви желанья,
И жажда знаний и труда,
И страх порока и стыда,
И вы, заветные мечтанья,
Вы, призрак жизни неземной,
Вы, сны поэзии святой!

XXXVII.
Быть может, он для блага мира
Иль хоть для славы был рожден;
Его умолкнувшая лира
Гремучий, непрерывный звон
В веках поднять могла. Поэта,
Быть может, на ступенях света
Ждала высокая ступень.
Его страдальческая тень,
Быть может, унесла с собою
Святую тайну, и для нас
Погиб животворящий глас,
И за могильною чертою
К ней не домчится гимн времен,
Благословение племен.

XXXVIII. XXXIX.
А может быть и то: поэта
Обыкновенный ждал удел.
Прошли бы юношества лета:
В нем пыл души бы охладел.
Во многом он бы изменился,
Расстался б с музами, женился,
В деревне счастлив и рогат
Носил бы стеганый халат;
Узнал бы жизнь на самом деле,
Подагру б в сорок лет имел,
Пил, ел, скучал, толстел, хирел,
И наконец в своей постеле
Скончался б посреди детей,
Плаксивых баб и лекарей.

XL.
Но что бы ни было, читатель,
Увы, любовник молодой,
Поэт, задумчивый мечтатель,
Убит приятельской рукой!
Есть место: влево от селенья
Где жил питомец вдохновенья,
Две сосны корнями
(Две сосны) срослись;
Под ними струйки извились
Ручья соседственной долины.
Там пахарь любит отдыхать,
И жницы в волны погружать
Приходят звонкие кувшины;
Там у ручья в тени густой
Поставлен памятник простой.

XLI.
Под ним (как начинает капать
Весенний дождь на злак полей)
Пастух, плетя свой пестрый лапоть,
Поет про волжских рыбарей;
И горожанка молодая,
В деревне лето провождая,
Когда стремглав верхом она
Несется по полям одна,
Коня пред ним остановляет,
Ремянный повод натянув,
И, флер от шляпы отвернув,
Глазами беглыми читает
Простую надпись - и слеза
Туманит нежные глаза.

XLII.
И шагом едет в чистом поле,
В мечтанья погрузясь, она;
Душа в ней долго поневоле
Судьбою Ленского полна;
И мыслит: "что-то с Ольгой стало?
В ней сердце долго ли страдало,
Иль скоро слез прошла пора?
И где теперь ее сестра?
И где ж беглец людей и света,
Красавиц модных модный враг,
Где этот пасмурный чудак,
Убийца юного поэта?"
Со временем отчет я вам
Подробно обо всем отдам,

XLIII.
Но не теперь. Хоть я сердечно
Люблю героя моего,
Хоть возвращусь к нему конечно,
Но мне теперь не до него.
Лета к суровой прозе клонят,
Лета шалунью рифму гонят,
И я - со вздохом признаюсь -
За ней ленивей волочусь.
Перу старинной нет охоты
Марать летучие листы;
Другие, хладные мечты,
Другие, строгие заботы
И в шуме света, и в тиши
Тревожат сон моей души.

XLIV.
Познал я глас иных желаний,
Познал я новую печаль;
Для первых нет мне упований,
А старой мне печали жаль.
Мечты, мечты! где ваша сладость?
Где, вечная к ней рифма, младость?
Ужель и вправду наконец
Увял, увял ее венец?
Ужель и впрямь и в самом деле
Без элегических затей
Весна моих промчалась дней
(Что я шутя твердил доселе)?
И ей ужель возврата нет?
Ужель мне скоро тридцать лет?

XLV.
Так, полдень мой настал, и нужно
Мне в том сознаться, вижу я.
Но так и быть: простимся дружно,
О юность легкая моя!
Благодарю за наслажденья,
За грусть, за милые мученья,
За шум, за бури, за пиры,
За все, за все твои дары;
Благодарю тебя. Тобою,
Среди тревог и в тишине,
Я насладился... и вполне;
Довольно! С ясною душою
Пускаюсь ныне в новый путь
От жизни прошлой отдохнуть.

XLVI.
Дай оглянусь. Простите ж, сени,
Где дни мои текли в глуши,
Исполнены страстей и лени
И снов задумчивой души.
А ты, младое вдохновенье,
Волнуй мое воображенье,
Дремоту сердца оживляй,
В мой угол чаще прилетай,
Не дай остыть душе поэта,
Ожесточиться, очерстветь
И наконец окаменеть
В мертвящем упоенье света,
В сем омуте, где с вами я
Купаюсь, милые друзья (40)!

Переводы иноязычных текстов
Sed alia tempora — Но времена иные! (Латин.)

Примечания
37 Парижский ресторатор.
38 Стих Грибоедова.
39 Славный ружейный мастер.
40 В первом издании шестая глава оканчивалась следующим образом:

А ты, младое вдохновенье,
Волнуй мое воображенье,
Дремоту сердца оживляй,
В мой угол чаще прилетай,
Не дай остыть душе поэта,
Ожесточиться, очерстветь
И наконец окаменеть
В мертвящем упоенье света,
Среди бездушных гордецов,
Среди блистательных глупцов,
XLVII
Среди лукавых, малодушных,
Шальных, балованных детей,
Злодеев и смешных и скучных,
Тупых, привязчивых судей,
Среди кокеток богомольных,
Среди холопьев добровольных,
Среди вседневных, модных сцен,
Учтивых, ласковых измен,
Среди холодных приговоров
Жестокосердой суеты,
Среди досадной пустоты
Расчетов, дум и разговоров,
В сем омуте, где с вами я
Купаюсь, милые друзья.



ГЛАВА СЕДЬМАЯ

Москва, России дочь любима,
Где равную тебе сыскать?
Дмитриев

Как не любить родной Москвы?
Баратынский

Гоненье на Москву!
Что значит видеть свет!
Где ж лучше?
Где нас нет.
Грибоедов



I.
Гонимы вешними лучами,
С окрестных гор уже снега
Сбежали мутными ручьями
На потопленные луга.
Улыбкой ясною природа
Сквозь сон встречает утро года;
Синея блещут небеса.
Еще прозрачные, леса
Как будто пухом зеленеют.
Пчела за данью полевой
Летит из кельи восковой.
Долины сохнут и пестреют;
Стада шумят, и соловей
Уж пел в безмолвии ночей.

II.
Как грустно мне твое явленье,
Весна, весна! пора любви!
Какое томное волненье
В моей душе, в моей крови!
С каким тяжелым умиленьем
Я наслаждаюсь дуновеньем
В лицо мне веющей весны
На лоне сельской тишины!
Или мне чуждо наслажденье,
И всё, что радует, живит,
Всё, что ликует и блестит,
Наводит скуку и томленье
На душу мертвую давно,
И всё ей кажется темно?

III.
Или, не радуясь возврату
Погибших осенью листов,
Мы помним горькую утрату,
Внимая новый шум лесов;
Или с природой оживленной
Сближаем думою смущенной
Мы увяданье наших лет,
Которым возрожденья нет?
Быть может, в мысли к нам приходит
Средь поэтического сна
Иная, старая весна
И в трепет сердце нам приводит
Мечтой о дальней стороне,
О чудной ночи, о луне...

