Viktor Eduard Prieb - Literatur
- Publizistik
Die Wahl 2009: Personen, Parteien, Standpunkte und Richtungen - alles für Arbeits- und Konsumsklaverei

Tja, die Wahl... Die naht, die drängt und hängt an jeder Laterne mit wohlwollenden, computergeglätteten Gesichtern von unseren angeblichen Wunschkandidaten aller Herren Parteifarben und ihren in ein paar Wörter verfassten Slogans.

Die reizt aber nicht! Dieser Wahlkampf unterscheidet sich von den vorigen nur in einem: Es geht mehr um eine Personenwahl und weniger bis gar nicht um eine Richtungswahl. Das einzig Positive ist es dabei: Es gibt keine persönlichen Schlammschlachten. Es gibt keine Schlammschlachten, weil keiner sicher ist, mit wem er sich nach der Wahl wieder vertragen muss.

Es geht deswegen um Personen, weil es nach wie vor keine Richtungsunterschiede und keine Zukunftsideen gibt. Es gibt nämlich nur eine längst ausgewählte ideenlose Richtung: mit immer mehr Gas – dem Wirtschaftswachstum um jeden Preis – gegen die Wand rasen! Dass diese Richtung Morgen zur unwiderruflichen und globalen Vernichtung unserer natürlichen Ressourcen als der Existenzgrundlage der Menschheit auf der Erde führt, interessiert heute niemanden! Für solche Zukunftsvisionen und -sorgen sind ja die vierjährigen Wahlperioden gar nicht ausgelegt.

Andererseits gibt es keine neuen Entwicklungsrichtungen, in der Politik wohl gemerkt, denn unter Intellektuellen und intelligenten Persönlichkeiten mit Visionen und mit dem freiem Denken sogar unter den Industriellen gibt es sie seit langem schon zur Genüge.

Es gibt diese neuen Entwicklungsrichtungen und Zukunftsideen nicht, weil es keine Persönlichkeiten in der Politik weit und breit zu entdecken sind, nur noch irgendwelche Personen. Die Personen, welche nichts außer altgekautem Zeug zu quasseln pflegen, nichts außer ihrer kleinen Süppchen aus heutigen Abfällen und nur für heute zu kochen wagen, nur ihre Macht für Morgen dadurch risikofrei zu erhalten hoffen und welche sich persönlich statt ihrer Süppchen zur Wahl stellen.

Was sind das aber für Personen? Nach welchen Kriterien sollen wir sie auseinander halten und wählen? Wen von den Gesichtslosen, oder vielleicht doch was sollen wir wählen? Ich versuche hier diese Personen sowie ihre Parteien und die ihnen fehlenden Visionen zu analysieren, um diese Fragen so kurz vor der Wahl wenigstens für mich selbst zu beantworten.

Was ist überhaupt eine Persönlichkeit? Eine Persönlichkeit ist ein Individuum, also derjenige, wer sich von allen anderen unterscheidet. Obwohl alle Menschen im Allgemeinen die Denkfähigkeit aufweisen, wenn sie auch nicht jeder und nicht immer benutzt, ist das Produkt des Denkens, eigene Gedanken, insbesondere an die grundlegenden, zeit- und raumlosen ewigen Fragen der Menschheit wie „Sein oder nicht sein?“, die man auch als philosophische Fragen bezeichnet, immer individuell! Manche behaupten sogar, dass wir den gesamten menschlichen Fortschritt auch geschichtlich gesehen nur einem kleinen Teil von etwa fünf Prozenten der Menschheit, den Intellektuellen nämlich, zu verdanken haben. Was diese aber für einen Dank dafür vom restlichen "Pöbel" erfuhren, erklärt Faust seinem Helfer und Antipoden Wagner noch am Anfang der Tragödie von J.W. Goethe:

Die wenigen, die was davon erkannt,
Die töricht g'nug ihr volles Herz nicht wahrten,
Dem Pöbel ihr Gefühl, ihr Schauen offenbarten,
Hat man von je gekreuzigt und verbrannt.


Dieser Erfahrung sind alle "Törichten", vor allem Politiker, seit eh und je auch bewusst.

So kann man schlussfolgern, dass jeder denkende Mensch auf jeden Fall ein Individuum sei. Zu einer Persönlichkeit wird so ein Denker aber nur dann, wenn er von eigenen Gedanken überzeugt ist und nach ihnen trotz aller konjunkturellen Überlegungen auch lebt. Wenn dieser auch noch den Mut trotz der Gefahr gekreuzigt und verbrannt zu werden, aufweist, die anderen von seinen Gedanken zu überzeugen und, zu so einem unbequemen Leben zu verführen versucht, wäre so eine Person schon eine politische Persönlichkeit!

Mit dieser Definition begeben wir uns auf die Suche nach unseren Wunschwahlkandidaten unter alldem, was sich so programmatisch und persönlich von jeder Laterne herab anbietet.

Da das Denken an sich und diese Zerrissenheit zwischen eigener inneren Überzeugung und der äußeren Konjunktur viel mehr noch tiefe Spuren in den Antlitz einer Persönlichkeit hinterlässt, ist diese durch solche Falten auch leicht zu erkennen. Diese Erkenntnis für die Gesichtsleser brauchen wir auf unserer Suche nach Persönlichkeiten unter den Wahlkandidaten dringend. Wir haben ja schließlich nur die Antlitze von den meistens unbekannten Kandidaten auf bunten Wahlplakaten an diesen Laternen für unsere Wahlentscheidung zur Verfügung. Die Wahlplakate liefern ja sonst keine weiteren essentiellen Informationen außer den unverständlichen bis sinnlosen Parolen.

Blöderweise sind all diese Gesichte auf den Wahlplakaten, wie ich schon sagte, so computergeglättet, dass wir auch hier trotz all unserer Gesichtsleserkenntnisse nichts über einen unbekannten Kandidaten ergründen können. Als ob uns eine Braut oder ein Bräutigam vermittelt wird. Obwohl, angesichts des künftigen langjährigen Zusammenlebens, auch für diese nicht gerade die beste Bewerbungsmethode gewesen wäre, sich verschönt, verjüngt und verfälscht darzubieten.

Wenn zu so einem fettglatten Gesicht wie das von einem Herrn Ingo Schmitt von der CDU oder von Andreas Geisel von der SPD in Berlin auch noch eine persönliche Beschreibung wie „geradlinig, verlässlich, kompetent“ unten steht, ist diese einfach unglaubhaft! Denn gerade die Geradlinigkeit, zum Beispiel hinterlässt nicht nur Falten sondern manchmal sogar richtige Narben im Gesicht!

Also, die Gesichtsleserei hilft uns bei dieser gesichts- und profillosen Wahl wohl kaum. Da bleibt uns nichts anderes übrig als doch auf die Parteizugehörigkeit zu achten und unseren Erfahrungen mit einer oder mit der anderen Partei zu vertrauen.