IV.
Вот время: добрые ленивцы,
Эпикурейцы-мудрецы,
Вы, равнодушные счастливцы,
Вы, школы Левшина (41) птенцы,
Вы, деревенские Приамы,
И вы, чувствительные дамы,
Весна в деревню вас зовет,
Пора тепла, цветов, работ,
Пора гуляний вдохновенных
И соблазнительных ночей.
В поля, друзья! скорей, скорей,
В каретах, тяжко нагруженных,
На долгих иль на почтовых
Тянитесь из застав градских.

V.
И вы, читатель благосклонный,
В своей коляске выписной
Оставьте град неугомонный,
Где веселились вы зимой;
С моею музой своенравной
Пойдемте слушать шум дубравный
Над безыменною рекой
В деревне, где Евгений мой,
Отшельник праздный и унылый,
Еще недавно жил зимой
В соседстве Тани молодой,
Моей мечтательницы милой;
Но где его теперь уж нет...
Где грустный он оставил след.

VI.
Меж гор, лежащих полукругом,
Пойдем туда, где ручеек
Виясь бежит зеленым лугом
К реке сквозь липовый лесок.
Там соловей, весны любовник,
Всю ночь поет; цветет шиповник,
И слышен говор ключевой, -
Там виден камень гробовой
В тени двух сосен устарелых.
Пришельцу надпись говорит:
"Владимир Ленской здесь лежит,
Погибший рано смертью смелых,
В такой-то год, таких-то лет.
Покойся, юноша-поэт!"

VII.
На ветви сосны преклоненной,
Бывало, ранний ветерок
Над этой урною смиренной
Качал таинственный венок.
Бывало, в поздние досуги
Сюда ходили две подруги.
И на могиле при луне,
Обнявшись, плакали оне.
Но ныне... памятник унылый
Забыт. К нему привычный след
Заглох. Венка на ветви нет;
Один, под ним, седой и хилый
Пастух по-прежнему поет
И обувь бедную плетет.

VIII. IX. X.
Мой бедный Ленской! изнывая,
Не долго плакала она.
Увы! невеста молодая
Своей печали неверна.
Другой увлек ее вниманье,
Другой успел ее страданье
Любовной лестью усыпить,
Улан умел ее пленить,
Улан любим ее душою...
И вот уж с ним пред алтарем
Она стыдливо под венцом
Стоит с поникшей головою,
С огнем в потупленных очах,
С улыбкой легкой на устах.

XI.
Мой бедный Ленской! за могилой
В пределах вечности глухой
Смутился ли, певец унылый,
Измены вестью роковой,
Или над Летой усыпленный
Поэт, бесчувствием блаженный,
Уж не смущается ничем,
И мир ему закрыт и нем?..
Так! равнодушное забвенье
За гробом ожидает нас.
Врагов, друзей, любовниц глас
Вдруг молкнет. Про одно именье
Наследников сердитый хор
Заводит непристойный спор.

XII.
И скоро звонкий голос Оли
В семействеЛариных умолк.
Улан, своей невольник доли,
Был должен с нею ехать в полк.
Слезами горько обливаясь,
Старушка, с дочерью прощаясь,
Казалось, чуть жива была,
Но Таня плакать не могла;
Лишь смертной бледностью покрылось
Ее печальное лицо.
Когда все вышли на крыльцо,
И всё, прощаясь, суетилось
Вокруг кареты молодых,
Татьяна проводила их.

XIII.
И долго, будто сквозь тумана,
Она глядела им вослед...
И вот одна, одна Татьяна!
Увы! подруга стольких лет,
Ее голубка молодая,
Ее наперсница родная,
Судьбою вдаль занесена,
С ней навсегда разлучена.
Как тень она без цели бродит,
То смотрит в опустелый сад...
Нигде, ни в чем ей нет отрад,
И облегченья не находит
Она подавленным слезам -
И сердце рвется пополам.

XIV.
И в одиночестве жестоком
Сильнее страсть ее горит,
И об Онегине далеком
Ей сердце громче говорит.
Она его не будет видеть;
Она должна в нем ненавидеть
Убийцу брата своего;
Поэт погиб... но уж его
Никто не помнит, уж другому
Его невеста отдалась.
Поэта память пронеслась
Как дым по небу голубому,
О нем два сердца, может быть,
Еще грустят... На что грустить?

XV.
Был вечер. Небо меркло. Воды
Струились тихо. Жук жужжал.
Уж расходились хороводы;
Уж за рекой, дымясь, пылал
Огонь рыбачий. В поле чистом,
Луны при свете серебристом
В свои мечты погружена,
Татьяна долго шла одна.
Шла, шла. И вдруг перед собою
С холма господский видит дом,
Селенье, рощу под холмом
И сад над светлою рекою.
Она глядит - и сердце в ней
Забилось чаще и сильней.

XVI.
Ее сомнения смущают:
"Пойду ль вперед, пойду ль назад?..
Его здесь нет. Меня не знают...
Взгляну на дом, на этот сад".
И вот с холма Татьяна сходит,
Едва дыша; кругом обводит
Недоуменья полный взор...
И входит на пустынный двор.
К ней, лая, кинулись собаки.
На крик испуганный ея
Ребят дворовая семья
Сбежалась шумно. Не без драки
Мальчишки разогнали псов,
Взяв барышню под свой покров.

XVII.
"Увидеть барский дом нельзя ли?" -
Спросила Таня. Поскорей
К Анисье дети побежали
У ней ключи взять от сеней;
Анисья тотчас к ней явилась,
И дверь пред ними отворилась,
И Таня входит в дом пустой,
Где жил недавно наш герой.
Она глядит: забытый в зале
Кий на бильярде отдыхал,
На смятом канапе лежал
Манежный хлыстик. Таня дале;
Старушка ей: "а вот камин;
Здесь барин сиживал один.

XVIII.
Здесь с ним обедывал зимою
Покойный Ленский, наш сосед.
Сюда пожалуйте, за мною.
Вот это барский кабинет;
Здесь почивал он, кофей кушал,
Приказчика доклады слушал
И книжку поутру читал...
И старый барин здесь живал;
Со мной, бывало, в воскресенье,
Здесь под окном, надев очки,
Играть изволил в дурачки.
Дай бог душе его спасенье,
А косточкам его покой
В могиле, в мать-земле сырой!"

XIX.
Татьяна взором умиленным
Вокруг себя на всё глядит,
И всё ей кажется бесценным,
Всё душу томную живит
Полу-мучительной отрадой:
И стол с померкшею лампадой,
И груда книг, и под окном
Кровать, покрытая ковром,
И вид в окно сквозь сумрак лунный,
И этот бледный полусвет,
И лорда Байрона портрет,
И столбик с куклою чугунной
Под шляпой с пасмурным челом,
С руками, сжатыми крестом.

XX.
Татьяна долго в келье модной
Как очарована стоит.
Но поздно. Ветер встал холодный.
Темно в долине. Роща спит
Над отуманенной рекою;
Луна сокрылась за горою,
И пилигримке молодой
Пора, давно пора домой.
И Таня, скрыв свое волненье,
Не без того, чтоб не вздохнуть,
Пускается в обратный путь.
Но прежде просит позволенья
Пустынный замок навещать,
Чтоб книжки здесь одной читать.

XXI.
Татьяна с ключницей простилась
За воротами. Через день
Уж утром рано вновь явилась
Она в оставленную сень,
И в молчаливом кабинете,
Забыв на время всё на свете,
Осталась наконец одна,
И долго плакала она.
Потом за книги принялася.
Сперва ей было не до них,
Но показался выбор их
Ей странен. Чтенью предалася
Татьяна жадною душой;
И ей открылся мир иной.

XXII.
Хотя мы знаем, что Евгений
Издавна чтенье разлюбил,
Однако ж несколько творений
Он из опалы исключил:
Певца Гяура и Жуана,
Да с ним еще два-три романа,
В которых отразился век,
И современный человек
Изображен довольно верно
С его безнравственной душой,
Себялюбивой и сухой,
Мечтанью преданной безмерно,
С его озлобленным умом,
Кипящим в действии пустом.

XXIII.
Хранили многие страницы
Отметку резкую ногтей;
Глаза внимательной девицы
Устремлены на них живей.
Татьяна видит с трепетаньем,
Какою мыслью, замечаньем
Бывал Онегин поражен,
В чем молча соглашался он.
На их полях она встречает
Черты его карандаша.
Везде Онегина душа
Себя невольно выражает
То кратким словом, то крестом,
То вопросительным крючком.

XXIV.
И начинает понемногу
Моя Татьяна понимать
Теперь яснее - слава богу -
Того, по ком она вздыхать
Осуждена судьбою властной:
Чудак печальный и опасный,
Созданье ада иль небес,
Сей ангел, сей надменный бес,
Что ж он? Ужели подражанье,
Ничтожный призрак, иль еще
Москвич в Гарольдовом плаще,
Чужих причуд истолкованье,
Слов модных полный лексикон?..
Уж не пародия ли он?

XXV.
Ужель загадку разрешила?
Ужели слово найдено?
Часы бегут; она забыла,
Что дома ждут ее давно,
Где собралися два соседа
И где об ней идет беседа.
- Как быть? Татьяна не дитя, -
Старушка молвила кряхтя. -
Ведь Олинька ее моложе.
Пристроить девушку, ей-ей,
Пора; а что мне делать с ней?
Всем наотрез одно и то же:
Нейду. И всё грустит она
Да бродит по лесам одна. -

XXVI.
"Не влюблена ль она?" - В кого же?
Буянов сватался: отказ.
Ивану Петушкову - тоже.
Гусар Пыхтин гостил у нас;
Уж как он Танею прельщался,
Как мелким бесом рассыпался!
Я думала: пойдет авось;
Куда! и снова дело врозь. -
"Что ж, матушка? за чем же стало?
В Москву, на ярманку невест!
Там, слышно, много праздных мест".
- Ох, мой отец! доходу мало. -
"Довольно для одной зимы,
Не то уж дам я хоть взаймы".

XXVII.
Старушка очень полюбила
Совет разумный и благой;
Сочлась - и тут же положила
В Москву отправиться зимой.
И Таня слышит новость эту.
На суд взыскательному свету
Представить ясные черты
Провинцияльной простоты,
И запоздалые наряды,
И запоздалый склад речей;
Московских франтов и цирцей
Привлечь насмешливые взгляды!..
О страх! нет, лучше и верней
В глуши лесов остаться ей.

XXVIII.
Вставая с первыми лучами,
Теперь в поля она спешит
И, умиленными очами
Их озирая, говорит:
"Простите, милые долины,
И вы, знакомых гор вершины,
И вы, знакомые леса;
Прости, небесная краса,
Прости, веселая природа;
Меняю милый, тихий свет
На шум блистательных сует...
Прости ж и ты, моя свобода!
Куда, зачем стремлюся я?
Что мне сулит судьба моя?"

XXIX.
Ее прогулки длятся доле.
Теперь то холмик, то ручей
Остановляют поневоле
Татьяну прелестью своей.
Она, как с давними друзьями,
С своими рощами, лугами
Еще беседовать спешит.
Но лето быстрое летит.
Настала осень золотая.
Природа трепетна, бледна,
Как жертва, пышно убрана...
Вот север, тучи нагоняя,
Дохнул, завыл - и вот сама
Идет волшебница зима.

XXX.
Пришла, рассыпалась; клоками
Повисла на суках дубов;
Легла волнистыми коврами
Среди полей, вокруг холмов;
Брега с недвижною рекою
Сравняла пухлой пеленою;
Блеснул мороз. И рады мы
Проказам матушки зимы.
Не радо ей лишь сердце Тани.
Нейдет она зиму встречать,
Морозной пылью подышать
И первым снегом с кровли бани
Умыть лицо, плеча и грудь:
Татьяне страшен зимний путь.

XXXI.
Отъезда день давно просрочен,
Проходит и последний срок.
Осмотрен, вновь обит, упрочен
Забвенью брошенный возок.
Обоз обычный, три кибитки
Везут домашние пожитки,
Кастрюльки, стулья, сундуки,
Варенье в банках, тюфяки,
Перины, клетки с петухами,
Горшки, тазы et cetera,
Ну, много всякого добра.
И вот в избе между слугами
Поднялся шум, прощальный плач:
Ведут на двор осьмнадцать кляч,

XXXII.
В возок боярский их впрягают,
Готовят завтрак повара,
Горой кибитки нагружают,
Бранятся бабы, кучера.
На кляче тощей и косматой
Сидит форейтор бородатый,
Сбежалась челядь у ворот
Прощаться с барами. И вот
Уселись, и возок почтенный,
Скользя, ползет за ворота.
"Простите, мирные места!
Прости, приют уединенный!
Увижу ль вас?.." И слез ручей
У Тани льется из очей.

XXXIII.
Когда благому просвещенью
Отдвинем более границ,
Со временем (по расчисленью
Философических таблиц,
Лет чрез пятьсот) дороги верно
У нас изменятся безмерно:
Шоссе Россию здесь и тут,
Соединив, пересекут.
Мосты чугунные чрез воды
Шагнут широкою дугой,
Раздвинем горы, под водой
Пророем дерзостные своды,
И заведет крещеный мир
На каждой станции трактир.

XXXIV.
Теперь у нас дороги плохи (42),
Мосты забытые гниют,
На станциях клопы да блохи
Заснуть минуты не дают;
Трактиров нет. В избе холодной
Высокопарный, но голодный
Для виду прейскурант висит
И тщетный дразнит аппетит,
Меж тем, как сельские циклопы
Перед медлительным огнем
Российским лечат молотком
Изделье легкое Европы,
Благословляя колеи
И рвы отеческой земли.

XXXV.
За то зимы порой холодной
Езда приятна и легка.
Как стих без мысли в песне модной
Дорога зимняя гладка.
Автомедоны наши бойки,
Неутомимы наши тройки,
И версты, теша праздный взор,
В глазах мелькают как забор (43).
К несчастью, Ларина тащилась,
Боясь прогонов дорогих,
Не на почтовых, на своих,
И наша дева насладилась
Дорожной скукою вполне:
Семь суток ехали оне.

XXXVI.
Но вот уж близко. Перед ними
Уж белокаменной Москвы,
Как жар, крестами золотыми
Горят старинные главы.
Ах, братцы! как я был доволен,
Когда церквей и колоколен
Садов, чертогов полукруг
Открылся предо мною вдруг!
Как часто в горестной разлуке,
В моей блуждающей судьбе,
Москва, я думал о тебе!
Москва... как много в этом звуке
Для сердца русского слилось!
Как много в нем отозвалось!