Gregor Gysi, Oskar Lafontaine (Die Linke)

Da haben wir zwei Gesichter, die nicht mal mit Computerhilfe geglättet werden müssen! Die sind nun mal von ihrem Naturell aus so fettglänzend glatt: Herr Gysi und Herr Lafontaine! Weil ihre Gesichter echt zu sein scheinen, so wie sie uns auch aus den verschiedensten Shows von diesen TV-Stars bekannt sind, können wir doch versuchen, die Gesichtsleserei anzuwenden.

Die einzige magere Feststellung: Vorsicht! Sehr glitschig! Dies bestätigt auch ihre politische Karriere, wo wir gleich bei der Parteizugehörigkeitsfrage sind. Herr Gysi: SED-PDS-Die Linke; Herr Lafontaine: SPD-PSG-WASG-Die Linke. Also, auch hier gilt nur ein Fazit: sehr glitschig! Mit dieser Eigenschaft "entschlüpften" die beiden als Wirtschaftssenator in Berlin bzw. als Finanzminister Deutschlands ihrer Zeit schnell der Verantwortung, die ihnen die beste Möglichkeit bat, ihre linken kommunistischen Parolen in die Praxis umzusetzen. Allein dafür würde ich persönlich ihnen diese unrühmlich-ehrenlosen Taten positiv anrechnen!

Aber wie „link“ der Politiker Lafontaine tatsächlich ist, zeigen uns seine Positionen zu konkreten historischen Fragestellungen. Die Linken als Kommunisten sind bekennende Internationalisten. Oskar Lafontaine bekämpfte mit allen Mitteln den Zuzug von Ausländern (Asylsuchenden) nach Deutschland, weil diese angeblich die Arbeitsplätze von deutschen Arbeitern gefährden würden.

Ein Nationalist ist er sowieso nicht, obwohl viele seiner Parolen mit denen von NPD übereinstimmen. Er war und bleibt derjenige, wer genauso vehement gegen den Zuzug von Deutschen aus der Ex-UdSSR mit der Begründung auftrat, dass diese angeblich die Sozial- und Rentenkassen Deutschlands überlasten würden, sprich Schmarotzen seien, die sich nur aus diesen Gründen irgendeine deutschstämmige Großmutter erfunden hätten.

Ein Patriot Deutschlands ist er dabei auf keinen Fall, denn dieselben Behauptungen wie oben betrafen die Ost-Deutschen, als er aus denselben Gründen zusammen mit damals noch seiner SPD-Partei vehement gegen die Wiedervereinigung Deutschlands stemmte.

Umso verwunderlicher ist es heute, dass er auf den Schultern von denselbigen unerwünschten „Schmarotzen“ aus der Ex-DDR und sogar von manchen Deutschen aus der Ex-UdSSR in den Bundestag wieder einfährt. Hier geht es schon nicht um den Wahlkandidaten Lafontaine, sondern um die Wähler, um ihre menschliche Würde und Ehre, falls sie schon von der Politik und der Demokratie nichts verstehen!

Nun die Wähler stehen leider nie zur Wahl, um sie zu wechseln, wie es sich manche Politiker gewünscht hätten. An der Stelle sollen diese Wähler die bekannten Sprüche nicht vergessen. Einer von denen lautet: „Jedes Volk verdient seine Regierung“ und der andere scherzt: „Die Politiker sind wie Tauben – sind sie unten, fressen sie dir aus der Hand, sind sie oben, scheißen sie dir auf den Kopf.“ Der zweite beschreibt die politischen Verwandlungen von Lafontaine am besten und der erste betrifft seine Wähler und deren Nostalgie an die alten linken Zeiten, wie ich es in meinem Gedicht schildere:

Altersalbträume

Das Leben kommt mal in die Jahre
Und treibt so manche in Zwiespalt,
Obwohl versuchen sie den Halt
In hier und heute zu bewahren.

Doch immer öfter sie verfallen
In die Vergangenheit und Träume,
Wo sie die Gegenwart versäumen
In dem gefährlichen Zeitfallen.

Und schon wird denen zum Verhängnis
Die Nostalgie an gute Zeiten...
Dort gab's im Leben keine Pleiten
Und weilte Glück auch im Gefängnis!

Sie trauern nach alten Regimen:
Die DDR war nicht so schlecht -
Auch dort verkehrte mal Geschlecht
Und gab's mithin auch Auberginen!

Geschweige denn von großem Bruder -
Sowjetischer Raketenmacht!
Vor UNS nahm sich sogar in Acht
Das ganze Revanchisten Rudel.

Mit diesem faulen Aufpäppeln
In der Misere Alterslebens
Bleibt manch' zu oft an selber kleben -
Versucht sich selber zu veräppeln.

Die Wahrheit bringe ich ans Licht:
Der Nostalgie liegt die Ursache
Nicht an umgebenden Tatsachen,
Sondern an Jugendzeit an sich.

Ein Kind ist auch im Knaste glücklich,
Denn dieses kennt das Draußen nicht.
In seinem Dunkel ohne Licht
Glaubt es im Alter daran wirklich.

Das einzige, was bei diesem politischen Schmarotzen „links“ ist, ist seine hinter dem Slogan „Für mehr Gerechtigkeit“ versteckte und in der „kommunistischen“ UdSSR mal erprobte Verteilungspolitik. Die Grundlage dieser Politik hilft auch sonstiges Verhalten von Lafontaine besser zu verstehen.

Diese Politik besteht darin, die Reichen zu berauben und am liebsten gleich als Klassenfeinde zu eliminieren, und das Beraubte in ein Verteilungsfuttertrog für die Armen zu schmeißen. Das Problem ist es nur, dass für die „gerechte“ Verteilung irgendwelche Verteiler wie Lafontaine her müssen. Es wird dabei das Meiste aus dem Futtertrog an diese Verteiler auch verteilt, wie es in der UdSSR und auf der „Farm der Tiere“ von George Orwell auch geschah.

Dass es so funktioniert, zeigte nicht nur die Erfahrung der UdSSR, sondern die Erfahrung von Lafontaine als der Verteiler in Saarland höchstpersönlich. Der Futtertrog des ärmsten Bundeslands unter der Führung des Ministerpräsidenten Lafontaine wurde Jahr für Jahr von den reichen Bundesländern im Rahmen des Finanzausgleichgesetzes sowie vom Bund durch Kohlesubventionen gefüllt und dem Verteiler Lafontaine zur Verfügung gestellt.

Der aus demselben Futtertrog „gutverdienende“ Lafontaine, wie er sich selbst immer kokett bezeichnet, bediente sich darüber hinaus noch mit einem Betrag von 230 000 DM! Er hat diesen allerdings ohne Streit zurückgezahlt, nachdem er erwischt wurde. Es ist dann doch klar und liegt in der Natur von Futtertrog-Nutzern, dass alle Eindringlinge sogar mit einem Anspruch auf denselben Futtertrog, sei es Deutsche aus der DDR, oder aus der Ex-UdSSR oder sonstige Ausländer, von so einem Schmarotzen vehement abgewehrt werden. Das an ihn Verteilte mit den anderen zu teilen, war nun nie die Schwäche von ständig notleidenden Kommunisten Lafontaine!

Frank-Walter Steinmeier (SPD)

Der SPD-Kanzlerkandidat ist ein intelligenter, dementsprechend ausgebildeter, dementsprechend kompetenter Politiker und sogar ein feiner Kerl mit menschlicher Größe und Würde! Das sind alle Charakteristiken, die nicht gerade einen Arbeiterkämpfer von Ursprüngen der SPD bis zu Willi Brandt auszeichnen.

Das ist aber auch sein Problem in heutigem Wahlkampf. Man erwartet von ihm traditionell flammende Reden mit Schaum vor dem Mund, welche sein Proletariat auf die Barrikaden treiben sollen. Gezwungen dazu gibt er sich auch die Mühe und verliert dabei seine Individualität, indem er auf seinen Kundgebungen den „letzten Mohikaner“ von dieser Sorte, Gerhard Schröder, mit Gebrüll eines brünstigen Bullen abzugeben versucht, statt seine Intelligenz spielen zu lassen.

Das ist auch das Hauptproblem der SPD und nicht des modernen SPD-Politikers Steinmeier, der eher ein Opfer der Orientierungslosigkeit der SPD ist. Dieses Problem besteht darin, dass es kein Proletariat im traditionellen marxistischen und SPD-Sinne mehr gibt. Somit bleibt die SPD immer mehr eine basislose und orientierungslose Partei. Besonders nachdem Lafontaine den restlichen schwindenden linken Flügel der SPD abgerissen und in die neue Partei „Die Linke“ entführt hat. Es ist auch kein Zufall, dass dieser Bruch zur Schröder-Zeit stattgefunden hat.

Schröder, der Lehrling von Willi Brand in seinen Wahlkampfmethoden, hatte die Situation begriffen und rückte seine SPD-Partei auf der Suche nach neue Klientel in die Mitte. Schließlich hat er die traditionelle, wenn auch schwindende SPD-Wählerschaft mit Agenda 2010 inklusive Harz IV verriet und vergrault.

Kanzler Schröder als Person war der erste SPD-Umbruchspolitiker, der zwar traditionell aus einer Arbeiterfamilie mit den ärmsten Verhältnissen stammte, aber sich alle Vorteile des modernen „Proletariers“ mit seiner unstrittigen Intelligenz und mit seinem durch das Kindheitselend als Psychokomplex verursachten Streber-Ehrgeiz durch Bildung, Selbstbildung und ständiges Schuften nachgeholt hat.

Dies verschaffte ihm ein Selbstvertrauen, das in Zusammenspiel mit dem Minderwertigkeitskomplex aus seiner Kindheit zu einem „kleinen Führer“ machte, wer dem „Großen“ – insbesondere in die letzte Zeit seiner Kanzlerschaft – in seinen diktatorischen Zügen immer mehr ähnelte.

Kanzler Schröder ist eine kontroverse und im Grunde genommen tragische Figur. Sein Minderwertigkeitskomplex machte ihn nach dem Erhalt der lang angestrebten Macht eitel und korrupt. Diese Macht wollte er nicht um Deutschland etwas Gutes zu tun, sondern um unter die Mächtigen zu kommen. Es genügt, uns an die Riesenzigarrenschachtel als Geschenk von Ferdinand Piëch gleich nach der Wahl zum Kanzler, an die Eintrittskarten in die Oper von demselben Ferdinand Piëch zu erinnern.

Es tat mir persönlich Weh, den Oberst eines der mächtigsten Länder der Welt voll Ehrfurcht neben Piëch – einem „kleinen“ Bürger dieses Landes – zu sehen. Wohin diese Charakterzüge unseren Ex-Kanzler führten, wissen wir heute auch: ins „Gazprom“ – ein russisches staatliches Riesenunternehmen, das die „lupenreine Demokratie“ Russlands mit allen ihren dunklen Seiten gestaltet.

Nach der Machtübernahme genoss Kanzler Schröder seinen Kanzlersessel in vollen Zügen. Er wurde wahrscheinlich durch seine Ehrfurcht vor Piëch zum Autokanzler ernannt. Ansonsten sind diese vier Jahre für das dringend reformbedürftige Deutschland durch Schröders „Politik der ruhigen Hand“ glatt verloren gegangen. Er schien auch vor den US-Amerikanern Ehrfurcht zu haben. Die Begründung für seine "ruhige Hand" lautete: „Die Amerikaner machen das schon, und wenn sie das machen, zieht unsere Wirtschaft nach...“.

Dieser Ehrfurcht sind wir alle nach dem 11. September 2001 zu Opfern gefallen. Der Kanzler degradierte auf einen Schlag alle Deutschen zu Amerikanern. Und wie echte Amerikaner mussten wir unsere Söhne begeistert nach Afghanistan schickten – in einen neuen „Vietnamkrieg“, aus dem es bis heute noch keinen Ausweg zu sehen ist.

Kaum haben wir uns daran gewöhnt, Amerikaner zu sein, kamen das nächste Wahljahr und der nächste amerikanische Krieg im Irak auf uns zu. Wir wurden auf einmal von dem Kanzler zu Antiamerikanern erklärt! Es ist nur noch ein Indiz dafür, wie leicht die Nachkriegsdeutschen mit ihrer Nationalität umspringen. Es ist schon mal gut allein um Soldatenlebens Willen gegen Krieg zu sein. Doch so eine „Konsequenz“ und „Kontinuität“ in der Politik, wo man erst begeistert in einen gut begründeten Krieg einspringt, dann die Fortsetzung desselben gut begründeten Kriegs vehement ablehnt und die aktuellen gerade geschmiedeten Koalitionen bricht, war schon immer in der Geschichte ein Grund für Kriege zwischen den Koalitionspartnern. Zeitweilig sah es auch danach aus, als der Kanzler die EU verließ und neue Dreiachse Berlin-Moskau-Paris bildete, als ob man sich auf den Krieg gegen die USA vorbereitete. Mann, Mann, Mann war es haarsträubend im Jahre 2002!

Dank diesem Amoklauf und Oder-Hochwasser gewann allerdings Schröder, wenn auch knapp, die neue Wahl. Nach der Abkehr von den USA wurde seine Hand plötzlich nicht mehr ruhig, sondern eher hektisch. Wahrscheinlich begriff er als Antiamerikaner endlich, dass die Deutschen nach 1945 endlich und bereits seit zehn Jahren selbst um ihre inneren Probleme kümmern dürfen und müssen!