XXXVII.
Вот, окружен своей дубравой,
Петровский замок. Мрачно он
Недавнею гордится славой.
Напрасно ждал Наполеон,
Последним счастьем упоенный,
Москвы коленопреклоненной
С ключами старого Кремля:
Нет, не пошла Москва моя
К нему с повинной головою.
Не праздник, не приемный дар,
Она готовила пожар
Нетерпеливому герою.
Отселе, в думу погружен,
Глядел на грозный пламень он.

XXXVIII.
Прощай, свидетель падшей славы,
Петровский замок. Ну! не стой,
Пошел! Уже столпы заставы
Белеют; вот уж по Тверской
Возок несется чрез ухабы.
Мелькают мимо бутки, бабы,
Мальчишки, лавки, фонари,
Дворцы, сады, монастыри,
Бухарцы, сани, огороды,
Купцы, лачужки, мужики,
Бульвары, башни, казаки,
Аптеки, магазины моды,
Балконы, львы на воротах
И стаи галок на крестах.

XXXIX. XL.
В сей утомительной прогулке
Проходит час-другой, и вот
У Харитонья в переулке
Возок пред домом у ворот
Остановился. К старой тетке,
Четвертый год больной в чахотке,
Они приехали теперь.
Им настежь отворяет дверь
В очках, в изорванном кафтане,
С чулком в руке, седой калмык.
Встречает их в гостиной крик
Княжны, простертой на диване.
Старушки с плачем обнялись,
И восклицанья полились.

XLI.
- Княжна, mon ange! - "Pachette!" –Алина! -
"Кто б мог подумать? - Как давно!
Надолго ль? - Милая! Кузина!
Садись - как это мудрено!
Ей-богу, сцена из романа..."
- А это дочь моя, Татьяна. -
"Ах, Таня! подойди ко мне -
Как будто брежу я во сне...
Кузина, помнишь Грандисона?"
- Как, Грандисон?.. а, Грандисон!
Да, помню, помню. Где же он? -
"В Москве, живет у Симеона;
Меня в сочельник навестил;
Недавно сына он женил.

XLII.
А тот... но после всё расскажем,
Не правда ль? Всей ее родне
Мы Таню завтра же покажем.
Жаль, разъезжать нет мочи мне;
Едва, едва таскаю ноги.
Но вы замучены с дороги;
Пойдемте вместе отдохнуть...
Ох, силы нет... устала грудь...
Мне тяжела теперь и радость,
Не только грусть... душа моя,
Уж никуда не годна я...
Под старость жизнь такая гадость..."
И тут, совсем утомлена,
В слезах раскашлялась она.

XLIII.
Больной и ласки и веселье
Татьяну трогают; но ей
Не хорошо на новоселье,
Привыкшей к горнице своей.
Под занавескою шелковой
Не спится ей в постеле новой,
И ранний звон колоколов,
Предтеча утренних трудов,
Ее с постели подымает.
Садится Таня у окна.
Редеет сумрак; но она
Своих полей не различает:
Пред нею незнакомый двор,
Конюшня, кухня и забор.

XLIV.
И вот: по родственным обедам
Развозят Таню каждый день
Представить бабушкам и дедам
Ее рассеянную лень.
Родне, прибывшей издалеча,
Повсюду ласковая встреча,
И восклицанья, и хлеб-соль.
"Как Таня выросла! Давно ль
Я, кажется, тебя крестила?
А я так на руки брала!
А я так за уши драла!
А я так пряником кормила!"
И хором бабушки твердят:
"Как наши годы-то летят!"

XLV.
Но в них не видно перемены;
Всё в них на старый образец:
У тетушки княжны Елены
Всё тот же тюлевый чепец;
Всё белится Лукерья Львовна,
Всё то же лжет Любовь Петровна,
Иван Петрович также глуп,
Семен Петрович также скуп,
У Пелагеи Николавны
Всё тот же друг мосьё Финмуш,
И тот же шпиц, и тот же муж;
А он, всё клуба член исправный,
Всё так же смирен, так же глух,
И так же ест и пьет за двух.

XLVI.
Их дочки Таню обнимают.
Младые грации Москвы
Сначала молча озирают
Татьяну с ног до головы;
Ее находят что-то странной,
Провинциальной и жеманной,
И что-то бледной и худой,
А впрочем, очень недурной;
Потом, покорствуя природе,
Дружатся с ней, к себе ведут,
Цалуют, нежно руки жмут,
Взбивают кудри ей по моде
И поверяют нараспев
Сердечны тайны, тайны дев,

XLVII.
Чужие и свои победы,
Надежды, шалости, мечты.
Текут невинные беседы
С прикрасой легкой клеветы.
Потом, в отплату лепетанья,
Ее сердечного признанья
Умильно требуют оне.
Но Таня, точно как во сне,
Их речи слышит без участья,
Не понимает ничего,
И тайну сердца своего,
Заветный клад и слез и счастья,
Хранит безмолвно между тем
И им не делится ни с кем.

XLVIII.
Татьяна вслушаться желает
В беседы, в общий разговор;
Но всех в гостиной занимает
Такой бессвязный, пошлый вздор;
Всё в них так бледно равнодушно;
Они клевещут даже скучно;
В бесплодной сухости речей,
Расспросов, сплетен и вестей
Не вспыхнет мысли в целы сутки,
Хоть невзначай, хоть наобум;
Не улыбнется томный ум,
Не дрогнет сердце, хоть для шутки.
И даже глупости смешной
В тебе не встретишь, свет пустой.

XLIX.
Архивны юноши толпою
На Таню чопорно глядят
И про нее между собою
Неблагосклонно говорят.
Один какой-то шут печальный
Ее находит идеальной,
И, прислонившись у дверей,
Элегию готовит ей.
У скучной тетки Таню встретя,
К ней как-то Вяземский подсел
И душу ей занять успел.
И, близ него ее заметя,
Об ней, поправя свой парик,
Осведомляется старик.

L.
Но там, где Мельпомены бурной
Протяжный раздается вой,
Где машет мантию мишурной
Она пред хладною толпой,
Где Талия тихонько дремлет
И плескам дружеским не внемлет,
Где Терпсихоре лишь одной
Дивится зритель молодой
(Что было также в прежни леты,
Во время ваше и мое),
Не обратились на нее
Ни дам ревнивые лорнеты,
Ни трубки модных знатоков
Из лож и кресельных рядов.

LI.
Ее привозят и в Собранье.
Там теснота, волненье, жар,
Музыки грохот, свеч блистанье,
Мельканье, вихорь быстрых пар,
Красавиц легкие уборы,
Людьми пестреющие хоры,
Невест обширный полукруг,
Всё чувства поражает вдруг.
Здесь кажут франты записные
Свое нахальство, свой жилет
И невнимательный лорнет.
Сюда гусары отпускные
Спешат явиться, прогреметь,
Блеснуть, пленить и улететь.

LII.
У ночи много звезд прелестных,
Красавиц много на Москве.
Но ярче всех подруг небесных
Луна в воздушной синеве.
Но та, которую не смею
Тревожить лирою моею,
Как величавая луна,
Средь жен и дев блестит одна.
С какою гордостью небесной
Земли касается она!
Как негой грудь ее полна!
Как томен взор ее чудесный!..
Но полно, полно; перестань:
Ты заплатил безумству дань.