Angesichts dieser vier verlorenen Jahren musste alles nun doppelt so schnell und somit wie immer bei der Hektik auf Kosten der Qualität gehen. Jeden Tag kamen neue Gesetze, welche sogar die erfahrenen Juristen in diesem Gesetzdschungel zu Laien machten. Abschließend kam die von dem Strategen Frank-Walter Steinmeier vorbereitete „Agenda 2010“ mit der von dem Personalchef von VW ausgearbeiteten Harz IV-Reform. Der Name Harz ist mittlerweile durch die Sexreisen-Finanzierung von demselbigen noch mehr bekannt geworden!

Diese Reform verankerte gesetzlich die alte kommunistische Parole „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen!“ nun gegen die Werktätigen selbst. Ursprünglich war diese aggressive Parole eigentlich gegen Ausbeuter aller Art und Gegner der Werktätigen gerichtet. Sie führte zur Zersprengung der SPD-Partei selbst sowie zum Bruch mit der „Arbeiter-klasse“, was auch immer dies heute bedeuten mag.

Wenn man sich an diese – Gott sei Dank! – vergangene Zickzack-Hektik-Politik von Kanzler Schröder und an seine Selbstdarstellung am Wahlabend 2005 erinnert, kann man schon denken, dass der Mann nicht nur an diesem Abend mindestens durch Ecstasy gedopt gewesen war.

Frank-Walter Steinmeier hat diesen Minderwertigkeitskomplex nicht, weil er es nicht so schlimm wie Schröder in seiner Kindheit hatte. Deswegen besteht keine Gefahr wenigstens, dass er seine Macht missbraucht. Der Ruf des Vaters der „Agenda 2010“ bleibt aber an ihm wie Harz weiterkleben.

Jürgen Trettin, Renate Künast (Bündnis 90/Die Grünen)

Die aus der Antikriegs- und Umweltschutzbewegungen entstandene Partei ermöglichte und mitveranstaltete die Außen- und Innenpolitik von Kanzler Schröder, und zwar nur der Macht wegen. Die von und aus den früher mal den UdSSR-Kommunismus im Westen angestrebten und nun „ergrauten Achtundsechzigern“ zusammengewürfelte Partei wird heute vom Polizisten-Arschtreter und nun dem Außenminister Deutschlands Joschka Fischer angeführt.

Soviel zur Glaubwürdigkeit dieser Multikulti-Partei, die trotzdem noch genug Wähler unter den Achtundsechziger-Nostalgikern findet, ähnlich wie die PDS unter den DDR-Nostalgikern. Jürgen Trettin, der anfängliche Kommunist, machte sich nicht nur durch die Einführung vom Dosenpfand in Deutschland bekannt. Er hat den Generalsekretär der CDU, Laurenz Meyer, zu einem Skinhead dafür abgestempelt, dass Herr Meyer sich zu einem Patrioten Deutschlands und zum stolzen Deutschen bekannte! Trettin selbst, ein flammender Gegner alles Deutschen, dient dabei „dem deutschen Volke“ als Bundesminister und Bundestagabgeordnete.

Die Grünen haben ihre Kommunismus- und Antikriegseinstellungen längst, seit dem Zerfall des Ost-Blocks und seit dem Krieg im Afghanistan, abgelegt. Ihre Umweltschutzgrundlagen sind nicht nur von regierenden Parteien übernommen worden, wo auch Frau Künast mit ihrer Intelligenz und Pragmatismus leicht ihre neue politische Heimat finden könnte. Sie sind neuerdings auch von führenden weltweit agierenden Unternehmen übernommen worden, die endlich begriffen haben, .dass die von ihnen verursachten Umweltschäden auch ihren wirtschaftlichen Prosperität schaden. So sucht diese Partei auch nach ihrer neuen Klientel, ohne sich dabei etwas originell-visionäres einfallen zu lassen.

Aber wenn man bedenkt, dass das politische Spektrum Deutschlands wegen dieser vielen linksorientierten Parteien ohnehin zu asymmetrisch nach links gerutscht ist, wäre diese Partei bereits überflüssig. Der deutsche Wähler hätte auf sie ruhig verzichten können, um sich mehr um Deutschland, um seine Leitkultur und Identität und nicht um irgendwelche Multikulti-Probleme oder Jamaika-Umstände zu kümmern. Das entspräche dann dem Motto: „Der Moor hat seine Schuldigkeit (mit Umweltschutz) getan, der Moor kann gehen!“.

Guido Westerwelle (FDP)

Die FDP bezeichnet sich als neoliberal und beansprucht aufgrund dessen die Wirtschaftskompetenz. Vielleicht ist es dem so vielleicht aber auch nicht. Man kann es nicht mit Sicherheit sagen, denn sie war schon lange nicht mehr an der Macht, um ihre Kompetenz zu beweisen. Und wenn sie es war, oder in einigen Bundesländern noch ist, kommt sie als „Zünglein an der Waage“ sowieso kaum mit ihren „durchbrechenden“ Wirtschaftsvisionen – sollte sie diese haben – nicht zu Entfaltung.

Das diese Bundesländer wirtschaftlich stark sind, ist wohl nicht die FDP schuld, sondern eher umgekehrt: Die FDP wurde dort von Wirtschafts-Anhängern gewählt, um ihre durch die Kriegsfolgen bedingte übermäßige Konzentration von Großunternehmen entstandene starke Wirtschaft den verheerenden rot-grünen Experimenten nicht auszusetzen.

Aber sei es drum! Schließlich verbirgt sich in der Abbreviatur „FDP“ kein „W“ für Wirtschaft. Und der Vater der sozialen Marktwirtschaft gehörte, wenn auch umstritten zu CDU. „FD“ steht eigentlich für freie Demokraten, wo ich die Betonung aufs „F“ für „freie“ setze und nicht ganz verstehe, was „unfreie Demokraten“ als der Gegensatz dazu bedeuten sollte. Darum nennen sie sich „Liberale“, weil „liberty“ im Lateinischen nichts anderes als Freiheit bedeutet.

Darauf basieren alle Liberalismus-Lehren, egal klassische oder neue: Auf der Freiheit jeden Individuums durch die Beschränkung staatlicher Eingriffe auf ein unerlässliches Minimum. In dieser Forderung nach Freiheit wird die kaum zu bestreitende tiefst soziale Idee verkündet, dass der Fortschritt und Glück der ganzen Gesellschaft nur als Summe des Erfolges freihandelnden und strebsamen Einzelnen erreicht wird!

Der Neuliberalismus, mit dem sich die FDP schmückt und wofür sie von dem Kommunisten Lafontaine beschimpft wird, kam an die Reihe auch als die Grundlage der sozialen Marktwirtschaft, nachdem diese Freiheitsidee durch das zu freie, zur Verzerrung des Wettbewerbs führende Handel von Kartellen und marktbeherrschenden Großkonzernen zu eigenem Wohle und nicht zum Wohle der Gesellschaft missbraucht wurde.