LIII.
Шум, хохот, беготня, поклоны,
Галоп, мазурка, вальс... Меж тем,
Между двух теток, у колоны,
Не замечаема никем,
Татьяна смотрит и не видит,
Волненье света ненавидит;
Ей душно здесь... она мечтой
Стремится к жизни полевой,
В деревню, к бедным поселянам,
В уединенный уголок,
Где льется светлый ручеек,
К своим цветам, к своим романам
И в сумрак липовых аллей,
Туда, где он являлся ей.

LIV.
Так мысль ее далече бродит:
Забыт и свет и шумный бал,
А глаз меж тем с нее не сводит
Какой-то важный генерал.
Друг другу тетушки мигнули
И локтем Таню враз толкнули,
И каждая шепнула ей:
- Взгляни налево поскорей. -
"Налево? где? что там такое?"
- Ну, что бы ни было, гляди...
В той кучке, видишь? впереди,
Там, где еще в мундирах двое...
Вот отошел... вот боком стал...
"Кто? толстый этот генерал?"

LV.
Но здесь с победою поздравим
Татьяну милую мою,
И в сторону свой путь направим,
Чтоб не забыть, о ком пою...
Да, кстати, здесь о том два слова:
Пою приятеля младого
И множество его причуд.
Благослови мой долгий труд,
О ты, эпическая муза!
И верный посох мне вручив,
Не дай блуждать мне вкось и вкрив.

Довольно. С плеч долой обуза!
Я классицизму отдал честь:
Хоть поздно, а вступленье есть.

Переводы иноязычных текстов
mon ange! - «Pachette!» — мой ангел! - «Пашенька!» (Франц.)

Примечания
41 Левшин, автор многих сочинений по части хозяйственной.
42 Дороги наши – сад для глаз:
Деревья, с дерном вал, канавы;
Работы много, много славы,
Да жаль, проезда нет подчас.
С деревьев, на часах стоящих,
Проезжим мало барыша;
Дорога, скажешь, хороша —
И вспомнишь стих: для проходящих!
Свободна русская езда
В двух только случаях: когда
Наш Мак-Адам или Мак-Ева
Зима свершит, треща от гнева,
Опустошительный набег,
Путь окует чугуном льдистым,
И запорошит ранний снег
Следы ее песком пушистым.
Или когда поля проймет
Такая знойная засуха,
Что через лужу может вброд
Пройти, глаза зажмуря, муха.
(«Станция». Князь Вяземский)
43 Сравнение, заимствованное у К**, столь известного игривостию воображения. К... рассказывал, что, будучи однажды послан курьером от князя Потемкина к императрице, он ехал так скоро, что шпага его, высунувшись концом из тележки, стучала по верстам, как по частоколу.


ГЛАВА ВОСЬМАЯ

Fare thee well, and if for ever
Still for ever fare thee well.
Byron

Прощай, и если навсегда,
то навсегда прощай.
Байрон (Англ.)



I.
В те дни, когда в садах Лицея
Я безмятежно расцветал,
Читал охотно Апулея,
А Цицерона не читал,
В те дни, в таинственных долинах,
Весной, при кликах лебединых,
Близ вод, сиявших в тишине,
Являться Муза стала мне.
Моя студенческая келья
Вдруг озарилась: Муза в ней
Открыла пир младых затей,
Воспела детские веселья,
И славу нашей старины,
И сердца трепетные сны.

II.
И свет ее с улыбкой встретил;
Успех нас первый окрылил;
Старик Державин нас заметил
И, в гроб сходя, благословил.
. . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . .

III.
И я, в закон себе вменяя
Страстей единый произвол,
С толпою чувства разделяя,
Я Музу резвую привел
На шум пиров и буйных споров,
Грозы полуночных дозоров;
И к ним в безумные пиры
Она несла свои дары
И как Вакханочка резвилась,
За чашей пела для гостей,
И молодежь минувших дней
За нею буйно волочилась -
А я гордился меж друзей
Подругой ветреной моей.

IV.
Но я отстал от их союза
И вдаль бежал... она за мной.
Как часто ласковая Муза
Мне услаждала путь немой
Волшебством тайного рассказа!
Как часто, по скалам Кавказа,
Она Ленорой, при луне,
Со мной скакала на коне!
Как часто по брегам Тавриды
Она меня во мгле ночной
Водила слушать шум морской,
Немолчный шепот Нереиды,
Глубокий, вечный хор валов,
Хвалебный гимн отцу миров.

V.
И, позабыв столицы дальной
И блеск и шумные пиры,
В глуши Молдавии печальной
Она смиренные шатры
Племен бродящих посещала,
И между ими одичала,
И позабыла речь богов
Для скудных, странных языков,
Для песен степи ей любезной...
Вдруг изменилось всё кругом:
И вот она в саду моем
Явилась барышней уездной,
С печальной думою в очах,
С французской книжкою в руках.

VI.
И ныне Музу я впервые
На светский раут (44) привожу;
На прелести ее степные
С ревнивой робостью гляжу.
Сквозь тесный ряд аристократов,
Военных франтов, дипломатов,
И гордых дам она скользит;
Вот села тихо и глядит,
Любуясь шумной теснотою,
Мельканьем платьев и речей,
Явленьем медленным гостей
Перед хозяйкой молодою,
И темной рамою мужчин
Вкруг дам как около картин.

VII.
Ей нравится порядок стройный
Олигархических бесед,
И холод гордости спокойной,
И эта смесь чинов и лет.
Но это кто в толпе избранной
Стоит безмолвный и туманный?
Для всех он кажется чужим.
Мелькают лица перед ним,
Как ряд докучных привидений.
Что, сплин иль страждущая спесь
В его лице? Зачем он здесь?
Кто он таков? Ужель Евгений?
Ужели он?.. Так, точно он.
- Давно ли к нам он занесен?

VIII.
Всё тот же он, иль усмирился?
Иль корчит так же чудака?
Скажите, чем он возвратился?
Что нам представит он пока?
Чем ныне явится? Мельмотом,
Космополитом, патриотом,
Гарольдом, квакером, ханжой,
Иль маской щегольнет иной,
Иль просто будет добрый малой,
Как вы да я, как целый свет?
По крайне мере мой совет:
Отстать от моды обветшалой.
Довольно он морочил свет...
- Знаком он вам? - И да и нет.

IX.
- Зачем же так неблагосклонно
Вы отзываетесь о нем?
За то ль, что мы неугомонно
Хлопочем, судим обо всем,
Что пылких душ неосторожность
Самолюбивую ничтожность
Иль оскорбляет иль смешит,
Что ум, любя простор, теснит,
Что слишком часто разговоры
Принять мы рады за дела,
Что глупость ветрена и зла,
Что важным людям важны вздоры,
И что посредственность одна
Нам по плечу и не странна?

X.
Блажен, кто с молоду был молод,
Блажен, кто во-время созрел,
Кто постепенно жизни холод
С летами вытерпеть умел;
Кто странным снам не предавался,
Кто черни светской не чуждался,
Кто в двадцать лет был франт иль хват,
А в тридцать выгодно женат;
Кто в пятьдесят освободился
От частных и других долгов,
Кто славы, денег и чинов
Спокойно в очередь добился,
О ком твердили целый век:
N. N. прекрасный человек.