Der Neuliberalismus fordert nun die staatliche Ordnung für die Wiederherstellung des Wettbewerbs bei der fortschreitenden Freiheit der Wirtschaft von staatlichen Eingriffen. Also, die ursprüngliche individuelle Freiheit ist bei dieser Globalisierungsentwicklung auch bei Liberalen auf der Strecke geblieben.

Die US-Amerikaner haben dieses Abschlachten der individuellen Freiheit allerdings gar nicht gemerkt, sind auf diese Freiheitsleiche stolz, propagieren und exportieren diese sogar mit Waffengewalt in die anderen „unfreien“ Länder.

Bei allem Neuliberalismus der FDP sind heutige Versuche vor allem von Lafontaine ihr und sogar Guido Westerwelle persönlich, wer immer schon für die Freiheit der Wirtschaft und Banken von der staatlichen Einmischung plädierte, an der Finanzkrise schuldzugeben, viel zu heuchlerisch. Lafontaine ist ja offiziell als Gegner jeder Freiheit bekannt.

Er schränkte mit seiner Ministerpräsidenten-Macht in Saarland die Pressefreiheit ein. Er war in einer Talkshowrunde gegen die durch das bedingungslose Grundeinkommen gewährleistete individuelle Freiheit der Arbeitnehmer. Konkret gegen diese Freiheit für sein Proletariat vor allem. Seine mit abscheulichem Grinsen verkündete Argumentation basierte auf seinem Voraussehen, dass die Proletarier ihre dadurch gewonnene Freiheit ausschließlich dazu verwenden werden, sich 24 Stunden tagtäglich in Kneipen totzusaufen. Dem Herrn ist aber alles recht, um für sich ein populistisches Kapital aus der Unzufriedenheit der Bürger zu schlagen!

Die Schuld an der Finanzkrise liegt einzig und allein in unserer menschlichen Natur! Ich meine dabei natürlich auch die Natur von Bankern. Die Meisten von uns wollen ja ihr Geld für zehn, zwanzig und am besten gleich für hundert Prozent Rendite anlegen, gut ohne jegliche Bankberatung wissend, dass alles über das reale wirtschaftliche Wachstum von 2-3% zum Glückspielen wie das Lotto oder Roulett mit entsprechenden Riesenverlustrisiken gehört. Die Anleger zwingen buchstäblich mit solchen Ansprüchen die Banken dazu, mit ihrem Geld dieses Roulett zu spielen.

Also, sowohl Banker als auch ihre Kunden und somit die ganze Welt werden schließlich von Gier regiert. Die Meisten von uns wollen auch ein eigenes Häuslein erwerben und dazu von Banken hohe Kredite verlangen. Kredite, die am besten ohne jegliche Prüfung und, wenn es geht, ohne eigenes Kapital und ohne jegliche Bürgschaften vergeben werden sollen. Wenn die Banken es uns wie heute in der Krise nicht gewähren, beschimpfen wir sie. Gerade dadurch, was wir so alles wollen, wurde diese Finanzkrise ausgelöst. Es ist noch schlimmer:

Schul-Denkriese

Das Gespenst des Kommunismus
Ging mal in Europa um...
Dieses des Kapitalismus
Tut dasselbe wiederum!

Banken haben es begriffen
In der schier maßlosen Gier,
Politik im Würgegriffe
Zu besitzn, um zu regiern.

Politik macht jetzt die Schule,
Endlich lernt sie mal zu zählen -
Nach der Eins wie viele Nullen
Werden uns die Banken stehlen.

Lehrer antworten Finanzen,
Habend keinen blassen Schimmer,
Ossi-Weib ward Bundeskanzler.
Tja, der Kater wird zum Schwimmer!

Kriseln Deutschland und Europa,
Alle retten Griechenland.
"Troika" spielt den Meister Proper,
"Reinigt" dessen Widerstand!

Die verdammte Schulden-Krise
Treibt uns alle noch in Wahnsinn.
Lehrern fehlt ein Schul-Denkriese,
Wer die Krisen kriegte hin!

Die Krise löste sich in den USA aus, nicht weil sich die Bush-Regierung wenig in die Bankgeschäfte einmischte, sondern gerade weil Bush den Banken vorgegeben hatte, den Amerikanern ihren Vollbehausungstraum durch erleichterte Kreditvergabe zu ermöglichen. Allerdings war die US-Regierung ganz neuliberal nicht bereit sich in die Bankgeschäfte einzumischen und die hohen Zinsen und Risiken staatlich zu übernehmen.

In derselben menschlichen Natur liegt es, die Schuldigen neben sich draußen und nicht bei sich selbst zu suchen und voller Wut darauf zu warten, dass diese Schuldigen von jemandem von oben im Namen der Gerechtigkeit bestraft werden. Es ist zwar kontraproduktiv, weil wir uns selbst damit aus den Entscheidungen und Problemlosungen gerne ausschließen, dafür aber viel bequemer. Das heißt, sich aus der Verantwortung zu stehlen, statt unser eigenes Fehlverhalten zu analysieren und es mit eigener Macht radikal zu verändern!

Und die Probleme, sei es Finanz- oder Klimakrise, sind so offensichtlich von menschlicher Natur, dass sogar mein achtjähriger Enkelsohn bei unserem Tandem-Nachgrübeln darüber auf die einfachste Lösung für die Konsum- und Spaßgesellschaft kam:

Eine kaputte Flasche, die Welt gerettet hatte

Mir ging einst Flasche voll kaputt!
Und wie es mir auch sehr leidtut,
Ist alles doch nicht ganz so schlimm -
Ich konnt' es eher nicht bestimmn.

Das Pfand ist zwar endgültig weg,
Wir finden trotzdem einen Weg,
Auch ohne auszukommen
Mit eigenem Einkommen!

Wir essen nicht mehr kaltes Eis,
Verzichten auch auf Importreis.
Wir sparen schädliches Benzin
Und fahren ab nun nirgends hin!

Wir kaufen keine Kleider mehr
Und laufen nackig wie am Meer!
Wir bleiben stur und lange dran
Dann schließt sich jeder Mensch uns an!

Die Krise macht die Welt grad krumm,
Die Flasche sei gepriesen drum! -
Sie rettete uns alle
Vor schrecklichem Finale!

Trotz den Anschuldigungen, zu „kapitalistisch“ zu sein, gewinnt „das Zünglein an der Waage“ allmählich an Gewicht. Die Wähler sind einerseits durch die Finanzkrise verunsichert und lassen sich gerne davon überzeugen, dass diese nur durch das weitere übermäßige und neue Arbeitsplätze schaffende Wachstum der Wirtschaft zu überwinden sei, und nur die FDP mit ihrem Verständnis von Liberalismus dazu geeignet sei.

Andererseits liegt es an der für Politik sehr ungewöhnlichen Ehrlichkeit und Standhaftigkeit von Guido Westerwelle und seiner Partei in Sachen Koalitionen und Jamaika-Diskussionen. Dieser haben wir die heutige in der Krise notwendig starke große Koalition mit Kanzlerin Merkel und eine gewisse Sicherheit gegen die Lafontaines-Plage in unserem Bundestag zu verdanken. Irgendwie ist es auch sympathisch zu beobachten, wie sich Guido von einem pubertierenden Politiker zu einem Staatsmann in diesen Oppositionsjahren entwickelte.

Die Forderungen von Westerwelle nach Steuersenkungen klingen vielleicht gerade in der Zeit der höchsten Staatsverschuldung populistisch und unglaubhaft, sind aber bestimmt ökonomisch durchkalkuliert und durch die Selbstfinanzierung begründet. Die Idee: „Die Menschen sollen mehr netto von brutto in der Tasche haben" ist allerdings nicht aus der Menschenliebe entsprungen, sondern aus ökonomischem Kalkül, die Innenkonjunktur durch das verstärkte Konsum anzukurbeln. So kommt auch die Selbstfinanzierung zustande und so entstehen neuen Arbeitsplätze. Also, es geht im Prinzip um dieselbe von Westerwelle stark kritisierte Abwrackprämie nur werden wir als unersättliche und verblödete Konsumenten zum Wrack gemacht.

Er ist sich anscheinend sicher, dass wir dieses „Mehr Netto“ und noch viel mehr von unserem Ersparten oben drauf wie bei der Abwrackprämie eben auch für die Güter gleich ausgeben, die wir gar nicht brauchen, und dass wir alles, was wir im Überfluss egal alt oder neu bereits haben, wegwerfen und erneut anschaffen.

Das Geld wegwerfen, statt es als Reserve für unsere Kinder zu deponieren, damit sie es später nicht so ganz schlimm mit unseren Staatsschulden haben. Ich will nicht behaupten, dass jeder von uns alles im Überfluss hat. Natürlich meine ich damit die „Arbeitsplätze“, zu denen Menschen von allen Parteien immer mehr degradiert werden. Diese verdienen genug, um alles zu haben (mehr als 51% Arbeiter haben eigene Häuser und Grundstücke). Nur diese beträfe auch die Steuersenkung. Diejenigen, die nicht arbeiten oder schlecht entlohnt werden und deswegen noch nicht alles haben, würden von dieser Steuersenkung sowieso wenig bis gar nichts kriegen.

Also, Guido Westerwelle und seine FDP bleiben nach wie vor streng neuliberal und sind keineswegs zu Philosophen und Philanthropen geworden. Sie kämpfen unerklärlicherweise trotz ihrem „F“ in dem Parteinamen nicht für die individuelle Freiheit und die Selbstbestimmung in der Beschäftigung jedes Einzelnen!

Angela Merkel (CDU) – Die Kanzlerin

In dieser politologisch laienhaften, aber wissenschaftlich professionellen Analyse versuche ich objektiv, wie es nur möglich ist, zu bleiben. Was Frau Merkel betrifft, kann ich allerdings meine Subjektivität nicht unterdrücken. Sie, als Physikerin und Dr. rer. nat., ist nun meine Kollegin, deren Fähigkeit abstrakt, sprich in Visionen, und gleichzeitig streng logisch und scharf analytisch zu denken, berufsbedingt bis zur Berufskrankheit wird und mir geläufig ist.

Als sie zu Kanzlerin gewählt worden war, war ich aus diesen Gründen euphorisch begeistert. Ich hatte dabei jedoch das Gefühl, einer der wenigen gewesen zu sein, die verstanden haben, um was es hier eigentlich geht. Um was für ein Glücksfall für Deutschland, während sich so ein mächtiges Land wie die USA mit Präsidenten Bush bestrafte.

Das Besondere daran ist nicht ihr Geschlecht und nicht die Tatsache, dass die Wählerschaft des katholisch geprägten Deutschlands ihre Vorurteile überwunden und eine Frau zum Landesoberst gewählt hatte, sondern daran, dass ein Intellektueller auch noch weiblichen Geschlechts zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit zum direkten Regieren durch freie Wahlen kam!

Ohne dieses Glück zu begreifen, betrachteten Deutsche ihre Kanzlerin in der Anfangsphase als ihre Braut und diskutierten viel über ihr Aussehen. Ein deutsches Phänomen und ein Glücksfall waren das, weil Physikerin Merkel nur durch ihre Kindheit in der DDR all das angeeignet hatte, was ein Politiker dringend braucht: Sich zu verstellen und zu verstecken, nichts preiszugeben, Kompromisse zunächst mit sich selbst und dann mit allem und allen um sich herum zu schließen usw.

Die Eigenschaften also, die einem Intellektuellen als einer ausgeprägten, oben definierten Persönlichkeit normalerweise total fremd sind und somit jede seine Parteizugehörigkeit und politische Tätigkeit ausschließen! Deswegen waren sie in der Geschichte nie an der Macht und deswegen werden sie nach der Merkel-Zeit nie wieder an der Macht sein, sei denn, die Gesellschaft sich in eine im Sinne dieser politischen Eigenschaften andere Richtung entwickelt. Deutschland kann auch darauf stolz sein, dass es mit Merkel den rassistisch geprägten und nun mit ihrer Wahl eines schwarzen, smarten und charismatischen Präsidenten überraschend ihre Reife und menschliche Größe bewiesenen USA drei Jahre zuvorkam.

Ich persönlich, als ihr Kollege-Physiker, erwartete von Kanzlerin ab nun sprudelnde Ideen zu Themen, welche alle Philosophen, die in der Antike alle Naturbeobachter also Physiker waren, und Intellektuellen seit Ewigkeit diskutieren, wenn diese Ideen auch mal utopisch klingen mögen. Stattdessen kam die zum Ziel gesetzte Idee über die Vollbeschäftigung, die ähnlich der USA-Idee mit der Vollbehausung den von denselben Philosophen immer gesuchten Weg zum menschlichen Glück öffnen soll!

Diese Idee ist aber sowohl utopisch als auch gerade im Sinne des menschlichen Glücks absolut menschenverachtend! Die Utopie dieser eigentlichen SPD-Ur-Idee besteht darin, dass nicht jeder Mensch nach seiner Veranlagung überhaupt fähig ist zu arbeiten. Allein diese Tatsache schließt die Vollbeschäftigung aus, sogar wenn es genug Arbeitsplätze irgendwann aus demografischen oder aus welchen auch immer anderen Gründen vorhanden gewesen wären.

Ich meine damit auch nicht die Schwerbehinderten. Es reicht mal in einem Supermarkt in der Warteschlange vor der Kasse zu stehen und zu beobachtend, wie unfähig manche Menschen sind, sogar ihre eigenen Einkäufe zu organisieren. Sie legen, wie es sich gehört, alle Waren aus ihrem überfüllten Einkaufswagen aufs Band und schalten sich einfach ab. Fordert die Kassiererin sie zum Zahlen auf, fangen sie an, nach ihrem Portemonnaie zu suchen und ihre Waren nicht wenigstens jetzt schnell in den Einkaufswagen zu schmeißen, sondern ganz gemächlich in verschiedene Taschen einzupacken, während die ganze restliche Schlange darauf warten muss, bis der dadurch lahmgelegte Betrieb wieder aufgenommen werden kann.