XI.
Но грустно думать, что напрасно
Была нам молодость дана,
Что изменяли ей всечасно,
Что обманула нас она;
Что наши лучшие желанья,
Что наши свежие мечтанья
Истлели быстрой чередой,
Как листья осенью гнилой.
Несносно видеть пред собою
Одних обедов длинный ряд,
Глядеть на жизнь как на обряд,
И вслед за чинною толпою
Идти, не разделяя с ней
Ни общих мнений, ни страстей.

XII.
Предметом став суждений шумных,
Несносно (согласитесь в том)
Между людей благоразумных
Прослыть притворным чудаком,
Или печальным сумасбродом,
Иль сатаническим уродом,
Иль даже Демоном моим.
Онегин (вновь займуся им),
Убив на поединке друга,
Дожив без цели, без трудов
До двадцати шести годов,
Томясь в бездействии досуга
Без службы, без жены, без дел,
Ничем заняться не умел.

XIII.
Им овладело беспокойство,
Охота к перемене мест
(Весьма мучительное свойство,
Немногих добровольный крест).
Оставил он свое селенье,
Лесов и нив уединенье,
Где окровавленная тень
Ему являлась каждый день,
И начал странствия без цели,
Доступный чувству одному;
И путешествия ему,
Как всё на свете, надоели;
Он возвратился и попал,
Как Чацкий, с корабля на бал.

XIV.
Но вот толпа заколебалась,
По зале шепот пробежал...
К хозяйке дама приближалась,
За нею важный генерал.
Она была нетороплива,
Не холодна, не говорлива,
Без взора наглого для всех,
Без притязаний на успех,
Без этих маленьких ужимок,
Без подражательных затей...
Всё тихо, просто было в ней,
Она казалась верный снимок
Du comme il faut... (Шишков, прости:
Не знаю, как перевести.)

XV.
К ней дамы подвигались ближе;
Старушки улыбались ей;
Мужчины кланялися ниже,
Ловили взор ее очей;
Девицы проходили тише
Пред ней по зале: и всех выше
И нос и плечи подымал
Вошедший с нею генерал.
Никто б не мог ее прекрасной
Назвать; но с головы до ног
Никто бы в ней найти не мог
Того, что модой самовластной
В высоком лондонском кругу
Зовется vulgar. <<17>> (Не могу...

XVI.
Люблю я очень это слово,
Но не могу перевести;
Оно у нас покамест ново,
И вряд ли быть ему в чести.
Оно б годилось в эпиграмме...)
Но обращаюсь к нашей даме.
Беспечной прелестью мила,
Она сидела у стола
С блестящей Ниной Воронскою,
Сей Клеопатрою Невы;
И верно б согласились вы,
Что Нина мраморной красою
Затмить соседку не могла,
Хоть ослепительна была.

XVII.
"Ужели, - думает Евгений, -
Ужель она? Но точно... Нет...
Как! из глуши степных селений..."
И неотвязчивый лорнет
Он обращает поминутно
На ту, чей вид напомнил смутно
Ему забытые черты.
"Скажи мне, князь, не знаешь ты,
Кто там в малиновом берете
С послом испанским говорит?"
Князь на Онегина глядит.
- Ага! давно ж ты не был в свете.
Постой, тебя представлю я. -
"Да кто ж она?" - Женя моя. -

XVIII.
"Так ты женат! не знал я ране!
Давно ли?" - Около двух лет. -
"На ком?" - На Лариной. - "Татьяне!"
- Ты ей знаком? - "Я им сосед".
- О, так пойдем же. - Князь подходит
К своей жене и ей подводит
Родню и друга своего.
Княгиня смотрит на него...
И что ей душу ни смутило,
Как сильно ни была она
Удивлена, поражена,
Но ей ничто не изменило:
В ней сохранился тот же тон,
Был также тих ее поклон.

XIX.
Ей-ей! не то, чтоб содрогнулась,
Иль стала вдруг бледна, красна...
У ней и бровь не шевельнулась;
Не сжала даже губ она.
Хоть он глядел нельзя прилежней,
Но и следов Татьяны прежней
Не мог Онегин обрести.
С ней речь хотел он завести
И - и не мог. Она спросила,
Давно ль он здесь, откуда он
И не из их ли уж сторон?
Потом к супругу обратила
Усталый взгляд; скользнула вон...
И недвижим остался он.

XX.
Ужель та самая Татьяна,
Которой он наедине,
В начале нашего романа,
В глухой, далекой стороне,
В благом пылу нравоученья
Читал когда-то наставленья,
Та, от которой он хранит
Письмо, где сердце говорит,
Где всё наруже, всё на воле,
Та девочка... иль это сон?..
Та девочка, которой он
Пренебрегал в смиренной доле,
Ужели с ним сейчас была
Так равнодушна, так смела?

XXI.
Он оставляет раут тесный,
Домой задумчив едет он;
Мечтой то грустной, то прелестной
Его встревожен поздний сон.
Проснулся он; ему приносят
Письмо: князь N. покорно просит
Его на вечер. "Боже! к ней!..
О, буду, буду!" и скорей
Марает он ответ учтивый.
Что с ним? в каком он странном сне!
Что шевельнулось в глубине
Души холодной и ленивой?
Досада? суетность? иль вновь
Забота юности - любовь?

XXII.
Онегин вновь часы считает,
Вновь не дождется дню конца.
Но десять бьет; он выезжает,
Он полетел, он у крыльца,
Он с трепетом к княгине входит;
Татьяну он одну находит,
И вместе несколько минут
Они сидят. Слова нейдут
Из уст Онегина. Угрюмый,
Неловкий, он едва, едва
Ей отвечает. Голова
Его полна упрямой думой.
Упрямо смотрит он: она
Сидит покойна и вольна.

XXIII.
Приходит муж. Он прерывает
Сей неприятный tête-à-tête;
С Онегиным он вспоминает
Проказы, шутки прежних лет.
Они смеются. Входят гости.
Вот крупной солью светской злости
Стал оживляться разговор;
Перед хозяйкой легкий вздор
Мелькал без глупого жеманства,
И прерывал его меж тем
Разумный толк без пошлых тем,
Без вечных истин, без педанства,
И не пугал ничьих ушей
Свободной живостью своей.

XXIV.
Тут был однако цвет столицы,
И знать и моды образцы,
Везде встречаемые лицы,
Необходимые глупцы;
Тут были дамы пожилые
В чепцах и розах, с виду злые;
Тут было несколько девиц,
Не улыбающихся лиц;
Тут был посланник, говоривший
О государственных делах;
Тут был в душистых сединах
Старик, по-старому шутивший:
Отменно тонко и умно,
Что нынче несколько смешно.

XXV.
Тут был на эпиграммы падкий
На всё сердитый господин:
На чай хозяйский слишком сладкий,
На плоскость дам, на тон мужчин,
На толки про роман туманный,
На вензель, двум сестрицам данный,
На ложь журналов, на войну,
На снег и на свою жену.
. . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . .

XXVI.
Тут был Проласов, заслуживший
Известность низостью души,
Во всех альбомах притупивший,
St.-Priest, твои карандаши;
В дверях другой диктатор бальный
Стоял картинкою журнальной,
Румян, как вербный херувим,
Затянут, нем и недвижим,
И путешественник залётный,
Перекрахмаленный нахал,
В гостях улыбку возбуждал
Своей осанкою заботной,
И молча обмененный взор
Ему был общий приговор.