Dieser Verhaltensmuster ärgert zwar die restlichen Schlangensteher, liegt aber nicht oder nicht immer an Blödheit oder Behinderung dieser Menschen, die in diesem Moment, wenn auch unpassend, womöglich damit vollbeschäftigt sind, ihr Gedicht im Kopf zu Ende zu reimen oder von der Menschenliebe und vom Menschenglück zu träumen. Ich kann mir die Folgen dessen für einen Betrieb nicht ausmalen, wenn Frau Merkel diesen Menschen in ihrem Anstreben nach Vollbeschäftigung an ein Fließband ankettet. Meinen Zweifel daran ist so groß, dass er sogar ins Poetische aufstieg:

Zweifel an der Vollbeschäftigung

Fabriktor führt hin,
Zu vielen Arbeitsplätzen.
Das Leben'st dahin.
(aus meinen Haiku-Versen)
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"Ich hab' zu tun!" – klingt überall...
Ich nähre Menschen gerne mich:
"Du tust ja doch gerade nichts!"
"Ich geb' mir Müh'!" – klingt Widerhall.

"Was soll die blöde Ausrede?" –
So abgewiesen denke ich –
"Er leistet sonst ja wirklich nichts!
Sind dies bloß Spieles faule Regeln?"

So ist nun die Mentalität
Angeblicher Leistungsgesellschaft –
Angeben ist's, was Werte mehr schafft,
Als Resultates Qualität!

Was ist dabei nun diese Leistung,
Die alle meinen hier zu meistern?
Dies wissen kaum noch die Meisten,
Die um die Uhr rund Mühe leisten!

"Zutun" bedeutet nichts und viel...
Als "Nichts" erweist sich Förderband
Mit einzeln lebenslangem Griff für Menschenhand,
Mit dem des Roboters Profil!

Auch Bankiers so mit ihrem "Hedge":
Sie leisten regelmäßig Krisen
Nach einer Menge Blasen-Riesen
Und immer läng'ren Autos-Stretch!

Als "Viel" kommt wenig in Betracht:
Im Nu ein Heureka, Gedicht,
Ein Blitz Ideen – Gotteslicht!
Die ist nun kurz, die Schöpfertracht...

Trotz Kürze ist die Leistung da:
Sie hinterlässt für Menschheit Spuren,
Die in der Zukunft sind zu spüren!
Was hat zu tun der Schöpfer dann?

Die Leistung hat ja ihre Spitzen,
Die Tiefen kommen denen nach...
Aber Gesellschaft hält sich wach,
Der "Nichts-zu-Tuer" wird bespitzelt!

"Was? Fällt nichts ein? Das ist ein Jammer!
Wie wär's mit dem Ein-Euro-Job?"
Der Schöpfer meint: "Ich bin erschöpft!"
Und kriegt von Hartz gesetzten Hammer!

Erschöpft sein darf nur echter Schöpfer,
Zu tun hat nur die Politik:
Mit ihrem " Förderbänder "-Blick
Macht Menschen sie zu ihrem Opfer!

Gelobt sei Opfer an dem Band,
Der Steuer-Zähler und Bei-Träger!
Mit Arbeitsplätzen geht's zwar träge,
Dafür gedeiht der Wahlen Wahn.

Gewerkschaft von Marx-Engels-Jahren
Verblödet Masse mehr denn je
Zu ihrem faulen Rotmilieu
Und bildet Sklaven aus in Scharen!

Sie propagiert das "Voll-zu-tun"
An jedem Fließband in Fabriken,
"Wär' bloß nicht diese Herrscherklicke!" –
Bejammern Linke und Rot-Grün.

Die Schuld ist die Robotisierung:
Zum Teufel euch mit dem Progress!
Heil sei der menschliche Regress
Mit unserer Arbeitisierung!"

Ein roter Pfarrer Saarlands –
Es scheint zu geben dort nur Rotes! –
Verspricht "Zutun" im Namen Gottes
Und hat zu tun schon Jahre lang!

Er gibt sich Mühe in Gebeten,
Herrn Gott zu bitten um die Gnade,
Um Arbeitsplätze... Wo gerade?
An Förderbändern in den Ketten!

Geschöpf des Gottes, sein Nachahmen
Mit seinem ganzen Intellekt,
Hat sich wahrscheinlich so befleckt
Und so verdient's im Pfarrers Namen!

Jetzt reicht es aber, und ab nun
Ist eine Kluge an der Macht!
Ein pures Glück! Und was sie macht?
Verspricht schon wieder "Voll-zu-tun"!

Die Vollbeschäftigungsidee ist unmenschlich, weil die Zwangsarbeit vor allem an Fließbändern, aber auch an jedem anderen aufgezwungenen und der Berufung eines konkreten Menschen nicht entsprechenden Arbeitsplatz für die vom Gott nach seinem Ebenbild erschaffenen Menschen unwürdig ist und zur modernen Sklaverei gehört.

Was die Würde betrifft, ist derartige Vollbeschäftigung ein Verstoß gegen §1 unseres Grundgesetzes. Was Zerstörung vom Ebenbild Christi betrifft, ist es ein Verstoß gegen die im Buchstabe „C“ beinhaltende Grundlage der von Frau Merkel geführten Christlich Demokratischen bzw. deren Schwesterpartei Christlich-Sozialen Union. Was Sklavenarbeit betrifft, war sie noch nie produktiv, nicht in prähistorischen Sklavengesellschaften, nicht in den USA, nicht in der UdSSR. Das begreifen mittlerweile sogar Unternehmer-Kapitalisten selbst, die für Befreiung der Menschen von Zwangsarbeit durch das bedingungslose Grundeinkommen für jeden Bürger Deutschlands plädieren, und zwar nicht aus Menschenliebe, sondern einfach um die Produktivität ihrer Unternehmen zu erhöhen.

Die Kanzlerin hat mit ihrer Intelligenz, ihrer Geschicktheit und Kompromissbereitschaft die große Koalition über die volle Legislaturperiode gebracht, woran keiner – und ich auch nicht – vor vier Jahren glaubte. Ihre Intelligenz ist von Deutschen, die ihre Kanzlerin nicht mehr sexistisch oder „sexobjektiv“ betrachten, von ihren politischen Gegnern, von ausländischen Politikern und sogar von dem nicht besonders intelligenten G. Bush anerkannt worden.

Aber ihre Intellektualität hat sie leider nicht gezeigt! Anscheinend ist sie mehr eine Politikerin als eine Intellektuelle und somit noch ein Nachweis dazu, dass die beiden nie zusammenpassen. Sie muss auch keine Intellektuelle sein, welche eigene verrückte Ideen darbietet. Es gibt ja genug fremde Ideen im Umlauf, die jeder Politiker übernehmen und sogar für seine eigenen verkaufen könnte. Bestimmt hätte kein Intellektueller etwas gegen solche Verletzung des Urheberechts anzuwenden, wenn seine Ideen dadurch nur realisiert worden wären.

Zu so einer fast seit drei Jahrzehnten herumgeisternden Idee gehört zum Beispiel die Idee von bedingungslosem Grundeinkommen (BGE), die mit ihrem Motto „Freiheit statt Vollbeschäftigung“ direkt gegen die Programme von allen großen Parteien und gegen das politische Ziel von Frau Merkel auftritt!

Mich, einen an der Rotfarbenallergie leidenden, überzeugten Antikommunisten aus der "kommunistischen" UdSSR, heutigen deutschen Physiker-Philosophen und Humanisten, fasziniert einfach diese Idee! Ihre Verwirklichung wäre eine von der Menschheit langersehnte Erlösung von den meisten sich immer weiter vertiefenden und in den Krisen und Katastrophen mündenden Problemen unserer Gesellschaften. Die Idee ist gar nicht so neu: Sie war schon immer von Utopisten wie Thomas More erträumt und blieb als eine schöne Utopie auf der Strecke liegen, weil noch keine dafür mental und wirtschaftlich reife Gesellschaft da war, um sie zu verwirklichen.

Jetzt ist so eine Gesellschaft vorhanden vor allem in Deutschland, in dem wissenschaftlich-technologisch und wirtschaftlich am meisten entwickelten Land der Welt. Im Lande, in welchem es auch noch nie an Denkern und Visionären mangelte, wessen Ideen in die ganze Welt verbreitet worden sind. Über die BGE-Idee, ihre Verbreitung, Diskussionsstand, ihre Befürworter und Gegner kann man sich durchs Googeln mit diesem Suchbegriff im Internet ausführlich informieren (siehe z.B. die Fußnote).

Was ich jedoch als Argumente gegen die einem jeden gleich einfallenden Überlegungen hinzufügen will, ist folgendes: Diese Idee ist längst über die ursprüngliche Abstempelung zur Utopie hinausgewachsen und nachweislich weniger utopisch als die Idee von Vollbeschäftigung. Die Letztere ist im besten Fall einfach eine Selbstlüge, wenn nicht gar eine politische, egal von welcher Partei verbreitete Lüge.

Die Verwirklichung der BGE-Idee, z. B. ein Grundeinkommen von 1000 Euro monatlich für jeden vom klein bis alt, von arm bis reich – darin besteht unter anderem eben die Bedingungslosigkeit, ist finanzierbar und ersetzt das ganze teure bürokratische Apparat von Sozial-, Renten-, Kinderkassen. Sie entspricht der anderen ursprünglichen und besseren Seite der menschlichen Natur, dem Drang nach kreative Tätigkeit, nach Vollbeschäftigung aller seinen Kräfte und Erweiterung dieser Kräfte durchs Ergründen eigener Grenzen! Diese menschliche Seite ist der Garant dafür, dass die durch das bedingungslose Grundeinkommen von Angst zu hungern und obdachlos zu werden befreiten Menschen nicht in Kneipen vegetieren, wie es Lafontaine so viel von Menschen hält, sondern viel kreativer, produktiver und weniger konsumfreudig leben und arbeiten werden!

Gegen diese Idee sind erstaunlicherweise alle Gewerkschaften und alle roten Parteien und nicht nur Lafontaine. Also, die Funktionäre und Politiker, die das Glück des Proletariats auf ihre Fahnen geschrieben und dadurch eine gutbezahlte Vollbeschäftigung vor allem für sich selbst geschafft hatten. Sie haben berechtigterweise Angst davor, ihre Vollbeschäftigung zu verlieren, weil ihre Klientel aus Proletariern und überhaupt aus Arbeitnehmern mit der Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens verschwindet.

Deswegen auch hat diese Idee mit dem von diesen Parteien propagierten Kommunismus nicht das Geringste zu tun! Die Befürworter der BGE-Idee sind überall in der Gesellschaft quer über alle anderen Parteien und alle Sozialschichten von Arbeitnehmern bis Arbeitsgebern, geschweige denn von Intellektuellen zu finden.

Das Problem auf dem Wege der Realisierung dieser Idee ist nicht die Finanzierung, sondern die alte, uns von Sklaventreibern aufgezwungene Mentalität darüber, dass nur die entlohnte Arbeit die richtige sei. Es sei nur die Arbeit, durch welche jeder Mensch seine berühmten „Brötchen“ verdient. Wie viele Künstler aller Art hungerten stur in allen Zeiten und hungern auch heute noch, bis die wenigen von ihnen ihre „Brötchen“ bekamen. Oder bis die Gesellschaft die Mehrheit von ihnen als Faulenzer ohne „Brötchen“ verhungern ließ. Dies war die Mehrheit, die trotz aller Not nichts anderes außer ihrer Kunst „arbeiten“ wollte.

Diese primitive, menschenunwürdige Vorstellung: „In Löhn und Brot stehen“, führt gerade jetzt in diesem Wahlkampf dahin, dass alle einschließlich Frau Merkel über uns als Arbeitsplätze und nicht als Menschen reden, die womöglich etwas anderes brauchen und etwas anderes als nur statistisch-politische Arbeitsplätze sind. Diese Vorstellung in Köpfen unserer Gesellschaft radikal zu ändern, wäre es die erste Herausforderung und die Aufgabe für die Partei, die ich am 27. November 2009 gerne gewählt hätte.

Nur gibt es so eine Partei auf der Wahlliste nicht! Deswegen weiß ich nicht wie viele andere Wähler auch, wen und was ich wählen soll. Trotzdem gehe ich zu dieser Wahl und, wenn ich dann meinen Wunschkandidaten immer noch nicht identifiziere, wähle ich Kandidaten irgendeines Vereins, der mit Sicherheit nicht mehr als 0,001% Stimmen erhält. Wie die Russen zu sagen pflegen „Wenn schon sterben, dann bitte schön mit Musik!“. Dann weiß ich wenigstens, dass meine Stimme in diesen 0,001% ein wesentliches Gewicht gemacht hat.

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Ein Zitat aus dem Internetbericht über die Frau Meischberger TV-Sendung im März dieses Jahres über BGE:

"Die Sendung gab einen Ausblick darauf, was uns in diesem Wahlkampfjahr erwartet – die Parteien stecken fest, sie wandeln auf ausgetretenen Pfaden, wie auch Frau Maischberger feststellte. Die BGE-Befürworter sind umso mehr aufgerufen, in diesem Jahr mit vielen Wahlkämpfen diese vielen Möglichkeiten zu ergreifen, um das BGE bekannter zu machen und Politiker mit ihm zu konfrontieren. Die Finanzkrise erweist sich als Chance, denn sie ist eine Sinnkrise.“


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