XXVII.
Но мой Онегин вечер целый
Татьяной занят был одной,
Не этой девочкой несмелой,
Влюбленной, бедной и простой,
Но равнодушною княгиней,
Но неприступною богиней
Роскошной, царственной Невы.
О люди! все похожи вы
На прародительницу Эву:
Что вам дано, то не влечет;
Вас непрестанно змий зовет
К себе, к таинственному древу:
Запретный плод вам подавай,
А без того вам рай не рай.

XXVIII.
Как изменилася Татьяна!
Как твердо в роль свою вошла!
Как утеснительного сана
Приемы скоро приняла!
Кто б смел искать девчонки нежной
В сей величавой, в сей небрежной
Законодательнице зал?
И он ей сердце волновал!
Об нем она во мраке ночи,
Пока Морфей не прилетит,
Бывало, девственно грустит,
К луне подъемлет томны очи,
Мечтая с ним когда-нибудь
Свершить смиренный жизни путь!

XXIX.
Любви все возрасты покорны;
Но юным, девственным сердцам
Ее порывы благотворны,
Как бури вешние полям:
В дожде страстей они свежеют,
И обновляются, и зреют -
И жизнь могущая дает
И пышный цвет и сладкий плод.
Но в возраст поздний и бесплодный,
На повороте наших лет,
Печален страсти мертвый след:
Так бури осени холодной
В болото обращают луг
И обнажают лес вокруг.

XXX.
Сомненья нет: увы! Евгений
В Татьяну как дитя влюблен;
В тоске любовных помышлений
И день и ночь проводит он.
Ума не внемля строгим пеням,
К ее крыльцу, стеклянным сеням
Он подъезжает каждый день;
За ней он гонится как тень;
Он счастлив, если ей накинет
Боа пушистый на плечо,
Или коснется горячо
Ее руки, или раздвинет
Пред нею пестрый полк ливрей,
Или платок подымет ей.

XXXI.
Она его не замечает,
Как он ни бейся, хоть умри.
Свободно дома принимает,
В гостях с ним молвит слова три,
Порой одним поклоном встретит,
Порою вовсе не заметит:
Кокетства в ней ни капли нет -
Его не терпит высший свет.
Бледнеть Онегин начинает:
Ей иль не видно, иль не жаль;
Онегин сохнет, и едва ль
Уж не чахоткою страдает.
Все шлют Онегина к врачам,
Те хором шлют его к водам.

XXXII.
А он не едет; он заране
Писать ко прадедам готов
О скорой встрече; а Татьяне
И дела нет (их пол таков);
А он упрям, отстать не хочет,
Еще надеется, хлопочет;
Смелей здорового, больной
Княгине слабою рукой
Он пишет страстное посланье.
Хоть толку мало вообще
Он в письмах видел не вотще;
Но, знать, сердечное страданье
Уже пришло ему невмочь.
Вот вам письмо его точь-в-точь.

Письмо Онегина к Татьяне

Предвижу всё: вас оскорбит
Печальной тайны объясненье.
Какое горькое презренье
Ваш гордый взгляд изобразит!
Чего хочу? с какою целью
Открою душу вам свою?
Какому злобному веселью,
Быть может, повод подаю!

Случайно вас когда-то встретя,
В вас искру нежности заметя,
Я ей поверить не посмел:
Привычке милой не дал ходу;
Свою постылую свободу
Я потерять не захотел.
Еще одно нас разлучило...
Несчастной жертвой Ленской пал...
Ото всего, что сердцу мило,
Тогда я сердце оторвал;
Чужой для всех, ничем не связан,
Я думал: вольность и покой
Замена счастью. Боже мой!
Как я ошибся, как наказан!

Нет, поминутно видеть вас,
Повсюду следовать за вами,
Улыбку уст, движенье глаз
Ловить влюбленными глазами,
Внимать вам долго, понимать
Душой всё ваше совершенство,
Пред вами в муках замирать,
Бледнеть и гаснуть... вот блаженство!

И я лишен того: для вас
Тащусь повсюду наудачу;
Мне дорог день, мне дорог час:
А я в напрасной скуке трачу
Судьбой отсчитанные дни.
И так уж тягостны они.
Я знаю: век уж мой измерен;
Но чтоб продлилась жизнь моя,
Я утром должен быть уверен,
Что с вами днем увижусь я...

Боюсь: в мольбе моей смиренной
Увидит ваш суровый взор
Затеи хитрости презренной -
И слышу гневный ваш укор.
Когда б вы знали, как ужасно
Томиться жаждою любви,
Пылать - и разумом всечасно
Смирять волнение в крови;
Желать обнять у вас колени,
И, зарыдав, у ваших ног
Излить мольбы, признанья, пени,
Всё, всё, что выразить бы мог.
А между тем притворным хладом
Вооружать и речь и взор,
Вести спокойный разговор,
Глядеть на вас веселым взглядом!..

Но так и быть: я сам себе
Противиться не в силах боле;
Всё решено: я в вашей воле,
И предаюсь моей судьбе.

XXXIII.
Ответа нет. Он вновь посланье:
Второму, третьему письму
Ответа нет. В одно собранье
Он едет; лишь вошел... ему
Она навстречу. Как сурова!
Его не видят, с ним ни слова;
У! как теперь окружена
Крещенским холодом она!
Как удержать негодованье
Уста упрямые хотят!
Вперил Онегин зоркий взгляд:
Где, где смятенье, состраданье?
Где пятна слез?.. Их нет, их нет!
На сем лице лишь гнева след...

XXXIV.
Да, может быть, боязни тайной,
Чтоб муж иль свет не угадал
Проказы, слабости случайной...
Всего, что мой Онегин знал...
Надежды нет! Он уезжает,
Свое безумство проклинает -
И, в нем глубоко погружен,
От света вновь отрекся он.
И в молчаливом кабинете
Ему припомнилась пора,
Когда жестокая хандра
За ним гналася в шумном свете,
Поймала, за ворот взяла
И в темный угол заперла.

XXXV.
Стал вновь читать он без разбора.
Прочел он Гиббона, Руссо,
Манзони, Гердера, Шамфора,
Madame de Staёl, Биша, Тиссо,
Прочел скептического Беля,
Прочел творенья Фонтенеля,
Прочел из наших кой-кого,
Не отвергая ничего:
И альманахи, и журналы,
Где поученья нам твердят,
Где нынче так меня бранят,
А где такие мадригалы
Себе встречал я иногда:
E sempre bene, <<18>> господа.

XXXVI.
И что ж? Глаза его читали,
Но мысли были далеко;
Мечты, желания, печали
Теснились в душу глубоко.
Он меж печатными строками
Читал духовными глазами
Другие строки. В них-то он
Был совершенно углублен.
То были тайные преданья
Сердечной, темной старины,
Ни с чем не связанные сны,
Угрозы, толки, предсказанья,
Иль длинной сказки вздор живой,
Иль письмы девы молодой.

XXXVII.
И постепенно в усыпленье
И чувств и дум впадает он,
А перед ним Воображенье
Свой пестрый мечет фараон.
То видит он: на талом снеге,
Как-будто спящий на ночлеге,
Недвижим юноша лежит,
И слышит голос: что ж? убит.
То видит он врагов забвенных,
Клеветников, и трусов злых,
И рой изменниц молодых,
И круг товарищей презренных,
То сельский дом - и у окна
Сидит она... и всё она!

XXXVIII.
Он так привык теряться в этом,
Что чуть с ума не своротил,
Или не сделался поэтом.
Признаться: то-то б одолжил!
А точно: силой магнетизма
Стихов российских механизма
Едва в то время не постиг
Мой бестолковый ученик.
Как походил он на поэта,
Когда в углу сидел один,
И перед ним пылал камин,
И он мурлыкал: Benedetta
Иль Idol mio <<19>> и ронял
В огонь то туфлю, то журнал.

XXXIX.
Дни мчались; в воздухе нагретом
Уж разрешалася зима;
И он не сделался поэтом,
Не умер, не сошел с ума.
Весна живит его: впервые
Свои покои запертые,
Где зимовал он как сурок,
Двойные окны, камелек
Он ясным утром оставляет,
Несется вдоль Невы в санях.
На синих, иссеченных льдах
Играет солнце; грязно тает
На улицах разрытый снег.
Куда по нем свой быстрый бег

XL.
Стремит Онегин? Вы заране
Уж угадали; точно так:
Примчался к ней, к своей Татьяне
Мой неисправленный чудак.
Идет, на мертвеца похожий.
Нет ни одной души в прихожей.
Он в залу; дальше: никого.
Дверь отворил он. Что ж его
С такою силой поражает?
Княгиня перед ним, одна,
Сидит, не убрана, бледна,
Письмо какое-то читает
И тихо слезы льет рекой,
Опершись на руку щекой.

XLI.
О, кто б немых ее страданий
В сей быстрый миг не прочитал!
Кто прежней Тани, бедной Тани
Теперь в княгине б не узнал!
В тоске безумных сожалений
К ее ногам упал Евгений;
Она вздрогнула и молчит,
И на Онегина глядит
Без удивления, без гнева...
Его больной, угасший взор,
Молящий вид, немой укор,
Ей внятно всё. Простая дева,
С мечтами, сердцем прежних дней,
Теперь опять воскресла в ней.

XLII.
Она его не подымает
И, не сводя с него очей,
От жадных уст не отымает
Бесчувственной руки своей...
О чем теперь ее мечтанье?
Проходит долгое молчанье,
И тихо наконец она:
"Довольно, встаньте. Я должна
Вам объясниться откровенно.
Онегин, помните ль тот час,
Когда в саду, в аллее нас
Судьба свела, и так смиренно
Урок ваш выслушала я?
Сегодня очередь моя.

XLIII.
"Онегин, я тогда моложе,
Я лучше, кажется, была,
И я любила вас; и что же?
Что в сердце вашем я нашла?
Какой ответ? одну суровость.
Не правда ль? Вам была не новость
Смиренной девочки любовь?
И нынче - боже - стынет кровь,
Как только вспомню взгляд холодный
И эту проповедь... Но вас
Я не виню: в тот страшный час
Вы поступили благородно.
Вы были правы предо мной:
Я благодарна всей душой...

XLIV.
"Тогда - не правда ли? - в пустыне,
Вдали от суетной молвы,
Я вам не нравилась... Что ж ныне
Меня преследуете вы?
Зачем у вас я на примете?
Не потому ль, что в высшем свете
Теперь являться я должна;
Что я богата и знатна,
Что муж в сраженьях изувечен,
Что нас за то ласкает двор?
Не потому ль, что мой позор
Теперь бы всеми был замечен
И мог бы в обществе принесть
Вам соблазнительную честь?

XLV.
"Я плачу... если вашей Тани
Вы не забыли до сих пор,
То знайте: колкость вашей брани,
Холодный, строгий разговор,
Когда б в моей лишь было власти,
Я предпочла б обидной страсти
И этим письмам и слезам.
К моим младенческим мечтам
Тогда имели вы хоть жалость,
Хоть уважение к летам...
А нынче! - что к моим ногам
Вас привело? какая малость!
Как с вашим сердцем и умом
Быть чувства мелкого рабом?

XLVI.
"А мне, Онегин, пышность эта,
Постылой жизни мишура,
Мои успехи в вихре света,
Мой модный дом и вечера,
Что в них? Сейчас отдать я рада
Всю эту ветошь маскарада,
Весь этот блеск, и шум, и чад
За полку книг, за дикий сад,
За наше бедное жилище,
За те места, где в первый раз,
Онегин, встретила я вас,
Да за смиренное кладбище,
Где нынче крест и тень ветвей
Над бедной нянею моей...

XLVII.
"А счастье было так возможно,
Так близко!.. Но судьба моя
Уж решена. Неосторожно,
Быть может, поступила я:
Меня с слезами заклинаний
Молила мать; для бедной Тани
Все были жребии равны...
Я вышла замуж. Вы должны,
Я вас прошу, меня оставить;
Я знаю: в вашем сердце есть
И гордость, и прямая честь.
Я вас люблю (к чему лукавить?),
Но я другому отдана;
Я буду век ему верна".

XLVIII.
Она ушла. Стоит Евгений,
Как будто громом поражен.
В какую бурю ощущений
Теперь он сердцем погружен!
Но шпор незапный звон раздался,
И муж Татьянин показался,
И здесь героя моего,
В минуту, злую для него,
Читатель, мы теперь оставим,
Надолго... навсегда... За ним
Довольно мы путем одним
Бродили по свету. Поздравим
Друг друга с берегом. Ура!
Давно б (не правда ли?) пора!

XLIX.
Кто б ни был ты, о мой читатель,
Друг, недруг, я хочу с тобой
Расстаться нынче как приятель.
Прости. Чего бы ты за мной
Здесь ни искал в строфах небрежных,
Воспоминаний ли мятежных,
Отдохновенья от трудов,
Живых картин, иль острых слов,
Иль грамматических ошибок,
Дай бог, чтоб в этой книжке ты
Для развлеченья, для мечты,
Для сердца, для журнальных сшибок
Хотя крупицу смог найти.
За сим расстанемся, прости!

L.
Прости ж и ты, мой спутник странный,
И ты, мой верный Идеал,
И ты, живой и постоянный,
Хоть малый труд. Я с вами знал
Всё, что завидно для поэта:
Забвенье жизни в бурях света,
Беседу сладкую друзей.
Промчалось много, много дней
С тех пор, как юная Татьяна
И с ней Онегин в смутном сне
Явилися впервые мне -
И даль свободного романа
Я сквозь магический кристалл
Еще неясно различал.

LI.
Но те, которым в дружной встрече
Я строфы первые читал...
Иных уж нет, а те далече,
Как Сади некогда сказал.
Без них Онегин дорисован.
А та, с которой образован
Татьяны милый Идеал...
О много, много Рок отъял!
Блажен, кто праздник Жизни рано
Оставил, не допив до дна
Бокала полного вина,
Кто не дочел Ее романа
И вдруг умел расстаться с ним,
Как я с Онегиным моим.


К о н е ц.



"Eugen Onegin" - Übersetzung-Volltext nebst dem Original

"Eugen Onegin" - Übersetzung-Volltext nebst dem Original und der Übersetzung von Th. Commichau aus dem Jahre 1916

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